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Forum: "Integration eines Schülers ohne deutsche Sprachkenntnisse?!"
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| EU-Recht machts möglich! | | von: nsch
erstellt: 22.02.2009 10:14:41 |
Hallo lupenrein,
diesen Fragen bin ich natürlich auch sofort nachgegangen und bekam vom Integrationsamt des hiesigen Landkreises die Auskunft, dass die Bewohner von EU-Mitgliedsstaaten überall in der EU wohnen können. Lediglich hier gemeldet müssen die Personen sein und einen Arbeitsvertrag vorlegen können. "Wer meint, in Deutschland bessere Lebensbedingungen vorzufinden, soll gerne kommen und seine Erfahrungen machen." (O-Ton der Sachbearbeiterin). Eingliederung und Unterstützung in Form von (Zwangs-)sprachkursen gibt es nicht. Der nieders. Erlass sieht vor, solchen Schülern max. 5 Std. pro Woche individuellen Sprachunterricht zu erteilen. Wenn es mehrere Fälle gibt, kann man auch Sprachklassen einrichten. Aber wer ist so blöd und wandert in ein Land aus, dessen Sprache man überhaupt nicht beherrscht??? Man könnte jetzt die Vorurteilsschublade aufmachen und sich nach den Gründen der Mutter für die Auswanderung fragen... Fakt ist, ich werde den 12jährigen Jungen, der von der Grundschule aufgrund des Alters verständlicherweise abgewiesen worden ist, weiterhin in meiner Klasse behalten. So sieht es auch die Landesschulbehörde. Die Integrationsbeauftragte des Landes Nds. ist mir seit 4 Wochen auch noch eine Antwort schuldig.
Welches Register kann ich noch ziehen???? Ich bin ratlos, vor allem weil man bei jeder Überlegung immer wieder auf die Sprachbarriere stößt.... Hoffe, dass es irgendwo einen ähnlichen Fall gibt, an dem ich mich orientieren kann.... nsch. |
| @nsch | | von: dafyline
erstellt: 23.02.2009 15:53:39 geändert: 23.02.2009 15:55:48 |
agressive kontaktnahme zu anderen schüler habe ich auch erlebt. damals war es ein mädchen, das den ersten tag seines lebens in der schule war (4. schuljahr!).
nach drei wochen war der spuk vorbei, da das mädchen zu sprechen begann (wir haben es vorher bewusst nicht dazu gedrängt). später hat es gemeint, angreifen (von den anderen als zwicken eingestuft) und schubsen wäre (vorerst) die einzig mögliche form der (sprachlosen) kontaktaufnahme gewesen. jetzt macht die junge dame in einem elitegymansium als klassenbeste matura...
kann schon sein, dass es sich hier um eine ausnahme handelt.
zurückstufen ist in ö (!) nur max 1 jahr möglich, da der wortschatz ja ein anderer ist und "nichts verstehen" (so fängt es ja immer an ) besser altersadäquat stattfinden soll.
es stimmt, die EU hat das problem verschärft, da EU-Bürger (egal welchen alters) zu keinen sprachkursen verpflichtet sind.
also betrifft es wirklich arme genauso wie kinder von diplomaten.
grade solche vorerst unbändigen mädchen und buben habe ich gefragt, was sie gerne lernen möchten (mit hilfe von bildwörterbüchern, kinderlexika, pc,..).
kaum war das interesse bekannt, stellte sich auch ein lernerfolg in der sprache ein, da ja sprache jetzt ein vehikel zum wissenserwerb für ein gewünschtes wissensgebiet darstellte.
absondern in jeglicher form in den pausen mag ja zweckmäßig sein - sicher nicht für den schüler, da er ja so keine möglichkeit zum ungesteuerten spracherwerb hat.
eine bemerkung kann ich mir nicht verkneifen: meine erwachsenen haben mir glaubhaft versichert: die deutschsprachigen bringen den nichtdeutschsprachigen ausdrücke (der eher uncharmanten art) bei - woher hätten sie es sonst?
auf jeden fall: kopf hoch und viel geduld!
dafyline |
| Problematik verschärft sich... großer Seufzer! | | von: nsch
erstellt: 23.02.2009 20:31:49 |
Vielen lieben Dank für Euer Interesse und die Antworten. Zur Klärung:
@silberfleck: ja, ein Zeugnis liegt vor, in dt. Sprache übersetzt und macht einen recht guten/normalen Eindruck. Keine Auffälligkeiten. (ich weiß aber von einer "Nenn"-Tante, dass es sehr wohl Probleme gab...) Es verschärft sich auch mehr und mehr der Eindruck, dass nicht die mangelnden Sprachkenntnisse das Problem sind, sondern wirklich das Verhalten!! Er grabscht die Mädchen an - verschiedene. Und der Hausmeister hat sogar eine Situation beobachtet!
