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Forum: "Trauerfall bei Schülerin - Beileid aussprechen?"

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Trauerfall bei Schülerin - Beileid aussprechen?neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: comk Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 15:20:52

Liebe Community,

ich unterrichte einen Kurs der 11. Klasse.
Heute ist die Mutter einer meiner Schülerinnen gestorben.
Das hat mich sehr betroffen gemacht.

Jetzt frage ich mich, ob ich der schülerin, wenn ich sie das nächste Mal sehe, mein beileid aussprechen sollte?
Oder ist das zu distanzlos oder würde sie evtl. aus der Fassung bringen?

Für eure Ratschläge & Erfahrungen wäre ich dankbar....


Sehr schwere Frageneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: al_ex Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 16:34:07

Kein Ratschlag, nur die Schilderung meiner Erfahrung:
Ich war 21 als mein Vater überraschend starb. Und ich habe es als extrem anstrengend empfunden, wenn mir irgendwelche Leute (die ich teilweise noch nicht mal richtig nah kannte) ihr Beileid ausgesprochen haben.
Irgendwie hatte ich dann immer das Gefühl, dass jetzt Wunder was für ein schlauer Satz von mir erwartet wird.
Mir war damals durchaus klar, dass alle um mich herum wussten was geschehen war und ich hätte es nicht gebraucht, dass es nochmal von allen erwähnt wird. Andererseits wirst Du in dieser Zeit auch von vielen (aus dieser Unsicherheit heraus) geschnitten. Ich fand es gut, wenn es Menschen gab, die mit mir in meinen normalen Momenten gesprochen haben und es auch ertragen haben, wenn ich nur vor mich hin gestarrt habe.

Das ist meine Erfahrung. Sicher empfinden andere Menschen das komplett anders. Vielleicht würden sie ja gern darauf angesprochen werden?

Also was tun?
Normal mit der Schülerin umgehen (Mitleid bekommt sie schon genug) und signalisieren, dass Du da wärst, falls sie reden will. (Aber wie macht man das?)

Letztendlich musst Du das selbst entscheiden. Ich hoffe trotzdem, dass ich ein bisschen helfen konnte.

LG,
Alex


Ich war 14 Jahre altneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: silberfleck Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 17:08:21

als mein Vater plötzlich und unerwartet starb.
Ich war froh über jeden, der mir die Möglichkeit gab, mit ihm über meine Trauer zu sprechen.
Ich denke, dass es wichtig ist, der Schülerin zu vermitteln, das man vom Todesfall weiß, aber sich nicht aufdrängen will.


Ichneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janne60 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 17:15:06

tendiere in solchen Fällen immer zur Schriftform. Ich würde der Schülerin vielleicht eine Karte schreiben und mit einem stillen Händedruck überreichen. Darin kannst du ihr schreiben, was dich bewegt, was du ihr sagen möchtest und sie kann es lesen oder auch lassen, je nachdem, wie sie damit umgehen möchte.
An den obigen Einträgen kann man ja gut sehen, wie falsch man mit seinen Handlungen liegen kann.
Wünsche dir ein gutes Händchen in dieser Sache!


Danke!neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: comk Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 17:46:04

... für eure schnellen Rückmeldungen.
Ich denke, ich tendiere dazu erst einmal nicht viel zu sagen.
Die Schülerin möglichst normal zu behandeln ist sicherlich nicht verkehrt - um zumindest in der Schule Stabilität zu geben.

Aber so ganz drüber hinweggehen....
Mir wurde beigebracht, dass es sich gehört zu kondolieren.
Und ich möchte auch nicht, dass sie denkt, dass es mir egal ist....


Das ist sehr schwierig.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: lamaison Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 17:52:55

Eine meiner Töchter ist auch in der 11. Klasse. Ich glaube, wenn man als Lehrer gar nicht Anteil zeigt und möglichst so tut, als wäre nichts und alles wäre wie immer, ist auch nicht richtig. Ich würde ihr in einem günstigen Moment, d.h., wenn nicht der ganze Kurs daneben steht, mein Beileid aussprechen und ihr wie schon erwähnt wurde, Unterstützung anbieten. Und das möglichst zeitnah.

LG


Briefneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 19:03:48

Meine letzte Erfahrung war der Tod einer Mutter, allerdings war das Kind in meiner damaligen 3. Klasse - und als GS-LuL ist man doch erheblich näher an den Kindern, als es in der 11. Klasse bei einem Kurs der Fall sein dürfte.

