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Forum: "Engagement des Lehrers/der Lehrerin: Was meint ihr dazu?"
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| Engagement des Lehrers/der Lehrerin: Was meint ihr dazu? | | von: ysnp
erstellt: 23.04.2007 16:37:33 geändert: 23.04.2007 17:23:34 |
Nachdem wir im Forum: "Erstkommunion - Gottesdienst besuchen?" mehrfach auf dieses Thema zu sprechen kamen, dort wichtige Argumente ausgetauscht wurden und kontrovers diskutiert wurde, eröffne ich zu diesem Thema ein eigenes Forum, in der Hoffnung, dass sich noch mehr dazu äußern.
Hauptthema war, was unter einem engagierten Lehrer zu sehen ist und wo die Grenzen eines Engagement sind.
Grenzen wurden da gezogen, wo Lehrer freiwillig Mehrarbeit machen, die eigentlich bezahlt werden sollte (Durchführung einer AG ohne Bezahlung).
Es wurde auch angesprochen, dass viele Arbeiten, die Lehrer leisten, zu wenig der Öffentlichkeit bekannt sind und Lehrer eher damit offensiv an die Öffentlichkeit gehen sollen.
Wie seht ihr das Engagement des Lehrers und die Öffentlichkeitswirkung?
ysnp |
| "klappern gehört zum handwerk..." | | von: dafyline
erstellt: 23.04.2007 17:08:54 |
hat doch schon jemand beim angesprochenen forum gemeint.
doch, tun wir!
und wie!
ganz ganz leise, um nur ja nicht als jemand dazustehen, der sich in den vordergrund drängen will.
nett wird es dann, wenn man viel später nach einer (vorher gar nicht angekündigten, oder nur insidern verratenen) aktion von leuten angesprochen wird: "das haben sie super im fernsehen gesagt, genau so ist es" oder "da hast du dir echt viel angetan mit deinen erwachsenen, alle hochachtung! der bericht in der... zeitung ist wirklich was" und man dann automatisch etwas abschwächt, weil... (siehe oben)
dafyline
die dann gerne in der zweiten reihe oder noch weiter hinter steht
was ist denn nun engagement?
damit wir alle von der gleichen sache sprechen:
D E F I N I T I O N
de.wikipedia.org/wiki/Engagement
Engagement (dt. [], frz. []; germanisch-französisch, aus französisch engager – verpflichten, einsetzen) bedeutet:
Persönlicher Einsatz, leidenschaftliches Eintreten für etwas
Einstellung eines Künstlers, besonders beim Theater, siehe Engagement (Schauspieler)
Aufforderung zum Tanz.
Verpflichtung, zur festgesetzten Zeit gekaufte Papiere abzunehmen, zu bezahlen oder die für diesen Tag verkauften zu liefern (Börsenw.). ...
Das Engagement (aus gleichbedeutend franz. engagement) - eigentlich: Verpflichtung, Verbindlichkeit, Aufforderung; im übertragenen Sinn: Parteinahme, sich einsetzen - bezeichnet einen Begriff, der zunächst bei Jean-Paul Sartre in dessen erster philosophischer Phase eine zentrale Stellung einnahm..
Ehrenamtliches Engagement ist mindestens so schwer zu definieren wie Arbeit
Sich-Einsetzen in persönlicher Verantwortung für eine (sittliche, politische, religiöse o.a.) Idee
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| Dienst nach Vorschrift | | von: dorfkind78
erstellt: 23.04.2007 18:04:45 |
Hallo!
Seit einem Jahr bin ich nun im Schuldienst und ich habe mir schon wirklich oft Gedanken darüber gemacht was nun eigentlich "Dienst nach Vorschrift" sein soll. Immer wieder begegne ich Lehrern, bei denen ich den Eindruck habe, Schule ist ihr Leben. Ich weiß auf jeden Fall, dass das für mich nicht so ist. Trotzdem schaffe ich es so gut wie nie, den Kopf wirklich "frei" von Schule zu bekommen. Und das mit dem ganz Alltäglichen.... Unterricht, fremde Fächer, neue Themen, Konferenzen, Fahrradprüfung, Elternabende,-sprechtage, das Kümmern um bestimmte Schüler,Projekt zum Klassenklima, Sportfest, Schulfest, Schulhof anmalen, neue erste Klasse im Sommer (das sind erstmal die Sachen, die mir spontan einfallen....). Zu diesen ganzen Dingen trage ich natürlich meinen Teil zu bei, aber auch da kann man sich doch auf verschiedenster Art und Weise engagieren...
Ich möchte meinen JOB wirklich gut machen. Aber wie gesagt, manchmal kommt man kaum zu Atem, alleine um den "Schulalltag" zu managen... Ich muss sagen: im Moment reicht mir der völlig!
Liebe Grüße,
Dorfkind78
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| Ich grummele auch gerade vor mich hin... | | von: chrisch
erstellt: 23.04.2007 18:18:39 |
Vor einigen Wochen beschlossen wir, eine "Zuckerfreie Woche" durchzuführen. Eine Abeitsgruppe mit engagierten Kolleginnen wurde gegründet. Da die Sitzungen während des Vormittages stattfanden, konnte ich mich da nicht engagieren (volle Stelle). Ich konnte nur dadurch beitragen, dass ich die ganze statt die halbe AG-Klasse nahm für die engagierten Kolleginnen. Am Freitag hieß es dann: Was ihr da genau macht, bleibt euch überlassen. Nix mit Material o.ä. zur Auswahl. Das ganze Wochenende habe ich an Materialien gebastelt, da ich die Sache ja gut finde. Heute, Montag, schneien dann etliche "engagierte" Kollegnnen bei mir rein und bewundern meine Bögen. "Oh, so was Tolles habt ihr da, ich hatte gar keine Zeit...könnte ich nicht" Und, frage ich nur, wer wird später die Lorbeeren ernten? |
| Öffentlichkeitswirkung | | von: wishfulthinking
erstellt: 23.04.2007 19:54:39 geändert: 23.04.2007 19:56:12 |
Ich weiß nicht viel über die Tätigkeiten und die Belastung der meisten Berufe.
