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Forum: "2% aller Kinder sind hochbegabt"
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| 2% aller Kinder sind hochbegabt | | von: caldeirao
erstellt: 14.10.2014 21:36:26 geändert: 14.10.2014 22:43:18 |
Ich war heute zu einer Fortbildung zum Thema Hochbegabung.
Dort wurde gesagt, dass man mit einem IQ über 130 hochbegabt sei und dass man das mit der gaußschen Normalverteilung darstellen kann. Soweit war mir das auch bekannt. Nun teilte man uns auch mit, dass das 2% seien. Das konnte ich gar nicht glauben, da das im Umkehrschluss ja auch bedeutet, dass 2% aller Kinder einen IQ unter 70 hätten. Das hieße ja, dass 2% aller Kinder eine geistige Behinderung hätten? . Das erscheint mir viel zu viel. Des Weiteren ging es dann um einen IQ von 115-130, was etwa auf 13 % der Bevölkerung zutrifft. Wieder der Umkehrschluss 13%+2%=15% haben einen IQ unter 85, was wiederum heißt, dass jedes 7. Kind gravierende kognitive Beeinträchtigungen hat, mit denen es keinen normalen Schulabschluss schafft. Das ist mir alles zuviel.
Nun bin ich völlig verwirrt und weiß gar nicht, ob ich der gaußschen Kurve nicht glauben soll oder den 2%. Aber die 2% findet man auf allen Internetseiten. Naja.
Was ist Eure Meinung bzw. Erfahrung dazu? |
| Gauß | | von: fruusch
erstellt: 14.10.2014 22:29:00 geändert: 14.10.2014 22:31:30 |
Nun, die Gaußsche Kurve ist zuerst einmal ein mathematisches Konstrukt. Sie gibt die Wahrscheinlichkeitsverteilung einer sog. "normalverteilten" Größe an. Was heißt das?
Zum einen muss die Messung auf sehr vielen (nahezu unendlich) Daten beruhen. Bei Millionen von Menschen ist das wohl der Fall. Dann muss die Verteilung des IQ dem Zufall überlassen sein. Hier scheiden sich schon die Geister. Da man die tatsächlichen Daten aber gut mit einer Gaußkurve darstellen kann, scheint da wohl was dran zu sein, auch wenn ein solcher Kausalschluss nicht 100% zulässig ist.
Die Gaußkurve ist symmetrisch, d.h. die Zahlen, die du nennst, sind so korrekt.
Ich glaube aber, deine Einschätzung der Auswirkung eines verminderten IQ sind etwas zu drastisch. In der Medizin spricht man zB erst ab einem IQ unterhalb von 70 von einer "leichten Intelligenzminderung", die einer Therapie bedarf. Insofern wäre alles zwischen 70 und 130 "normal". Lediglich die 2% unterhalb von IQ 70 haben echte Probleme, Menschen mit wirklich schwerster Intelligenzminderung (IQ < 20) sind dann wirklich nur noch Einzelfälle.
Ein kurzer Blick in die Statistik zeigt, dass ca. 4% aller Bundesbürger die Schule ohne Abschluss verlassen. Insofern passen die Zahlen ganz gut zusammen.
P.S.: Den IQ von Kindern kann man allerdings auch nicht ganz mit dem IQ der Erwachsenen vergleichen, da dieser sich noch ändert. Unser Unterricht zB beeinflusst ihn recht stark und hoffentlich positiv |
| Intelligenztests | | von: fruusch
erstellt: 15.10.2014 20:14:40 |
können auch Fehler haben, die nicht zufällig verteilt sind, sondern auch systematische Fehler, die das Ergebnis in eine bestimmte Richtung verfälschen. Wenn ein Test zB zu stark auf Probleme der Raumvorstellung konzentriert ist (diese hübschen 3D-Würfel Aufgaben), wird er bei vielen Probanden eine zu geringe Intelligenz feststellen, nur weil diese keine stark ausgeprägte Raumvorstellung haben.
Viele Intelligenztests konzentrieren sich sehr stark auf mathematisch-technische Logikprobleme und ignorieren andere Bereiche der Intelligenz, wie soziale und emotionale Intelligenz, dagegen völlig. Dadurch werden viele Menschen als "minderintelligent" kategorisiert, die auf anderen Gebieten Großes leisten könnten.
Ein schönes Beispiel für ein normales Leben ohne sonderlich viel Hirn (wörtlich gemeint!) oder IQ zeigt dieser Artikel von 2007:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/medizinischer-sonderfall-normal-leben-mit-einem-zehntel-gehirn-a-495586.html |
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