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Forum: "Englisch in der Grundschule - Probleme beim Übergang in Klassenstufe 5"

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Englisch in der Grundschule - Probleme beim Übergang in Klassenstufe 5neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bernstein Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 19.10.2008 14:12:19 geändert: 23.10.2008 15:05:07

In meiner 5. Klasse (Gym), die ich seit Beginn des Schuljahres in Englisch unterrichte (mithilfe des neuen hellgrünen Green Line für G8) sind Schülerinnen und Schüler aus zehn verschiedenen Grundschulen des Landkreises. Auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen stelle ich fest, dass die Lehrkräfte, die sie auf der GS unterrichtet haben, sehr unterschiedlich vorgegangen waren (ist ja eigentlich auch klar) und sehr unterschiedlich das Curriculum für die Klassen 3 und 4 ausgelegt haben.

Etliche SuS waren überhaupt nicht mit der Schreibweise englischer Wörter vertraut gemacht worden. Vielen SuS wurde regelrecht VERBOTEN, Englisch zu schreiben, obwohl sie das sehnlichst wollten, so durften sie z. B. auch kein Vokabelheft führen. (O-Ton einer GS-Lehrkraft: "Dann zieht das Gymnasium noch mehr die Daumenschrauben an." - Da Verbote den Reiz einer Sache bekanntlich erhöhen, führten viele SuS heimlich ein Vokabelheft - natürlich dann ohne Kontrollmöglichkeit durch die Lehrkraft.) Etliche SuS beschwerten sich ferner über den "zu spielerischen" Unterricht. ("Wir mussten immer Bildchen ausmalen und durften nix schreiben. Das war langweilig.")

Ich beobachte bei vielen SuS, dass sie nach Gehör schreiben, und bin geneigt, die Ursache hierfür u. a. in der oben geschilderten Situation zu sehen.

Das Kerncurriculum für Englisch in der Grundschule Niedersachsen macht hinsichtlich des Schreibens nur vage Angaben, jedoch ist dort von einem Verbot nicht explizit die Rede.
http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc_gs_englisch_nib.pdf

Ich bitte um Ergänzungen, Widerlegungen, Stellungnahmen und sonstige Beiträge zu meinen Beobachtungen von betroffenen LuL (Grundschule Englisch und Englisch Klasse 5 Gym/RS/ HS/Regionale Schule/Gesamtschule)

Nachsatz: einem lernbegierigen Schüler verbieten, etwas zu lernen, bloß weil es angeblich nicht curriculumskonform ist, das kann's doch wohl nicht sein, oder irre ich mich da?


Stellungnahmeneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ninniach Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 19.10.2008 15:33:22

In Hessen ist die Schrift nicht ausdrücklich verboten, es ist nur festgelegt, dass die Schrift die geringste Rolle spielen soll, besonders das selbstständige Schreiben. Das ist auch nicht ganz so sinnfrei, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheinen mag.

Gründe, die gegen das Schreiben sind vor allem:

In der Grundschule ist ein großes Thema die Rechtschreibung. Gerade bei ähnlich klingenden Wörtern kann es dann durch die englischen Schreibweisen zu Interferenzen kommen (man schreibt dann plötzlich House statt Haus oder man schreibt alles klein).

Die englische Schriftsprache ist ungleich komplizierter als die Deutsche. Ein Laut kann durch eine Vielzahl von Buchstaben(-kombinationen) ausgedrückt werden. Englische Schüler brauchen deshalb ungleich länger, um ihre Schriftsprache zu erlernen. Deshalb möchte man die Grundschüler nicht damit überfordern.

Die Schriftsprache verwirrt schwächere Schüler bei der Aussprache der Wörter. (Das sind dann die, die das Wortbild "book" sehen und von dem Augenblick an immer wieder "bohk" sagen.

Das sind sozusagen die wissenschaftlichen Argumente, die auch in der Fachliteratur immer wieder angeführt werden. Deshalb legt man wohl auch den Hauptaspekt auf Kommunikation und einen spielerischen Anfang.

