Zusammenfassung des GS-Chat am 18.10.05
Thema: Methodenkompetenz beim Lesen
Welche Methoden brauchen Kinder zum Aufbau von Lesekompetenz?
Was wurde ausprobiert im Unterricht?
Hat die Schule ein festes Programm?
Konzepte
Es gibt zwar Schulen mit ausgearbeiteten Konzepten, von diesen Schulen war aber keine Lehrerin anwesend und konnte auch niemand Genaueres berichten.
Möglich ist, dass man entweder Lese-Projekte für einzelne Schuljahre verbindlich abspricht (Vorleseprojekt mit dem Kindergarten, Lesen einer Ganzschrift, Führen eines Lesetagebuches...) oder dass man in bestimmten Klassenstufen bestimmte Methoden und Kompetenzen trainiert (Unterstreichen wichtiger bzw. unbekannter Wörter, Zusammenfassen von Aussagen, Finden von Überschriften...)
Anfangsunterricht
Es wurden kurz Methoden genannt (Fibel, Anlauttabelle), aber nicht weiter ausgeführt, da es um Kompetenzen in höheren Schuljahren ging.
Lesenlernen mit Hand und Fuß
Anlauttabelle
Fibel
pro und contra wurden kaum erörtern,
mehrere Lehrerinnen haben sich für eine Mischung ausgesprochen, wobei den Kindern, die damit umgehen können, Anlauttabellen zur Verfügung gestellt werden, Kindern mit Schwierigkeiten bekommen Angebote mit mehr Struktur
Für den weiteren Unterricht wurde unterschieden zwischen
Vorlesen und
sinnentnehmendem Lesen
VORLESEN
rotbella erzählte von einem Experiment bei einer Fortbildung:
Ich musste einen sehr schwierigen text LAUT vorlesen, wenn ich unsicher wurde oder einen fehler machte, sollten die Zuhörer klopfen, ich wurde am ende gefragt, ob ich noch wisse, was ich gelesen hatte: ich musste sagen, dass ich nur eine leise Ahnung hatte - meine Konzentration war völlig aufs richtig lesen gelenkt , nicht aufs verstehen - und wie oft lässt man doch die Schüler laut vorlesen und will dann, dass sie verstanden haben, was
Das Ganze wurde in der Fortbildung natürlich als abschreckendes Beispiel gezeigt.
Die Methode, zu klopfen, wenn ein Fehler gelesen wird, ist auch als Fehlerlesen bekannt. Es soll Schüler dahin führen, genau zu lesen, Endungen nicht zu verschlucken etc. Allerdings ist diese Methode für Kinder, die ohnehin Schwierigkeiten haben, eine Qual, da sie im Lesefluss gestört, noch mehr verunsichert und erniedrigt werden.
Das Verbessern von Kindern beim lauten Vorlesen ist ebenfalls zu Überdenken. Einerseits macht man Kinder auf ungenaues Lesen aufmerksam, andererseits stört man sie wiederum in ihrem Lesefluss. Das Textverständnis sollte beim Vorlesen jedoch gegeben sein.
Das Beispiel zeigt sehr deutlich, dass Vorlesen und Sinn entnehmen nicht immer gleichzeitig zu erzielen sind. Das sollte in der Planung berücksichtigt werden.
Übungen zum Vorlesen
Vorlesen und hören:
Jeder Schüler bereitet selbst einen Text vor, den er vor der Klasse vorliest. Nach dem Vorlesen werden zu dem Text von der Lehrerin Fragen gestellt, die alle Schüler beantworten können sollten. Der Vorleser ist Experte, kann es mit dem Text belegen, die anderen Schüler hören gut zu und üben sich im Textverständnis.
Entscheidend ist, dass man die Schüler vorlesen lässt, die bereits annähernd gut lesen können bzw. das der Lesetext so leicht gewählt wird, dass die Aufgabe von den Kindern erfolgreich gemeistert werden kann. Die Vorbereitung des Textes gehört mit zur Aufgabe einen bekannten und geübten Text kann man leichter vorlesen, als einen unbekannten... und wenn es ums Vorlesen geht (Geschichten vortragen, Lesung in der Kirche, Ansage, Nachrichten...) bereiten sich auch Erwachsene darauf vor.
Ganzschriften immer wieder mal einsetzen und den Umgang mit ihnen üben
Texte aus dem Lesebuch, aus anderen Lesebüchern oder Kinderbüchern verwenden
Vorlesen im Kindergarten oder sich von älteren Menschen aus dem Altenheim vorlesen lassen
Freie Lesezeit
Jedes Kind holt sich eine buch seiner Wahl aus dem Bücherregal und liest entweder allein oder mit einem Partner darin.
