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Forum: "Lehrprobe zu Popballaden?"
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| Lehrprobe zu Popballaden? | | von: sarah611
erstellt: 29.04.2011 21:01:13 |
Hallo ihr Lieben,
folgende Situation: ich unterrichte ein 8. Klasse an der Realschule in Deutsch und werde eine UE zum Thema "Balladen - gestern und heute" durchführen. Nachdem die Schüler klassische Balladen mit ihren Autoren (Goethe, Schiller...) kennen gelernt haben, sich auch mit der Ballade als Gattungsform beschäftigt haben, möchte ich nun in der Lehrprobe (90min) moderne Balladen/Popballaden behandeln. Ich möchte dabei vor allem an die Lebenswelt der Schüler anknüpfen, indem ich Balladen aus der modernen Zeit wie auch Popballaden (Clueso, Grönemeyer, Rosenstolz...) in dieser Stunde thematisiere.
Mein Problem liegt in der Umsetzung. Ideen habe ich, ich komme nur nicht so richtig auf den Punkt, da mir selber noch nicht klar ist, was will ich in dieser Stunde erreichen.
Ich könnte eine Lerntheke machen, bei der die Schüler sich mit unterschiedlichen Popballaden und deren Inhalt und Form auseinandersetzen. Man könnte dabei auch eine Popballade mit einer klassischen Ballade vergleichen lassen.
Oder ich mache ein Gruppenpuzzle, bei dem sich mit ausgewählten Balladen beschäftigt wird (Experten) und die Ergebnisse dann in der Stammgruppe verglichen/diskutiert werden.
Aber das ist irgendwie nicht so das Wahre.
Vielleicht habt ihr ja Impulse, die mich zum weiter nachdenken anregen? Danke schonmal!
Sarah |
| Definition | | von: binimaja
erstellt: 30.04.2011 12:53:02 |
Ballade ist eigentlich keine musikalisch definierte Form - ein Vergleich alt gegen neu geht also eher nicht. Balladentexte älterer Dichter sind oft in Form eines begleiteten Sololiedes komponiert, in mehr oder weniger strophischer Form. Den Schülern ist aus dem Musikunterricht vielleicht auch Schuberts Vertonung von Goethes "Erlkönig" bekannt.
Popballaden sind von der Textform her eher "normale" Gedicht, oft in Ich-Form; von der musikalischen Form her Strophenlieder, meist mit Refrain und/oder Bridge im langsamen Tempo.
Mir fällt jetzt auf Anhieb auch keine Rock/Popballade ein, die auch die textlixhen Merkmale aufweist. Du kannst hier die Liste nochmal durchschauen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ballade_%28U-Musik%29
Da gäbe es noch das Problem, dass die im Link genannten alle in englischer Sprache sind.
Für den Unterricht könnte man nun vielleicht die Frage stellen, was denn in diesen Rock/Popballaden von der Balladenform an sich noch drinsteckt.
Hier noch ein Zitat:
8. Ballade und Lied – Balladenbegriff in der Musik
Die Texte von Balladen wurden früher des Öfteren nachträglich vertont und dann als Lieder vorgetragen (z. B. Goethes Erlkönig in Bearbeitungen von Carl Loewe, 1817, und Franz Schubert, 1815/1821).
Unabhängig davon wird in der Jazz- und Trivialmusik (Rock- und Popmusik, Lieder, "Songs") auch für getragene Erzähllieder und Instrumentalstücke in Deutschland heute leichtfertig und unpassend gerne das Wort "Ballade" verwendet. Hierbei handelt es sich jedoch ganz schlicht um einen typischen Anglizismus, also um einen jener unschönen Übersetzungsfehler aus dem Englischen ins Deutsche, bei denen man Wörtern, die in beiden Sprachen gleich oder ähnlich lauten, aus Unkenntnis oder Leichtfertigkeit dieselbe Bedeutung beilegt, so wie etwa bei den englischen Wörtern "garage" und "neighbourhood", die ebenfalls sehr häufig wörtlich und daher falsch übersetzt werden. Die englische "ballad" (s. o. 1.) unterscheidet sich aber deutlich von dem deutschen Begriff der Ballade (s. o. 3.). Die gesungenen Texte von Popstars, wie etwa Lena Meyer-Landrut oder Robbie Williams, sind also zwar "wonderful ballads", aber keine "wundervollen Balladen", sondern "wunderbare Lieder".
