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Forum: "Vergleichsarbeiten (VERA)"
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| Das Thema VERA macht mich immer noch sauer! | | von: clausine
erstellt: 29.12.2005 16:53:46 |
Ich hatte im letzten Schuljahr eine 4. Klasse und habe VERA mit vielen Stunden am Computer "überlebt". Mich ärgert daran vieles, nicht nur die Eingabe-Probleme....VERA hat an meiner Schule regelrecht Angst ausgelöst, und zwar bei einer Parallel-Kollegin, die gerade frisch an unsere Schule kam und kurzerhand ihre Klasse übernehmen musste. Die Kollegin hatte Angst, dass SIE schlecht abschneiden würde, dass ihre Arbeit transparent würde usw. VERA zeigt mitnichten die Arbeit der LehrerInnen, denn es wird nur wirklich abfragbares Wissen abgefragt. Die Arbeit, die die Kollegin und die meisten anderen leisten, nämlich aus einer willkürlich zusammengesetzten Kindergruppe eine Klasse zu bilden, Lernfreude zu wecken, Selbständigkeit zu erlangen...., wird überhaupt nicht gesehen und erwartet. Deshalb wurden die Ergebnisse auch in keinster Weise benutzt, wie von den VERA-Machern erwartet, zur Diskussion über Unterrichtsmethoden, Offenheit über Probleme im Unterricht usw. Eigentlich wird nicht die Offenheit gefördert, sondern Misstrauen und Angst gesät. Die Kolleginnen, die jetzt im 4. Schuljahr unterrichten, habe ich oft klammheimlich die Aufgaben kopieren sehen, um ihre SchülerInnen auf die VERA-Klausuren "vorzubereiten". Vergleichbarkeit sehe ich insbesondere auch dadurch nicht, dass sich sicher viele nicht an die Bedingungen, z.B. Hilfe geben während der Arbeitsphase, gehalten haben. Ich wünsche mir schon oben genannte Diskussionen, aber nicht über diesen merkwürdigen Umweg. VERA unterstützt m.E. die konservativ unterrichtenden KollegInnen, die Wissen in ihre SchülerInnen reinpauken und sich umd sogenannte Schlüsselqualifikationen so gut wie nicht kümmern. Puuh, jetzt hab`ich mich ordentlich abreagiert!!!
Grüße von Clausine |
| @ clausine: Ich denke schon | | von: cilia
erstellt: 29.12.2005 17:26:11 |
dass VERA, so wie es gedacht ist, Sinn macht.
Diskussionen über die offenen Unterrichtsformen, Schlüsselqualifikationen usw. sind - wie du geschrieben hast - ausgesprochen sinnvoll, wenn die Schule auch entsprechende Konsequenzen ziehen kann.
Doch genau da fängt das Problem an. Wieso werden in NRW die 25 besten Schulen namentlich genannt? Natürlich ohne darauf zu achten, unter welchen schulischen Bedingungen (z.B. Einzugsgebiet) VERA stattfand. Müssen dann nicht die Schulen, die nicht gut abgeschnitten haben sich Sorgen machen, dass es doch ein Ranking geben wird?
Ich kann die Kollegen verstehen, die Angst haben angeprangert zu werden und möchte auch nicht ausschließen, dass dieses passieren wird. Dennoch halte ich es für falsch, wenn die Aufgaben vorher mit den Kindern geübt werden.
Wir haben an unserer Schule beschlossen, dass wir uns - unabhängig von den Reaktionen, die eventuell von außen auf uns einstürmen - darum bemühen, die Ergebnisse richtig zu interpretieren und Konsequenzen daraus zu ziehen.