Ich habe mit den SuS gesprochen, solange der Schüler fehlte,
wir haben abgemacht, dass der Schüler selbst entscheidet, ob er etwas erzählen möchte und ihn nicht alle mit Fragen überfallen.

Wir waren mit 2 Kollegen bei der Beerdigung, weil es uns wichtig war, und dem Kind habe ich eine längeren Brief geschrieben, kindgemäß.
Den habe ich der Tante überreicht, die damals die Kinder gut aufgefangen hat.
Der Schüler konnte selbst entscheiden, ob er es liest ... und erst Monate später kam mal ein deutlicher Hinweis darauf, dass er es gelesen hatte. Vorher habe ich gemerkt, dass er sich verstanden fühlte, ohne Worte zu tauschen.

Es kommt doch auch sehr auf die Konstellation, die Umstände, die Familie etc. an.

Ein "weil man das so tut" finde ich eher furchtbar.

Palim


Frage der Höflichkeitneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: markus_res Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 19:04:59

Ich hatte so eine Situation auch schon und habe dem Schüler (damals 9.
Klasse) nach dem Unterricht kurz zum Gespräch gebeten. Ich habe ihm
gesagt, dass ich als sein Lehrer natürlich vom Tod seines Vaters gehört
hätte und dass ich ihm auf diesem Weg mein Beileid aussprechen
möchte. Ich habe ihm auch gesagt, dass es für mich schwer ist,
einzuschätzen, wie ich mich richtig verhalten soll. Ich hätte mich dann
aber dafür entschieden, etwas zu sagen, weil es für mich eine Frage der
Höflichkeit ist. Was wäre ich für ein Lehrer, wenn ich vom Tod eines
Elternteils wüsste und darauf nicht reagieren würde? Es könnte der
Eindruck entstehen, es sei mir egal. Das sei es aber nicht.

Er hat sich bedankt und dann war das Gespräch zu Ende.

Ich hatte nie das Gefühl, die professionelle Distanz zu unterlaufen. Ich
sehe es als eine Frage der Höflichkeit an, zum Tod eines Verwandten,
noch dazu bei einem Elternteil zu kondilieren. Ich denke, in der 11. Klasse
kann man als Lehrperson sein Handeln auch auf einer Metaebene
thematisieren. Warum der Schülerin also nicht sagen, dass man sich
unsicher ist, ob das, was man tut, richtig und vom Gegenüber gewünscht
und wertgeschätzt wird. Das zeigt doch gerade das Menschliche.


Danke nochmalneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: comk Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 19:50:16

(Auf die Gefahr hin, dass mein Beitrag hier gleich dreimal steht, irgendwie spinnt das Forum ein wenig)


Danke Markus,
das klingt so, als könnte es zu mir passen.

Danke an alle anderen Ratschläge. Ein Universalrezept gibt es sicher (wie so oft) in unserem Beruf nicht, aber ihr habt mir weitergeholfen!



ich hatteneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: fruusch Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.12.2014 22:02:36

letztes Jahr genau so einen Fall bei einem 10.-Klässler, dem der Vater gestorben war. Ein Patentrezept für den Umgang mit solchen Tragödien gibt es sicher nicht, denn jeder Mensch trauert anders.

Das Vorgehen von markus_res halte ich beim ersten Aufeinandertreffen für das Beste. Es zeigt dich als Menschen, der offen und ehrlich auf den Trauernden zugeht, ihm unaufdringlich Unterstützung signalisiert, ansonsten aber dem Trauernden die Initiative überlässt.

Wichtig für mich ist zusätzlich, dem Trauernden anschließend positive Signale im Unterricht zu vermitteln. Das fängt bei einem "Schön, dass du wieder da bist" an und setzt sich in kleinen, eher unauffälligen aufmunternden Signalen fort. Das kann eine kleine Hilfestellung dabei sein, den versäumten Stoff nachzuholen, das kann etwas Kulanz bei der Notengebung in den kommenden Wochen sein, das kann aber auch einfach nur hin und wieder ein ehrliches, freundliches Lächeln sein. Wichtig ist, dabei nicht die große Mitleidsnummer zu spielen, sondern dem Schüler zu zeigen, dass man ihn in seiner besonderen Situation ernst nimmt, ohne ihn gleich auf irgendein Podest zu heben.


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