Grundschul-Chat am 17. Januar 2006
Das Thema sollte „Fördern – wie und wo?“ sein.
Leider steckten wohl viele von euch im Zeugnis- und Fortbildungs-Stress, so dass wir weniger als sonst waren.
Aber dabei waren: rooster, chrisch, Palim, jaszo, three, ynsp, feul, tine76
Deutlich wurde bald, dass es verschiedene Konzepte und Schulformen, Regelschulen, Förderschulen, Modellversuche etc. gibt.
Am Anfang ging es um den Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern.
Bei einigen stellt sich die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt schwierig dar, andernorts gibt es Arbeitskreise, in denen zusammen gearbeitet und sich ausgetauscht wird.
Die Stellen der Schulpsychologen werden immer weiter gestrichen, so dass diese kaum zur Hilfe bereit stehen.
Es gibt Zentrale-Erziehungs-Kooperativen, die bei verhaltensauffälligen Kindern diese begutachten, die Lehrer beraten und offizielle Kontakte zu Jugendamt, Psychiatrie, Familienhilfe haben und eingreifen könn(t)en
Schwierig gestaltet sich auch die Zusammenarbeit mit Eltern und Ärzten, in schwierigen Fällen sollte eine Überweisung vom Kinderarzt zur Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgen.
Andere Eltern nehmen die zur Verfügung stehende Hilfe aber auch an.
Die Grenzen in der Arbeit mit erziehungsschwierigen und verhaltensauffälligen Kindern sind sehr deutlich und Schule kann nur einen Teil leisten oder Hilfe anregen oder anstoßen.
Ordnungsmaßnahmen können dabei zwar ein Signal geben und kurzzeitig für Entlastung sorgen, die Bedingungen und Ursachen des Fehlverhaltens werden dadurch aber nicht beeinflusst, so dass oft keine längere Veränderung bewirkt wird.
Sonderschulen bzw. Förderschulen für Erziehungshilfe oder für emotionale und soziale Entwicklung nehmen diese Schüler auf. Dafür ist meist eine Überprüfung auf Antrag der Eltern oder Lehrer nötig.
Über Programme zum sozialen Lernen, Streitschlichterausbildungen sind viele Schulen bemüht, die Entwicklung der Schüler in dieser Hinsicht zu fördern und einiges aufzufangen. (Dazu könnten wir einen weiteren Themenabend ausrichten, angesprochen wurden Streitschlichter an einer GS in Bayern und das Projekt „Faustlos“)
Zum Fordern und Fördern in fachlichen Bereichen gibt es in den Ländern ebenfalls verschiedene Modelle und Versuche.
An einer Modellschule in Bayern (große, mehrzügige GS) gibt es neben den Regelklassen eine Regenbogengruppe für Kinder der 1. und 2. Klasse, die Förderung in Mathematik und Deutsch benötigen. Für die Klassenstufe 3/4 gibt es eine Kooperationsklasse, eine kleinere Klasse, in der die Schüler dann in allen Fächern beschult werden. Die Klassen sind an der Grundschule eingerichtet.
In anderen Schulen werden die Schüler überprüft und sie erhalten bei anerkanntem Förderbedarf besonders betreute Stunden oder werden in einer Förderschule für Lernhilfe betreut.
Auch Integrationsklassen mit Förderschulkindern gibt es (z.B. in NRW). In Niedersachsen sind hier die Bedingungen so, dass es für eine i-Klasse 2 zusätzliche Stunden durch einen Sonderpädagogen gibt, den Rest der Zeit jedoch nur die üblichen Lehrerstunden (Förderstunden gibt es in Nds. quasi nicht mehr). Da die Bedingungen so schlecht sind, sind kaum Lehrer bzw. Schulen bereit, eine Förderklasse einzurichten.
Ein besonderes Problem stellt offenbar die Beschulung von Autisten dar, da diese Kontakte zur Außenwelt vermeiden.
Zur Förderung und Forderung im Klassenverband haben wir nicht so viel geschrieben (es war auch schnell 20 Uhr).
Es ist schwierig, zu entscheiden, wie weit man ein Kind im Klassenverband oder im jahrgangsübergreifenden Unterricht über Differenzierung fördern kann.
Ist es permanent überfordert, könnte eine Beschulung auf einer anderen Schule angebracht sein. Andererseits muss es bei ständiger Differenzierung nur bedingt zur Überforderung kommen.
Es fragt sich, ob Kinder „mitgeschleppt“ oder „abgeschoben“ werden, ob ihnen an einer Schule besonders gut geholfen werden kann, ob ein Schulwechsel hilfreicher ist als das verbleiben in der Regelklasse.
Die Überprüfung auf Förderbedarf, die entweder die Eltern oder Lehrer stellen, soll dabei Aufschluss geben.
In manchen Gegenden werden nur Schüler zur Überprüfung gemeldet, bei denen das Ergebnis vorab eindeutig erscheint und die Überprüfung eher ein Verfahrensablauf ist, andere Schulen nutzen die Überprüfung für eine Entscheidung.
Weitere Förderschulen (Sprache, Geistige Behinderung, Sehen, Hören, Körperbehinderung) gibt es auch in den verschiedenen Bundesländern. Dabei sind einige Schulen von den Wohnorten sehr weit entfernt, weshalb dann nur eine Beschulung in Internatsschulen möglich ist.
Ein weiteres Problem ist das beurteilen von Schülern nicht deutscher Muttersprache. Häufig werden Lernschwierigkeiten durch das Umfeld oder das mangelnde Sprachverständnis erklärt, können aber ebenso wie bei anderen Kindern auch durch andere Bedingungen gegeben sein (hier: Schwerhörigkeit)
Das Fördern und Fordern als Binnendifferenzierung könnten wir noch einmal als Thema aufnehmen.
Für den nächsten Dienstag möchten wir euch einladen zu dem Thema:
Schulträume: Was wir uns wünschen
Ich hoffe, ich habe nichts und niemanden vergessen.
Natürlich dürft ihr das Protokoll gerne ergänzen oder in diesem Forum weiter zum Thema schreiben.
Bis dahin
Palim