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Forum: ""Sehnsucht nach der Volksschule" ? oder: Warum denken wir an die Kinder zuletzt?"
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| "Sehnsucht nach der Volksschule" ? oder: Warum denken wir an die Kinder zuletzt? | | von: dirkb
erstellt: 28.12.2006 22:16:08 geändert: 29.12.2006 01:03:03 |
Im Gegensatz zu den meisten hier war ich mal
- 3 Jahre lang im Kindergarten - bei Schwester Williberta
- 8 Jahre lang in der Volksschule
und habe erst dann, nach einer Lehre von 3 1/2 Jahren , an der Abendschule
- 3x die Woche 3 1/2 Jahre lang von 18.15Uhr bis 21.30 Uhr meine Fachschulreife nachgemacht, bin dann
- an der Ingenieurschule gestartet, habe meinen Ingenieur an der Fachhochschule beendet (da war ich schon 3 Jahre verheiratet und unsere Tochter im Anmarsch - alles ohne Angst vor der Zukunft. Man kann sich auch "totängstigen"), habe auch danach mehr ein Vierteljahrhundert lang in der Wirtschaft in Vertrieb, Marketing und im Consulting gearbeitet und erst vom 06.09. 2004 - 05.09.2006 mein Referendariat erfolgreich absolviert.
Was ich nie begriffen habe:
Wie kann man eigentlich junge Menschen zu sozialem Miteinander, zu gegenseitiger Rücksichtnahme, zu Teamarbeit, zu Mitgefühl zu... bringen, wenn man sie
- nicht einmal in den Kindergarten schickt und sie so hautnah unterschiedliche Lebensentwürfe kennen lernen läßt
- sie möglichst weit vom eigenen Freundeskreis weg in einer Grundschule anmeldet,
- sie nach 4 Jahren wieder auseinander zerrt und in - häufig vom Ehrgeiz und vom Konto der Eltern bestimmten unterschiedlichen Schulen mit völlig unterschiedlichen Lebensperspektiven anmeldet?
Warum um Gottes Willen läßt man die Kids nicht in ihren ursprünglichen Gruppen so lange wie möglich zusammen?
Wollen wir vielleicht den Menschen gar nicht wirklich,
- mit Sozialkompetenz,
- der Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit anderen - verbal und non-verbal?
Wem nutzt eigentlich ein System???? von Schulen überhaupt, das so früh wie möglich aussortiert, in Kästchen packt und so vielen viel zu früh die Chance nimmt, sich auch trotz des eigenen Elternhauses so zu entwickeln und so gefördert zu werden, wie es seinen individuellen Möglichkeiten entspricht?
Ich dachte immer, alle Anstrengungen von Schule und Gesellschaft seien darauf gerichtet, unserer eigenen Zukunft - unseren Kindern - die bestmöglichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Lebensführung mit Freude am Leben zu geben.
Wenn das so wäre, müßten Kinder so lange wie möglich zusammen gelassen werden, sollte der Eine vom Anderen lernen können, sollten so lange wie möglich unterschiedliche Schulabschlüsse möglich sein - auch nach einer verkorksten ersten Halbzeit der eigenen Schullaufbahn - und so weiter.
Wie sagt Peter, mein Freund, der mit mir bei Schwester Williberta war (Lehrer und vorher Uhrmacher): Vieles ist umgedeutet worden. Aus der Lehre (die ja eigenes lernen und Lehre annehmen voraussetzt) ist "Ausbildung" gemacht worden. Ich werde "ausgebildet". Im Zweifel ist mein Eigenanteil daran = Null)
Wo sind die Politiker aller Parteien, die endlich ihre schon lange blind gewordenen Parteibrillen putzen und erkennen, daß auch Andere gute Ideen haben und dann endlich ehrlich gemeinsam mit gestandenen Pädagogen, interdisziplinär mit Lernen, Persönlichkeits- und Gesellschaftsentwicklung befaßten Wissenschaftlern, mit Praktikern aus Handwerk, Industrie und Dienstleistern zusammen arbeiten und zum Wohle aller ein stimmiges Gesamtkonzept lebenslangen Lernens - Schule ist da nur ein Baustein!!! - auf die Bahn schieben und gemeinsam Schritt für Schritt realisieren?
