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Forum: "60-Minuten-Takt - auf ein Neues!"
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| an unserer Schule | | von: fruusch
erstellt: 30.01.2014 21:20:21 |
wurde das auch schon diskutiert. Es gibt viele Vorteile, aber auch einige Nachteile dieses Systems.
Ein Nachteil ist zB, dass durch die Anpassung der Stundentafel einige Fächer Zeit verlieren, während andere Fächer Zeit dazugewinnen. Das kann böses Blut im Kollegium geben.
Ein weiterer Nachteil - gerade bei Nebenfächern - wäre, dass diese in einigen Jahren nur noch einstündig unterrichtet werden könnten.
Des weiteren könnte sich ergeben, dass Schulanfangs- und/oder Endzeiten verschoben werden müssen. Fahrschüler müssen dann evtl. länger warten, oder verpassen im schlimmsten Fall gerade eben ihre Busse. Auf ein Verlegen der Abfahrtszeiten kann man i.A. lange warten, Buslinien sind in etwa so beweglich wie der Himalaya.
Die Vorteile liegen natürlich auch auf der Hand:
In 60min kann ich entspannter abreiten, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen. Gerade beim naturwissenschaftlichen Experimentieren, aber auch bei Diskussionsrunden in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern kommt das natürlich ganz gewaltig positiv zum Tragen.
Klassenarbeiten können entspannter geschrieben werden.
Man kann längere Übungsphasen in den Unterricht einbauen, in denen zB auch Individualförderung möglich ist.
Alles in Allem ist so eine Umstellung ein Riesenprojekt, das mit viel Vorbereitung und großer Sorgfalt angegangen werden muss. Es darf keinesfalls von oben verordnet werden, sondern muss von allen Beteiligten - Schulleitung, Kollegium, Schülern und Eltern - mitgetragen werden. |
| Bericht Gymnasium | | von: essen
erstellt: 31.01.2014 09:31:05 |
Hallo bger,
auch wenn ich am Gymnasium arbeite, wollte ich meine Erfahrung mit dem 60-Minuten-Modell schildern.
Die 60 Minuten lassen sicherlich methodisch viele Möglichkeiten, auch Klassenarbeiten sind entspannter.
Aber:
- Frei-/Vertretungsstunden sind auch 60 Minuten lang.
- Die Abbrechung von Überstunden ist "interessant", z.B. wenn du 2 60'-Stunden mehr gemacht hast, sind das etwas weniger als 3 45'-Stunden, also werden sie nicht vergütet, weil man erst ab 3 45'-Stunden die Mehrarbeit bezahlt bekommt. Hat man 3 60'-Stunden mehr gemacht, bekommt man 4 45'-Stunden abgerechnet.
- Die Vorgaben für die Klassenarbeiten können bei uns nicht geändert werden, d.h. die SuS schreiben 90' und haben anschließend noch 30' Unterricht
- Die Unterrichtsverteilung erfolgt immer noch nach 45' Modell, daraus ergeben sich ganz komische Zahlen, also man muss z.B. 25,166 Stunden geben. Da so was nicht geht, bist du häufig automatisch bei Mehrarbeit (26 Stunden) oder im Unterhang und muss deine Stunden im nächsten Halbjahr geben
- In der Klasse 9 sehe ich die SuS nur noch 2x in der Woche. Das ist für Mathe nicht gut, bei den Sprachen noch weniger gut.
Man merkt, ich bin nicht zufrieden.
Ich hoffe, ich konnte dir einige Punkte nennen, die dir vielleicht bei den Überlegung helfen können.
viele Grüße
essen |
| Fragen | | von: palim
erstellt: 31.01.2014 12:04:36 |
Meine Frage,
ob die LuL dann 28 x 60 min Std. geben
hat sich durch den Beitrag von essen erledigt.
In den Grundschulen gab es ein Modell mit einer mittäglichen 60 min Std.,
die dazu führte, dass LuL 45 min Kunst (oder ein anderes Fach) und an 3 Tagen in der Woce 15 min Englisch unterrichten sollten - womöglich noch mit Lehrerwechsel für die 15 min.
Das klappt natürlich nicht.
Ich würde mich fragen, ob der Nutzen den Aufwand und die Nachteile rechtfertigt.
