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Forum: "mündliches Abitur für jeden Schüler gleich schwer?"
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| mündliches Abitur für jeden Schüler gleich schwer? | | von: nickie1993
erstellt: 20.05.2016 16:29:12 |
Hallo, jetzt stehen ja wieder mündliche Prüfungen (zumindest in Hessen) an. Ich unterrichte keine Oberstufe und stelle mir (mit ein paar Kollegen) schon länger obige Frage... Liegt es nicht eigentlich in der Natur des Menschen, wenn auch ungewollt, sympathischen Schülern ``nette`` Aufgaben zu geben bzw. andersrum? So kann man ja quasi die Note schon im Vorfeld ein eine bestimmte Richtung ändern, seitdenn ein Schüler hat beim Lernen nochmal richtig Gas gegeben. Was sind so eure Erfahrungen? (Ich weiß nicht, ob es überall so ist, aber in Hessen liegen die Aufgabenstellungen im Ermessen des Fachlehrers) LG nickie1993 |
| Aufgaben ziehen lassen | | von: caldeirao
erstellt: 20.05.2016 16:45:31 |
So kann man sich davor schützen. Aber mündliche Leistungsfeststellungen haben immer auch einen Hauch von Subjektivität. |
| jegliche Leistungsfeststellung | | von: fruusch
erstellt: 20.05.2016 19:50:59 geändert: 20.05.2016 19:51:58 |
ist subjektiv und bestenfalls an transparenten Kriterien ausgerichtet. Auch im schriftlichen Abitur kann ich Aufgaben stellen, die meinen "netten" Schülern besser liegen als anderen. Im Abitur, aber auch in Klassen- und Kursarbeiten kann ich meine Korrektur so gestalten, dass die "Netten" profitieren. Ich habe diese Macht als Lehrer, es kommt also nur darauf an, wie ich sie einsetze.Insofern ist das mündliche Abitur eine Prüfung wie jede andere auch. Wenn ich es wirklich will, kann ich auch meine 1er Schüler so prüfen, dass sie am Ende heulend eine 5 kassieren. Ich kann aber auch maßgeschneiderte Aufgaben vorbereiten, die auch ein schlechter Schüler mit Bravour meistert.Um diesem Umstand vorzubeugen, gibt es aber Regeln. So prüfe ich nicht alleine, sondern wir prüfen zu dritt. Ich als Prüfer stelle die meisten Fragen und leite das Prüfungsgespräch. Der Vorsitzende darf auch Fragen stellen und legt ganz am Schluss die Note fest (nicht ich!). Der Schriftführer hält alles im Protokoll fest, rekapituliert die Prüfung und macht den ersten Notenvorschlag (nicht ich!). Zusätzlich sind noch zwei Beisitzer dabei, die zwar keine Fragen stellen dürfen, aber das Geschehen aufmerksam verfolgen. Ich suche mir die anderen Mitglieder der Prüfungskomission auch nicht selber aus, das macht die MSS-Leitung. Außerdem sitzen meist noch 2-10 weitere Lehrer als Zuschauer dabei, die zwar nichts mitbestimmen dürfen, aber auch Augen und Ohren offen halten. Und ganz zuletzt dürfen auch noch Vertreter des Prüfungsamts, die Schülersprecher und die Elternbeiratsvorsitzenden mündlichen Abiturprüfungen beiwohnen. Nur der Prüfling darf das untersagen, ich nicht.Insofern - es müsste schon wirklich die halbe Welt sich gegen oder für einen Prüfling verschwören, damit an so einer Prüfung ernsthaft was gedreht werden kann. |
| mündliches Abitur für jeden Schüler gleich schwer? | | von: nickie1993
erstellt: 20.05.2016 20:29:48 geändert: 20.05.2016 20:31:03 |
Danke für die ausführliche Antwort.. Schriftliche Abiturprüfungen werden von uns vom Ministerium gestellt...dann gibt es da ja noch einen Erwartungshorizont, dessen Einhaltung zusätzlich vom Zweitprüfer geprüft wird. Somit finde ich das schriftliche Abitur sehr fair... Hier sitzen in den Prüfungen Prüfer, Protokollant und Vorsitz, also 3 Leute... Ja klar, es wird sehr schwer, dass einem ``netten`` Schüler fälschlicherweise eine gute Note zugesprochen wird. Die übrigen Prüfer können ja allerdings keinen Einspruch erheben, wenn eine Prüfung vom Prüfer auf den Schüler zugeschitten wird und dieser dann wie vorauszusehen volle Punktzahl hat...bleiben noch die übrigen Fragen, aber die sind ja in der Regel nicht so schwer, da auch Zeitmangel... |
