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Forum: "Probleme mit der Schulleitung"
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| Probleme mit der Schulleitung | | von: philrobin
erstellt: 18.06.2007 22:20:06 |
Hallo,
auch wenn ich unterrichte, habe ich nicht viel mit dem Schulsystem zu tun und bin daher auch etwas unbedarft, an wen sich Kollegen wenden können, wenn sie Probleme mit der SL haben.
Das Kollegium, das ich als Außenstehende unterstütze, hat große Probleme mit der SL, wagt aber nicht diese anzusprechen. Für mich zeichnet sich langsam ein Bild, das nicht mehr auszuhalten ist.
Da fallen Aussagen wie:
Auch ohne Stimme kann man unterrichten (Zu einer Kollegin, die eine Stimmbandentzündung hat.)
Wenn Sie glauben, dass sie die Arbeit hier nicht mehr bewältigen können, dann fahren Sie Ihre Stunden doch runter. (Zu einer Kollegin, die von der der SL 5 Hauptfachlehraufträge (3xD und 1xE und 1xF) bekommen hat, nebenbei mehrere AGs leitet und ständig zugeschüttet wird mit Aufgaben, welche die SL durchaus selbst erledigen könnte.)
Dann wurde eine schwangere Kollegin, die aufgrund einer drohenden Fehlgeburt absolute Ruhe verschrieben bekam, ständig mit Anrufen der SL bombardiert, Aufgabenblätter zu erstellen.
Kollegen, die ins Schullandheim und zur Forbildung fahren, müssen ihre gesamten Stunden vorbereiten. (Das heißt teilweise bis zu 28 Stunden.) Ein Teil wäre ja sicherlich akzeptabel, aber meist kommen diese vorbereiteten Stunden gar nicht zum Einsatz. Völlig planlos! Es muss gemacht werden, damit man zur Not darauf zurückgreifen kann - weil Fortbildung und Schullandheim ja keine Arbeit ist.
Zudem werden Aufgaben nur noch deligiert. Während die Kollegen bis abends im Schulhaus schufften, ist die SL nach der 6. Stunden kaum mehr zu sehen. Jeder "Furz" (ob man auf gelben oder auf blauem Konzeptpapier an der Prüfung schreibt) wird von der SL zur Diskussion gestellt, anstatt gewisse Dinge einfach einmal erleichternd für das Kollegium zu entscheiden.
Ich finde dies einfach nur erschreckend! Spitze Bemerkungen von Kolleginnen führten eher dazu, dass man Empfindlichkeit vorwarf - worauf die Dame wieder mit PMS konterte. Ich will damit sagen, dass ein Teil der SL eine Frau mit Argumenten nicht akzeptiert.
Problematisch ist, dass kaum einer den Mund aufmacht, obwohl viele Kollegen schon am Krückstock gehen. Denen, die etwas sagen, wird nicht zugehört. Kritik wird nicht konsturktiv aufgefasst, sondern die SL nimmt vieles persönlich und verteidigt sich, anstatt die Kritik einfach einmal aufzunehmen und zu überprüfen, ob da was Wahres dran ist. Die SL glaubt, sie sei beliebt und denkt, dem Kollegium würde die ganze Abstimmerei an Konferenzen zu jedem möglichen Müll auch noch als Führungsstil gefallen. Zumindest habe ich diesen Eindruck.
Am laufenden Band geschehen Organisationsfehler! Die SL vergaß, dass es an der Prüfung Nachschreiber gab und hatte weder Raum noch Aufsicht organisiert. Ein anderes Mal erschien eine Fortbilderin zum Vorgespräch für einen Pädagogischen Tag. (Es war nicht mal ein Kaffee vorbereitet). An sich war nach dem Termin alles geklärt, am Pädagogischen Tag erschien die Frau jedoch nicht. Warum? Es stellte sich heraus, dass die SL vergessen hatte, sie offiziell zu beantragen. Um nicht blöd dazustehen, sagte man, die Fortbiderin hätte einen Fehler begangen.
Kann man da nichts tun? Für mich zeichnet sich ein Bild der Unfähigkeit mit großer mangelnder sozialer Kompetenz.
Grüße von Phil |
| Antworten | | von: philrobin
erstellt: 18.06.2007 23:42:46 |
@ysnp: Ich unterstütze das Kollegium in Sachen Evaluation und Projektplanung - bin aber nicht vom RP, sondern von einer Agentur beauftragt (in diesem Fall eine Sonderregelung). Wir leisten an der Schule ein "soziales Engagement", lächel, wenn man dies denn so nennen kann. Daraus soll sich dann einmal eine Partnerschaft entwickeln.