Viele Schulen gehen ja auch zu Blockunterricht über, wobei ich den Eindruck habe, dass die NaWi-LuL eher dankbar sind, während es auch Fächer gibt, in denen es von Nutzen wäre, in der Woche häufiger und dafür kürzer in einer Klasse zu sein.
Doch noch eine Frage zu 60min-Einheiten:
Wie werden dann die Pausen verteilt?
Haben die SuS dann erst nach 120 min eine größere Pause?
und:
Sind dann am Tag 5 x 60 min (300) statt 6x 45 min (270 min)?
Gehen die 30 min Mehrarbeit zu Lasten der LuL?
Wie passen die vielfältigen Fächer in die geringeren Möglichkeiten (5 statt 6 Std am Tag)? Oder sind die Fächer ohnehin zu Verbünden zusammengefasst, so dass sich dieses Problem ohnehin erledigt?
Palim |
| 80 Minuten empfehlenswert | | von: novelle
erstellt: 31.01.2014 12:16:22 geändert: 31.01.2014 12:18:47 |
Wir arbeiten jetzt im 3. Jahr an einer Haupt- und Realschule mit 3 80-Minuten-Blöcken und einer 40 Minuten langen "Ankommenstunde", die für Wochenplanarbeit, Organisatorisches, Sozialtraining (z.B. Lions Quest), Projekte etc. verwendet werden kann.
Vorteile:
- Zeit im Stundenplan, die nicht mit Fächern blockiert ist.
- Jedes Fach "opfert" 5 Minuten von einer 45-Minuten-Stunde (in der ja sowieso nicht 45, sondern eher 35 Minuten Unterricht stattfinden)
- Der Fachunterricht mit neuen Lerninhalten beginnt erst um 9:00 Uhr, was dem natürlichen Biorhythmus von Jugendlichen viel eher entspricht.
- In den 80-Minuten-Blöcken schafft man z.B. Einführung, Gruppenarbeit und Präsentation, Experiementaufbau, Durchführung und Dokumentation etc.
- Lernpsychologisch ist man aktuell der Meinung, dass das längere Arbeiten an einem Themengebiet erfolgreicher ist als häufigeres und kürzeres Arbeiten. (Gilt natürlich nicht für Vokabellernen, aber das muss ja immer noch täglich zu Hause passieren.)
- Als Schüler hat man maximal 3 Fächer am Tag, muss maximal 3 Bücher mitschleppen, bekommt maximal 3 Hausaufgaben auf und muss sich am Tag vorher auf maximal 3 Fächer vorbereiten.
- Als Lehrer unterrichtet man maximal 3 Lerngruppen, muss maximal 3 Fächer vor- und nachbereiten.
- Wer ein einstündiges Fach unterrichtet, bei dem auch noch die Mappen bewertet werden, wird den Stress um Weihnachten herum kennen, all die Mappen zu bewerten - das halbiert sich, da einstündige Fächer nun halbjährlich unterrichtet werden.
- Wir fühlen uns entschleunigt.
Nachteile
- Wenn ein Schüler in einem einstündigen Fach im 1. Halbjahr eine schlechte Note bekommt, hat er keine Chance mehr, sie im 2. Halbjahr zu verbessern.
- Man muss seinen Unterricht tatsächlich (!) vorbereiten. Für einige Kollegen ist das offenbar eine Herausforderung...
- Auch Schüler müssen lernen, sich auf den Unterricht vorzubereiten. Wenn ein Fach nur einmal in der Woche auf dem Plan steht, haben sie nach einer Woche längst vergessen, was beim letzten Mal dran war. Da hilft nur, am Abend vorher nochmal in die Mappe gucken...
- Wer rechnen kann, wird feststellen, dass bei 40/80 Minuten die 45-Minuten-Bezahlung nicht mehr aufgeht. Es ist tatsächlich so, dass einzelne Kollegen mehr bzw. weniger arbeiten als sie verdienen. Das macht 5 bis 10 Minuten pro Woche aus.
Fazit:
Eltern, Schüler und Lehrer lieben unser Modell und möchten das auf keinen Fall wieder hergeben. Wenn man in der Lage ist, die Busse so zu organisieren, sollte man den 3. Block mit musischen Fächern und AGs füllen und einen weiteren Fachblock nach einer Mittagspause anlegen (ging bei uns leider aus organisatorischen Gründen nicht). Damit hätte man dem Biorhythmus der Jugendlichen noch mehr Rechnung getragen. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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