Meines Erachtens ist es die Aufgabe der Lehrer, zu erkennen, welche Kinder schon mehr mit der Schrift anfangen können und welche nicht. Man kann dann differenzierte Aufgaben anbieten (für die einen Wörter zum Kleben, wer mag kann auch schon schreiben). Vokabelhefte hatte ich bis jetzt noch nicht im Englischunterricht, wobei ich über eine Vokabelheft-light Version nachdenke. Beispielsweise ein Heft, in dem bekannte Wörter in Bildform gesammelt werden, das man dann später ergänzen könnte. Das nur am Rand. Dafür dass Kinder irgendwelche Wörter und ihre deutsche Bedeutung in ein Heft übertragen und dabei zwangsläufig etliche Fehler passieren, ist mir meine Unterrichtszeit zu schade.

Meines Erachtens scheitert sehr viel daran, dass der Englischunterricht zu häufig von fachfremden Lehrern unterrichtet wird, denen einfach eine solide Grundlage fehlt, die sich dann sklavisch an die Lehrbücher halten und die dann nicht immer angemessen reagieren können. (Das heißt nicht, dass es dort nicht auch Ausnahmen gibt, aber Englisch zu unterrichten weil "man LK hatte" und sich dann allein darauf und auf ein Lehrbuch zu verlassen, ist nicht schön, passiert aber immer noch häufig.

Dass die Kinder nach Gehör schreiben hat sicherlich damit zu tun, dass sie unerfahren sind im Umgang mit der englischen Schriftsprache. Es ist die Strategie, die derzeit häufig im Deutschunterricht gelehrt wird, mit Anlauttabellen und Übungen zum Wortaufbau. Wenn ich das so gelernt habe und nichts über Englisch weiß, dann gehe ich eben mit dem Werkzeug an die englische Schrift, dass ich zur Verfügung habe. Deshalb versuche ich, das Thema "Schrift" immer mal wieder mit reinzuholen, damit die Kinder zumindest wissen, dass man nicht einfach so schreiben kann, wie man es hört. Ich versuche auch am Ende des vierten Schuljahres eine Einheit zum Thema Vokabelheft und Lernen unterzubringen. Letztes Schuljahr ist mir allerdings die Zeit davongelaufen, beziehungsweise das Schuljahr war ziemlich kurz.


Hallo bernstein,neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: kla1234 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 19.10.2008 15:52:09

das heißt also, dass wohl sehr wenig Kontakt stattfindet zwischen Gym und GS...
und wenn, dann kann man festgelegte Kompetenzen natürlich ganz unterschiedlich verstehen, was ist schon "beherrschen" und "kennen gelernt".

Bei uns wird ab Klasse 3 Rechtschreibung verlangt und es gibt erste Anfänge von Kontakten mit dem Gym.

kla


Nicht Schreibenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ines Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 19.10.2008 19:18:43

in der GS, heißt es auch bei uns in Österreich. Vorgesehen für den E Unterricht in der GS ist wöchentlich, falls ich mich nicht irre, eine Stunde.
Dazu gibt es ein Lehrwerk - Playway. Darin sind Bildgeschichten und nur vereinzelt Wörter.
Der Umgang mit dem Englischunterricht ist vollkommen unterschiedlich.

Da dieser Unterricht erst vor wenigen Jahren verpflichtend eingeführt wurde und die GS Lehrerinnen diese Weisung ungefragt übernehmen mussten, schwankt natürlich neben der Bereitschaft auch die Kompetenz. (Extra ausgebildete Lehrerinnen gibt es meines Wissens nur sehr vereinzelt.)
Zitat einer Kollegin, die heuer in Ruhestand treten wird. "Bei mir ist Englisch 40 Jahre her und die Aussprache ein Horror. Was soll ich den Kindern also beibringen. Mich zu hören ist schlimmer als nichts zu hören."

Auch mache ich die Beobachtung, dass die Kinder mit einem guten mündlichen Wortschatz in meine Klasse kommen und dann einen herben Rückschlag erleben, wenn sie erstmals das Wort "yellow" (jelo) oder "neighbour" (näibor) schreiben müssen.

