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Forum: "neuer Ansatz: Kreativpädagogik"
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| neuer Ansatz: Kreativpädagogik | | von: elceng_th2
erstellt: 04.03.2009 18:00:49 |
Grüßt Euch.
Im Forum wird ja gerne lang und breit über offene Lernformen, Schülerzentriertheit und selbstgesteuertes Lernen diskutiert.
Was haltet ihr Lehrer denn von der Kreativpädagogik nach Prof. Mehlhorn?
Prof. Mehlhorn begann 1981 in Leipzig die Vorbereitungen für sein Forschungsprojekt, daß Korrelationen von Intelligenz, Begabung und Kreativität betrachten sollte, umd das DDR-Schulsystem eventuell umzugestalten.
1987 war die Theoriebildung abgeschlossen, die passenden Methodiken entwickelt und das ganze wurde in einigen Kindergärten und Unterstufen Polytechnischer Oberschulen angewandt.
Als Ergänzung zur Stundentafel fand Kreativpädagogik statt; 4 spezielle Wochenstunden, u.a. bildnerische Kunst, darstellendes Spiel, Schach, Rhythmik/ Tanz und Bewegung, kreativer Umgang mit Sprache.
Die Auflösung des Schulsystems 1990 beendete das Programm fast, die KMK zeigte den Vogel und sprach "Nicht in 100 Jahren würde es der KMK einfallen, diese Ostideen zuzulassen.". Das Forschungsprojekt mußte in privater Hand übergehen, um beendet werden zu können und konnte nie wissenschaftlich abschließend ausgewertet werden. Die Aufgliederung der Schule ließ viele Kontakte zu den Kindern abbrechen.
Prof. Mehlhorn gründete deswegen eine Stiftung und die existierenden Kreativkindergärten, Kreativgrundschulen und das Kreativgymnasium in Leipzig sind folgerichtig Privatschulen.
Der Ansatz war: Intelligenz und Kreativität sind maßgeblich determiniert durch die frühkindliche Umgebung. Die sensible Phase endet um das 9.-10. Lebensjahr und die dort erreichte kognitive Verarbeitungsbreite ist nahezu für das restliche Leben fix. Die Vorbereitung des Projekts zeigte, daß nahezu alle hervorstechenden Wissenschaftler und Erfinder in frühester Kindheit kreativen Einflüssen unterlagen, so daß die vernachlässigte rechte Gehirnhälfte nicht in hinter der linken zurückfiel.
Um Begabungen zu fördern, müssen Begabungen erkannt und daher zunächst entwickelt werden. In den Kreativschulen lernen deswegen alle Kinder von Beginn an Schach, haben 2 oder 3 Fremdsprachen (mind. 1 nichteuropäische/ nichtindogermanische), erweiterten musischen Unterricht und Schulung in kreativem Umgang mit Sprache.
Die Intelligenztests oder besser die Änderungen des geistigen Potentials der Kinder sind beeindruckend. Obgleich die Kinder unter gleichen Testergebnissen die Grundschulzeit beginnen, ist zum Ende der 1. Klasse bereits ein Abstand meßbar. IQ von unter 100 sind so gut wie nicht zu finden. Die Kinder pflügen schneller durch den normalen Lehrstoff, zeigen sich aktiver, weiter gefächert interessiert etc.. Nach der 2. Klasse erzielen viele Kinder schon den IQ von über 120, nach der 3. Klasse gehören defacto alle zur 5%-Spitze der Altersgruppe. Eine phänomenal überproportionale Häufung von (gesunder) Hochbegabung ist meßbar. Die nicht hochbegabte Mehrheit der Kinder zeigt Verhaltensweisen, die als Indikatoren für Hochbegabung oder Hochkreativität gelten: Anstrengungsbereitschaft, kaum Langeweile, intrinsische Motivation zu weitgefächertsten Themen, Eigenbeschäftigung, Leseeifer, Wißbegier, Ideenreichtum, Streben zur Beschäftigung, Wunsch nach exzessiver, gelenkter Nachmittagsgestaltung (Freizeitangebote), hohe Konzentrationsfähigkeit- und bereitschaft. Der zwischenmenschliche Umgang ist besser; ruhiger, besonnener, verantwortungsbewußter, zielgerichteter, höflicher, liebevoller, toleranter, weniger körperliche Auseinandersetzungen, untereinander.
