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Forum: "Schülersteitschlichter - negative Erfahrungen"
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| bei uns | | von: janne60
erstellt: 19.08.2013 23:04:55 |
an der Grundschule hatten wir jahrelang das Projekt Mediation laufen
und haben es letztendlich wegen zu geringer Inanspruchnahme
eingestellt. Das Prinzip ist eigentlich bestechend, weil einfach, d.h. der
Ablauf eines Mediationsgespräches ist von der Struktur her sehr
geeignet, Kindern zu helfen, die Sicht vom Problem auf die Lösung zu
lenken. Aus diesem Grund hatte ich mich vor Jahren zur Mediatorin
und Ausbilderin schulen lassen und etablierte anschließend die
Schülermediation in unserer Schule.
Die Probleme kamen später daher, dass die anderen Kollegen nicht
geschult wurden und daher nicht genügend sensibilisiert waren,
Situationen zu erkennen, die für ein Mediationsgespräch getaugt
hätten. Ich denke, in der Anfangsphase müssen die Kinder ermuntert
werden, den Streitschlichter aufzusuchen. Ein Kollege zwang gar einen
Schüler, dort hinzugehen. Das Gespräch endete in einem Fiasko.
Kurz und gut, wir bildeten am Ende Mediatoren aus, die anschließend
untätig waren.
Fazit: Mediation kann nur gelingen, wenn alle Kollegen genügend mit
dieser Technik vertraut sind. Außerdem war die Zeit bei uns ein
Problem. Aufgrund der wenigen bis gar keinen Lehrerstunden, die es
dafür gibt, konnten wir die Mediation nur 2 Mal in der Woche anbieten.
Das reicht bei weitem nicht aus. An einer mir bekannten Schule, wo
das funktioniert, kann man in jeder Pause zum Mediator gehen.
Soviel erstmal, bei weiteren Fragen gerne mehr.
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| Das Streitschlichterkonzept | | von: ysnp
erstellt: 20.08.2013 14:36:31 geändert: 20.08.2013 22:18:10 |
lief bei uns jahrelang gut. Die Kinder haben eine Ausbildung und werden dann auf den Schulhof geschickt. Zudem treffen sie sich jede Woche in einer einstündigen AG.
Zur Zeit ist es ein bisschen eingeschlafen, d.h. es gibt zu wenig Streitschlichter um alles abzudecken, das liegt wohl daran, dass wir an der Schule zu viel Konkurrenzangebote haben und sich dann einfach zu wenig Schüler für diese AG gemeldet haben.
Unsere Streitschlichter haben vereinzelt das Problem der Akzeptanz durch einige Schüler, doch das wird dann über die Klassenlehrer in Angriff genommen oder gleich von den Aufsichten auf dem Schulhof geregelt.
Für die Pausenaufsichten sind die Streitschlichter eine große Erleichterung, bei kleineren Auseinandersetzungen schicken wir die Schüler immer zu den Streitschlichtern.
Umgekehrt kommen die Streitschlichter zu uns, wenn sie nicht mehr weiterwissen.
Mich wundert, dass es von Kollegiumseite ein Problem gibt, wie hier geschildert, zumal der Einsatz von Streitschlichtern und auch von Schulsanitätern die Aufsichten entlastet.
Gibt es einen Streit auf dem Schulhof, gehen die Streitschlichter mit den Streitenden in einen separaten Raum und klären den Konflikt mit den Parteien, so wie sie es gelernt haben. Gibt es Probleme, geben sie das an die Aufsicht weiter.
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| An unserer Schule... | | von: seplundpetra
erstellt: 20.08.2013 20:23:31 |
... gibt es keine Schülerstreitschlichter. Bei uns ist es so, dass die Schule innerhalb kürzester Zeit von klein und fein auf eine stattliche Größe anwuchs (z.B. Anwachsen des Kollegiums von 22 auf 50 innerhalb von 2 Jahren). Vorher kannte jeder jeden (Schüler), man kannte die Familienverhältnisse, es war ein überwiegend sehr friedliches Miteinander. Dann die Explosion der Zahlen, neue Richtlinien, Aufgaben und Co. - da war keine Zeit, ein solches System zu installieren. Eigentlich schade. Wir haben an unserer Schule aber eine hervorragende Schulsozialarbeiterin, die viel auffangen kann und ganz toll mit den SuS arbeitet.
Ich selbst bin als Schüler zum SSS (Schülerstreitschlichter) ausgebildet worden, empfand die Ausbildung als hilfreich und wir waren eine engagierte Gruppe. Wir hatten uns einen eigenen SSS-Raum organisiert. Shirts designed, damit uns SuS auch ansprechen konnten, wenn sie uns nicht persönlich kannten. Da war ich in der Oberstufe. Allerdings war der Erfolg eher überschaubar. Es kamen zwar ab und zu Schüler zu uns - mal von Lehrern geschickt, mal aus eigenem Antrieb heraus - aber oft genug scheiterte es daran, das eine oder beide Streitparteien oftmals an keiner Lösung ihres Streites/Problems wirklich nachhaltig interessiert waren oder nicht über ihren Schatten springen wollten/konnte. Aber ich denke, jeder Versuch ist es wert und die Angelegenheiten, in denen man helfen konnte, waren auch sehr schön.
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| Diese Haltung | | von: janne60
erstellt: 20.08.2013 21:47:03 |
der Kinder, ihre Position nicht verlassen zu wollen bzw. den Blickwinkel nicht ändern zu wollen (weg von "wer hat angefangen, wer ist Schuld" hin zu "es ist geschehen und was kann nun jeder beitragen, damit eine solche Situation nicht wieder entsteht?") hat das Ganze zum Scheitern gebracht. natürlich gibt es die sozial Kompetenten, die aber auch ohne Mediation ihren Streit hätten schlichten können und die während des Schlichtungsgesprächs in der Lage waren, ihr Verhalten zu reflektieren sowie Empathie für den Gegenspieler zu zeigen. Viele Kinder beharrten aber darauf, dass es einen Schuldigen geben MUSS und die konnten natürlich nicht versöhnt aus so einem Gespräch gehen.
Am meisten habe ich davon profitiert, die Regeln der Mediation direkt und innerhalb der Klasse bei kurzen Gesprächen anzuwenden. Dort waren auch die Kinder am ehesten bereit, sich dem Konflikt auf diese Weise zu nähern. Außerdem war man als Klassenlehrer näher dran, wenn es um den Nachtermin ging bzw. die Nachfrage, ob die Vereinbarungen eingehalten wurden. Das wurde dann meist mündlich und kurz abgehandelt. Vielleicht war einfach das Vertrauensverhältnis innerhalb der Klasse und mit dem Klassenlehrer förderlicher als diese Ausnahmesituation im Mediationsraum. |
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