Nun, was soll ich dazu sagen? Es sind wenige, die den Mund aufmachen und dann auch nicht mehr als kleinlaut piepsen. Ich habe auch schon gefragt, warum man denn nicht mal gesammelt vorgeht. Da heißt es dann, bringt eh nichts oder es gibt auch welche, die das nicht so sehen (wobei ich eher glaube, dass die nen guten Draht zur SL haben und sich das gemachte Nest nicht verdrecken wollen). An sich höre ich keinen vernünftigen Grund. Jeder duckt und macht das, was ihm aufgebrummt wird. Im Grunde genommen sind es auch viele Junglehrer, die die Arbeit tragen und teilweise dann völlig ausgebrannt in die Schule kommen. Ich als Aussenstehender sehe das, ich frage mich nur, warum das eine SL nicht sieht, wenn da einige leichenblass und mit Augenrändern über mehrere Wochen hinweg in die Schule kommen. Ich glaube, da hat sich so eine Gewohnheit eingeschlichen, dass man glaubt, es sei normal.
Leider unterstütze ich nur bei der Evaluation und vermittle das Knowhow. Ansonsten hätte ich mal gesagt, dass hier ne Qualitätsprüfung hergehört - aber ich sehe dies dann mehr aus der Sicht eines aus der Wirtschaft Kommenden, keine Ahnung wie dies in einem Schulsystem läuft. Qualitätsmanagement ist wohl immer noch ein Fremdwort.
Viele junge Lehrer stürzen sich gerade zu auf mich, fragen wie es im Wirtschaftsleben aussieht - da kommen dann auch viele vertrauliche Dinge zu Tage. Ich habe das Gefühl, dass die versammelte Mannschaft ausgebeutet wird - bis auf wenige, die noch unfähiger sind als die SL. Aber wer was drauf hat, der wird beladen. Da wird auch keine Rücksicht darauf genommen, dass ein engagierter Lehrer vielleicht mehr zu tun hat, als einer der Däumchen dreht. Anscheinend ist es einfacher dem bereits involvierten Lehrern etwas aufzudrücken als denen, die kaum etwas tun. Das Geschrei umgeht man lieber. Und was ich besonders schlimm finde ist, dass so vieles, was Aufgabe der SL ist, an das Kollegium weitergegeben wird. Oder ist es die Regel, dass man als Klassenlehrer die Aufsicht seiner Klasse für die Vergleichsarbeiten organisieren muss? Oder kann man von einer Lehrerin erwarten, die erst um 3 Uhr Schule hat, dass sie für eine Stunde um 8 in die Schule kommt, während ein anderer Kollege zur dritten hat und dies besser übernehmen könnte? Oder ist es normal, dass eine Konferenz von 14.30 Uhr bis 19.00 Uhr geht? Ohne Pause und das fast einmal im Monat (Das beweist doch, dass hier wirklich jeder S... diskutiert werden muss)? Oder ist es normal, dass sich Kollegen in gleich drei Arbeitsgruppen zu den neuen Prüfungen an der RS eintragen müssen, während die SL sich in keine einzige einträgt und wenn, dann nicht einmal erscheint? Oder ist es normal, dass kranke Lehrer sich in die Schule schleppen, weil es sowieso nichts bringt, wenn sie zu Hause bleiben, da man da von ihnen verlangt, dass sie den Unterricht für die Vertretung vorbereiten?
Vielleicht ist das ja so üblich an Schulen - aber irgendwie kann ich mir das nicht wirklich vorstellen.
@joqui: Eine Realschule in Baden-Württemberg... |
| Selbst ähnlich erlebt | | von: kajakwolfi
erstellt: 19.06.2007 01:26:52 |
Ich habe solche Zustände leider selbst ebenfalls erlebt.
Es wurden viele Instanzen und Partner eingeschaltet und am Ende stellte sich heraus, dass das System die Schulleitungen sehr stark privilegiert, sie als Solitäre fast unkontrollierbar macht, jedenfalls von Seiten der KollegInnen, so dass LehrerInnen wenig Chancen haben, ihre Rechte durchzusetzen.
Wenn ein Terrorsystem der Angst in einer Schule installiert ist, ist das wie ein Virus, das die gesamte Arbeit in ihrer Qualität herabmindert.
Das geht bis in kleinste unterrichtliche Details.
Für betroffene Kollegen gibt es da wirklich nur noch eine Lösung: den sofortigen Versetzungsantrag ohne Rücksicht auf Verluste.
