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Forum: "Ref zum 2. Mal abbrechen?"
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| Ref zum 2. Mal abbrechen? | | von: tinchenm
erstellt: 19.03.2008 11:44:00 |
Hallo,
zuerst meine Vorgeschichte. Ich habe das Ref zum ersten mal Ende 2006 begonnen. Bereits nach einer Woche war ich total panisch, weil ich dachte, das alles nicht zu schaffen. Nach dem ersten Quartal habe ich mich zum Abbruch entschlossen, da es mir gesundheitlich sehr schlecht ging.
Nach meinem Abbruch habe ich in einer Kanzlei gearbeitet, in der ich mit der Personalbetreuung betraut war. Mir hat das sehr viel Spaß gemacht, doch habe ich gemerkt, dass ich dort unterfordert bin. So habe ich mich wiederholt für das Ref beworben und zum November 2007 wieder begonnen. Das Seminar, die Schule, das Kollegium etc. sind sehr nett. Ich bekomme schon recht positives Feedback. Doch seit Januar geht es mir immer schlechter. Ich kann keine Stunden planen. Mein eigenes Wissen ist absolut unzureichend. Selbst wenn ich etwas grob weiß, so sehe ich nicht, worauf es bei den Schülern ankommt. Mein FL in Geschichte wirft mir ständig fachliche Defizite vor. Meinen ersten BUB habe ich vor den Ferien auch total in den Sand gesetzt. Und jetzt sind Ferien und ich kann weder abschalten noch mich aufraffen Unterricht zu planen. Wenn, dann sitze ich Stunden vor einer einzigen Stunde, ohne diese rund abgeschlossen zu haben.
Ich bin völlig fix und fertig und überlege, ob dieser Beruf überhaupt etwas für mich ist.
Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten?
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| Nur Mut! | | von: binzo4
erstellt: 19.03.2008 12:46:31 |
Hallo Tinchen,
ich finde es sehr gut, dass du dich bei 4teachers mit deinem Problem äußerst.
Du schreibst, dass du in der Personalbetreuung gut klar gekommen bist. Dabei kommt es auch auf den richtigen und verantwortungsvollen Umgang mit anderen Menschen an, Ziele zu setzen und wichtige Punkte in Bezug auf Mitmenschen zu erkennen sind dafür nötig. Der Umgang und die Planung dabei kannst du also prinzipiell schon. Was nun die richtige Einschätzung in Bezug auf die Lebens- und Erfahrungswelt der SuS angeht, so hilft hier im Wesentlichen Erfahrung und Intuition. Ersteres bekommst du erst nach einigen Jahren, so wie wir alle. Letzteres hast du offensichtlich auch, ansonsten hättest du keine positiven Rückmeldungen von Kollegen bekommen.
Deine Schilderung legt nahe, dass dein Fachleiter einzig das Faktenwissen sieht, was dir möglicherweise jetzt noch zum Teil fehlt. Allerdings hast du es durch dein Studium geschafft, wo du unter Beweis gestellt hast, dass du Fachwissen in ausgewählten Bereichen hast und dir fehlendes aneignen kannst . Niemand von uns ist in jedem Gebiet perfekt, kleine Fehler passieren immer wieder. Auch dein Fachleiter müsste dies wissen, und dich nicht niedermachen sondern aufbauen. Leider gibt es auch unter den Fachleitern zum Teil einige Kollegen ohne Naturbegabung und glückliches Händchen. Möglicherweise könnte hier ein Gespräch mit einem anderen Fachleiter offenbaren, ob wirklich fachliche Defizite vorliegen.
Was deine Gesundheit angeht - so steht im Vordergrund, Stress abzubauen und wenn möglich zumindestens 1 Woche auszuspannen. Es könnte dir ansonsten passieren, dass du vollkommen überdrehst und sofort den 2.Versuch für das Referendariat abbrichst. - Eine Möglichkeit ist eventuell ein Besuch beim Hausarzt, der dich bei Bedarf an einen Psychotherapeuten/Gesprächstherapeuten überweisen kann.
