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Forum: "Empfindlich"
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| Empfindlich | | von: rhauda
erstellt: 24.08.2005 08:16:42 geändert: 24.08.2005 08:58:24 |
(Um das Thema vom Bildungskostenforum abzutrennen...)
Muss ich ja doch noch mal was über hyperempfindliche Lehrer/innen sagen:
In meiner langjährigen Tätigkeit bin ich jetzt an 5 Schulen gewesen und habe entsprechend viele Kollegien kennengelernt.
Meiner Erfahrung nach (auch in Schulleitung) sind es oft auch diejenigen, die immer sich weichgespült und freundlich, vorsichtig formulierend und aktiv zuhörend durch die Schule bewegen, genau auch diejenigen, die "über Leichen gehen", wenn es um ihre eigenen Bedürfnisse und Vorteile geht. Das betrifft Stundenpläne, Fachverteilung, Entlastungsstunden und vieles Andere mehr.
Nach einem "Duuuu, da bin ich jetzt aber wirklich betroffen..." wird dann schon mal ein gelber Schein für eine Woche reingereicht und die Kollegen können lustig vertreten. Das ist dann die Art, sich mit Problemen oder auch Kritik auseinanderzusetzen.
Nachdem zum X-ten Male gaaaaaanz vorsichtig das Einhalten von Fachkonferenzbeschlüssen angemahnt wurde, die von bestimmten LuL stumpf ignoriert werden, wird der Fachleiter etwas deutlicher und SCHWUPP! rennt man zur Schulleitung und beschwert sich über Mobbing (und ist am nächsten Tage vielleicht wieder mal krank)
Der sogenannte "gute Ton" wird von einigen als Schutzpanzer mißbraucht, der jegliche sachliche Kritik sofort in die Ecke von Mobbing stellt.
Übrigens ist das meiner Erfahrung nach ein typisch weibliches Phänomen. Mit männlichen Kollegen habe ich das ganz selten erlebt.
Mir persönlich ist ein offenes Wort und vielleicht auch mal eine überspitzte Formulierung lieber als diese Aussagen, die wie rundgewaschene Kieselsteine nirgendwo anecken, aber auch nichts wirklich lösen und auch keine Positionen klarmachen.
Bisher bin ich mit dieser Einstellung sehr gut gefahren. Man kann sich nach einem "offenen Schlagabtausch" auf Augenhöhe begegnen, denn echte Entgleisungen kommen doch so gut wie nie vor.
Und noch ein Letztes zu einem Beitrag im Bildungskostenforum:
Ich gehe davon aus, dass alle, die bei 4T sind, auch Interesse an Systemverbesserung/veränderung haben. Das schließt für mich auch die offene Kritik an dem Verhalten einiger Teile der Lehrerschaft ein. Die Angst, dass das im Internet auch Nichtlehrer lesen könnten, ist für mich nicht nachvollziehbar. Es ist doch nicht so, dass die gravierenden Probleme unseres Systems und Probleme mit einigen Lehrern den Eltern verborgen bleiben. Die sind doch nicht blöd. Und...was als Vorurteil schulfremder Personen bezeichnet wird, ist nicht unbedingt immer nur das.
Unser System krankt vor allem daran, dass wir an den Schulen auf Gedeih und Verderb auch völlige Versager weiterhin auf die Schüler loslassen müssen. Wir alle kennen die "Nullen" in unseren Kollegien und reden hinter deren Rücken über deren Unfähigkeit. Offene Worte findet kaum jemand.
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| Umgangsformen | | von: sth
erstellt: 24.08.2005 10:12:06 |
Liebe rhauda,
erstmal dein Thema Hyperempfindlichkeit. Meine Meinung ist, dass wir als erwachsene Menschen, die gerne ihre Bildung zeigen, auf gewisse Umgangsformen achten müssen. Es ist nicht sinnvoll, seine Mitmenschen mit abfälligen Bemerkungen zu bedenken, und dann auf deren Unterstützung oder Zustimmung zu hoffen.
In meiner sicherlich nicht ganz so langjährigen Tätigkeit war ich gezwungen, mich auf wechselnde Bedingungen einzustellen, Bedürfnisse und Fähigkeiten meiner Mitmenschen zu erkennen und dem gerecht zu werden. Meine Erfahrung als Lehrerin in verschiedenen Schulen zeigte mir, dass es wichtig ist, offen und freundlich auf Schüler, Eltern, Kollegen und Vorgesetzte zuzugehen. Konflikten zu begegnen, aber sachlich, gelassen und freundlich.
Ich habe auch erkannt, dass Gelassenheit und freundliche Sachlichkeit die besten Lösungsmöglichkeiten finden lassen.
Wer seinen Mitmenschen negativ und mit offenem Misstrauen gegenübertritt, kann nicht damit rechnen, dass sie vertrauensvoll unterstützt werden.
