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Forum: "Korrektes Schriftbild in Klasse 3"
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| . | | von: palim
erstellt: 25.04.2006 15:25:05 geändert: 25.04.2006 15:30:13 |
In einigen Bundesländern wird Englisch ab Klasse 1 unterrichtet, in anderen ab Klasse 3.
In einigen Bundesländern wird in Englisch geschrieben und gelesen, in anderen tritt das Lesen und vor allem das Schreiben absolut in den Hintergrund. In Niedersachsen weisen die Empfehlungen ausdrücklich darauf hin, dass es um eine Erstbegegenung und den spielerischen Umgang mit der Sprache geht.
Natürlich wird auch hier und da mal ein Wort oder Satz geschrieben. Man kann z.B. gemeinsam Memorys mit Wörtern und Bildern erstellen und dadurch die Wörter (als Ganzwort) trainieren. Letztlich soll man aber gerade NICHT die Wörter als Vokabeln schreiben und pauken.
Einige meiner Schülerinnen in Klasse 2 schreiben nahezu fehlerfreie Texte, obwohl ich keinen ausgedehnten Rechtschreibunterricht mit ihnen durchgeführt habe. Andere mühen sich um so mehr, müssen sich schon beim Abschreiben erheblich konzentrieren und das genaue Hinsehen und Lesen üben, damit es beim Schreiben klappt.
Angesichts dessen, dass Kinder in Klasse 3 auch in der deutschen Sprache noch für viele Wörter die richtige Schreibung lernen müssen, viele Hilfen benötigen, Ableitungen, Worfamilien, Wortverlängernungen, Wortbaustein u.a. üben und trainieren,
verwundert es doch nicht, dass sie im Englischen auch häufig fehlerhafte Wörter schreiben, zumal hier noch mehr Wörter anders geschrieben werden als gesprochen und man sich noch eher das Schriftbild oder Bausteine einprägen muss.
Palim |
| Schreiben lasse ich total selten | | von: ninniach
erstellt: 25.04.2006 17:32:40 |
Ich unterrichte in Hessen und dort fängt Englisch im dritten Schuljahr an. Wenn die Kinder ein Wort aussprechen und verwenden gelernt haben, dann führe ich zu einigen Wörtern das Wortbild ein und wir machen Zuordnungsübungen mit Bildkarten und Wortkarten, Bild-Wort-Memories und Arbeitsblätter, bei denen entweder auch solche Zuordnungen erfolgen oder zu einem Wortbild/Sätzen etwas gemalt werden muss. Gute Erfahrungen habe ich auch damit gemacht, die Kinder die Wörter ausschneiden und aufkleben zu lassen. Im Großen und Ganzen handhabe ich das auch in der vierten Klasse so, aber da kommt es dann ab und an auch mal vor, dass ein Wort abgeschrieben wird.
Ich glaube, wenn man von Drittklässlern erwartet, dass sie englische Wörter korrekt erlesen und schreiben sollen. Das hängt in erster Linie mit zwei Dingen zusammen. Erstens sind die Kinder noch beschäftigt damit, sich die deutsche Rechtschreibung anzueignen und sehr häufig kann es zu Interferenzen kommen, die sich dann auch in der deutschen Schriftsprache niederschlagen könnten (simple Beispiele: Englisch: Namenwörter klein, Deutsch: Namenwörter groß; fish - Fisch; house - Haus).
Zweitens ist die englische Schriftsprache wesentlich schwerer zu erlernen als die Deutsche, da es viel mehr Arten gibt, diverse Laute zu verschriftlichen. Das ist im Übrigen so komplex, dass englischsprachige Schüler wesentlich länger brauchen, um englisch Lesen und Schreiben zu lernen, als deutsche Schüler das auf Deutsch brauchen.
Wieso soll ich also von einem Kind erwarten, dass es neben Deutsch (das ja auch schon wieder eine Zweitsprache sein kann) auch noch gleich Englisch Lesen und Schreiben lernt, wenn das schon für die Muttersprachler so schwierig ist.