Nach einer kurzen Pause musst du dann allerdings auch mit einem realistischen Plan an die Sache herangehen, was du dir konkret besorgen musst. Gönne dir in jedem Fall regelmäßig kurze Entspannungen, zum Beispiel durch Laufen oder andere sportlichen Betätigungen - möglicherweise in der Gruppe. So wie es sich bei dir liest, solltest du soweit möglich Kontakt zu deinem Seminarleiter oder einem Kollegen der Schule suchen, um dir Hilfe zu holen. Was dir möglicherweise auch helfen kann, ist ein Gespräch mit einem Fachkollegen, nachdem du deinen ersten Entwurf für den neuerlichen Besuch aufgeschrieben hast. - Du wirst im Regelfall Tipps und Kniffe an die Hand bekommen, um mögliche Schwächen abbauen zu können.
Deine Darstellung klingt nach einem Menschen, der sehr perfektionistisch veranlagt ist und sehr frustriert ist, wenn es mal nicht hundertprozentig funktioniert. - Doch es ist normal, dass im Referendariat Stunden(planungen) auch nicht immer rund laufen.
Also gehe zunächst deine gesundheitliche Situation an, kümmere dich dann um mögliche fachliche Defizite und sei dann Mensch.
Gruß
binzo4 |
| Du schreibst leider nicht, | | von: hesse
erstellt: 19.03.2008 12:48:26 |
in welcher Schulart und Klassenstufe Du unterrichtest, aber Du solltest Dir folgende Fragen beantworten:
Wie fühlst Du Dich im Unterricht selbst?
Wie kommst Du mit den Schülern zurecht?
Macht Dir denn Dein Fach Spaß?
Wie sehen Dich Deine Kollegen/Mitrefendare und die Schüler im bzw. den Unterricht?
Wenn Du diese Fragen für Dich EHRLICH positiv beantworten kannst, solltest Du überlegen, warum es Dir schlechter geht. Warum seit Januar? Hat sich da etwas getan? Was war der Auslöser beim erstenmal?
Also, hat Deine Panik etwas mit dem Beruf zu tun, oder gibt es da andere Dinge, die nur vordergründig mit dem Referendariat zu tun haben?
Gibt es andere Gelegenheiten, bei denen Du Panik hast/hattest, die nichts mit dem Referendariat zu tun haben oder hatten?
Dann solltest Du Dich nicht scheuen, professionelle Hilfe zu suchen.
Was die fachlichen Defizite angeht: Die hat man als Refendar logischerweise. Es ist auch völlig normal, wenn Du Deinen Schülen gerademal eine Stunde voraus bist, der Unterricht oft seeeehhr theoretisch ist, usw.
Das gibt sich mit der Zeit, denn das ist v.a. eine Frage der Routine (wenn man Spaß am Fach hat!).
Es bringt m.E. deshalb auch nichts, Zuhause stundenlang über einer Unterrichtsvorbereitung zu brüten - Du siehst irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr!
Aus meiner Erfahrung hilft es oft, wenn man mit jemandem über ein Unterrichtsthema spricht, der gar nichts damit zu tun hat.
Meine Frau als Außenstehende hat mir oft geholfen, weil sie einen naiven im Sinne von unbelasteten Blick hat und die Dinge aus Sicht eines Unbeteiligten sieht.
Bitte außerdem doch (ältere)Kollegen, sich bei Dir hinten reinzusetzen. Die Gewöhnung nimmt Dir etwas von der Angst, das darauffolgende Gespräch hilft Dir und löst vielleicht auch daheim die Blockade.
Allerdings solltest Du Dich gerade auch von älteren Kollegen ehrlich kritisieren lassen.
Falls sie zu dem Ergebnis kommen, das sei nichts für Dich (da wären wir auch wieder bei den fachlichen Defiziten), oder Du die obigen Fragen eben nicht alle positiv beantworten kannst, dann ziehe die Notbremse!
Ansonsten : Laß Dich nicht entmutigen. Ich wünsche Dir viel Geduld, Optimismus und Spaß an diesem tollen Beruf!
LG
Hesse |
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