Ja, Verbesserungen wird sich hier bestimmt niemand verschließen. Manche Dinge lassen sich nicht ändern. Und daran Herumzulamentieren bringt niemanden weiter. Jeder von uns lebt und arbeitet mit anderen Rahmenbedingungen. Ich sehe es nicht als Aufgabe von 4teachers, radikale gesellschaftliche oder bildungspolitische Änderungen zu tragen oder zu unterstützen.
Ich möchte, wie viele andere hier auch, mich mit gleichgesinnten Kolleginnen und Kolleginnen treffen. Ich möchte Probleme ansprechen dürfen, ohne in die Null oder Versager- Schublade gesteckt zu werden. Ich möchte meinen Mitstreitern hier auf eine Art und Weise begegnen, die Respekt und Wertschätzung der Person und Arbeit der anderen widerspiegelt.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Mich ärgern deine herablassenden Äußerungen, auch die über die absoluten Versager. Wer gibt dir das Recht, uns, unsere Kollegen oder auch deine Kollegen, so zu brandmarken? Wer ist denn dann eine Null? Was muss ich tun um würdig zu sein, wer darf meine Leistung an- oder aberkennen?
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| und es gibt sie doch! | | von: rhauda
erstellt: 24.08.2005 11:06:24 |
nur so aus dem hohlen Bauch heraus ein paar Beipiele, die ich an den Schulen genau so mitbekommen habe:
-- eine Lehrerin, die eine Schulstunde lang nicht in der Lage ist, ihre Schüler/innen aus Klasse 7 für den Unterricht in die Klasse zu bekommen. Die haben sie nur ausgelacht
-- eine Englischlehrerin mit Fakultas für das Fach, die die einfachsten grammatischen Strukturen der Sprache nicht beherrscht und von 8. Klässlern ständig korrigiert werden muss
-- ein Lehrer, der auf der Klassenfahrt 2 Tage lang besoffen war und alles der mitfahrenden völlig überforderten Referendarin überließ. Die Klassenfahrt musste abgebrochen werden
-- Eine Lehrerin, die auf einer Klassenfahrt mit dem Busfahrer rumpoppte, während Ihre Schüler durch die Jugenherberge marodierten und den Billiardtisch zerlegten. Die Herbergsleitung musste die Polizei einschalten
-- ein Geschichtslehrer, der Schüler der 9. Klasse mehrere Wochen in jeder Geschichtsstunde sich selbst überließ, während auf dem Gang telefonierte, die Zeitung las oder stundenlang auf der Toilette zubrachte
-- Eine Lehrerin, die sich nicht in der Lage sah, bei einer mündlichen Realschulprüfung das Protokoll zu führen. Vor lauter Panik kam sie morgens gar nicht erst...ohne abzusagen
-- ein Lehrer, der so viel Schulangst hat, dass er jede Gelegenheit sucht, um sich zu verspäten, den Unterricht früher zu beenden oder Vergessenes aus dem Lehrerzimmer zu holen
-- Lehrer, die es nicht schaffen, in einem Schuljahr auch nur eine Klassenarbeit schreiben zu lassen und dann alle Schüler mit 2 bewerten. Es beschwert sich ja niemand.
-- Werklehrer, die in einem ungelüfteten Werkraum Schüler mit Farbsprühflaschen arbeiten läßt, bis einige sich erbrechen und ein anderer Schüler ohnmächtig zusammenbricht
ALLE DIESE LEHRER/INNEN SIND NOCH IM AKTIVEN DIENST!!!!
Das sind nur einige wenige Beispiele. Ich glaube, an fast jeder größeren Schule sind die zu finden. Total-Versager, die auf dem Rücken des Kollegiums, der Schüler und der Steuerzahler ihre Unfähigkeit mit ausleben. Die werden gnadenlos mit durchgeschleppt. Ein kleines Disziplinarverfahren, wie in dem Fall des betrunkenen Lehrers führte dann nur zu Gehaltseinbuße. Aber sie werden munter weiter auf die Schüler losgelassen. Dies sind auch nicht die totalen Ausnahmen. Nachfragen bei anderen Schulen sagen :Im Schnitt beträgt die Rate 10% eines Kollegiums.
Und jetzt ein paar Beispiele aus der Schulleitungspraxis, die schon an Zynismus nicht mehr zu überbieten sind. Natürlich sind die keine Versager, denn sie nutzen ja das System, das Ihnen geboten wird:
--Eine schwangere Kollegin, die pünktlich zum neuen Halbjahr von halber auf volle Stundenzahl geht, damit sie während des Mutterschutzes das volle Gehalt kassieren kann. Dass damit Abordnungen anderer Kollegen fällig werden, um Ihre zusätzlichen Stunden (die sie ja nicht erteilt) aufzufangen, ist nicht von Interesse. Feuerwehrlehrkräfte kommen erst sehr verspätet und dann auch nur mit 17 Stunden.
-- Eine Kollegin (55), die offen sagt, dass die jetzt so langsam mal auf die Frühpensionierung hinarbeiten muss, sie habe sich das ausgerechnet, sie käme mit der Pension locker hin und Lust habe sie auch nicht mehr. Mittlerweile fehlt sie ganz gezielt immer wieder 3-Wochenweise.
