Hallo,

ich bin seit diesem Jahr im Referendariat an einer Grundschule. Dass das Studium nicht auf den Beruf des Lehrers vorbereitet, war mir vorher schon klar. Dass ich aber so aufgeschmissen bin, hätte ich nicht gedacht. 

Das Planen von U.einheiten fällt mir sehr schwer. Zudem habe ich leider einen Teil der Klasse (Klasse 4) verloren, da ich zu Beginn nicht konsequent durchgegriffen habe und an die Regeln hingewiesen habe bzw. diese umgesetzt haben. So ist es nun oft laut, unruhig und ich fühle mich echt schlecht dabei. Eigentlich kann ich mich auch durchsetzen, aber da ich es hier nicht von Anfang an gemacht habe, habe ich wohl einige komplett verloren. Zudem finde ich aber, dass manche echt gar keine Lust auf mich haben, da es wohl "langweilig" ist. Dabei versuche ich es immer anregend zu gestalten. 

Ich sitze oft lange an der Planung von Unterricht und am Ende kommt doch nicht viel heraus. 

Oft fühle ich mich sehr verzweifelt und spiele mit dem Gedanken, das Ref. zu abzubrechen und erst einmal als Vertretungslehrer zu arbeiten. 

sind denn die Leute, die dir beratend zur Seite stehen sollen, Fachleiter, Klassenlehrer, Kollegium? Hast du da keine Hilfe? Gerade bei Disziplinfragen hilft es zuweilen, sich an die KL zu koppeln und dasselbe Regelwerk anzuwenden. 

Was du ebenfalls bedenken musst, ist, dass zum jetzigen Zeitpunkt viele Kinder der 4. Klassen "frei drehen". Die Anmeldungen an den weiterführenden Schulen sind gemacht, Noten und Zeugnisse stellen keine "Bedrohung" mehr dar, und leider sinkt bei vielen dadurch die Motivation (bis auf die intrinsisch motivierten). Mit diesem Problem bist du also in bester Gesellschaft.

Nochmal: was sagt dein kollegiales Umfeld zu deinen Bedenken? 

Auch unsere 4. Klassen "drehen frei", das erstaunt unsere Junglehrer:innen auch gerade, auch die älteren gucken erstaunt,

aber auch ich finde, dass es gerade jetzt oft dazu kommt, so wie janne es schon beschrieben hat. Das ist nicht schön, aber es gehört wohl zum Abnabelungsprozess dazu.

Auf die 4. Klassen, die nur noch ein paar Wochen da sind, würde ich also den Fokus nicht so stark setzen, durchaus aber klären, dass man dieses Verhalten nicht duldet.

Generell würde ich sagen, dass man einen schlechten Start erwischen kann, wenn es aber so verquer ist, muss man mit der Klasse reden, Erwartungen deutlich formulieren und alles, was man einsetzt, besonders konsequent umsetzen.

Was man am Anfang lernen muss, ist, dass man gleich durchgreift und nicht erst wartet, denn viele Kinder testen und warten, ob oder wann die Lehrkraft reagiert.

Zur Unterrichtsplanung ist meine Erfahrung, dass sich gerade bei denen, die zuvor Vertretung erteilen, Sachen einschleifen, die dann im Ref eher nachteilig sind. Dann rotiert man, weil die erteilten Unterrichtsstunden noch mehr sind, und kann auch nicht daran arbeiten.

Ich schließe mich jannes Frage an, wo du Hilfe erhalten kannst. Wenn du fortsetzt, kannst du die Sommerferien nutzen, um deine Themen so vorzubereiten, dass du gut im Thema bist und flexibler reagieren kannst, wenn es in den Klassen nicht so gut läuft.

Dass die Unterrichtsplanung an der Uni gar kein Thema war und es keine Praktika mit diesen Inhalten gibt, finde ich immer wieder erstaunlich - in meinem Studium war es ab dem 1. Semester Gegenstand, bei einigen unserer Refs und Praktikantinnen auch, bei anderen gar nicht.