Ich sehe auch wieder an den englischen Namen der Kinder, die sie sich ausgesucht haben, wie schwierig es für sie ist, die korrekt zu schreiben. Manchen gelingt das von Anfang an, andere können es jetzt, fast am Schuljahresende, noch nicht. Manche der Viertklässler können es immer noch nicht.
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| ich war ja | | von: helmesberger
erstellt: 26.04.2006 07:33:35 |
bis vor kurzem auch der Auffassung, dass die Schriftlichkeit im Englischunterricht nicht im Vordergrund steht. In diesem Schuljahr hatten wir uns in den Beratungen der Fachkonferenz Englisch über den Rahmenlehrplan und die Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgetauscht und da wurde von unserer Fachkonferenzleiterin (und anderen Lehrern) eindeutig betont, dass das Schriftbild nicht die untergeordnete Rolle spielt, wie bislang immer betont wurde. Es kann durchaus in Klasse 2 begonnen werden, das Schriftbild zu einigen Wörtern einzuführen.
Ich gebe den Kindern das Schriftbild erst dann, wenn sie die Wörter und Wendungen sicher beherrschen. Ich lasse sie das Schriftbild auch ganzheitlich erfassen und festige Einzelwörter mit Spielen (Wort-Bild-Zurodnung, Bingo mit Wortkarten etc.). Sie sind auch in der Lage, bekannte Wörter im Text wiederzuerkenen - sie lesen sie dann so, wie sie korrekt gesprochen werden. Wenn ich mich nun bemühe, die Anregungen der Fachkonferenz umzusetzen, heißt das für mich, dass ich schon in Klasse 3 die Kinder schreiben lassen soll. Sie schaffen es größtenteils, die Wörter richtig abzuschreiben, sind aber nicht in der Lage, aus dem Kopf das Schriftbild korrekt wiederzugeben. Nun bin ich mir natürlich auch desssen bewusst, dass es große Differenzen zwischen Laut- und Schriftbild gibt und die Kinder deshalb weitaus mehr Probleme haben mit der korrekten Rechtschreibung. Aus dem Grund hatte ich es ja bis jetzt auch immer hintenan gestellt.
Gruß, Helmesberger |
| hm... | | von: ninniach
erstellt: 26.04.2006 20:13:35 |
Auf welcher Grundlage hat denn diese Fachkonferenz entschieden, das Schriftbild so weit in den Vordergrund zu holen? Eine Referendariatskollegin hat ihre Examensarbeit zu dem Thema Schrift geschrieben und ich könnte dich sicher mit Literatur versorgen, die dich dazu in die Lage versetzt, gegen diesen frühen Einsatz zu argumentieren - falls du das möchtest. :)
Ich habe im Referendariat wirklich nur sehr selten mit Schriftbildern gearbeitet, weil meine Ausbilderin am Anfang ziemlich vehement gegen die Verwendung des Schriftbildes ausgesprochen hat und ich nahezu Panik hatte, dass die Kinder sich durch das Schriftbild
dann eine falsche Aussprache angewöhnen und mir das dann in der Prüfung angekreidet wird.
In diesem Schuljahr konnte ich jetzt zum ersten Mal ausprobieren, wie weit ich mit dem Schriftbild gehen kann und ich habe es viel häufiger eingesetzt, aber erstmal immer nur so, dass die Kinder das Wort praktisch nur wiedererkennen und nicht richtig erlesen müssen. Das hat sich für viele als gute Gedächtnisstütze erwiesen und war nur sehr selten ein Problem.
Mit meinem vierten Schuljahr sieht es inzwischen sogar so aus, dass ich merke, wie sehr die Leistungen da auseinander klaffen. Einige Kinder sind schon so weit, dass sie Wörter fast wie intuitiv richtig aussprechen und haben auch mit dem (Ab-)Schreiben kaum Probleme, andere haben riesige Probleme mit dem Schreiben. Ich bin gerade dabei, den Unterricht so zu gestalten, dass ich in den Übungsphasen verstärkt verschiedene Möglichkeiten anbiete, aus denen sich die Kinder dann das für sie passende aussuchen. Es ist sehr interessant, wie es den Kindern gelingt, das für sich passende auszusuchen. Einige haben heute eine Art "Vokabelheft" angefangen. Das fand ich total faszinierend.
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