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Forum: "Jobhopping?"
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| Jobhopping? | | von: sebastienne
erstellt: 19.07.2007 18:28:01 |
Brauche mal euren Rat.
Ich habe in den letzten 3 Jahren zweimal die Schule gewechselt. Das erste Mal, weil ich schon so lange an meiner ersten Schule war und einfach mal was anderes kennen lernen wollte. Dann letztes Jahr, weil mein Chef psychisch krank war und alle Lehrer behandelt hat, wie wenn sie faule Schüler wären. (Jetzt hab ich erfahren, dass er wegen seiner Krankheit in zwei Jahren in den Vorruhestand geht, aber nun ist es zu spät...)
Seit einem Jahr bin ich an meiner jetzigen Schule. In meinen Augen bin ich nun am absoluten Tiefpunkt angelangt. Überforderte Schulleitung, nachlässige Kollegen, null Ausstattung, aber dafür überall Gerümpel. Da ich ein sehr strukturierter, ordentlicher Mensch bin, leide ich sehr darunter. Anfangs dachte ich, ich würde mich daran gewöhnen, aber nun weiß ich nicht, ob ich meine restlichen 18 Dienstjahre so verbringen will. Meine jetzige Klasse werde ich noch zwei Jahre behalten, habe also noch lange Zeit zum Nachdenken.
Was meint ihr, wirkt es sich in der Personalakte negativ aus, wenn man öfter wechselt? Habt ihr Erfahrungen?
Mir ist klar, dass es "die ideale Schule" nicht gibt, aber wie weit sollte man sich arrangieren bzw. wie lange sollte man sich quälen?
Viele Grüße
sebastienne |
| mir geht es ähnlich | | von: caldeirao
erstellt: 21.07.2007 20:42:32 |
ich kann deine Geschichte voll nachvollziehen, sebastienne. Ich habe jahrelang glücklich an einer Schule gearbeitet und habe dann eine neue Herausforderung gesucht und bin in den gemeinsamen Unterricht (integrationslehrerin/ Sonderpädagogin an der Regelschule) gegangen. Nachdem ich mir das 2 Jahre in einer Schule angeschaut habe (meine Arbeit fand wenig Wertschatzung und der Unterricht wurde absolut nicht so gestaltet, dass man SuS mit sonderpädagogischen Förderbedarf entsprechend seiner Möglichkeiten fördern kann), wechselte ich die Schule. Nun kam ich vom Regen in die Traufe. Nicht nur dass ich oben genanntes erlebte, nein es kam noch Neid, Stursinn und in vieler Hinsicht pädagogische Inkompetenz hinzu. Ganz abgesehen davon, dass der Schulleiter keine Führungspersönlichkeit ist und in der Schule Anarchie herrscht.
Meine Angst bei einem erneuten Wechsel ist weniger, wie das in meiner Personalakte aussieht, sondern kann es noch schlimmer kommen. Außerdem zweifle ich manchmal auch an mir, ob ich nicht Teamfähig bin.
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass man selbst glücklich dabei ist. Ich versuch mir jetzt ein zweites Standbein als Beratungslehrerin für das Schulamt aufzubauen. Auch habe ich schon überlegt, ob ich vielleicht Schulleiterin werde. Aber auch da kann man von den Kollegen geschnitten werden und dann ist es schwer, etwas aufzubauen. Also auch im Zweifel,trotzdem wünsche ich dir ein glückliches Händchen bei deiner Entscheidung. |
| Nicht teamfähig... | | von: sebastienne
erstellt: 22.07.2007 10:23:53 |
... ja, das überlege ich mir auch, ob das ein Grund bei mir sein könnte.
Als ich an meine jetzige Schule kam, bat ich um das Schulcurriculum. "Gibt es nicht".
Wie das? An meiner alten Schule wurden wir vom Schulleiter quasi mit der Peitsche in der Hand gezwungen, ganz schnell eins zu erstellen, ist ja Pflicht. Ok, wir haben's gemacht. Und jetzt "gibt es nicht"?
Ich habe seit einem halben Jahr (!) gebettelt, man möge mir doch bitte die Themen fürs 3. Schuljahr geben. "Sind verloren gegangen".
Wonach wurde dann unterrichtet? "Das Übliche halt." Was ist das Übliche? "Hab ich irgendwo auf dem Dachboden." Können wir uns mal in der ersten Ferienwoche zusammensetzen? "Da sind wir im Urlaub, das reicht doch noch in der ersten Schulwoche."
Es macht mich wahnsinnig.
Ich mache im neuen Schuljahr eine umfangreiche Zusatzausbildung und werde schlichtweg keine Zeit haben, noch nebenher einen Stoffplan zu erstellen, das muss ich einfach in den Ferien erledigen.
Bin ich jetzt nicht teamfähig, wenn ich halt in der Not mein eigenes Süppchen koche und irgendeinen Plan erstelle, der sich einigermaßen am Lehrbuch orientiert? Und wenn ich mir dann erlaube, im neuen Schuljahr wegen meiner Zusatzausbildung keine Zeit zu haben?
Ratlose und auch etwas resignierte Grüße,
sebastienne |
| ... | | von: caldeirao
erstellt: 23.07.2007 09:34:37 |
ich glaube einfach, dass es daran liegt, dass wir hohe Ansprüche an unsere Arbeit stellen, was in den beschriebenen Schulen einfach ein Fremdwort ist. Natürlich ist es normal, dass man einen Grobplan hat, dass sich die Schule Schwerpunkte setzt, um an einem gemeinsamen Schulkonzept zu arbeiten usw. Wenn aber der Schwerpunkt ist mit einem möglichst geringen Aufwand durch das Schuljahr zu kommen, dann gibt es eben keine Pläne, vernünftige Projekttage, Schulfeste usw. An der Schule, wo ich jetzt bin, hat man eben 25 Jahre Fontaneschule im Kino "gefeiert", sprich sich einen Film angeschaut aus Hollywood oder so, also mit Fontane hatte das nichts zu tun. Die Projekttage hatten auch irgendwelche abartigen Themen. Da möchte ich ehrlich gesagt auch nicht Schülerin bzw. Schüler sein. So haben wir die Möglichkeit, so gut wie möglich unser Ding zu fahren, aber wir werden immer wieder an die Grenzen des Systems geraten, mehr Arbeit als sonst zu haben (man könnte sich ja die Arbeit auch teilen) und wenn man igendetwas sagt, dann tickt man nicht ganz richtig. Leider gibt es in unserem Beruf viel zu viele Faulpelze, die wirklich nur Dienst nach Vorschrift machen. Diese ruinieren den Ruf aller LuL und zerstören die Zukunft der Kinder (Bitte nicht alle fleißigen LuL schreiben, dass sie gut und mit viel Engagement ihre Arbeit tun, die sind nicht gemeint, die hier angesprochenen LuL sind wahrscheinlich auch zu faul, sich in solche Foren einzubringen). Tja, die große Frage ist, was kann man dagegen tun? |
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