Gegenwärtig erreichen durchschnittlich 90% der Schüler einer Klasse die Gymnasialempfehlung, mitunter sogar alle Kinder der 4. Klasse. Die Anforderungen des Gymnasiums werden leicht gemeistert.
Für die Debatten im Forum besonders bemerkenswert:
Die Kreativschule ist eine kompromißlose Leistungsschule.
Der Kreativunterricht erfolgt als planmäßiger Bildungs- und Erziehungsprozeß.
Es werden in den Hauptfächern Zensuren ab der 1. Klasse erteilt.
Es werden Zensuren in Betragen, Mitarbeit, Ordnung und Fleiß erteilt.
Selbstgesteuertes Lernen wird abgelehnt; Prof. Mehlhorn hält überhaupt nichts von allen offenen Formen, in denen das Kind sich die Dinge sucht und die Lehre bestimmen soll. Der Lehrer führt die Kinder in den Kreativstunden daher durch die vorhandenen Angebote.
Der klassischer Lehrplanunterricht findet vormittags statt.
Die Schulen sind ausnahmlos voll ausgebaute Ganztagsschulen (i.d.R. 8:00-16:15).
Das Schulgeld bestimmt der Träger. Es beläuft sich so um 300 €/ Monat, das Kreativgymnasium kostet 350 €/ Monat.
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| @elceng | | von: rolf_robischon
erstellt: 04.03.2009 18:22:43 geändert: 04.03.2009 22:17:25 |
Was Du beschreibst:
Anstrengungsbereitschaft, keine Langeweile, intrinsische Motivation zu weitgefächertsten Themen, Eigenbeschäftigung, Leseeifer, Wissbegier, Ideenreichtum, Streben zur Beschäftigung, hohe Konzentrationsfähigkeit- und bereitschaft. Der zwischenmenschliche Umgang ist besser; ruhiger, besonnener, verantwortungsbewußter, zielgerichteter, höflicher, liebevoller, toleranter, weniger körperliche Auseinandersetzungen, untereinander.
kenn ich aus meiner Arbeit in der Schule.
Das mit dem "gelenkten" hab ich gestrichen.
Wie kann Prof. Mehlhorn selbstorganisiertes kooperatives Lernen ablehnen? Er kennt es doch gar nicht.
Kommt Dein Mehlhorn Beitrag auch zu Deinem Wikipedia Eintrag zur DDR-Schule?
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| . | | von: elceng_th2
erstellt: 04.03.2009 23:22:15 |
Da haben wir es schon wieder.
Du erzählst den lieben langen Tag verschmiert (= unbestimmt, wesenslos) über Deine 9LIVE-Pädagogik und bist nicht in der Lage, die Debatte ohne Deine Horrorvisionen zu bestreiten.
Das Wort Druck ist zu keiner Zeit gefallen. Mehlhorn wendet sich auch nicht gegen jedwede offene (halboffene) Pädagogik. Aber er lehnt alle Formen ab, die dem Schüler Kontrolle oder Verantwortung an die Hand geben, Lehrinhalte aussuchen zu dürfen.
Das sind zwei völlig verschiedene Dinge; Dein selbstgesteuertes Lernen und seine gelenkte Offenheit.
Sein Ansatz ist es, daß alle Kinder die Allgemeinbildung bzw. den Lehrplanstoff absolvieren müssen und die Kreativpädagogik als Ergänzung hinzukommt. Und das beschreibt er so, daß jedwede Spezialbildung von allen Kindern verpflichtend wahrgenommen werden muß; mathematisch-logisch, sprachlich, künstlerisch-musisch, psychomotorisch, zwischenmenschlich.
Kein Kind wird der Kreativförderung entzogen, den Kindern werden aber differenzierende Räume geöffnet. Nicht fakultativ oder absolut selbstbestimmbar, sondern wahlobligatorisch und relativ selbstwählbar.
Wie man leicht durch Abstraktion sieht, ist das die Korrektur des größten Mangels des DDR-Schulsystems ohne die guten Seiten des Sachverhalts (allseitige Bildung, hohe Allgemeinbildung verpflichtend für alle, fixiertes allgemeinbildendes Fächersystem für alle) in zuviel Differenzierung oder gar Freiwilligkeit zu opfern.
Ich behaupte auf Grund dieser fundamentalen Verschiedenheit seiner und Deiner Sichtweise, daß die aufgezählten Beobachtungen, die Du ebenfalls für Dich und Deine Pädagogik in Anspruch nimmst, kein Vergleich zu seinen (anscheinend) überragenden Ergebnissen sind.
Grüße |
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