von dieser Seite: http://www.handmann.phantasus.de/g_ballade_erklaerung.html#brecht |
| also | | von: sarah611
erstellt: 30.04.2011 17:09:19 |
gedacht ist folgende Planung:
1./2. Std. Einführung, Epoche der Klassik, Biografie Schiller/Goethe, Merkmale der Ballade (als Lerntheke)
3./4. Std. GA zu ausgewählten Balladen von Schiller u. Goethe (Inhaltsangabe, Autor, Umstände der Zeit, Interpretationsansatz)
5./6. Std. Präsentation der GA
7./8. Std. Beschäftigung mit Popballaden als Vergleich zu den klassischen Balladen
9./10. eine einzelne Ballade unter die Lupe nehmen
11./12 Balladen gekonnt vortragen
13. Vortragen der Balladen
so habe ich mir die Planung vorgestellt. Die Lehrprobe ist in der fett markierte Stunde. Ich möchte eben gerne den Schülern bekannte Popballaden anbieten, weil es eben ihrer Wirklichkeit entspricht.
@ binimaja: Das Zitat kannte ich auch schon, dass die Popballade eigentlich keine Ballade ist. Vielleicht verrenne ich mich da in was, weil ich nicht von dieser popballade weg komme. Meine Intention ist es, die Schüler zu motivieren und zwar "mit ihren" Texten.
@ reichundschoen: genau das sind die Punkte über die ich mir selber klar werden muss. Danke für den Ansatz! |
| Vielleicht hilft dir | | von: hops
erstellt: 30.04.2011 17:22:58 geändert: 30.04.2011 17:24:16 |
diese Idee.
Die"Jungen Dichter und Denker" mit Thomas D. von Fanta4 rappen klassische Gedichte mit Musik.Hier treffen sich Altes und Neues. Bekannte Inhalte lassen sich hier wieder in anderem Kontext herausarbeiten. Auf der CD sind auch Intrumentalstücke, um ein eigenes Gedicht zu bearbeiten. www.jungedichterunddenker.de
LG hops |
| Motivation | | von: binimaja
erstellt: 01.05.2011 12:18:07 geändert: 01.05.2011 12:19:56 |
Meine Intention ist es, die Schüler zu motivieren und zwar "mit ihren" Texten.
Motivieren - wozu? Sich mit Balladen zu befassen, alten oder aktuellen? Gern Balladen zu sprechen/zu singen?
Beachte dabei, dass Popballaden durchaus nicht von allen Schülern gern gehört werden. Gerade Jungen in der 8. Klasse fühlen sich davon eher abgestoßen - oder tun vor der Klasse zumindest so.
Auch Texte aktueller Songs/Balladen sind nicht immer der ausschlaggebende Punkt für die Beliebtheit.
Und es bleibt immer noch das Problem, dass die meisten/fast alle Texte keine Balladen sind.
Vielleicht durchdenkst du die Planung mal in Richtung: Rolle/Bedeutung der Ballade bzw. Umgang mit Balladen heute. Dann hast du die Möglichkeit, den Schülern zu verdeutlichen, dass die Popballaden eigentlich keine Balladen sind - das könnte man ja an einem Beispiel durchaus verdeutlichen bzw. wenn du hier nochmals GA einsetzen willst, können die SuS das auch selbst herausfinden.
Andererseits könntest du (da es ja auch in Richtung "gekonnter Vortrag einer Ballade" geht) den Vorschlag von hops oder auch die Arbeiten dieser Rapper
http://www.doppel-u.de/cms/index.php?id=51
einbeziehen. Ich habe Doppel-U bei uns vor Schülern mit gerappten Schiller- und Goethetexten erlebt - und die Schüler fanden es durchaus interessant, sich auf diese Art mit diesem "alten Kram" zu befassen.
Vielleicht bietest du auch die Möglichkeit an, eine Ballade am Ende zu rappen, statt sie herkömmlich zu rezitieren. (Drumbeats zur Unterlegung findest du hier: http://www.4teachers.de/?action=show&id=669860) |
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