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Forum: "Nachhilfe - was bringts ?"
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| *Ja* oder *Nein*? | | von: siebengscheit
erstellt: 11.07.2013 15:42:26 |
Deine Frage klar mit *Ja* oder *Nein* zu beantworten, ist nicht möglich. Bereits der Begriff "Nachhilfe" hat viele verschiedene Facetten.
Bedeutet "Nachhilfe" das Schließen von Lücken, sowie das Aufarbeiten von Lerndefiziten, so ist sie in den Fällen sinnvoll, wenn der Schüler von sich aus motiviert, interessiert ist und lernen möchte, nicht nur, weil die Eltern bessere Noten sehen möchten.
Viel häufiger sind aber die Fälle, in denen seitens der Eltern und Schüler "schulbegleitender" Unterricht gewünscht wird. Viele Eltern sind zeitlich und z. T. auch inhaltlich mit dem Lernstoff ihrer Kinder überfordert. Selbst Schüler, die durchaus gute Zensuren haben, nutzen z. T. den "Nachhilfe"-Unterricht, um das Gelernte zu festigen oder zu vertiefen, also "Nachhilfe" auch als Teil individueller Förderung nutzen.
Für das Fach Mathematik kann ich zusätzlich feststellen, dass sich gerade Mädchen schwer damit tun, ihre Verständnisschwierigkeiten im Unterricht zu äußern, in entspannter Atmosphäre aber Ängste und Unsicherheiten abbauen können.
"Nachhilfe" ist vielmehr als das Einpauken von Lernstoff und der schnelle Euro für manchen Nachhilfelehrer.
Nachhilfeunterricht aber als "Dauerberieselung" zu bezeichnen halte ich für eine Ohrfeige jedes engagierten Nachhilfelehrers - ich bin Lehrerin und kein Pausenclown!
LG
7gscheit |
| Privatunterricht | | von: tifflor
erstellt: 11.07.2013 17:17:32 geändert: 11.07.2013 18:06:37 |
Im gerade vergangenen Schuljahr konnte ich mit Nachhilfeunterricht ein Abi, drei Realschulabschlüsse und etliche Versetzungen retten. Zum Abi: Als ich eingriff, war bezüglich des Abis selbst die Zulassung in weite Ferne gerückt. Ich sah mir die Schülerin an - 11 Punkte in Spanisch, in Französisch, wie gesagt, unterm Strich, die mir zu der Zeit vorgelegte Klausur war fürchterlich. Das alte Spiel: Begabung für Sprachen konnte man ihr keineswegs absprechen (das zeigte sich auch immer wieder), nur in Französisch hatte in der Mittelstufe die Lehrerin die Sache fürchterlich verbockt. Folgenlos für diejenigen, die mit einer geschenkten Vier aufhören, aber fatal für die, die -aus welchen Gründen auch immer- mit dem Fach weitermachen. Natürlich fiel mir eine Strategie ein.
Anno 2009 arbeitete ich mal mit einer Schülerin, die nach einem Aufenthalt im englischsprachigen Ausland in Französisch etwas den Anschluss verloren hatte. (5 Punkte) Nach der Nachhilfe war sie bei 12 Punkten. In Bielefeld arbeitete ich 2008 mal mit einem Überflieger-Schüler, der schon eine Eins in Englisch hatte, aber noch besser werden sollte. Einer der Realschulabsolventen dieses Schuljahres (2012/13)hatte seit der siebten Klasse, also satte dreineinhalb Jahre mit mir gearbeitet.
Das sind nur Beispiele. Jeder Fall liegt vollkommen anders. Sei es, dass einer durch Versagen des Lehrers (Da hätte ich jede Menge Mathe-Geschichten auf Lager.) oder durch eigene Faulheit in einen momentanen Engpass gekommen ist oder dass er sich generell besser steht, wenn ihm einer nochmal alles in Ruhe erklärt.
Die große Stärke dieses Unterrichts liegt in der extremen Konzentration auf das Individuum. Qualifizierter Nachhilfeunterricht ist ein außerordentlicher Luxus. (Ich kann eine Menge über extravagante teure Inneneinrichtungen erzählen.)
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| Hier ... | | von: siebengscheit
erstellt: 12.07.2013 08:12:40 |
stimme ich klexel absolut zu. Für mich sind *geschultes Personal* auch Personen, die sich mit der Materie auskennen und bereit sind, sich mit den individuellen Lernvoraussetzungen zu beschäftigen. Dazu gehören nicht nur Fachwissen, sondern auch pädagogische, methodische und nicht selten psychologische Kenntnisse.
In meiner langjährigen Erfahrung haben wir häufig Schüler, die nach der "Nachhilfe" bei älteren Schülern(fälschlicherweise meist aus Gründen der Sparsamkeit) zu uns kommen und völlig "neben der Spur" laufen.
Selbst den großen Nachhilfeanbietern gestehe ich zu, durchaus das Personal zu haben, leider geben die Rahmenbedingungen dort selten Raum für wirklich effektiven Unterricht.
Ganz schlimm finde ich aber die vielen Angebote in den Kleinanzeigen, wo mit Kosten für Nachhilfe ab 5,00 € geworben wird. Bildung zum Spartarif!
Übrigens, unsere Kosten für 60 Minuten Einzelunterricht mit qualifizierten Lehrkräften betragen nicht mehr als eine Stunde Unterricht auf privater Ebene. Also nix mit extravaganten Interieur!
7gscheit |
| Nachhilfe und Gesellschaft | | von: tifflor
erstellt: 12.07.2013 09:12:14 geändert: 12.07.2013 09:49:54 |
Es ist normal, dass Nachhilfe oft von Besserverdienenden gebucht wird. In dem einen oder anderen Fall kommen einem dann oft Lastkraftwagen entgegen, auf denen der Nachname des Schülers respektive der seines Vaters steht. Das ist nun mal ein Faktum. Daheim extravagante Inneneinrichtung, große teure Privatfahrzeuge. Daneben gibt es auch Normalo-Kunden, die ganz schön sparen müssen, um sich -auch bei moderaten Preisen- die Nachhilfe leisten zu können. Als dritte Gruppe gibt es auch Fälle, in denen die Arbeitsagentur bezahlt.
Ich erinnere mich gern an eine Abiturientin des Jahres 2012. Schülerin eines privaten Gymnasiums, anderthalb Jahre lang machte ich mit ihr Englisch, Deutsch und Geschichte. Für Mathe und/oder Chemie war noch mindestens ein Kollege zur Stelle. Typische Besserverdiener-Angelegenheit. Sehr nette Leute übrigens.
In der gleichen Stadt gab ungefähr zur gleichen Zeit es einen Neuntklässler, der mutmaßlich zur dritten Gruppe gehörte. Auch ein sehr netter und engagierter Schüler, der schließlich den ersehnten Hauptschulabschluss verbuchen konnte.
Ich helfe Schülern. Individuell. Und ich kann über individuelle Erfahrungen berichten. Die gesellschaftspolitische Analyse mögen andere machen. |
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