Am Ende der Lesezeit kann ein Austausch über das Gelesene erfolgen, im Wochenplan kann notiert werden, was gelesen wurde (Textstelle und/oder Inhalt)
Ebenso kann man natürlich auch vorgegebene Texte während der Unterrichtszeit allein oder mit einem Partner lesen lassen.
Tägliche Lesezeit notieren
Lesepass oder Leseführerschein, in den die tägliche Lesezeit eingetragen wird für einen vollen Pass gibt es eine Belohnung, eine Urkunde...
Die Texte können dabei von den Schülern frei gewählt werden (oder unterstützend durch die Lehrerin ausgesucht werden), so dass eine breite Differenzierung gewährleistet ist und Schüler das Lesen, was sie interessiert.
Lesemütter können regelmäßig in den Unterricht kommen und in einer Ecke, auf dem Flur, in einem Nachbarraum (wo Platz ist eben) mit einzelnen Schülern lesen. Dabei sollten sie auf die Verschwiegenheit hingewiesen werden. Zudem kann man ihnen erklären, wie sie mit den Kindern lesen sollen und was sie verbessern sollen. Es gibt auch Lehrerinnen, die Lesemütter so einsetzen, dass die Kinder und die Mütter leise den Text lesen und anschließend die Mütter dann Verständnisfragen stellen.
Es soll ja auch Leseväter, -omas und opas geben.
Projekte mit älteren Schülern oder Zusammenarbeit mit Altenheimen oder Kindergärten kann man auch in Betracht ziehen: eine Schule hat als Ganzjahresprojekt eine Absprache mit dem Kindergarten, dass jeweils die 3. Klassen zu bestimmten Stunden Lesestücke vorbereitet, die den Kindergartenkindern in der Turnhalle vorgelesen werden.
SINNENTNEHMENDES LESEN
Dabei geht es darum, das die Schüler den Sinn von Wörtern, Sätzen oder Texten erfassen können.
Entscheidend dafür ist nicht allein das Erlesen von Wörtern, gleichzeitig müssen diese Wörter auch erfasst und ihr Sinn erkannt werden. Ein Problem kann hierbei schon der eingeschränkte Wortschatz mancher Kinder sein.
Bei komplexeren Texten kommt hinzu, dass man den Sinn einzelner Sätze miteinander verknüpfen und aufeinander beziehen können muss und dass man häufig auch auf Vorkenntnisse zurückgreifen muss.
Ist der Text zu schwierig, verstehen die Schüler die Texte nicht, sie können den Sinn nicht erfassen oder ihn nicht in Beziehung zu ihrem Wissen setzen.
Übungen zum Sinnentnehmenden Lesen:
Ebene Wörter
Übungen zum sinnentnehmenden Lesen von Wörtern beziehen sich meist auf eine Zuordnung von Wort und Bild
Blackbox
Mit einer Geheimschrift Wörter darstellen und sie aus vorgegebenen Wortmaterial wieder suchen geht auch für die anderen Ebenen
Ebene Sätze
Auch hier gibt es Übungen, in denen Bilder und Sätze in Zusammenhang gebracht werden sollen
Stolperwörter-Lesetest
Es gibt Sätze, in denen jeweils ein Wort zu viel ist, das aber zum Gesamtzusammenhang passt. Das überflüssige Wort muss erkannt und von den Schülern weggestrichen werden.
Bei diesem Test geht es zwar um das Sinnentnehmen, deutlich ist aber auch, dass ebenso Wortschatz und Grammatik mit getestet werden, die zum Erlesen von Texten auch wichtig sind. Schüler, die Wörter nicht kennen oder die Grammatik nicht genügend beherrschen, können in diesem Test genauso Fehler machen, wie Schüler, die nicht genau genug lesen oder den Sinn der Sätze nicht erfassen.
Salzburger Lesescreening
Ein fertiges Programm, in dem es viele Fragen gibt, die mit Wahr/Ja oder Falsch/Nein beantwortet werden müssen
Ebene Texte
Bei der Textebene geht es in den meisten Vorschlägen darum, dass man Fragen zum Gelesenen stellt.