Was allerdings immer positiv auffällt ist die verlorene Scheu. Für die Kinder ist Englisch kein Schreckensgespenst mehr.

Trotzdem finde ich, dass man den "Schreibverbotserlass", denn so etwas Ähnliches ist es ja, aus den von bernstein genannten Gründen, fallen lassen sollte. Wer schreiben will - ok, aber richtig, dennoch ohne Zwang und Überprüfung. Sprich keine Vokabeltests - sowieso etwas Veraltetes.

lg ines


Schreibverbot früher auch in Bayernneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: joqui Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 19.10.2008 21:43:03

Bei Einführung des verbindlichen Englischunterrichts in der Grundschule war auch zunächst Schreiben verboten. Die Kinder sollten "spielerisch" mit "vielen Liedern" "an die Sprache herangeführt" werden. Trallala und Duziduzi... Ach ja, Lehrwerk brauchte man dafür natürlich nicht (hätte ja auch was gekostet wegen der Lehrmittelfreiheit... und Bayern will ja immer möglichst alles - aber bittschön kostenlos ).
Nach ein paar Jahren hat man gemerkt, dass der schwammige LP und die Art der "Umsetzung" kaum was bringen und dass dieses Verbot der Schrift kontraproduktiv ist: Die Kinder wollen verschriftlichen und wenn man ihnen das Schriftbild vorenthält, dann verschriftlichen sie eben selbst - und aufgrund der Schreibweise im Englischen überwiegend fehlerhaft.
Also wurde die wunderbareKdLP-Englisch ins Leben gerufen: Konkretisierung des Lehrplans Englisch. Ein verbindlicher Wortschatz wurde eingeführt mit produktiv zu erlernendem Wortschatz und rezeptiv zu verstehenden. Der produktive Wortschatz muss auch geschrieben werden, aber nicht auswendig. Und auf einmal sollen natürlich auch Lehrwerke hinzugezogen werden. Man hat also festgestellt, dass investiert werden muss, wenn etwas herauskommen soll.

Finde ich sehr positiv - zumal der verbindliche Wortschatz auch für die weiterführenden Schulen ein guter Anhaltspunkt ist.

ABER: Es gibt immer noch keine Noten drauf, zu 90 Prozent wird fachfremd unterrichtet und alle möglichen Leute werden zwangsnachqualifiziert. Oft fallen gerne mal die Englischstunden aus, wodurch das Leistungsniveau der einzelnen Schüler in der Sek. schon arg variiert. Aber - ist das in anderen Fächern nicht auch so????

lg
joqui Ich hab Englisch als Unterrichtsfach studiert und ärgere mich oft darüber, wieviel meine "tolle" Ausbildung wert ist, wenn ich sehe, wer so alles wie Englisch unterrichtet...


Bildungsnotstandneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: momo49 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 23.10.2008 11:14:27

Durch alle Beiträge zieht sich ein roter Faden:
die "Bildungsrepublik" Deutschland ist eine Katastrophe!!
An allen Ecken und Enden fehlen verbindliche Konzepte, jeder kann so vor sich hinmauscheln, Nicht-Profis werden für hochkomplizierte Aufgaben eingesetzt, wie es das Vermitteln der Weltsprache Englisch an Grundschulkinder ja ist, die einen sagen so, die anderen sagen so, alles soll kostenfrei sein - es geht ja "nur" um kleine Kinder!!
Damit ich richtig verstanden werde: Dies ist keine Lehrerschelte! Jede Lehrkraft versucht ja, so gut es eben geht, mit der Situation fertig zu werden und bemüht sich nach Kräften, trotz der Misere gute Arbeit zu leisten.Wenn ich dann aber im Radio die Ergebnisse des gestrigen "Bildungsgipfels" höre, schwillt mir der Kamm.
Wenn nicht endlich eine echte Revolution des Schulsystems stattfindet - hier fällt mir durchaus der Vergleich mit der deutschen Revolution von 1989 ein - radikal und von den Betroffenen initiiert, dann werden wir weiter und noch viele Jahre unteres Mittelmaß bleiben, und wenn noch so viele PISA-Studien folgen.
Vom vielen Wiegen wird das Schwein nicht fett!
Wie lange halten wir noch still?
Dabei gibt es sie ja, die "Leuchtturm-Schulen", an denen wir uns ausrichten können - die müssen Standard in Deutschland werden!
Exemplarisch nenne ich einige: Helene-Lange-Schule in Wiesbaden (Hört auf die frühere Leiterin Enja Riegel!), Laborschule Bielefeld, Robert-Bosch-Gesamtschule Hildesheim, Jenaplan-Schulen, Montessorischule Potsdam.


