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Forum: ""Rütli Wear""
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| "Rütli Wear" | | von: poni
erstellt: 06.09.2006 12:42:07 |
An der Neuköllner Hauptschule hat sich vieles geändert. Die Stimmung ist gut
Serena Klein
Rund ein halbes Jahr ist vergangen, seit sich das Lehrer-Kollegium der Rütli-Schule wegen der ausufernden Gewalt in ihrem Haus hilfesuchend an Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gewandt hatte. Seitdem ist an der Neuköllner Hauptschule vieles passiert: Während in der Öffentlichkeit eine Diskussion über das Konzept Hauptschule als Auslaufmodell losgetreten wurde, kam Helmut Hochschild (49). Der kommissarische Rektor, der eigentlich Leiter der Paul-Löbe-Hauptschule in Reinickendorf ist, machte Furore: Er ließ die Rütli-Schüler mit einem amerikanischen Tanzensemble bei einer Tanzshow in der Arena in Treptow auftreten. Er führte Pädagogikkurse für die Eltern und Boxunterricht für die Schüler ein, er engagierte drei Sozialarbeiter, die Türkisch und Arabisch sprechen, er stellte vier neue Lehrer ein, so dass Unterrichtsausfall an der Schule kein Thema mehr ist. Heute startet das neueste Projekt: Die Schüler entwerfen ihre eigene Mode-Kollektion.
Mehr Vertrauen
Im Unterrichtsfach Arbeitslehre wird jetzt die "Rütli Wear" kreiert: eine Kollektion aus Hosen, Shirts und Jacken - produziert von Rütli-Schülern der achten, neunten und zehnten Klasse. Ein Berliner Produktionsdesigner und eine Sozialpädagogin zeigen, wie es geht: Vom Designentwurf bis zum Schneidern. Nach einem halben Jahr soll die erste Kollektion stehen: Mit Modenschau und deutschlandweitem Verkauf. Der Erlös wird in einen Schulfonds gehen, von dem Klassenausflüge, Computer oder weitere Projekte finanziert werden sollen.
Begründer der Idee ist Soziologie-Student Tom Hansing (29), der selbst seit Jahren im Rütli-Kiez wohnt. Gemeinsam mit zwei Kommilitonen will er das negative Image der Schule mit positivem Inhalt besetzen: "Wer Rütli-Klamotten trägt, soll zeigen, dass auch in denjenigen, denen man auf den ersten Blick nichts zutraut, weil sie aus einer Hauptschule kommen, ungeahntes kreatives Potenzial steckt", sagt er. Finanziert wird das Projekt unter anderem von Fördergeldern der Stadt. "Wir haben 9 800 Euro beim Topf ,Lokales Kapital für soziale Zwecke' beantragt. Diese Woche kam die Bestätigung", sagt Hansing. Zusätzlich soll noch eine Art Schuluniform entstehen. Das Logo werden die Schüler entwerfen.
Bei den Schülern kommen die Projekte gut an. "Unseren Vorschlag für den Boxkursus haben die Lehrer ernst genommen. Das schafft Vertrauen", sagt Moussa El-Zaher (17). "Ich will jetzt einen guten Abschluss schaffen." Auch Tugba Ayvaz (17) fühlt sich an ihrer Schule wohler: "Seit der Tanzshow ist vieles anders. Wir zeigen den Lehrern mehr Respekt und sind untereinander hilfsbereiter." Direktor Helmut Hochschild sieht den Erfolg eher nüchtern: "Das Einzige, was ich erbracht habe, ist Einsatz und Organisation, so dass der Laden entlastet wird."
In den nächsten Monaten wird Hochschild der Rütli-Schule noch erhalten bleiben. Denn obwohl es anfangs hieß, dass er nur für drei Monate einspringen sollte, gibt es noch keinen Nachfolger - aber Interessenten. Darunter Alexander Dzembritzki, Sohn des ehemaligen Reinickendorfer Bezirksbürgermeisters und jetzigen SPD-Bundestagsabgeordneten Detlef Dzembritzki. Für eine Entscheidung lässt sich die Senatsbildungsverwaltung noch Zeit. Sprecher Jens Stiller: "Wir sind in keiner Notlage. Herr Hochschild ist eine gute Vertretung."
Berliner Zeitung, 06.09.2006
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| Na Super! | | von: rhauda
erstellt: 06.09.2006 14:58:33 geändert: 06.09.2006 21:20:13 |
Für die Schülerschaft und das Kollegium der Rütli-Schule freut es mich natürlich, dass sich etwas bewegt hat.
Fragt man sich aber dann doch, ob die Lehrer, die dort eingestellt wurden, die Sozialarbeiter, die zusätzlichen Gelder und die Hilfen nicht nur Augenwischerei sind.
Es gibt in einem Bundesland immer einen Gesamtetat für einen bestimmten Bereich. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass nun plötzlich der Etat des Bildungssenators signifikant angestiegen ist. Woher also kommt das Geld? Wahrscheinlich wird an anderen Schulen geknappst, um das Vorzeigeobjekt Rütli-Schule auszustatten.
Was ist mit den Schulen, die nicht so in der Öffentlichkeit bekannt sind, aber die gleichen Probleme haben? Es wäre interessant zu wissen, was sich bei denen verändert hat.
Ich wage mal zu behaupten: Nichts.
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| katastrophen... | | von: miro
erstellt: 08.09.2006 12:51:05 |
ihren sinn... aber es ist eben immer auch die frage, wer darunter leidet, bzw. daran zugrunde geht!
klar, es ist in fast allen bereichen so, kürzungen über kürzungen, denn es läuft ja auch so, viel wird eben ehrenamtlich gemacht. wer arbeit hat, hat angst um diese, also erträgt er alles und macht und macht und macht...
viele schulen wurden einfach geschlossen, ob da das beispiel lange-schule passt, weiß ich nicht. ich glaube, wenn eine schule auf der abschussliste steht, dann wird diese auch geschlossen, alles andere halte ich für blauäugige illusionen.
miro |
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