Fällt euch zu diesem Teil eines Zeitungartikels irgendetwas in Bezug auf Schopenhauer/den "guten" Menschen/Freiheit(sgefühl) ein?
Ich muss das analysieren und würde mich freuen, wenn ihr mir Tipps geben könntet....
"Es lohnt sich, nach zehn Jahren noch einmal den Film "Pulp Fiction" zu sehen. Weil einem dabei nämlich auffällt, in welch prophetischer Weise Quentin Tarantino in seinem Meisterwerk aus dem Jahr 1994 ein Thema behandelt, das uns heute mehr bedrängt denn je: die unterschiedlichen Lebenseinstellungen diesseits und jenseits des Atlantiks. In einer inzwischen legendären Szene unterhalten sich zwei Berufskiller (dargestellt von John Travolta und Samuel L.Jackson) über Europa: Der eine kommt gerade von einer ausgedehnten Reise dorthin zurück und erzählt seinem staunenden Kompagnon, daß der Quarterpounder-Hamburger in französischen McDonald's-Filialen "Royal with cheese" heiße, "wegen des metrischen Systems".
Die Szene kam beim europäischen Publikum so gut an, daß sie eine Zeitlang auf jeder Studentenparty nachgespielt wurde, zeigte sie doch ein hierzulande äußerst beliebtes Motiv: tumbe Amis, die während ihres Europa-Aufenthalts bei McDonald's essen und den Meter für eine Gewichtseinheit halten. Eine der Schlüsselepisoden des Films hingegen wurde bei uns kaum diskutiert: Butch, ein geradliniger Profiboxer (der vom all american hero-Darsteller Bruce Willis gegeben wird), kehrt nach seinem letzten Preiskampf erschöpft in sein Motelzimmer zurück. Er hat soeben im Ring seinen Gegner getötet und ist außerdem vor Gangstern auf der Flucht. Im Motelbett wartet seine französische Freundin. Die jedoch nimmt herzlich wenig Anteil an den Herkulesaufgaben ihres Lovers und fabuliert statt dessen fröhlich von Blaubeer-Pfannkuchen, Blaubeer-Torten und Blaubeer-Muffins, die sie demnächst beim Frühstück zu vertilgen gedenke.
Um eine einzige Sache hatte Butch die charmante Französin zuvor gebeten: Sie sollte aus seiner Wohnung, wo jetzt die Gangster auf ihn lauern, eine Armbanduhr holen - genau das aber hat Fabienne natürlich verbaselt. Dabei ist es nicht irgendeine Uhr: Butchs Urgroßvater trug den Chronographen schon als Soldat im Ersten, der Großvater im Zweiten Weltkrieg, Butchs Vater wiederum erbte das Ding und versteckte es seinerseits während des Vietnam-Kriegs als Gefangener vor den Vietcong unter Qualen in seinem Hintern. Das historische Bewußtsein einer ganzen Familie hängt an diesem goldenen Erbstück.
Deshalb fährt Butch einigermaßen verärgert selbst noch mal in seine Wohnung, tötet einen Gangster, wird in ein brutales Scharmützel verwickelt - rettet aber die Uhr. Die süße Französin bleibt derweil ratlos im Motel zurück, sie kann den symbolischen Wert des Gegenstandes nicht ermessen.
Selbst begriffsstutzigen Kinogängern dürfte es heute nicht schwerfallen, die Parabel zu entschlüsseln: Wenn's drauf ankommt, müssen die Amis für die geschichtsvergessenen Europäer halt doch wieder die Kastanien aus dem Feuer holen, zur Not auch mit roher Gewalt. Die Bündnispartner träumen derweil von Blaubeer-Kuchen..."
DANKE SCHÖN