...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: teacher-redo Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 23.10.2008 12:07:18

Ich bin auch einer von den in Bayern fachfremd unterrichtenden Lehrern, die auf Dritt- und Viertklässler losgelassen werden, um ihnen die englische Sprache beizubringen. Und ich kann joqui nur zu gut verstehen, dass sie einen Hals kriegt, wenn sie uns wurschteln sieht! Aber, hab ich eine Wahl?
Vor zwei, drei Jahren begann uns das Schulamt auf die Füße zu treten, wir sollten uns doch bitteschön zum Kompetenztest melden, der dann zu einer zusätzlichen Fortbildung für Grundschulenglisch berechtigen sollte. Die, die sich haben erweichen lassen, kamen zum großen Teil ohne "Schein" zurück. Also hab ich mir gesagt: Sinnlos, für diesen Test wird dein Englisch trotz Abi nicht reichen. Inzwischen ist es so, dass selbst die, die den Test bestanden hatten, noch immer keine Zusatzausbildung bekommen haben. Sollte daran das fehlende Geld Schuld haben? Ich aber "darf" in meiner eigenen Klasse und einer 3. Klasse Englisch unterrichten (Es fehlen nämlich die wirklich gut ausgebildeten Leute!). Das heißt (weil ich mit dem Duziduzi-Kram, der zum Teil angeboten wird, nicht zufrieden bin) ich erstelle Arbeitsblätter, bastle Spiele und Freiarbeitsmaterial, ziehe Fotos aus dem Netz, um geeignete Bildkarten zu erstellen und, und, und. Zum Glück gibt es 4t und solche Leute wie marylin, die hier ihre tollen Materialien zur Verfügung stellen.
Ach so: Und ich lasse schreiben! (auch wenn das nicht ausdrücklich im Lehrplan steht)
Ergebnis: Den meisten meiner Schüler scheinen die Englisch-Stunden Spaß zu machen. Sie verlieren die Scheu vorm Sprechen und merken, dass ihr Lehrer auch nicht alles weiß. Meine Kollegen aus der Hauptschule bestätigen, dass der Wortschatz, das Interesse und auch die Aussprache (welch Wunder) recht gut zu gebrauchen sind. Aber, ob das für weiterführende Schulen ausreicht? Keine Ahnung!
Auf jeden Fall bin ich nicht böse, wenn es endlich mehr Lehrer gibt, die fachgerecht unterrichten. Denn mit der tollen neuen Bildungsoffensive könnte ja Geld dafür da sein. Oder habe ich da was falsch verstanden?
fragt sich mobber und grübelt


Frau bemüht sichneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: landwutz Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 23.10.2008 13:22:33 geändert: 23.10.2008 13:23:43

Vor 8 Jahren musste ich mit einer Fortbildung in der Tasche Englisch in Klasse 3 Englisch unterrichten. Training English hieß das Arbeitsheft, viele Arbeitsblätter bekam ich von meiner fleißigen Kollegin und ergänzte auch ganz fleißig........Der Unterricht machte allen Spaß, denn meine Fortbildung war auch super gewesen...auf den Lehrer käme es an, auf Gestik, Mimik und Theater...........Es war ein Butler......
Einige Schüler/Innen hatten beim Singen, Sprechen und Schreiben von Satzmustern bis zu 3 Seiten freiwillig so einen Spaß....dann die Fachkonferenzen.....wir durften ja nicht schreiben.....wir sollten doch nur sprechen....spielen..habe mich nicht dran gehalten, aber auch keine Tests geschrieben.
Dann bekam ich zweimal Klasse 1 und 2 hintereinander........bin jetzt wieder in meiner 4. Klasse mit PLAY WAY im Englischunterricht.........das hatte zwischendurch eine Vertretungskraft einfach eingeführt..........Wir kommen kaum zum Schreiben..wir hören und zeigen wir hören und zeigen........und dieses Lehrwerk hat mir die Freude verdorben, da wir nix schaffen......das wird von mir in 3 Jahren wieder abgeschafft.
So lange, wie es keine voll ausgebildeten Englischlehrer an den Grundschulen gibt.........man hat doch da mal wieder das Pferd von hinten aufgezäumt...................7 Semester Studium und 1,5 Jahre Lehramtsanwärterzeit kann man doch in keiner Fortbildung nachholen, auch nicht in derer zehn.


