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Forum: "Sind Lehrer wirklich besonders empfindlich?"
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| Sind Lehrer wirklich besonders empfindlich? | | von: rhauda
erstellt: 14.06.2005 16:01:47 geändert: 14.06.2005 16:05:26 |
Komme gerade aus einer Sitzung zur Schulprogrammentwicklung.
Mal eine Zitatensammlung:
"Nicht zu schnell, man darf die Kollegen nicht überfordern."
"Da muss man vorsichtig sein, die meisten können eben keine e-mails schreiben."
"Das könnten die in den falschen Hals kriegen und dann stellen sich die meisten wieder auf stur."
"Die müssen das erst mal einsehen, und du weißt ja, wie schwierig das ist."
"Das muss gaaaanz langsam gehn. Kleine Schritte."
"Pünktliche Noteneintragung, das muss man mal ganz vorsichtig anschneiden."
"Das kann man einfach nicht so offen sagen, auch wenn das ein drängendes Problem ist."
"Wir können Kollegen doch nicht in ihren Unterricht reinreden."
"Man kann doch von jemandem, der das seit 20 Jahren so gemacht, hat nicht plötzlich was ganz Neues verlangen."
"Veränderungen gehen nur im Kleinen. Und selbst da macht nicht jeder mit. Kann man ja auch nicht verlangen."
"Da muss man die Kollegen eben vorsichtig an die Hand nehmen."
Mal ehrlich: dass Veränderungen nicht übers Knie gebrochen werden können, ist klar. Dass auch ein angemessener ton im KOllegium herrschen sollte, ist auch klar.
Allerdings drängt sich mir mehr und mehr das Bild von Lehrern auf, die besonders empfindlich sind, besonders vorsichtig behandelt werden müssen, wie Kleinkinder kleinschrittig an Neues herangeführt werden müssen und die man ja nicht auf die Einhaltung ihrer Dienstpflichten ansprechen darf, geschweige denn dazu anhalten darf, mal etwas zusätzlich zu tun.
Das Perfideste an der Sache ist, das gerade die Kollegen, die sich ständig darüber mokieren, dass man nicht "den Schwächsten in der Klasse das Tempo bestimmen lassen darf" sich als die Verhinderer und Bremsen herausstellen.
Sind wir wirklich ein so desolater Haufen? Ich glaube, dass wir mit den permanenten Nabelschauen und Befindlichkeitsprüfungen, dem Schonraum, den wir den "üblichen Verdächtigen" gewähren, uns die Kollegen selbst herangezogen haben, die wir jetzt kritisieren.
Ehrlichgesagt, ich bin es leid, ständig wie auf Eiern zu laufen und jedes meiner Worte ständig darauf überprüfen zu müssen, ob die vielleicht ein besonders Empfindlicher Zeitgenosse in den falschen Hals kriegt.
Diese Leute bekommen das gleiche Geld wie ich (und einige aufgrund von Alter noch wesentlich mehr). Kann man da nicht wie in jeder Branche ein Mindestmaß an Flexibilität und Lernbereitschaft verlangen?
Ich bin es einfach satt, dass man Teile eines Kollegiums von studierten Professionals behandeln soll, als seien sie sieche/bockige/uneinsichtige Kleinkinder. Das finde ich unwürdig.
So. Jetzt hab ich erst mal "abgelaicht". Das musste sein. GRRRRRR!
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| @rhauda | | von: skole
erstellt: 14.06.2005 17:01:35 |
ich kann mir so gut vorstellen wie es dir geht, rhauda, vor allen dingen wo ich dich jetzt auch bißchen kennenlernen durfte !
ich kenne solche situationen und hab mir abgewöhnt, die kollegen wie rohe eier zu behandeln. in unserem job gehört ein bißchen professionelle auseinandersetzung mit der eigenen person wohl dazu und dazu gehört auch, dass man nicht auf der stelle stehenbleibt, sondern sich weiterentwickelt.
ich streite weiter, auch wenns manchmal etwas viel kraft kostet, aber es gibt immer wieder kollegen die mitziehen....
wenn ich mich zurückziehen würde und meine kritischen kommentare in konferenzen lassen würde, könnt ich mich auch gleich einsargen lassen!!!
dass, was wir an veränderung wünschen, tun wir doch in erster linie für die kinder und die sind nun mal auch nicht mehr die gleichen wie vor 20 jahren. da muss man schon ein bißchen entwicklungsfähig sein!!
also rhauda, lass dich nicht entmutigen, weiter immer genau das zu sagen, was du denkst!
und wenn alle stränge reißen machen wir ne eigene schule auf !!!
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| Manchmal | | von: silberfleck
erstellt: 14.06.2005 18:06:45 |
bin ich auch überempfindlich, aber dann hab ich auch schon einiges erlebt.
Aber ich erwarte nicht, dass ich "wie ein rohes Ei" behandelt werde.
Ich erwarte von mir selbst, meinen Kollegen und Schülern aber trotzdem einiges: Höflichkeit, Freundlichkeit, Pünklichkeit, Ordnung , in der Regel gute Vorbereitung, Gelassenheit, aber auch den Sinn für Humor ....
Wenn sich alle dran halten würden!
Ich habe mir angewöhnt, tatsächliche Missstände freundlich aber bestimmt anzusprechen und möglichst klare und praktikable Lösungen zu finden.
Ich finde zwar immer noch nicht alles auf Anhieb, aber die Kollegen sind lernfähig. |
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