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Forum: "Trauerfall bei Schülerin - Beileid aussprechen?"
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| Sehr schwere Frage | | von: al_ex
erstellt: 09.12.2014 16:34:07 |
Kein Ratschlag, nur die Schilderung meiner Erfahrung:
Ich war 21 als mein Vater überraschend starb. Und ich habe es als extrem anstrengend empfunden, wenn mir irgendwelche Leute (die ich teilweise noch nicht mal richtig nah kannte) ihr Beileid ausgesprochen haben.
Irgendwie hatte ich dann immer das Gefühl, dass jetzt Wunder was für ein schlauer Satz von mir erwartet wird.
Mir war damals durchaus klar, dass alle um mich herum wussten was geschehen war und ich hätte es nicht gebraucht, dass es nochmal von allen erwähnt wird. Andererseits wirst Du in dieser Zeit auch von vielen (aus dieser Unsicherheit heraus) geschnitten. Ich fand es gut, wenn es Menschen gab, die mit mir in meinen normalen Momenten gesprochen haben und es auch ertragen haben, wenn ich nur vor mich hin gestarrt habe.
Das ist meine Erfahrung. Sicher empfinden andere Menschen das komplett anders. Vielleicht würden sie ja gern darauf angesprochen werden?
Also was tun?
Normal mit der Schülerin umgehen (Mitleid bekommt sie schon genug) und signalisieren, dass Du da wärst, falls sie reden will. (Aber wie macht man das?)
Letztendlich musst Du das selbst entscheiden. Ich hoffe trotzdem, dass ich ein bisschen helfen konnte.
LG,
Alex |
| Brief | | von: palim
erstellt: 09.12.2014 19:03:48 |
Meine letzte Erfahrung war der Tod einer Mutter, allerdings war das Kind in meiner damaligen 3. Klasse - und als GS-LuL ist man doch erheblich näher an den Kindern, als es in der 11. Klasse bei einem Kurs der Fall sein dürfte.
Ich habe mit den SuS gesprochen, solange der Schüler fehlte,
wir haben abgemacht, dass der Schüler selbst entscheidet, ob er etwas erzählen möchte und ihn nicht alle mit Fragen überfallen.
Wir waren mit 2 Kollegen bei der Beerdigung, weil es uns wichtig war, und dem Kind habe ich eine längeren Brief geschrieben, kindgemäß.
Den habe ich der Tante überreicht, die damals die Kinder gut aufgefangen hat.
Der Schüler konnte selbst entscheiden, ob er es liest ... und erst Monate später kam mal ein deutlicher Hinweis darauf, dass er es gelesen hatte. Vorher habe ich gemerkt, dass er sich verstanden fühlte, ohne Worte zu tauschen.
Es kommt doch auch sehr auf die Konstellation, die Umstände, die Familie etc. an.
Ein "weil man das so tut" finde ich eher furchtbar.
Palim |
| Frage der Höflichkeit | | von: markus_res
erstellt: 09.12.2014 19:04:59 |
Ich hatte so eine Situation auch schon und habe dem Schüler (damals 9.
Klasse) nach dem Unterricht kurz zum Gespräch gebeten. Ich habe ihm
gesagt, dass ich als sein Lehrer natürlich vom Tod seines Vaters gehört
hätte und dass ich ihm auf diesem Weg mein Beileid aussprechen
möchte. Ich habe ihm auch gesagt, dass es für mich schwer ist,
einzuschätzen, wie ich mich richtig verhalten soll. Ich hätte mich dann
aber dafür entschieden, etwas zu sagen, weil es für mich eine Frage der
Höflichkeit ist. Was wäre ich für ein Lehrer, wenn ich vom Tod eines
Elternteils wüsste und darauf nicht reagieren würde? Es könnte der
Eindruck entstehen, es sei mir egal. Das sei es aber nicht.
Er hat sich bedankt und dann war das Gespräch zu Ende.
Ich hatte nie das Gefühl, die professionelle Distanz zu unterlaufen. Ich
sehe es als eine Frage der Höflichkeit an, zum Tod eines Verwandten,
noch dazu bei einem Elternteil zu kondilieren. Ich denke, in der 11. Klasse
kann man als Lehrperson sein Handeln auch auf einer Metaebene
thematisieren. Warum der Schülerin also nicht sagen, dass man sich
unsicher ist, ob das, was man tut, richtig und vom Gegenüber gewünscht
und wertgeschätzt wird. Das zeigt doch gerade das Menschliche. |
| ich hatte | | von: fruusch
erstellt: 09.12.2014 22:02:36 |
letztes Jahr genau so einen Fall bei einem 10.-Klässler, dem der Vater gestorben war. Ein Patentrezept für den Umgang mit solchen Tragödien gibt es sicher nicht, denn jeder Mensch trauert anders.
Das Vorgehen von markus_res halte ich beim ersten Aufeinandertreffen für das Beste. Es zeigt dich als Menschen, der offen und ehrlich auf den Trauernden zugeht, ihm unaufdringlich Unterstützung signalisiert, ansonsten aber dem Trauernden die Initiative überlässt.
Wichtig für mich ist zusätzlich, dem Trauernden anschließend positive Signale im Unterricht zu vermitteln. Das fängt bei einem "Schön, dass du wieder da bist" an und setzt sich in kleinen, eher unauffälligen aufmunternden Signalen fort. Das kann eine kleine Hilfestellung dabei sein, den versäumten Stoff nachzuholen, das kann etwas Kulanz bei der Notengebung in den kommenden Wochen sein, das kann aber auch einfach nur hin und wieder ein ehrliches, freundliches Lächeln sein. Wichtig ist, dabei nicht die große Mitleidsnummer zu spielen, sondern dem Schüler zu zeigen, dass man ihn in seiner besonderen Situation ernst nimmt, ohne ihn gleich auf irgendein Podest zu heben. |
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