Ich gestehe: Ich liebe solche Utopien!
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| Wer - außer uns - soll das denn sonst machen? | | von: dirkb
erstellt: 29.12.2006 12:32:23 geändert: 29.12.2006 12:35:36 |
Die Eltern der jetzigen Kinder sind doch genau die Generation, denen ihre Eltern oft, statt ihnen Orientierung zu geben und Grenzen zu setzen "Puderzucker in den Hintern geblasen haben", oft aus dem schlechten Gewissen heraus, sich zu wenig um ihre eigene Brut gekümmert zu haben. Da waren die Medien nicht ganz unschuldig.
Die heutigen Kinder werden irgendwann auch Eltern sein. Dann müssen sie wieder wissen, was ihre Kinder benötigen: Nestwärme, Orientierung durch klare Regeln und ihre möglichst oft konsequente Einhaltung.
Da haben wir ein dankbares Betätigungsfeld.
Hilfe bei der Nutzung der kognitiven Fähigkeiten der uns anvertrauten Kinder ist für deine/meine/unsere Arbeit nicht genug, wie wir wissen.
Das ist sehr anstrengend und bedeutet sehr oft auch Rückschläge, aber bringt, wenn es mal geklappt hat, eine Befriedigung, die du sonst in keinem anderen Beruf der Welt findest. |
| Wir können dahin kommen | | von: poni
erstellt: 29.12.2006 15:06:51 geändert: 29.12.2006 15:22:46 |
aber nicht wenn wir darauf warten, dass von woanders die Veränderungen kommen.
wer, wenn nicht wir,
wo, wenn nicht hier,
wann, wenn nicht jetzt?????
Dirk, du hast ja soooo recht!!!
Lest mal bei den www.die-schulpositivisten.de den Artikel von Tna "Schule 2003" (es geschieht schon, in Deutschland!!) Es geschieht bei Rolf, es geschieht in der Montessori-Gesamtschule in Potsdam usw....
dort habe ich übrigens auch wieder was Positives gefunden:
http://www.potsdam-montessori.de/seiten/aktuelles_hofgeismar.htm
Wir BRAUCHEN Utopien!!! Und wir brauchen Menschen, die diesen Utopien näher kommen wollen, viele kleine Leute an vielen kleinen Orten........ |
| Ich verstehe Leute wie Rolf sehr wohl, | | von: dirkb
erstellt: 29.12.2006 15:45:00 geändert: 29.12.2006 15:46:35 |
weiß aber auch, daß eine schulische Ausbildung
- das Wort "Bildung" benutze ich hier nicht, weil es viel umfassender ist und ich nicht sicher bin , ob viele Kinder in den meisten unserer Schulen überhaupt mehr als nur ein wenig "gebildet" werden -
immer auch dazu dient, Menschen in die Lage zu versetzen, sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden, ihren Platz dort zu finden und sich unter Beachtung der in dieser Gesellschaft herrschenden Regeln (so isses!)als nützliche Mitglieder dieser Gesellschaft ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Wenn Rolf und seine Mitstreiter/innen das besser hinbekämen als andere, hätten sie eine Menge erreicht.
Ich für meinen Teil bin am 21. Dezember geboren - dem Namenstag des "ungläubigen Thomas", bin also ein wenig vorsichtig mit der simplen Übernahme scheinbar erfolgreicher Konzepte und glaube erst einmal nicht alles, was so schön aussieht.
Für den Erfolg von Rolf werden - hoffentlich - erfolgreich ihr Leben meisternde ehemalige Schülerinnen und Schüler stehen.
Das wird man in Zukunft sehen.
Die jetzigen Systeme scheinen mir, jedenfalls nach dem, was ich bisher erfahren konnte, eine gigantische Verschwendung der vorhandenen Ressourcen - der Fähigkeiten unserer Kinder und der vorhandenen Kapazität der sie Lehrenden zu sein.
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