@dafyline: leider geht es hier nicht nur um aggressive Kontaktaufnahme sondern darum, dass er immer wieder die Mädels angrabscht. (Natürlich auch eine Form der Kontaktaufnahme...) Spaß beiseite, denn es ist echt nicht witzig!! Das Absondern in den Pausen dient also vornehmlich dem Schutz der anderen.
Schon mehrmals hat er mir versprochen, es bleiben zu lassen. (So viel Deutsch beherrscht er inzwischen.) Aber kaum ist das ausgesprochen, dauert es keine Viertelstunde bis er das wieder macht.
Lassen wir mal die Sprachprobleme außen vor, dann ist dieses Verhalten aus meiner Sicht nicht zu dulden. Aber wie dem effektiv begegnen?
Bin nach wie vor ratlos... nsch |
| . | | von: palim
erstellt: 23.02.2009 21:11:45 |
Wenn es in der Schule so massive Probleme gibt, ist es vielleicht gut, sich Hilfe zu suchen.
Tja,
Niedersachsen sieht Dolmetscher vor ... aber es ist nicht immer leicht, welche zu finden.
Niedersachsen sieht auch Schulpsychologen vor ... aber es ist nicht immer leicht, diese zu finden...
Wenn der Schüler so auffällig ist, stellt sich die Frage, was er vorab erlebt hat.
Kann in dem Land, aus dem er kommt, etwas vorgefallen sein?
Gab es eine Flucht/ Verfolgung vorher?
Überlege dir, wo der nächste SchulPsy sitzt, ob du ihn/sie kontaktieren kannst/willst.
Da Gespräche notwendig sind, wäre es sicher doch gut, die sprachliche Barriere zu überwinden:
Gibt es eine Möglichkeit mit der Mutter/ der Tante oder jemand anderem zu sprechen?
Gibt es andere Eltern gleicher Nationalität an der Schule oder einer Nachbarschule, die vermitteln könnten?
Gibt es einen kulturellen Verein zu dieser Nationalität in der Nähe?
Wenn es jemand amtliches sein soll, könntest du beim Gericht nachfragen oder auf der Seite www.bduebn.de.
Außerdem würde ich mich erkundigen, ob es eine Möglichkeit gibt, zusätzliche Stunden zu bekommen (Schulleiter/ Schulrat!), entweder über die Stunden zum Ausländerförderunterricht oder über die betreffende Förderschule.
Palim |
| @nsch | | von: dafyline
erstellt: 23.02.2009 21:48:53 |
Schlimm, wenn sich die Situation verschärft!
Nochmals der Vorschlag, dass sich der junge Mann mit etwas, das seinen Interessen entspricht (nein, ich meine jetzt NICHT die Mädchen!) eben in der Pause beschäftigen darf. Natürlich ist auch das wieder ein Sonderstatus, allerdings keiner, der "strafmäßig" aussieht.
Die Frage nach der Herkunft ist ja schon angeklungen - dabei ließe sich aus dem kulturellen Background wohl auch einiges holen an Infos.
Sicher ist auch das "vorher" (Was hat er vor deiner Schule schon alles erlebt? Ist er traumatisiert? Wenn ja, aus welchem Grund?) mit einzubeziehen.
Optimal wäre sicher ein (männlicher) Psychologe, der seine Sprache spricht, da beim Übersetzen oft vieles nicht so ankommt (von der Sprache her nicht 1:1 übersetzbar oder aus dem kulturellen Kontext nicht mit der Türe ins Haus gepurzelt werden kann/soll/darf/..)
Kann es sein, dass der junge Mann mit seiner Art einfach Aufmerksamkeit/Zuwendung bekommen möchte (die er möglicherweise sonst nicht hätte)?
Aufmerksamkeit ist ja nicht unbedingt gleichbedeutend mit Anerkennung!
Tipps hast du ja schon viele bekommen - ich wünsch dir einfach, dass sich dein "Sorgenkind" positiv entwickelt.
dafyline |
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