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Forum: "Noch mehr Frust..."
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| Noch mehr Frust... | | von: alexandra2611
erstellt: 29.10.2006 13:36:22 |
Hallo,
Ich habe meine erste feste Stelle an einer Hauptschule und befinde mich noch in der Probezeit.
Ich habe zur Zeit Probleme mit meiner Klasse. Ich will diese Probleme gar nicht überdramatisieren, abgesehen von den handgreiflichen Auseinandersetzungen meiner Schüler, dachte ich, dass ich normale Probleme mit 7ern hätte. Mein Schulleiter sieht das ganz anders. Eigentlich wollte er nur meine Besuchsstunde nachbesprechen. Der Deutschunterricht sei ja fachlich, didaktisch u.s.w. in Ordnung gewesen, ich müsse aber vielmehr auf die Sauberkeit und Ordnung in meiner Klasse achten. Ich hätte die Schüler auffordern müssen, Papierschnipsel aufzuheben, darauf habe ich aber gar nicht geachtet, zumal die Schüler fegten, als wir kamen. Er hat betont, dass er ja sehr zufrieden mit meiner Arbeit für die Schulbibliothek wäre, dass aber in erster Linie der Unterricht laufen müsse. Da habe ich ihm gesagt, dass ich nicht den Eindruck hätte, dass mein Unterricht nicht läuft... Darufhin meinte er, dass sich Eltern am Elternsprechtag (Dienstag) über die Lautstärke in meiner Klasse beschwert hätten und dass es nicht gehen würde, dass eine gut geführte nette 6 so aus dem Ruder laufe... Ich solle meinen Schülern gegenüber weniger Verständnis zeigen und viel mehr Druck ausüben. Schulleitertipp: Strafarbeiten...
Mich ärgert die Art und Weise dieses Gespräches... Ich wurde überhaupt nicht nach meiner Einschätzung der Situation gefragt. Es mag sein, dass es in meiner Klasse phasenweise zu laut ist, daran arbeite ich. es mag sein, dass das mit meiner mangelnden Konsequenz zusammenhängt, aber ich mache das zum ersten Mal. Ich arbeite noch an meinem "pädagogischen Profil"... Teilweise hängen meine Probleme aber auch mit strukturellen Problemen zusammen: Einen massiv störenden Schüler kann ich zum Arbeiten vor die Tür setzen... was ist mit dem zweiten? Dem dritten? Dem vierten?? Es kann sein, dass ich eine pfiffige Klasse habe, sie sind sicher auch alle für sich nett, aber einige meiner Schüler tragen ein ganz schönes "Päckchen" mit sich herum. Diese Probleme tragen sie mit in den Unterricht und dagegen hilft Druck? Abgesehen davon arbeite ich auch nicht nach der Kuschelmethode... Ich führe ein Mitteilungsheft, habe die Eltern über das Verhalten ihrer Kinder im Unterricht in Form von Briefen und Telefongesprächen informiert...
Hat jemand Erfahrung mit der Probezeit? Und Tipps wie ich meinem Schulleiter nun begegne? Und wie gehe ich mit meiner Klasse um?
Ich bin rat- und mutlos...
alexandra
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| Wie schön ... | | von: liko
erstellt: 29.10.2006 14:56:53 |
..., für deinen Schulleiter eine Kollegin zu haben, die nur Probleme mit Papierschnipseln und der Lautstärke in ihrer 7. Klasse hat. Vielleicht ist es einfach schon zu lange her, als dass er sich daran erinnern könnte, dass in den 7. Klassen üblicherweise jede Menge pubertierender Jugendlicher sitzen, die ein halbes Jahr zuvor noch die nettesten Kinder waren. Sorry, aber mein einziger Rat kann nur sein, deine Arbeit aufmerksam zu reflektieren und weiterhin an deinen Schwächen zu arbeiten. Damit tust du schon mehr als sehr viele "gestandene" Lehrer! Ansonsten solltest du dich weniger über solche Kritik ärgern, denn das kostet zu viel Energie und Kraft, die du wesentlich sinnvoller in deine tägliche Unterrichtsarbeit investieren könntest!
Ich wünsch dir gute Nerven sowie viel Erfolg und Freude an unserem anstrengenden, aber wunderschönen Beruf! |
| Ich kann nicht beurteilen, | | von: hesse
erstellt: 29.10.2006 15:52:29 |
wie dieses Gespräch gelaufen ist. Aber Du siehst ja selbst, wo die Probleme liegen und daß Du da sicher das eine oder andere auch noch lernen mußt.
