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Forum: "Qualitätsmanagement..."
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| wie schön | | von: fruusch
erstellt: 16.04.2016 11:18:51 |
dass man nicht nur in RLP meint, QM von Laien planen, durchführen und auswerten lassen zu müssen.
Stell dir zuallererst also eine wichtige Frage:
Willst du, dass am Ende etwas für die Schule Sinnvolles und Verwertbares herauskommt? Oder willst du lieber ein Feuerwerk aus Nebelkerzen abbrennen, das deine Vorgesetzten und das Schulamt beeindruckt?
Echtes QM ist ein Vollzeit-Job. Nicht umsonst haben Firmen ganze Abteilungen, die sich das ganze Jahr über mit nichts Anderem beschäftigen. Echtes QM besteht aus mehreren Prozessen:
1. Identifikation von Prozessen, die verbessert werden müssten
2. Ausarbeitung von Maßnahmen, die zu einer echten Verbesserung der Probleme führen
3. Aufstellung von SMARTen Zielen zur Umsetzung der Maßnahmen („Specific Measurable Accepted Realistic Time Bound“)
4. Regelmäßige Evaluation dieser Maßnahmen
5. Ggf. Änderung oder komplette Revision der Maßnahmen
Wie kann man das in der Schule umsetzen?
1. Sprich mit Lehrer-Kollegen, sprich mit dem Sekretariat, den Hausmeistern, den Schülern, einfach mit jedem. Das kannst du standardisiert machen (zB mit einem gut ausgeklügelten Fragebogen) oder frei. Je größer der Betrieb, desto eher würde ich einen Fragebogen empfehlen. Dabei solltest du herausfinden, wo es klemmt, was ganz konkret verändert werden muss, wer daran beteiligt ist, wer für die Änderung etwas tun muss und wer davon profitiert.
2. Das geht nur im Team mit denen, die es tatsächlich betrifft. Schreibtischentscheidungen sind meist falsch und werden von den Betroffenen seltenst angenommen.
3. Die Zielformulierung ist kritisch. Sie müssen Spezifisch genug sein, also ganz konkrete Maßnahmen enthalten, keine schwammigen "wir wollen" Formulierungen. Sie müssen messbar sein, also ebenfalls Nebelkerzen vermeiden und ganz konkrete Vorgaben machen, die man auch überprüfen kann. Sie müssen akzeptiert sein, also mit den Betroffenen abgeklärt werden. Sie müssen realistisch bleiben und keine Utopie. Und sie müssen einen Zeitplan zur Umsetzung enthalten.
Negativ Beispiel: "Wir wollen, dass durch stärkere Vernetzung von Lehrern und Sekretariat unentschuldigt fehlende Schüler sofort erkannt werden, damit die Blaumacher-Quote sinkt."
Positiv Beispiel: "Bis zum nächsten Halbjahr werden alle Blaumacher-Fälle im Sekretariat vermerkt und anschließend eine Blaumacher-Quote berechnet (Schüler pro Tag). Wir führen ab dem nächsten Halbjahr Meldelisten für fehlende Schüler ein. Das Sekretariat gibt vor der ersten Stunde als fehlend gemeldete Schüler per Aushang im Lehrerzimmer bekannt. Lehrer der ersten Stunde nehmen die Liste zur Kenntnis und melden umgehend (d.h. innerhalb von 15min nach Unterrichtsbeginn) fehlende Schüler, die nicht auf dieser Liste stehen, an das Sekretariat zurück. Im Sekretariat wird über diese Meldungen Buch geführt und die Eltern der unentschuldigt fehlenden Schüler verständigt. Nach einem Halbjahr wird ein Zwischenstand erhoben. Ziel ist es, die Blaumacher-Quote um 50% im Vergleich zur vorher gemessenen Quote zu senken."
4. Wieder Fragebögen und Gespräche - wurden die Maßnahmen umgesetzt, in welchem Umfang wurden sie umgesetzt, wurde der Zeitplan eingehalten, haben die Maßnahmen geholfen, wenn nein, warum nicht... angelehnt an die SMARTen Ziele.
5. Und wieder alle ins Boot holen, Ursachen analysieren, neue Maßnahmen planen und wieder weiter mit Schritt 3.
Da capo ad nauseam...
Willst du eher Nebelkerzen für deine Vorgesetzten zünden, denk dir was hippes aus, formuliere verschwurbelte Ziele und lass das Ganze mit tollen Tortengrafiken untermalen...