Daher kann ich verkraften, wenn die Menschen über meinen auch nicht so sehr genau Bescheid wissen, erlaube mir aber gelegentlich darauf hinzuweisen, wie lange ich an der Vorbereitung einer Unterrichtsstunde, der Korrektur einer Oberstufenklausur sitze und dass ich schonmal ein ganzes Wochenende nach zwei geeigneten Texten fürs mündliche Abitur suchen kann, dass Klassenfahrten Dienst rund um die Uhr unter unerträglichen Krach-Bedingungen bedeuten und so weiter.
Ansonsten fällt mir auch nach vielen Jahren Berufspraxis immer noch auf, dass meine eigene Zufriedenheit im Beruf mir sehr wichtig ist und mir sehr viel wert ist. Auch zeitlich wert ist.
Diese Zufriedenheit ist in hohem Maße davon abhängig, wie gut ich meinen Unterricht vorbereite, wie "innovativ" ich bin, wie sehr ich mich reinknie, welche Materialien ich erstelle, wieviel ich drumherum noch machen oder bieten kann und so weiter. Ihr wisst alle, was ich meine.
Mein berufiches Tun wird für mich persönlich durch steigendes Engagement zunehmend sinnvoller. Und da guck ich eben nicht so auf die Stunde oder die Mark (den Euro), wenn hinterher was bei rauskommt, was die Schüler richtig zufrieden stellt, was Sinn macht und Substanz hat, wenn ich total zufrieden oder beglückt aus der Stunde oder Veranstaltung gehe, - und so weiter. Vielleicht hat da der Beruf auch fast schon Züge von Hobby-Charakter.
Das sind dann meine "Lorbeeren", Chrisch
(Fast habe ich das Gefühl ich muss mich dafür schämen.)
Ich will die manchmal fast unerträglich werdenden schulischen und finanziellen Rahmenbedingungen nicht kleinreden und den dringenden Handlungsbedarf in der Bildungspolitik nicht abstreiten.
Aber hier habe ich schon Gestaltungsmöglichkeiten, kann mir viel Zufriedenheit verschaffen, und die hängt eben stark von meinem zeitlichen und menschlichen Engagement ab. Mir tun manchmal die Kollegen leid, die lustlos Dienst nach Vorschrift schieben, weil sie sich dieser Möglichkeit berauben, mal so richtig zufrieden aus der Schule zu gehen und ihrem Beruf einen Hauch von Berufung zu geben.
Damit seid Ihr nicht gemeint, aber sicher habt Ihr alle in Euren Kollegien solche. |
| Ich klappere mal ein bisschen | | von: bernstein
erstellt: 24.04.2007 19:31:06 geändert: 24.04.2007 19:42:36 |
mit der Ermutigung an andere, es gleichfalls zu tun.
Als Klssenlehrerin einer 5. / 6. Klasse Gymnasium unittelbar nach Abschaffung der Orient-Stufe 2004 (Nur Niedersachsen wissen eigentlich in der vollen Tragweite, was das bedeutet) engagierte ich mich vor allem darin, durch positive Verstärkung Disziplin und Klassenklima zu verbessern und ich belohnte dies auch mit gemeinsamen Aktivitäten außerhalb der Schule, d. h. ich verbrachte freiwillig meine Freizeit mit den Kindern, was ihre Eltern nicht müde wurden zu loben und anzuerkennen. Bei jedem kollektiven Wohlverhalten gab es einen Stempel auf einem Blatt, das an der Klassenschranktür hing, versehen mit Kürzel und Datum. Bei 10 Stempeln gab es eine gemeinsame Klassenaktivität: zuerst Besuch der Bowlingbahn, dann Ausflug nach Hannover zum Zoo (nach dem Unterricht, nicht anstatt!) sowie eine Spiele- und eine Lesenacht. Am Ende der 6. Klasse machten wir eine kleine Abschlussfahrt in eine Skihütte im Oberharz, wo wir über Nacht blieben. Außer mir waren noch zwei Väter dabei. Geschlafene Nachtstunden: null.
Achja: natürlich gab es auch eine einwöchige Klassenfahrt, damals gottseidank noch mit Übernahme der Fahrt- und Unterbringungskosten durch den Reisekostentopf der Schule. Damit ist es ja nun auch vorbei.
Verschiedene Mobbingfälle in meiner Klasse bedeuteten für mich mehrere nachmittägliche Einzelgespräche mit Eltern und betroffenen Schülern und auch Gespräche mit einzelnen Schülern in meinen Freistunden. (Zusätzlich gibt es bei uns an der Schule Beratungslehrer und Mediation, die mich auf diesem Gebiet entlasteten)
Wie gesagt, kein Jammern, denn das war irgendwie selbstverständlich für mich, sondern Klappern, was ich damals vor den Eltern tat und nun auch hier tue. |
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