-- Ein Kollege, der im letzten Jahr wegen angeblicher Herzprobleme frühpensioniert wurde, der Triathlon betreibt.
-- Eine Kollegin, die sich aufregte, weil sie ihre Kur laut Erlass nun zum Teil in die Ferien verlegen muss, sagt ganz offen, dass sie die "versäumten" Ferientage dann sich über eine Krankheitswoche wieder holt.
Konsequenzen für diese "Lehrer"? So gut wie keine.
Sie treiben weiterhin ihr Unwesen an den Schulen.
Versager, eben. |
| Kenne ähnliche Fälle... | | von: sandra20
erstellt: 25.08.2005 23:53:25 |
... in Lehrerschaften, aber doch auch in der freien Wirtschaft.
"Blaumcher", "Drückeberger", "Risikoarbeiter", "Drogenabhängige", "Günstlinge", "Mitzuschleppende" , die gibt es merkwürdigerweise auch in der freien Wirtschaft. Ich hatte zum Beispiel schon mal eine "Null" als Anwalt und eine "Null" als Maler. Die Beiden arbeiten beide noch, auch wenn ich nicht mehr zu ihren Kunden gehöre.
Angst habe ich nur davor, dass ich irgendwann zu den Nullen gehöre, aus welchen Gründen auch immer. Dann würde ich wohl auch versuchen, mich durchzumogeln.
Die Wenigsten stellen sich in so einer Situation ihren Problemen und/oder hören einfach auf.
Lehrer sind eben Menschen...
Ich würde niemanden "verpfeifen" oder "selektieren". Hilfe?!?
Sandra |
| Die Kräfte des Marktes... | | von: rhauda
erstellt: 26.08.2005 06:31:28 geändert: 26.08.2005 07:21:24 |
...regeln das meist, wie Dein Bespiel zeigt: du nimmst die Dienste nicht mehr in Anspruch und suchst dir kompetentere Partner.
Diese Möglichkeit haben Schüler und Schülerinnen nicht. Außerdem bist du erwachsen und weißt dich zu wehren. Wir reden hier aber von Kindern, die gegebenenfalls enorm leiden.
Ich gebe dir völlig recht, wenn du auch Menschlichkeit und Solidarität anmahnst. )oder wie ein Schulrat mal sagte: "EINE Pfeife muss jedes Kollegium aushalten können").
Damit so etwas aber keinen größeren Schaden anrichtet, fehlen unserem System einige Dinge:
1. Mehr Hilfen für Problemfälle... Stichwort Fürsorgepflicht des Staates gegenüber seinen Beamten
2. Die Verpflichtung der betroffenen Lehrer, die bereits vorhandenen Hilfen (Supervision, KOllegiale Hilfe, etc.) auch wahrzunehmen.
3. und um zum Ausgangspunkt zurückzukommen: die Fähigkeit in Kollegien und Schulleitungen, offene Worte zu sprechen, den Finger in die Wunde zu legen und Zusammenarbeit einzufordern, nicht nur zu erbitten.
4. Last but not least fehlt ein System der effektiven Konsequenzen, falls alles Andere fruchtlos bleibt.
Das in vielen Punkten sehr fragwürdige Amerikanische Schulsystem kennt in einigen Staaten ein Regulativ, das ich persönlich interessant finde:
Qualifizierte Fachleiter haben etliche Verlagerungsstunden, um Ihren Fachbereich in ordnung zu halten. Jahresplanungen, Klassenarbeiten und Tests, Bewertungskriterien, Klassenspiegel etc. werden IMMER bei der Fachleitung eingereicht. Dort wird die Vergleichbarkeit der Leistungen und die Deckung von Unterrichtsinhalten mit dem Curriculum überprüft. Fachleiter hospitieren regelmäßig und sind für die Fortbildungsplanung zuständig, sowie dafür, dass Fachartikel und neue Erkenntnisse das Kollegium erreichen.
Das weiteren halte ich es für absolut notwendig, die Schulleitungen noch stärker als bisher von Unterrichtsverpflichtung zu entlasten (nicht mehr als 6 Stunden Unterricht). Schulleiter anderer europäischer Länder reiben sich verwundert die Augen, wenn sie hören, dass ein Konrektor einer Realschule, der auch noch am Arbeitszeitkonto teilnehmen muss, 22 Stunden Unterricht machen muss.
Vielleicht könnten sich die Schulleitungen dann mehr auf die Leistung des Kollegiums konzentrieren und bei Problemen schneller und intensiver eingreifen.
Leider stößt aber auch das schnell an seine Grenzen, wie ich bereits in einigen Foren zum Thema festgestellt habe. Häufig werden Schulleitungen, die ein Interesse dem Unterricht zeigen, der in ihren Schulen abläuft, schnell in die Ecke von "Big Brother" geschoben, wenn sie (NACH VORANKÜNDIGUNG) in einem Unterricht hospitieren möchten.
Viele Kollegen und Kolleginnen lassen das gern zu, aber die sind ja auch meist nicht die Problemfälle.
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