| Denkfehler | | von: wabami
erstellt: 21.05.2016 08:43:39 |
Die mündliche (Abitur-)Prüfung, prüft ja nicht den Wissensumfang oder vorhandene Lücken, sondern exemplarisch die hergestellten Verknüpfungen und Zusammenhänge sowie Nieveaustufen des angeeigneten Wissens. D.h. die Prüfungskommission beurteilt bei jeder Prüfung auf welcher Niveaustufe die Fragen und Antworten lagen. Alleine vom richtigen Beantworten aller gestellten Fragen wird eine Prüfung nicht sehr gut, dafür müssen die Fragen im Themenkontext eingeordnet werden und für die Ausführungen als Anregung genutzt werden. Die Beeinflussung des Prüfungsverlaufs durch geeignete Aufgaben (bzw. Themen für Präsentationen) und die dann zu stellenden Fragen sind relativ gering. Nette Themen/Aufgaben sowie später vermeintliche leichte Fragen müssen für den Prüfling nicht nett sein und können gerade bewirken, dass es zwar einen positiven Prüfungsverlauf gibt, aber das erreichbare Niveau nicht festgestellt wird, sondern nur ein darunterliegendes vollumfänglich erkannt wird. Und wenn man jetzt den umgekehrten Fall betrachtet, einem nicht so netten Schüler die anspruchsvollere Aufgabe vorsetzt und dann noch präzise Detailfragen nachschiebt, kann dies gerade bewirken, dass dieser Schüler genau sein Niveau in dem Fach (Thema) darstellen kann. |
| Interessant | | von: nickie1993
erstellt: 21.05.2016 17:56:13 |
Das ist ja interessant!! Also wird es in der Realität so sein, dass sehr gute Schüler eher schwierige Aufgaben bekommen, bei dessen bestehen sie dann die Chance auf ne 1 haben und schwächere Schüler leichtere Aufgaben, mit denen sie Chancen auf ne 2-3 haben und bei richtiger Bearbeitung noch auf ne höhere Note durch die mdl. Abfrage kommen können? |
| komische Frage | | von: missmarpel93
erstellt: 22.05.2016 06:27:11 |
Natürlich nicht gleich schwer, dem einen fällt es leichter, dem anderen schwerer. Bei dem einen ist es eine Notenverbesserungsprüfung, beim anderen die letzte Möglichkeit "noch die Kurve zu kriegen". Dem einen fällt es leicht, sich vor einer Prüfungskommission zu präsentieren, dem anderen nicht. Die mdl. Prüfungen - ja nicht nur im Abi sondern auch bei der ZP, bei Leistungsfeststellungsprüfungen, Nachprüfungen (Versetzung - werden ja nicht umsonst von Prüfungskommissionen abgeneommen. Da sitzen also mind. zwei Lehrkräfte, Fachlehrer als Prüfer, Protokollant und ggf. Vorsitzender des Prüfungsausschusses. Wenn die Prüfungen gut organisiert sind, bilden mindestens drei Schüler einen Prüfungsblock. Das bedeutet, die gleiche Aufgabenstellung kann bis zu dreimal verwendet werden. Der nächste Prüfungsblock muss dann eine vergleichbar (schwere) Aufgabenstellung bekommen. |
| Prüfungsblöcke?? | | von: wabami
erstellt: 22.05.2016 08:06:32 |
@amann und @missmarpel Ist es in euren Bundesländern nicht üblich, dass die Prüfungen direkt und unmittelbar bewertet werden? Mit der unmittelbaren Bewertung ergibt sich aus solch einem Prüfungsblock mit gleichem Aufgaben ausschließlich die Erleichterung für den Aufgabensteller, aber nicht für die Prüflinge, da ja gleich beim ersten das Niveau beurteilt werden muss und aufgrund der gleichen Aufgabenstellung in der Folge keinerlei Nachsteuerung möglich ist, es wird ausschließlich die Relation zu den vorhergehenden Benotungen gemessen! Dies ist nur scheinbar gerecht! zu unterschiedlichen Aufgabenstellungen für die verschiedenen Schüler: Aufgabenstellungen, die nach den Vornoten oder den erreichbaren Notenbereichen zugeordnet werden (gelegentlich auch nach Nettigkeit), schließen die Vorgabe, dass jeder Notenbereich erreichbar sein muss (gilt auch in BW) nicht aus. Allerdings kann dann der Prüfungsverlauf auf den durch den ersten Teil vorgeprägten Notenbereich angepasst werden. (In einer Prüfung, in der es um Bestehen oder Durchfallen geht, muss keinerlei Transferwissen abgefragt werden.) |
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