Bevor du unterbrichst oder hinwirfst: erkundige dich,  z.B. bei der Gewerkschaft, genauestens, ob du damit den ersten Prüfungsversuch verwirkst, ob du im Anschluss weitermachen kannst, welche Bedingungen gelten, ob du mit dem Abbruch dennoch als Vertretungskraft arbeiten kannst. Da gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Vorgaben.

Vielen Dank für eure Beiträge. Ich merke auch, dass Klasse 4 echt hart ist und viele "am Rad drehen" . Zudem sind schon einige in der Pubertät und zeigen keinen Respekt (mehr). Ich muss mir aber auch vorwerfen, nicht von Anfang an an Regeln verwiesen zu haben bzw. konsequent umgesetzt zu haben. 

Meine Hoffnung ist tatsächlich mich bis in die Ferien zu kämpfen, durchzuschnaufen und mich gut vorzubereiten. Mir hat der Beruf Lehrer wirklich immer Spaß gemacht (Erfahrungen in den Praktika und der Betreuung), ich konnte gut mit den Kindern und sie eig. auch immer mit mir. 

Von den anderen Lehrern hör ich nur, dass ich konsequenter durchgreifen muss und auch mal laut werden soll. Allerdings ist es momentan nur so, dass ich bei einigen den Respekt schon verloren habe und diese sich einen Spaß draus machen, wenn ich auch mal lauter werde. Das sind wirklich schlimme Momente. Man versucht sich nichts anmerken zu lassen, was sehr schwer ist. 

In der Klasse 2, die ich nach den Ferien bekomme, klappt es besser. Dort war ich schon mal in Vertretung und ich konnte von Anfang an an Regeln erinnern. Dort sind auch nicht so auffällige Schüler. 

Ich habe jetzt schon 2 Unterrichtsbesuche in der 4. Klasse gehabt. Bei beiden war die Planung wirklich gut. Die Umsetzung aber schlimm, da viele nicht zugehört, abgelenkt oder laut waren. Das hat mich echt runtergezogen. Das Einzige was mir Mut macht: Ich weiß, ich kann es besser, nur momentan ist es wirklich Schlimm. Eigentlich sollte ich jetzt üben Unterricht zu planen, doch ich habe immer nur das Klassenmanagement im Kopf. Das hat zur Folge, dass ich oft ewig an einer Stunde sitze und gar nicht weiß wie ich vorwärts komme. 

Ich habe jetzt noch einen Unterrichtsbesuch mit Klasse 4. Ich hoffe, dass ich diesen irgendwie über die Bühne bekomme und mich danach in die Ferien kämpfe. 

dass man Durchsetzungsstärke lernen kann. Fakt ist auch, dass Kinder feine Antennen dafür haben, ob jemand Autorität hat oder nur spielt. Zweiteres wird als unglaubwürdig abgestraft und zwar mit ungebührlichem Verhalten. Und dabei meine ich mit Autorität nicht, den harten Hund zu geben, sondern das souveräne Auftreten desjenigen, der für störungsfreien Unterricht zu sorgen hat (darauf hat die Klasse nämlich ein Recht, und du übrigens auch) . Zu mir sagte mal ein Schüler: Frau Janne, alle sagen, du bist voll streng. Ich fragte zurück: Ist das denn was Schlimmes? Darauf er: Nein, du bist ja außerdem nett.

Falls es dir für das verbleibende Schuljahr nicht mehr gelingen sollte, andere Verhaltensweisen für dich zu entwickeln, dann winke es durch und nimm es auf deine to-do- Liste für die Zukunft (Fortbildungen und Literatur, persönlicher Austausch... )

ist das Leben schwer. Dann muss man versuchen. sich durchzubeißen.