"das heißt also, dass wohl sehr wenig Kontakt stattfindet zwischen Gym und GS... "neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: bernstein Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 23.10.2008 13:59:02 geändert: 23.10.2008 14:00:33

ja, Asche auf mein Haupt und das meiner FachkollegInnen. Ich hatte in den vergangenen vier Jahren einige Male versucht, an einer der 20 Grundschulen zu hospitieren, die im Einzugsbereich meiner Schule liegen. Es scheiterte jedes Mal daran, dass ich sehr wichtigen Unterricht (z. B. Oberstufe vor Klausuren) hätte ausfallen lassen müssen. Ich werde aber dieses Problem in die nächste Fachkonferenz Englisch tragen und mich daraum bemühen, dass die nächste Phalanx Lehrer in Klasse 5 wenigstens zum Teil hospitiert.

Ich danke all denjenigen, die bisher Beiträge in dieses Forum geschrieben haben.

Natürlich lasse ich die SuS, die Rechtschreibprobleme in Englisch bedingt durch Nicht-Vertraut-Sein mit der Schreibweise haben, nicht hinten runter fallen und habe deswegen in jeder Doppelstunde eine Phase von circa 10 bis 15 Minuten, in denen ich das Bewusstsein der Kinder für starke Abweichungen zwischen Klang und Schrift zu schärfen suche. Bei Vokabeltests gebe ich einen halben Punkt, wenn das Wort gewusst, jedoch nur nach Gehör richtig geschrieben wurde.

Was ich zum wiederholten Male beobachte: eine Rechtschreibschwäche im Deutschen muss nicht notwendigerweise auch eine solche in Englisch bedeuten. Eine Schülerin, die schwer von dieser Schwäche betroffen ist, zeigt kaum Orthographiefehler im Englischen. Einer "anerkannten Legasthenikerin" in einer meiner früheren Klassen erging es genauso.


Vorsicht bissig!neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 23.10.2008 14:20:12

Mal ein Statement aus Niedersachsen:

Auch an unserer Schule wird die Empfehlung so ausgelegt, dass NICHT (so gut wie nicht) geschrieben wird.

Wenn man die Empfehlungen liest (S.13), kann man lesen, dass wirklich nur Schriftbilder beachtet werden. Also Hören und das Wort wiederfinden. Von Vokabeln lernen und wieder aufschreiben steht da eben nichts - das Konzept ist ja auch gerade so nicht gemeint.

Es gibt nun Schulen, die sich daran halten, und es gibt andere, denen die Richtlinien (nicht nur in diesem Fach) total egal sind. Da wird gedrillt, was das Zeug hält. Vokabeltests ab Klasse 3 ohne Rücksicht auf Verluste.
Meines Erachtens sollte man sich vor Augen halten, wie viele Schüler zu diesem Zeitpunkt noch große Probleme mit der Rechtschreibung des Deutschen haben. Die Meister fallen nicht vom Himmel.
Klar gibt es begabtere Kinder, die gerne etwas aufschreiben - können sie ja auch gerne. So wird ja auch überall empfohlen, ein Portfolio anzulegen z.B.
Aber es wird eben nicht ausdrücklich eingefordert und Hören, Verstehen und Sprechen stehen im Vordergrund.

