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Forum: "Einheitsschule"
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| @angel | | von: rhauda
erstellt: 18.05.2010 14:03:11 geändert: 18.05.2010 14:04:22 |
bei solchen Berichten bin ich immer vorsichtig.
Es ist nicht immer alles Gold, was glänzt, und nicht alles, was in der Presse als vorbildlich hingestellt wird oder was Schulpreise bekommt, ist auch nachhaltig erfolgreich.
wir haben bei uns in der Gegend ein paar solcher Schulen. Die bekommen regelmäßig Schulpreise, werden überall als vorbildlich hingestellt mit ihren neuen innovativen Konzepten (jahrgangübergreifender Unterricht von 1-4, selbstverantwortetes Lernen, etc.)
Die Besucher sehen stets aktive Schüler, die alle in Kleingruppen sitzen und wahnsinnig bechäftigt und motiviert aussehen, die Räume sind nett gestaltet und es gibt Lernangebote en masse.
Die weiterführenden Schulen schlagen allerdings die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie diese Schüler dann bekommen. Die richtig starken Schüler sind nicht wegen dieser Schulen auf dem Gymnasium, sondern trotz der Schulen, haben aber dennoch große Anlaufschwierigkeiten und Riesenlücken.
An der Realschule können einem diese Häschen richtig leid tun. Sie kommen kaum mit, haben Lücken bei den grundlegendsten Sachen und können nicht einmal das, was sie angeblich so toll gelernt haben sollen - nämlich eigenverantwortlich arbeiten. Zumindest nicht so, dass da mehr dabei rum kommt als irgendwelche inhaltsreduzierten Lenrplakate mit irgendwelchen Schlagwörtern, die sie nicht einmal selbst verstehen. |
| . | | von: palim
erstellt: 18.05.2010 15:06:28 |
Ich sehe es wie angel: Ich wünsche mir solche Schulen.
Klar, vieles ist Idealismus ... und die Bedingungen werden wohl nie so, wie man sie sich erträumt, aber wie sagte aidablu: Sind es nicht wir, die Politik machen?
Vielleicht haben die Wähler in NRW schon manches entschieden - und viele Wähler hat die CDU nicht trotz sondern angesichts ihrer Bildungspolitik verloren (siehe Spar-Vorschlag des Herrn Koch, den hätte er ja mal VOR der Wahl äußern können!).
Starker Tobak ist mein Zitat oben, das ich gerne noch einmal wiederhole.
Wenn nach der Grundschule neben den verschiedenen Schulformen auch Ziffernnoten, Sitzenbleiben, zentrale Abschlussprüfungen und Kopfnoten abgeschafft werden, dann wird damit der Jugend aus bildungsfernen Familien die Chance auf Aufstieg durch Leistung verwehrt.
Mit diesem Zitat wird einerseits behauptet, dass Ziffernoten, Sitzenbleiben etc. Kindern aus bildungsfernen Familien die Chance geben, einen guten Schulabschluss zu erhalten. Das ist schlichtweg eine Behauptung, die ich für falsch halte.
Gleichzeitig wird ebenfalls unterstellt, dass das bisherige Schulsystem Kindern aus bildungsfernen Familien optimale Chancen gibt, einen Aufstieg im Schulsystem zu schaffen - bei entsprechender Leistung.
Und genau da ist der Punkt:
Kinder aus bildungsfernen Schichten bekommen überhaupt gar keine Chance, überhaupt die Leistung zu erlernen.
Es sind immer noch die Eltern, die die Hausaufgaben beaufsichtigen und kontrollieren ... und leider nur arabische Schrift und kein Deutsch können, weil sie in den Ländern, aus denen sie flüchteten, wenig oder gar nicht zur Schule gehen konnten.
Die Erwartungen an das häusliche Umfeld sind derartig hoch und an der Realität vorbei, dass die Kinder, die ja nicht dafür können, gar keine ehrliche Möglichkeit bekommen.
Sie bringen schon in die 1. Klasse so wenig mit, dass es kaum gelingt, dies aufzuholen und ihnen gerecht zu werden.
Orientiert man sich dann in der Arbeit weiterhin am Mittelstand oder den Besseren, sind sie zum Scheitern verurteilt.
Das Zitat behauptet indirekt, dass dich Chancen für diese Kinder gut wären ... sämtliche Studien der letzten Zeit werfen nun aber ausgerechnet Deutschland vor, dass das Schulsystem diese Schüler mehr als andernorts benachteilige.
Was rhauda schreibt, finde ich einerseits bedenklich, andererseits frage ich mich, ob diese Schüler im 1.-4. Schuljahr einfach auf eine andere Art und Weise gelernt haben und mit den bestehenden Systemen an der Realschule nicht zurecht kommen.
Bis zum letzten Schuljahr hatten wir ein zugezogenes Kind aus einer Freien Schule, die vielen Methoden und Arbeitsformen unserer Schule zuerst erlernen musste.
Genauso würde es Kindern gehen, die aus einer "herkömmlichen" GS an eine Freie Schule wechseln - auch sie wären vermutlich den dortigen Anforderungen nicht gewachsen.
An meine Schüler stelle ich auch besondere Anforderungen ... und ich weiß, dass etliche dieser Anforderungen in der weiterführenden Schule nicht mehr unterstützt werden.
Das finde ich sehr schade, werde aber deshalb nicht darauf verzichten, in der Grundschule besondere Lernweisen anzubieten, die einigen Kindern entgegenkommen, und damit 4 Jahre den Grundstein legen.
Palim |
| @palim | | von: rhauda
erstellt: 18.05.2010 15:30:31 geändert: 18.05.2010 15:31:51 |
Es ist einfach so, dass die Schüler - egal, welche Unterrichtformen vorherrschen, schon in der Lage sein sollten, zumindest in Teilen die Dinge zu beherrschen, die am Ende der Grundschulzeit an fachlichen Dingen gekonnt sein sollten.
Bei Schülern dieser Schulen sind die Lücken teilweise so haarsträubend, dass man sich fragt, was die eigentlich in all den Jahren gemacht haben.
Schließlich sind andere Formen der Unterrichtsorganisation nicht Selbstzweck. Es geht um das Lernen und das Sich-Aneignen der Umwelt. Wenn das nicht passiert, dann muss man sich fragen, was das ganze Trallafitti soll.
Weitehin ist es ja nicht so, dass bei uns ständig nur Frontalunterricht gemacht wird. Auch wir verwenden zeimlich regeläßig offenere Formen des Unterrichtes (mit wechselndem Erfolg, allerdings).
Ich bleibe dabei: die Schulen, die ich meine, sind nach Außen die Leuchttürme der Pädgogik und Didaktik, aber es fehlt jegliche Nachhaltigkeit.
Eigenverantwortliches Lernen beherrschen diese Schüler jedenfalls größtenteils schlechter als Schüler anderer Grundschulen. Dieser Ansicht sind nicht nur wir als weiterführende Schule, das sagen auch alle anderen weiterführenden Schulen. Natürlich nur hinter vorgehaltener Hand.
Wie schon ein berühmter deutscher Bundeskanzler sagte: "Wichtig ist, was hinten rauskommt!"
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