Leider gibt es auch auf dem Posten mancher Schulleitungen größenwahnsinnige EgomanInnen, die nichts anderes im Sinn zu haben scheinen, als das Kollegium in jeglicher Hinsicht zu piesacken, zu mobben, zu ruinieren.
Gespräche nutzen da nichts, selbst vorgesetzte Stellen tun sich bei Interventionen außerordentlich schwer.
Solche Zustände unter der Herrschaft einer kranken Persönlichkeit werden sich nie und nimmer bessern.
Da hilft nur noch eins: Weggehen, bevor man selbst an Leib und Seele Schaden nimmt.
Kräftige Worte - ich weiß!
Darf ich bei der Gelegenheit verraten, dass ich ganz sicher nicht ein grundsätzlicher Gegner von Schulleitungen bin, gehöre ich ja selbst einer an... |
| Weggehen | | von: aloevera
erstellt: 19.06.2007 12:11:38 geändert: 19.06.2007 13:36:03 |
@kajakwolfi
ist vielleicht eine Individuallösung, hilft aber den anderen betroffenen KollegInnen nicht unbedingt.
Bevor ich in den Schuldienst ging, habe ich im Hort einer Kindertagesstätte gearbeitet, deren Leiterin ähnliche Verhaltensweisen hatte. Unser Team (etwa 15 Leute) war gespalten, teils leiterinnenhörig und mit ihr befreundet und nicht bereit, etwas zu unternehmen, andere waren krank (Hörsturz, Tinnitus, Nervenzusammenbruch) geworden, unsicher und hatten Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Wir haben dann zu dritt oder viert in mühevoller Kleinstarbeit über Monate alles versucht, bis uns geglaubt wurde, die Tatsachen so weit überzeugend und nachweisbar auf dem Tisch lagen, dass die Betreffende in eine andere Einrichtung versetzt wurde.
Unser Team hat damals sehr gelitten und eine Weile schien es so, als würden die Probleme nur noch schlimmer durch interne Zerwürfnisse. Als dann aber eine neue Leiterin aus einer anderen Einrichtung kam, änderte sich alles, die Arbeit machte wieder Spaß, der Krankenstand reduzierte sich und es kehrte ganz langsam wieder Ruhe und Frieden ein.
Selbst, wenn nicht alle KollegInnen die Kraft und Nerven haben, etwas zu unternehmen, wenn einige es gemeinsam tun, kann man auch etwas schaffen. Es kostet ungemein viel Kraft, Nerven und Durchhaltevermögen.
Und dass so jemand nach diesen Schilderungen nicht als Schulleitung akzeptabel ist, liegt doch auf der Hand. |
| Antwort auf vorherige Beiträge | | von: philrobin
erstellt: 19.06.2007 12:13:43 |
@kajakwolfi
Das klingt irgendwie nicht sehr ermutigend.
Auch was die anderen schreiben.
Ich selbst sehe die SL nicht unbedingt als krankhaft an - eher als überfordert und unqualifiziert. Im Kollegium sind dagegen sehr viele qualifizierte Leute - und die hat man anfangs sicherlich mit viel Lob geködert und wer will sich dann schon seinen Ruf ruinieren, wenn er plötzlich sagt, er könne keine Zusatzarbeit mehr leisten? Und die Junglehrer werden noch beruteilt, da wagt man kein Aufmucken. Und die, die eine gute Beurteilung haben, wollen ihren Ruf auch nicht schmälern. Gewiss ist man dann an so einer Situation im gewissen Maß auch selber Schuld. Aber ich habe einfach den Eindruck, wehren bringt wirklich nicht viel.
Das Kollegium ist wirklich spitze - ich kann mir vorstellen, dass es so etwas nicht überall gibt - Not schweißt zusammen. Daher verstehe ich auch die Leute, die sagen, dass sie die Schule nicht verlassen wollen, weil das Kollegium so toll ist. Was nützt es ihnen, wenn sie an einer anderen Schule eine gute SL haben, aber ein mistiges Kollegium oder es erweist sich sogar beides als miserabel? Dass man da nichts Neues wagen will, kann ich verstehen, aber dass man an der laufenden Situation zugrunde geht, ist auch nicht zu übersehen.
Vielleicht habe ich es in unserer Firma ganz gut erwischt, aber wer nichts taugt, muss irgendwann damit rechnen, dass sein Posten neu vergeben wird. Stimmen die Leistungen nicht, wackelt die Position. Ehrlich gesagt lebe ich lieber mit dieser Unsicherheit, denn zum größten Teil kann ich dies mit beeinflussen, als dass ich einen sicheren Job habe, bei dem ich zur Maschine und zum Sklaven eines maroden Bildungssystems werde.
Viele Grüße von Phil
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