Vorlesen und verstehen, was vorgelesen wurde Fragen zum Vorgelesenen stellen
Texte zu den Geschehnissen am Wochenende oder in den Pausen (von der Lehrerin verfasst), die gelesen werden und zu denen (schriftlich) Fragen beantwortet werden müssen
Texte bzw. Abschnitte, die gelesen und mit eigenen Worten wiedergegeben werden müssen (bietet sich auch im Sachunterricht an!)
Texte, die gelesen werden und am Ende gibt es Sätze, die wahre und falsche Aussagen zum Lesetext anbieten die falschen sollen durchgestrichen werden
Texte und Szenen vorspielen lassen. Gerade bei sprachschwachen Schülern ist es wichtig, damit sie sich das Geschehen wirklich vorstellen. Der Text kann immer wieder heran gezogen werden, bis die Szene dem Text entspricht. Dabei werden einzelne Wörter und Wortbedeutungen geklärt und der Gesamtzusammenhang durch das Spiel erarbeitet und erläutert.
Wochenendgeschichten aufschreiben und vorlesen lassen
Bei Fragen zum Text kann man den Text zum Nachlesen zulassen und die Zeilen als Beweis zur Antwort hinzuschreiben lassen. Gemeinsam kann man die Beweise dann vorlesen oder erläutern lassen.
Systematisch Methoden zur Texterschließung vermitteln, z.B. Markieren unbekannter Wörter, Gliedern von Texten, Suchen von Signalwörtern, gezieltes Entnehmen von Informationen, querlesen,
Anscheinend gibt es hier noch nicht sehr viele Konzepte.
Weigth (ehem. DDR) hat hierzu etwas veröffentlicht, weiterhin wird auf die Mappe Arbeitstechniken für Textverständnis vom Verlag an der Ruhr verwiesen
Antolin
eine Website (
www.antolin.de), auf der Schüler Fragen zu Texten und Büchern beantworten und dabei Punkte sammeln. Es soll die Lesemotivation fördern, kostet inzwischen allerdings Geld.
Es ist Lehrkräften möglich, selbst zu Büchern oder Texten Fragenkataloge zu erstellen
Die Schüler haben ein Punkte-Konto je mehr richtige Antworten sie geben, desto mehr Punkte erhalten sie. Außerdem wird auch der Schwierigkeitsgrad der Texte berücksichtigt (eingeteilt in Klassenstufen).
Zum Einstieg in das Programm kann man auch einen Fragenkatalog ausdrucken und vielleicht erst einmal einen Text gemeinsam lesen und die Fragen dazu gemeinsam beantworten.
Es wird darauf verwiesen, dass im
VERA-Test anderes abgeprüft wird, als das, was bisher das Ziel des Unterrichts war (kann man für die Pisa-Tests auch feststellen und hängt mit dem anderen
literacy-Konzept der USA zusammen)
Während in Deutschland bisher der Schwerpunkt auf dem Lesen und Verstehen literarischer Texte lag, werden in den Test ganz andere Textarten herangezogen (Bahnkarten, Grafiken, Tabellen, Anzeigen etc.)
Lesematerial:
Einige Schulen haben Ganzschriften
für die 2. Klasse wird Hanno malt sich einen Drachen, Wuschelbär (Kartei Verlag an der Ruhr) und Glotzo und Felizitas. Post für den Tiger angesprochen. Natürlich gibt es noch viel mehr (es hat kürzlich dazu auch ein Forum gegeben)
Texte aus Schüler-Zeitschriften (Flohkiste, TuWas, Bimbo...) können laminiert werden oder die Zeitschriften selbst werden ausgelegt
Auch Comics können der Lesemotivation dienen
Reihe Ich sehe was... Autoren: Walter Wick, Jean Marzollo, Lentz Verlag man muss Sätze lesen und verstehen um weiter zu kommen gibt es verschiedenste sachliche Themen
Am Chat mitgewirkt haben dieses Mal:
rooster, Palim, jaszo, sth, boneca, schnuerbi, rotbella, felge, ananas28, silkcat, ella212, hops, murmel730, vulkan, jesbee, leinilu, chrisch, bipa
Ich hoffe, dass ich niemanden und nichts vergessen habe, wie immer dürft ihr gerne ergänzen, auch wenn ihr nicht teilnehmen konntet aber zu dem Thema noch etwas beitragen mögt.
Die nächsten Themen im GS-Chat sollen sein:
Englisch in der Grundschule
PC im Unterricht der Grundschule: Wie steige ich ein? Welche Methoden kann ich Grundschülern beibringen? Arbeit am PC: Nicht spielen aber spielerisch Fähigkeiten ausbauen;
Palim