Mir ging es zunächst nicht um "Aufsatzerziehung" im klassischen Sinn.
Denn in den Jahren zuvor, als ich 3/4 hatte, merkte ich, dass man sich schwer tut, "Aufsatzerziehung" zu leisten, wenn die Kinder viel zu wenig schreiben, d.h. wenn es wenig zu berichtigen oder auszubauen gibt.
Deshalb hab ich von Anfang an Wert darauf gelegt, dass die Kinder einfach das aufschreiben konnten, was sie wollten. Dass sie die Angst vor dem Schreiben verloren, die manche der Kinder hatten.
Es gab Kinder, die von sich aus schrieben.
Die wurden natürlich gelobt und waren oft Anreger für die anderen.
Dann hab ich Bilder aus Illustrierten, alten Büchern, etc. auf Einzelblätter aufgeklebt.
Die Erklärung dazu: "Such dir ein Bild aus, das dir gefällt. Stell dir vor, das Bild wäre in deinem Lesebuch. Welche Geschichte könnte dazu passen?"
Die Kinder nahmen sich ein Bild und dachten sich dazu eine "Geschichte" aus. Beides kam dann zunächst in einen Klassenordner "Unsere Geschichten". Am Schuljahrsende wurde der aufgelöst und die Geschichten für jedes Kind separat in irgendeiner Weise zu einem "Buch" verarbeitet.
Diese Aufgaben wurden sehr gern gemacht. Und die Spanne reichte sehr bald weit: Von einzelnen Wörtern, die dargestellte Dinge benannten bis hin zu Geschichten, die meist mit dem Bild begannen und dann weit weit fortgeschrieben wurden.
Natürlich war es auch erlaubt, selber ein Bild zu malen und dazu zu schreiben.
Ebenso der umgekehrte Weg: Eine Geschichte schreiben und dann illustrieren.
Oder auch eine Geschichte ohne Illustration zu machen.
Ab und an arbeiteten auch Freunde als Paar zusammen.
Außerdem hatte ich ein Buch mit Kopiervorlagen, in dem angefangene Bilder fertiggemalt werden mussten (AOL?) und dazu sollte dann eine Geschichte geschrieben werden.
Anfangs und bei schwächeren Kindern auch lange Zeit wurde wenig kritisiert und so ziemlich alles akzeptiert.
Da die Geschichten vorgelesen wurden, begann ich dann als Zuhörerin unter anderen, dann "Dinge, die besonders gut waren" anzusprechen. Dies wurde auch von den Mitschülern übernommen.
Und wieder später hab ich bei gewandteren Schreibern und Kindern, die Kritik auch gut vertragen konnten, auch einmal etwas angemahnt, was man besser machen konnte ("und dann" vermeiden,...)
Auf diese Weise wurden die Geschichten immer besser. Auf einmal waren wir dann mitten drin in der Aufsatzerziehung.