Liebe Magislat,
klingt ja nicht so gut, was Du da berichtest, aber ich finde es gut, dass Du das Problem offensiv angehen willst. Ich bin nur nicht sicher, ob der Stuhlkreis die richtige Methode dafür ist. Du hast geschrieben, die Schüler hätten Dich ihre Wut und Ablehnung bereits offen spüren lassen. Für die erste Stuhlkreisrunde muss man also damit rechnen, dass massive und vielleicht nicht immer faire Kritik auf Dich einhagelt, und das vielleicht 20 Mal (oder wieviele Schüler hast Du in dem Kurs?). Sowas auszuhalten ist mit Sicherheit verdammt hart. Bist Du Dir sicher, dass Du Dich dem aussetzen willst?
Leider kann ich Dir keine Tipps geben, wie man einen Stuhlkreis erfolgreich gestalten kann, weil ich mit dieser Methode nicht sehr oft arbeite. Ich kenne aber ähnliche Situationen und da hat sich bei mir eine andere Methode bewährt, und zwar die Kopfstandmethode. Die Schüler werden dabei auf eine sachliche Ebene gelenkt und dazu angeregt, konstruktiv zu kritisieren.
Die Methode funktioniert wie folgt:
Zuerst muss das Problem auf den Kopf gestellt werden, in Deinem Fall also z.B. so: "Was verhindert, dass wir in einer angenehmen Atmosphäre miteinander lernen können?" oder viel einfacher "XYZ-Unterricht ist grottenschlecht wenn..."
Im kurzen Brainstorming werden dann Antworten auf die Frage gesammelt, welche erstmal unkommentiert bleiben, z.B. "XYZ-Unterricht ist grottenschlecht, wenn die ganze Zeit nur der Lehrer redet."
Anschließend suchen die Schüler in Kleingruppen gemeinsam nach möglichen Lösungen des Problems. Sie werden gebeten, verschiedene Lösungsansätze zu finden, die auch hilfreich sind, also keine bloße Umdrehung darstellen a la "...der Lehrer einfach nicht mehr redet", sondern z.B. mehr Gruppenarbeit, festgelegte Redezeit, o.ä. Wenn man die Schüler ermutigt, auch ruhig kreative Lösungen vorzuschlagen, gibt es manchmal ganz überraschende Ideen.
Die Lösungen werden dann im Plenum vorgestellt, diskutiert und ergänzt.
Ich habe die Ergebnisse dann genutzt, um mit den Schülern gemeinsam Regeln für unseren Unterricht festzulegen. Die Regeln (für Schüler UND Lehrer) wurden anschließend einschließlich verabredeter Sanktionen bei Regelverstoß in einem Vertrag festgehalten und von Schülern und Lehrer(n) unterschrieben.
Natürlich hat sich das Problem so nicht schlagartig in Luft aufgelöst, aber zumindest wurde die Situation deutlich entschärft, die Schüler fühlten sich ernst genommen, und nach und nach trat eine Besserung ein. Auch bei Kollegen hat sich die Methode bereits bewährt.
Ich weiß nicht, ob Dir das weiter hilft. Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Erfolg und Kraft für die kommende Stunde und drück Dir die Daumen, dass ihr eine Lösung findet.
Alles Liebe, bumblebee