Noch wissen wir aber nicht so genau, wie diese Konsequenzen aussehen sollen. Vielleicht habt ihr ja schon einige Ideen, die ihr hier verbreiten wollt. Gruß, cilia |
| Was sagen dir die Ergebnisse? | | von: clausine
erstellt: 29.12.2005 17:42:50 |
Als ich die Ergebnisse der VERA in der Hand hielt, habe ich meine Schüler sehr gut darin wiedergefunden, die Leistungen in den VERA stimmten mit denen im Unterricht und in Arbeiten weitgehend überein. Ich habe mich selbst und meine Arbeit darin nicht wiedergefunden, denn es wurde in den Aufgaben nicht viel von dem gefragt, was ich mit den SchülerInnen erarbeitet hatte. Qualität von Arbeit in Schule kann so doch nicht verbessert werden. Ich wünsche mir Teams in der Schule, in denen Offenheit herrscht, in denen die Möglichkeit zur Hospitation und zum Austausch besteht, außerdem mehr theoretische Arbeit in den Kollegien, da viele doch nur in ihrem eigenen Saft schmoren und nicht viel Neues an sich heran lassen wollen. Ich muss zunächst den Unterricht in MEINER Schule mit MEINEN SchülerInnen optimieren und dafür Kriterien erarbeiten, die alle akzeptieren können (s. Schulprogramm-Arbeit). Der Vergleich mit anderen Schulen auf dieser Ebene wäre wünschenswert, natürlich. Die Existenz der Rankingliste in NRW bestürzt mich auch, nicht in Bezug auf den (unrealistischen) Vergleich untereinander, sondern im Hinblick auf die geplante Aufhebung der Schulbezirksgrenzen. Gruß von Clausine.
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| Oh ja, | | von: cilia
erstellt: 30.12.2005 00:26:12 |
die Aufhebung der Schulbezirksgrenzen hatte ich glatt vergessen. Das wird noch fatal, weil es da nicht um die Arbeit in den Schulen geht, sondern darum, welchen Ruf die Schulen haben.
Wenn ich deinen Kommentar so lese, finde ich mich in vielem wieder. Wir hatten beim letzten VERA-Durchgang schon Schwierigkeiten die Ergebnisse richtig zu deuten. Für die letzten Viertklässler war es ja eigentlich sowieso schon zu spät, noch viel zu ändern. Und in diesem Durchgang??? Ich habe keine Ahnung, was anders laufen muss, weil ich die Klassen auch zu wenig kenne. Ich hatte sie nie im Unterricht.
Ich denke aber, dass man viel früher anfangen muss, nämlich ab Klasse 1. Dort müssen noch gezielter Kompetenzen/Schlüsselqualifikationen vermittelt werden. Doch genau da ist auch das Problem, weil es immer noch zu viele Kollegen gibt, die diese Begriffe nicht mit Inhalt füllen können und deshalb auch nicht wissen, worauf sie achten sollten.
Es besteht uns noch viel Arbeit bevor und damit meine ich nicht nur die Arbeit mit den Kindern.
Liebe Grüße,
cilia
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| @brigitte62 | | von: cilia
erstellt: 30.12.2005 17:14:56 |
In deinen Zielen für die 1. Klasse stecken ja schon einige Kompetenzen/Schlüsselqualifikationen, nur hast du sie so nicht benannt. Zum Beispiel:
„eine Klassengemeinschaft, die sich gegenseitig akzeptieren und tolerieren“ = Sozialkompetenz / Kooperationsfähigkeit
„die gerne und neugierig in die Schule gehen“ = Motivation, evtl. auch Leistungsbereitschaft, Ausdauer
„Erfahrung machen, dass sie etwas Neues lernen können und es sie bereichert“ = Kenntnis von Lern- und Arbeitstechniken, Lernbereitschaft, Motivation, selbstmotivierte Lernkompetenz, Selbstständigkeit
Es ist ja nicht so, dass wir in unserem Unterricht niemals Kompetenzen/Schlüsselqualifikationen vermitteln.
Dennoch glaube ich, dass wir dieses bewusster machen müssen, vor allem im Hinblick auf unterschiedliche Kompetenzstufen.
Ich bemerke bei mir immer wieder mal, dass ich manchen Kindern zu wenig zutraue. In offenen Phasen, wie z.B. in einer Werkstatt, zeigen mir die Kinder, dass sie doch mehr können. Ich muss ihnen nur die Gelegenheit geben.
Liebe Grüße,
cilia |
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