Ich glaube nicht, dass man einmal verloren, immer verloren hat. Auch in der 4. Klasse kann man etwas bewirken. Hast du es schon mal mit Belohnungssystemen probiert? Bei mir gibt es beispielsweise Stempel für gemachte Hausaufgaben. 10 Stempel sind eine Mitarbeits-1.

Es helfen oft auch Elternbriefe. Die meisten Eltern finden es nämlich nicht lustig, wenn ihr Kind nichts lernt.  Natürlich schreibe ich den Eltern nicht "Paul stört den Unterricht", sondern nach einer Arbeit schreibe ich dann, dass Paul die Lernzeit mit unterrichtsfremden Tätigkeiten verbracht hat, so und so viele Übungen nicht mitgemacht hat usw. Deshalb hat er nur eine ... geschrieben, stecke Arbeit und Brief in einen Umschlag und bitte um eine Berichtigung. Der Brief geht Freitag Früh in den Postkasten und ist Sonnabend da.-Schönes Wochenende. Das finden meine Kinder nicht lustig.

Und so gibt es viele Möglichkeiten. Lass überwiegend schriftlich arbeiten. Erklärungen sind auch in Büchern oder youtube-Videos.

Also Kopf hoch. Auch ich habe diese Erfahrungen gemacht und bin heute eine erfolgreiche Lehrerin.

Dass die Kinder nicht mal in diesen Hospistunden arbeiten, ist aus meiner Sicht auch ein Armutszeugnis für die Lehrerin.

Wir hatten mal eine Seiteneinsteigerin, da sind die Kids auch über Tisch und Bänke gegangen. Als die Prüfung der guten Frau dran war, habe ich denen vorher die Wacht am Rhein angesagt. Die waren in der Stunde so lieb und fleißig, dass alles glatt ging.

du nichts änderst, wirst du aber als Vertretungslehrer die gleichen Probleme haben.

Womit ich schwierige Klassen "kaufe", ist ein Belohnungssystem. Wenn die Klasse insgesamt gut arbeitet, zeichne ich ein Blütenblatt an die Tafel, bei 10 Blättern gibt es eine Belohnung, wie hausaufgabenfrei, Spielestunde o.ä. Wenn das nicht funktioniert, kann man auch an mehrere Gruppen Punkte verteilen (immer ca. 6 Kinder sind 1 Gruppe). Für Disziplin und Mitarbeit und gutes Arbeiten in Stillarbeitsphasen gibt es einen Punkt - welche Gruppe zuerst 5 Punkte hat, erhält eine Belohnung. Dann kommen alle wieder auf 0.

Bei mir funktioniert es meist gut. 

Ansonsten haben wir auch ein Ampelsystem. Wer auf rot kommt, schreibt die Schulregeln ab. Da sollte man aber wirklich konsequent sein und auch nicht zu lange warten. Oder ich lasse 10 Sätze aufschreiben, wie man sich in der Schule benimmt.

Wichtig finde ich, dass man seine Energie nicht in nur halb funktionierende Feuerwerksstunden steckt, sondern, dass man ein für die Kinder klares Thema behandelt, viel übt, verbalisiert. Zu viel Hokuspokus bringt nicht immer den gewünschten Erfolg und bringt mitunter unerwünschte Unruhe hinein. Kinder mögen auch einfache Stillarbeitsphasen, bei denen sie die Aufgabenstellung kennen. Oftmals lasse ich ganz leise dazu ruhige Entspannungsmusik laufen, was manche Kinder auch einfordern, wenn ich es länger nicht mache.

Hier kann man nur Tipps geben, letztendlich ist jeder anders und sollte seinen Weg finden.

Schreib doch einfach mal tabellarisch hin, was du heute vorhast und hänge einen Pfeil daneben, wo du gerade bist. Schreibe auch an die Tafel, welche Aufgaben (Buch S....; AB) gearbeitet werden sollen. Wer Hilfe braucht, hebt die Hand. Wer fertig ist, kommt zur Kontrolle zu dir. Versuche im Unterricht kleine Schritte, mache es dir einfacher.