HTH, hbeilmann |
| ähmmm | | von: caldeirao
erstellt: 16.04.2016 16:12:49 |
Du schreibst:
nun für einen Teil der Steuergruppe eine Diskussionsfrage zum Thema "Qualitätsmanagement" an (unserer) Schule ins Leben rufen und diese dann grundsätzlich mit theoretischem Hintergrund bewerten!
Was willst Du da denn für einen theoretischen Hintergrund bewerten????
Themen könnten sich aus meiner Sicht aus einer Evaluation herauskristallisieren oder ?
Zum Beispiel ist aus meiner Sicht an einer guten Schule die spannenste Frage:
Was ist guter Unterricht? und wenn man das geklärt hat, wie wollen wir das umsetzen bzw. um jetzt an hbeilmann anzukünpfen, man überlegt sich ein paar Punkte, die man verändern will (wir in der Schulberatung sagen maximal 2), formuliert ein ordentliches Ziel und benennt Maßnahmen, wie man das umsetzen will. Schlecht wären natürlicht, ihr hättet ein paar Indikatoren, an denen ihr messen wollt, ob ihr die Ziele erreicht habt.
Beispiel
Ziel ist es dass die Eigenverantwortung der SuS für den Lernprozess erhöht wird.
Indikatoren sind:
30% weniger Fehlstunden und -tage (dazu müsste man natürlich den Ist-Stand ermitteln)
30% weniger "6" für nicht erbrachte Leistungen
50 % der SuS übernehmen freiwillige Lernaufträge.
80% aller HA werden erledigt
Maßnahmen sind:
Methodentraining für die SuS
angepasste und individualisierte Lernaufträge für die SuS
Führen eines Lerntagesbuches
Bereitstellen freiwilliger Arbeitsaufträge
verstärktes Angebot an offenen Unterrichtsangeboten (Freiarbeit, Lernbüro usw.)
Fortbildung und Hospitation für LuL
In einer gemeinsamen Konferenz könnte man die Schwerpunkte ermitteln.
Andere Ideen für Themen findest Du im Qualitätrahmen/ Orientierungsrahmen oder wie auch immer das in eurem Bundesland heißt, den das Ministerium herausbringt
http://www.schulentwicklung.nrw.de/unterstuetzungsportal/ |
| @caldeirao | | von: bakunix
erstellt: 17.04.2016 08:38:13 geändert: 17.04.2016 08:41:39 |
Du schreibst:
Maßnahmen sind:
Methodentraining für die SuS
angepasste und individualisierte Lernaufträge für die SuS
Führen eines Lerntagesbuches
Bereitstellen freiwilliger Arbeitsaufträge
verstärktes Angebot an offenen Unterrichtsangeboten (Freiarbeit, Lernbüro usw.)
Fortbildung und Hospitation für LuL
Das sind die Folgen, die ich am sog. QM kritisiere. Führ dir mal kurz den Durchschnittslehrer vor Augen. Er bekommt zunächst mitgeteilt, dass er Defizite produziere, denn er ist es, der bisher zu wenig Mittel und Wege bereitgestellt hat, sonst wären die Schüler effizienter bei der Sache.
Das per QM sich selbst prüfende Lehrpersonal hat nun, um ein paar Beispiele zu nennen, folgendes zu tun:
> mehr Lernaufträge herzustellen (Individualisiert heißt ja zuende gedacht: jedem Sch. seine eigenen Aufgaben.)
> mehr freiwillige Arbeitsaufträge herzustellen (Der implizite Gedanke dieser Formulierung ist, je mehr der Lehrer anbietet, desto häufiger greifen die Sch. zu, weil sie aus einem Mehr auswählen können.)
> mehr Freiarbeitsangebote produzieren (Der mitschwingende Gedanke ist auch hier, weitere Angebote herstellen zu müssen, um bei den Sch. ein gewünschtes Leistungsverhalten hervorzubringen.)
> Der Lehrer muss sich mehr fortbilden, damit er auf dem angesagten pädagogischen Level der Zeit ist.
Die Lehrerschaft begibt sich bereitwillig in eine Spirale nach unten, in eine Spirale der eigenen Überforderung, weil ihnen stets die Ursachen defizitären Verhaltens der Schüler untergejubelt werden. Um mit diesen Schuldgefühlen zurecht zu kommen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, sinken die Leistungsanforderungen an die Schüler, weil am Schluss gute Noten herauskommen müssen. Als Beispiel sei Thüringen genannt, das 2013 rund 38 Prozent Abiturienten hervorbrachte, die als Durchschnittsnote eine Eins vor dem Komma hatten.
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