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Forum: "Gute Beispiele???"
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| Zusammenfassung | | von: poni
erstellt: 04.05.2006 21:33:45 |
S.O.S. Schule, Folge 2/6: Hilferuf aus dem Klassenzimmer - Film über die Pommernschule in Berlin
Mittwoch, 03.05. - 21.00 Uhr - ZDF
Spätestens seit dem Hilferuf der Lehrer an der Berliner Rütli-Schule ist auch den letzten Zweiflern klar: Viele Schulen sind mit ihrer Aufgabe hoffnungslos überfordert. Immer mehr Eltern vernachlässigen die Erziehung ihrer Kinder, zu viele Aufgaben lasten auf den Lehrern. Die Pädagogen betreiben in erster Linie Krisenbewältigung, das Unterrichten kommt erst an zweiter Stelle. Besonders problematisch ist die Situation an Schulen, in denen Kinder aus sozial benachteiligten und aus Migrantenfamilien unterrichtet werden. Dort regiert oft die Gewalt im Klassenzimmer, vor der jetzt das Lehrerkollegium der Rütli-Schule kapituliert hat.
Doch es gibt auch Wege aus dem Dilemma. An der Pommernschule in Berlin Charlottenburg, einer Brennpunkt-Hauptschule, waren die Verhältnisse nicht so dramatisch wie an der Rütli-Schule, dennoch wollte Schuldirektor Dieter Hohn handeln. Engagiert, mutig kämpft er seit Jahren für seine Schüler, für das System und gegen Frust, Wut, Angst und Verzweifelung. "Ich bin für alle Wege offen, die die Situation an unserer Schule verbessern." An manchen Tagen, berichtet Hohn, war in einigen Klassen Unterricht nicht mehr möglich. Null Chance auf Zukunft oder auf einen Arbeitsplatz schafften Null Bock auf Schule. Der Frust und die Ausweglosigkeit waren groß. Die Lehrer standen oft verzweifelt aggressiven Schülern gegenüber, oft erschienen die Jugendlichen erst gar nicht mehr zum Unterricht. Statt gelernt, wurde gemobbt, gestört und manchmal sogar geprügelt.
Im Oktober letzten Jahres sind Schuldirektor Hohn und seine Kollegen schließlich bereit, Hilfe von außen anzunehmen. Zwei Profis, so genannte "Coaches": Christin Müller, 39 Jahre, Lehrerin und seit zehn Jahren Familienpädagogin, Hendrik Stoya, 41 Jahre, seit 15 Jahren als Schulsozialarbeiter an verschiedensten Schultypen. Beide sollen die Lehrer der Pommernschule ein halbes Jahr bei ihrer Arbeit unterstützen. Das Projekt wurde von Kameras begleitet. Die "Schulcoaches" begleiten den Unterricht und fördern dort gezielt Problemschüler, helfen bei persönlichen Schwierigkeiten und schlichten Konflikte unter den Schülern. Ein erster wichtiger Schritt der beiden Schulprofis: Sie führen in den Klassen neue Grundregeln ein, an die sich jeder Schüler halten muss - Schulpflicht, Pünktlichkeit, keine Schlägereien und keine Frechheiten gegenüber den Lehrern.
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| Zunächst einmal... | | von: oblong
erstellt: 04.05.2006 22:06:20 |
sage ich dir, poni, herzlichen Dank für deine Zusammenfassung; der Stil hält geschickt die Balance zwischen sachlicher Darstellung und ironischer Distanz: Das liebe ich wirklich und aufrichtig!!
(Deine Zusammenfassung verschafft mir Genuss, wenn ich die Sendung gesehen hätte, hätte ich mich ab einem gewissen Punkt geärgert und abgeschaltet!)
Euren Bedenkungen und Anmerkungen, silkeog und magistralatina, schließe ich mich an.
Ich finde, es bleibt doch bei vielen dieser Sendungen ein fader Geschmack übrig.
Schon vor über zwanzig Jahren hat der verstorbene Medienkritiker Neil Postman am amerikanischen Fernsehen bemängelt, es quetsche jedes Problem in eine Sendeeinheit von ca. 40 Minuten (länger hält der Zuschauer nicht ohne Werbeblock, Biernachschub und Kartoffelchips aus), bringe das Problem auf niedrigstes Niveau und entlasse den Zuschauer mit dem Gefühl:
a) es läuft schon - irgendwie
b) du kannst auch morgen wieder bei uns reinschauen
c) du brauchst nichts tun, dich nicht zu verändern.
Man hat auch hier das Gefühl: Wir kriegen das Problem in den Griff, wir brauchen keine kleineren Klassen, keine andere Ausbildung, nicht mehr Lehrer, keine Entrümpelung der Lehrpläne usw. - nein, wir brauchen "nur" ein paar Sozialarbeiter, aber die sind eh schon da, also gute Nacht.
Ich übertreibe natürlich, aber irgendwie bin ich froh, dass mir poni diese Zeit geschenkt hat.
Herzliche Grüße,
oblong
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