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Forum: "Neue Grundschulordnung RLP"
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| Verärgert | | von: bakunix
erstellt: 13.12.2008 16:46:59 |
Unser Kollegium ist erst mal verärgert, weil die Reform erst nach Beginn des Schuljahres ausgerufen worden ist. Allerdings wird uns entgegengehalten: Die Reformen haben sich über Jahre aus der alten Grundschulordnung herauslesen lassen. Wer darauf geachtet hätte, hätte keine Umstellungsprobleme.
Eins ist aber klar: Wir müssen mehr arbeiten als je zuvor. Wir müssen die Schüler mehr denn je beobachten und beschreiben. Wer die Reform ernst nimmt, wird immer das Gefühl haben, zu wenig für die Schüler getan zu haben. Jedes Zeugnis, das wir jetzt schreiben müssen, umfasst mindestens zwei Seiten Text. Und die Kollegien von den weiterführenden Schulen wissen von nichts. Sie sagen, sie hätten selbst genug mit der Umstellung ihrer eigenen Schulform zu tun (Stichwort: Scheinauflösung der Hauptschulen).
Gleichzeitig wird die Position der Eltern weiter gestärkt. Da Kontrolle über Lehrpläne von oben nicht möglich ist, müssen sich die Kollegien vor den Eltern rechtfertigen: z.B. schuleigene Arbeitspläne vorlegen.
Wir wissen jetzt: Niemand bleibt mehr sitzen, die Eltern entscheiden, ob ihr Kind eine Klassenstufe wiederholt. ... usw., usw. ... |
| Ich bin zwar nicht aus RLP, | | von: ysnp
erstellt: 13.12.2008 17:49:42 geändert: 13.12.2008 17:52:14 |
aber habe mir die neue Grundschulordnung einmal durchgelesen und fand die Sache erschreckend.
Der Lehrer steht wohl noch wesentlich mehr im Schussfeld und muss sich wohl jetzt auch noch vor den Schülern rechtfertigen.
z.B.:
Konflikte der Schülerinnen und Schüler untereinander oder mit einer Lehrkraft sollen
möglichst offen in der Gruppe und mit der Klassenleiterin oder dem Klassenleiter angesprochen werden.
Eltern dürfen den Unterricht besuchen.
Ich denke, hier ist dem Missbrauch Tür und Tor göffnet und bestärkt nur in dem Denken, dass jeder in der Grundschule mitreden kann und wertet die Ausbildung von Grundschullehrern ab.
Ich hoffe nur, dass RLP keine Vorreiterfunktion für andere Bundesländer hat.
Und euch wünsche ich, dass ihr über die Lehrerverbände dieses Gesetz umbiegen könnt.
http://grundschule.bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/grundschule.bildung-rp.de/Downloads/Amtliches/Neue_Grundschulordnung_08/GSO-Text.pdf |
| DIE GEW | | von: utchen
erstellt: 14.12.2008 15:15:42 geändert: 14.12.2008 15:20:57 |
bietet im neuen Jahr Fortbildungs-Module zur neuen Grundschulordnung an. Alleine die Tatsache, dass so etwas nötig ist, zeigt doch schon, welche Freiräume zur Interpretation hier geboten werden.
Ich bin ja erst seit 1,5 Jahren aus dem Ref, was einen glauben lassen sollte, dass mir diese Umstellung auf die neue Grundschulordnung leichter fällt als den alten Hasen, aber ich habe einfach nur Angst zu versagen, Fehler zu machen, Zielscheibe für klagewütige Eltern zu werden und vor lauter Prozessbeobachtung die wesentlichen Dinge wie Lernen, Wissensvermittlung, Bildungsstandards anstreben aus dem Blick verliere.
Ich führe von Beginn an Schülerkarteien, fülle die auch regelmäßig aus, weil es das Zeugnisschreiben in 1/2 wahnsinnig erleichterte...aber will ich den Eltern hier offenen Einblick gewähren...irgendwie nicht, alleine schon, weils nicht ordentlich und für Fremde durchschaubar ist.
Bin jetzt seit den Herbstferien in Klasse 4 und frage mich, wie ich eine Einheit zu Geometrie im offenen Unterricht durchziehen soll, wobei natürlich jede Zeichnung auf Richtigkeit überprüft werden muss und die Kinder nebenbei noch ein bisschen beobachtet, gefördert, diagnostiziert (was ich sowieso NICHT KANN! und auch als junger Lehrkörper im REF NICHT GELERNT HABE!) werden soll. Dann kommen noch die Eltern, die von der Zeitung fehl informiert werden, sich die Grundschulordnung im Netz runterladen und meinen sie wüssten nun wies geht...Oder selbst wenn sie nur auf der Matte stehen und nachfragen... ich kann ihnen nicht weiterhelfen, weil ich nicht weiß was ich ihnen antworten soll;das ist mir wahnsinnig peinlich.