In anderen Bundesländern wird mit Englisch anders umgegangen, Niedersachsen hat sich den Weg ausgesucht, eine Sprachanbahnung zu machen. Das sieht man ja z.B. auch daran, dass es zunächst keine Note gab - inzwischen gibt es in der 3. Klasse keine, in der 4. Klasse nun doch eine Note , vor allem wegen der Laufbahnentscheidung, die ja auch dazu gekommen ist.

Wie gehen nun aufnehmende Schulen damit um?

Jedes Jahr gibt es Ärger mit den Schulen - das war auch schon so, als die Schüler mit ihren Vorkenntnissen an die damals noch bestehenden Orientierungsstufen gingen.

Es gab damals gemeinsame Konferenzen, auf denen einzelne LehrerInnen der OS meinten, sie müssten den Grundschulen Vokabellisten mitgeben, die zu erarbeiten und zu lernen seien - mdl. und schrfl. versteht sich.
Die Mühe, die Richtlinien zu lesen, machen sich ja viele Lehrer nicht.

Inzwischen geben die Grundschulen an viele verschiedene weiterführende Schulen ab.
Hier - im äußersten Nordwesten - ist es so, dass es einmal im Jahr eine Konferenz mit den aufnehmenden Gymnasien gibt. Gemeinsame Konferenzen mit der HS und der RS gibt es nicht.
Außerdem gibt es Konferenzen unter den verschiedenen Grundschulen (7 an der Zahl) 4 mal im Jahr nach Fächern getrennt - auch Englisch.

Auch hier gibt es die Schwierigkeit, dass die Schulen unterschiedlich mit dem Englischunterricht umgehen.
Da sind die Richtlinien und Lehrwerke nur ein Hintergrund.
Ein anderer: Die Verlässlichen Grundschulen haben verschiedene Stundentafeln.
Ich kenne eine Schule, die die Langstunde mittags hat. In dieser Stunde wird 45 min ein anderes Fach unterrichtet und mehrmals in der Woche die letzten 15 min Englisch.

Die Privatschule vor Ort macht es sich da leicht: betroffenen Schülern wird eine Vokabelliste mitgegeben, die die Eltern dann zu Hause drillen und üben, damit das Kind alles kann.

Wann endlich lernen auch LehrerInnen in aufnehmenden Schulen, dass Schüler nicht fertig auf ihre Schulen kommen, dass sie verschiedene Leistungsniveaus mitbringen und man darauf eingehen muss?

Wann begreifen GrundschullehrerInnen, dass sie ihr möglichstes tun, wenn sie nach den in Niedersachsen ja brandneuen Richtlinien unterrichten, Kinder fördern und fordern in allen möglichen Bereichen, sie selbstständig werden lassen etc.
Sie sollen aber nicht die Kinder drillen und entsprechen der umfangreichen Wunschliste aufnehmender Schulen zerreißen. Sie sollen auch nicht in den gemeinsamen Konferenzen den weiterführenden Schulen huldigen und die Ansprüche noch und nöcher in den Himmel treiben.
Ja, sie haben die weiterführenden Schulen im Blick, und ja, sie geben die Empfehlungen, welche Schule geeignet sein könnte, und ja, sie suchen schon die begabtesten, selbstständigsten und fittesten für den Weg an das Gymnasium aus.
Aber sie sind nicht für alles und jedes zuständig und sie müssen nicht selbst das Abitur für ihre ehemaligen Grundschüler schreiben.

Wie wird es denn in anderen Fächern gehandhabt, wenn die Kinder unterschiedlich Rechtschreiben, Lesen, Rechnen, Denken...?

Und wenn es euch so stört: Dann schreibt ans Ministerium, dass der Zustand nicht haltbar sei und man sich bitte die Regelungen in anderen Bundesländern ansehen solle.
Aber schreibt auch gleich an den Philologenverband, er möge für bessere Bedingungen in den GRUNDSCHULEN eintreten.

Sorry, bernstein, es ist bei dir persönlich bestimmt anders, weil ich dich als engagierte Kollegin kennen gelernt habe. Aber sowas regt mich echt auf - jedes Jahr wieder!

Palim


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