Das schwierigste, denke ich, ist konsequent zu sein ohne übertrieben autoritär oder hysterisch zu wirken.
In einem Punkt hat Dein Schulleiter m.E. grundsätzlich recht: Die Voraussetzungen für eine Lernatmosphäre werden schon bei so Kleinigkeiten wie Ordnung und Sauberkeit des Klassenzimmers geschaffen.
Läßt Du Deiner Klasse bereits solche Kleinigkeiten - warum auch immer durchgehen - wird es schwer, "wichtigere" Dinge durchzusetzen.
Unsere mittlere Tochter hatte in der vierten Klasse einen Referendar, der es nicht geschafft hat, Ruhe in die Klasse zu bringen. Meine Schwiegermutter stand einmal vor der Tür und war entsetzt, wie laut es da drin war. Kann unter solchen Bedingungen Unterricht ablaufen?
Was aber noch viel schwerer wiegt: Auch Schüler fühlen sich in so einer Atmosphäre nicht wohl (meistens sind es ja doch eine überschaubare Anzahl von "Rabauken") und warten natürlich darauf, daß der Lehrer etwas dagegen tut.
Ich weiß nicht, wie Dein Schulleiter das mit dem Druck gemeint hat, grundsätzlich sollten aber die Schüler, die lernen wollen, nicht Opfer sein , nur weil einige der Störer "ein Päckchen" zu tragen haben.
Wenn Eltern sich beschweren, ist das ihr gutes Recht (im Sinne ihres Kindes sogar ihre Pflicht), alledings bringt Dich das so erstmal nicht weiter.
Ist denn die Klasse früher auch schon schwierig gewesen? Wenn ja, solltest Du Dich nicht unter einen Erwartungsdruck setzen lassen, dem schon gestandene Kollegen nicht gewachsen waren.
Allerdings entnehme ich Deinem Beitrag, die Klasse sei vorher nicht so gewesen.
Dann solltest Du wirklich nochmal vesuchen, die Ursachen (auch bei Dir) herauszufinden.
Pubertät allein ist kein ausreichender Grund für solch ein Verhalten.
Vielleicht hast Du ja die Möglichkeit, eine erfahrene Lehrkraft, der Du vertraust, zu bitten, bei Dir zu hospitieren. Dann könntest Du auch Anhaltspunkte erhalten, wo die Probleme liegen, ob und inwieweit sie auch von Dir selbst mit verursacht werden.
Dann findet man i.a.R. auch eher mal einen Ansatz.
Meine Erfahrung ist, Schüler wollen auch immer wieder mal etwas vom Lehrer. Da bedeutet aber, auch sie müssen etwas einbringen.
Wie ist denn Dein Verhältnis zu der Klasse? Ist es insgesamt (dennoch) gut, kannst Du sie vielleicht über diese Schiene kriegen. Schüler können ganz schön betroffen sein, wenn ihnen klar wird, was ihr Verhalten bei anderen (auch dem Lehrer) bewirkt.
Mache den Schülern deutlich, was passieren muß, damit Du Dich in der Klasse wohlfühlst, und was, damit sich die Schüler wohlfühlen.
Und: Laß Dich nicht entmutigen!
LG
Hesse |
| Da bin ich aber richtig froh!!! | | von: clausine
erstellt: 29.10.2006 18:43:46 |
Ich hätte mir vor 17 Jahren so ein Forum gewünscht, habe nämlich damals auch gedacht, ich schaff das nicht. Du bist völlig normal, ich finde es gut, dass du dir die Kritik deines Schulleiters nicht so zu Herzen nimmst (solltest du auch wirklich nicht). Du hast Bereitschaft und Motivation, an deinen Problemen zu arbeiten, das würde ich mir für viele Lehrer wünschen. Eigentlich ist es das Schöne an diesem Beruf, dass man wirklich immer wieder vor Herausforderungen steht, die man dann lösen muss. Man sollte sich immer Hilfe holen, wenn man es alleine nicht schafft, denn das öffnet den Blick. Viele Lehrer sind Einzelkämpfer, ich war es auch lange.....Viele Kollegen spielen dir ein "tolles LehrerImage" vor, lass dich davon nicht blenden. Es gibt keine perfekten Lehrer, so wie es keine perfekten Menschen gibt.
Viel Mut, Kraft und auch Spaß an der Selbsterfahrung wünscht dir Clausine
Vielleicht kannst du eine "Junglehrer-Gruppe" gründen oder dir eine Supervisionsgruppe suchen.... |
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