Nach der neuen GSO kann man doch jetzt den Bock zum Gärtner machen, denn:
-die GS-Lehrer übernehmen nun die Aufgaben der Sozialpädagogen, weil der Schulkindergarten ja jetzt in die erste Klasse integriert wird.
-die GS-Lehrer übernehmen auch die Aufgabe sonderpädagogischer Lehrkräfte, weil wir Lernstörungen künftig selbst diagnostizieren und behandeln.
-Die Eltern übernehmen nun die Beurteilung der Kinder, weil sie deine Beobachtungen anfechten und die Verbalbeurteilung nach ihrem Willen auslegen können.
Zählt denn unser Studium, unser Examen gar nichts mehr?
Wo soll das hinführen? Was wird mit den Bildungsstandards, mit PISA, mit einer leistungsorientierten Wirtschaftsgesellschaft, wenn Eltern und Schüler nun mehr Energie darauf verschwenden, sich zu winden, herauszureden, etwas schön zu reden oder Versagen zu entschuldigen, anstatt sich einfach mal hinzusetzen und zu lernen???
Ich bin weder reaktionär noch ultrarechts noch ignorant oder "bonzig".... mir liegt die Förderung benachteiligter Kinder wirklich am Herzen. Differenzierung, offene Arbeitsweisen, Förderung...das macht mir alles gar ncihts aus - aber ganz ehrlich,
ich versteh die Welt nicht mehr und habe Angst wo das die Schule an sich, die Schüler, die Arbeitswelt und die Wirtschaft hinführen soll.
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| Neue Realitäten | | von: bakunix
erstellt: 14.12.2008 17:40:08 |
Wenn ein Schüler ab jetzt in einem Fach auf 5 steht, trägt der Lehrer dafür die Verantwortung, und zwar in dem Sinne, dass der Schüler nicht genügend individuell gefördert wurde. Das bedeutet für den Lehrer: Erstellung eines Förderplanes, der mit den Eltern abzusprechen ist. Dieser Förderplan soll Zielvereinbarungen enthalten, damit zu überprüfen ist, ob der Schüler den Anschluss wieder gefunden hat, wenn er ihn denn mal hatte.
Die Frage ist nun: Tut man sich das an, wenn die Klasse nahezu 30 Schüler umfasst?
In der Praxis: eher nein. Also wird die Note 5 aus dem Spektrum der Bewertungsmöglichkeiten herausgelöst. Die schlechteste Note wird eine Vier sein.
Die Eltern entscheiden darüber, welche weiterführende Schule ihr Kind besuchen wird. Der Crash scheint vorprogrammiert, wenn da die Gymnasien ihr Niveau nicht anpassen würden. Ziel der Bildungspolitiker ist doch, dass mindestens 40 Prozent eines Jahrganges das Abitur schaffen. |
| . | | von: palim
erstellt: 22.12.2008 19:54:03 |
Solche Änderungen gibt es wohl Deutschlandweit- wie man z.B. aus dem GS-Chat weiß.
Aus allen Bundesländern hört man, dass sich die Lehrkräfte den Wolf diagnostizieren, es aber kaum Stunden zur Förderung gibt, sondern alles über Förderpläne und innerde Differenzierung geleistet werden soll.
Etwas erstaunt bin ich über den Satz:
Eltern dürfen den Unterricht besuchen.
Ist das nicht normal?
Im übrigen ist es doch so, dass sich die Lehrer die Ordnung aneignen und dann auf den Elternabenden Informationen über die Bedeutung geben können.
Meine Elternschaft ist sehr interessiert, manchmal auch aufgebracht, aber ich finde, sie müssen informiert werden über die Änderungen, die es seit ihrer Schulzeit gegeben hat. Denn da sind manche Eltern stehen geblieben und wundern sich, warum heute manches anders gemacht wird oder werden muss. Dabei kann man dann auch manchen Schwarzen Peter abgeben oder verteilen, dann sinds nicht immer die bösen Lehrer, die sich schon wieder was ausdenken, das Niveau so hoch ansetzen oder oder oder.
Zu den Freiräumen in den Vorgaben fällt mir immer nur ein: Entdecke die Möglichkeiten!
Palim |
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