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Forum: "Wann unterrichten wir eigentlich noch?"
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| Wann unterrichten wir eigentlich noch? | | von: burzline
erstellt: 27.02.2013 14:51:52 |
Blauaäugig habe ich mal gedacht, als Lehrer besteht die Hauptaufgabe im Unterricht geben. Nach 10 Jahren Schuldienst kann mich eigentlich nicht mehr so viel schocken, aber es nervt mich ungemein, dass ich wegen äußerer Umstände selten kontinuierlich unterrichten kann. Und damit meine ich nicht Krankheit, denn ich bin sehr sehr selten krank.
Zum Beispiel aber Ausfall meines Unterrichts in dieser Dekade (dazu muss ich noch sagen, dass alle Stunden im Block, also Doppelstunden unterrichtet werden) wegen anderer Veranstaltungen:
Dienstag: 1 Block Ausfall bzw. Aufsicht, wegen Theaterveranstaltung Deutsch, 1 Block Ausfall wegen Fortbildung
Donnerstag: 1 Block Ausfall wegen Kompetenztest, 1 Block Stundentausch wegen Krankheit einer anderen Kollegin
Mittwoch: 1 Block Ausfall wegen spontan geplantem Wintersporttag der Klasse
Donnerstag: 3 Blöcke Ausfall wegen Fortbildung
Ab der übernächsten Woche sind 50% der 8.Klassen auf Sprachreise....
Gut, ich könnte auf die Fobis verzichten. Hätte nichts dagegen, wenn sie in den Ferien liegen würden, aber da wird ja nix angeboten. Sollte ich verzichten?!
Jedenfalls geht es ständig so weiter: da ist der Kinobesuch für dieses Fach, da ist der Wettbewerb jenes Fachs, da ist die Exkursion für das Fach...
Ich frage mich echt: Wann unterrichten wir noch richtig?
Oder bin ich altmodisch und sollte alles entspannter sehen? Gut, dann schaffe ich halt den LP nicht. Oder wie seht ihr das?
LG
burzline
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| news4teachers | | von: klexel
erstellt: 27.02.2013 22:53:16 geändert: 27.02.2013 22:55:46 |
hat dazu gerade einen Artikel zu einer ziemlich dämlichen Studie geschrieben.
http://www.news4teachers.de/2013/02/studie-lehrer-beklagen-mangelnde-motivation-ihrer-schuler/#comment-3866
Das, was diese Studie für viel Geld rausgefunden hat, hätte denen jeder Lehrer um die Ecke auch so erzählen können....
Wobei es in diesem Thread ja eigentlich darum geht, dass wir kaum noch dazu kommen zu unterrichten, weil ständig andere Dinge anliegen oder Schüler / Klassen nicht da sind.
Ich liebe es immer ganz besonders, wenn man eine Arbeit in einem Kurs schreiben möchte (RS - Wahlpflichtkurse oder Profil = aus jeder Klasse ein paar Hanseln)
Da ist einmal die Klasse 8c weg, nächste Woche die 8a etc. das freut einen dann besonders... |
| Arbeitsverdichtung hat System | | von: zac93
erstellt: 28.02.2013 12:02:14 |
die von euch festgestellten erscheinungen sind nicht zufällig, sondern ergebnis seit langem laufender prozesse, mit denen die arbeitsanforderungen an die lehrkräfte systematisch verdichtet werden. wir (institut für interdisziplinäre schulforschung -http://www.isf-bremen.de/aktuelles/aufgabenbeschreibungen/) arbeiten auf ehrenamtlicher Basis an diesem thema. wir haben am beispiel bremens z.b. einmal alle tätigkeiten , die eine lehrkraft ausüben soll, wenn denn alle vorgaben der behörden eingelöst werden sollen, zusammengestellt. die könnt ihr euch auf der o.a. homepage ansehen. jetzt versuchen wir gerade, zentrale aufgaben mit realistischen zeitpaketen zu versehen und dann ausgehend von der jahresarbeitszeit herunterzurechen (siehe auch forum korrekturzeiten), ob die aufgaben auch realistisch erfüllt werden können. es ist klar - die zeit reicht nicht, weil die zeitdiebe zugeschlagen haben. somit werden wir eine strukturelle überforderung belegen können. vor diesem hintergrund veranstaltet der dgb bremen am 10.04 eine arbeitsschtuzkonferenz zum betrieb schule, auf der wir unsere ersten ergebnisse vorstellen werden. die werden wir anschließend auch auf unserer homepage veröffentlichen. die ganze aktion machen wir gemeinsam mit der gew bremen und dem personalrat schulen. mal sehen, ob wir nicht über die arbeitsschutzschiene weiter kommen.
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| Ich finde... | | von: mordent
erstellt: 28.02.2013 14:16:19 |
... es wird nichts so heiß unterrichtet, wie es vorbereitet wird.
Ich sehe das alles sehr entspannt, mache meinen Stoffverteilungsplan bzw. eigentlich steht er schon, ich muss nur noch die Daten ändern, in den Sommerferien fertig und unterrichte dann.
Wenn Unterricht ausfällt, verschiebe ich das Raster und gebe entsprechend Hausaufgaben, dass die Zeit wieder aufgeholt wird. Aber ich mache mir nichts daraus, dass ständig was anderes alle Planung zunichte macht.
Am Ende zählt für mich nur, dass das Wesentliche unterrichtet ist, und alles, was aus Transfer daraus hätte hervorgehen sollen, kriegt der gute Schüler auch so hin.
LG mordent |
| Arbeitsverdichtung | | von: palim
erstellt: 28.02.2013 15:01:44 |
Mich stört auch, dass viele viele andere Aufgaben mal eben und einfach so dazu kommen.
Einerseits wollen wir unserer Schulen entwickeln, voran bringen, Qualität sichern etc.
und andererseits machen wir das "nebenbei" mit.
Unternehmen lassen Werbeagenturen werben, sourcen dies und das aus, stellen in Rechnung.
Wo wird denn mal für uns die Rechnung eröffnet?
Für Konferenzen, Konzepte, Gutachten, Evaluationen etc. über Gebühr? Und nein, das machen in meiner Region nicht die Schulleitungen und es gibt keinerlei Funktionsstellen dafür.
Arbeitsverdichtung trifft es ganz gut. Da gibt es dann Bruder "Dünn-drüber" und Schwester "Nur-noch-eben-nach-Mitternacht", der eine wird unprofessionell, obwohl er es nie wollte und die andere überarbeitet bis zum Umfallen.
Am Ende brennen sie beide aus... und die KollegInnen übernehmen die frei werdenden Aufgaben gerne noch zusätzlich.
Wie auch immer,
ich fahre dann mal wieder los ... zur nächsten Konferenz.
Palim |
| Ich finde | | von: klexel
erstellt: 28.02.2013 15:10:37 |
die Zusammenstelllungen aus dem Link von zac93 so faszinierend, dass ich ihn hier noch einmal reinstellen möchte. Er wurde ja auch schon in dem anderen Forum für die Umfrage nach Korrekturzeiten gesetzt.
Das Runterladen lohnt sich auf jeden Fall. Endlich sehe ich mal schwarz auf weiß, was ich eigentlich tue
http://www.isf-bremen.de/aktuelles/aufgabenbeschreibungen/ |
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