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Forum: "Mentorentätigkeit"
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| Mentorentätigkeit | | von: observer
erstellt: 17.10.2004 18:13:48 geändert: 17.10.2004 18:18:26 |
Hallo, liebe 4t-Gemeinde,
ich suche (vor allem) nach Kolleginnen und Kollegen, die gerne und häufig jene Lehramtstudierenden betreuen, die an der Schule ihre Praktika absolvieren.
Diese Praktika scheinen mir professionstheoretisch (und -politisch) eine Schlüsselstelle zu sein, an der universiätere Lehrer(aus)bildung und pädagogische Praxis sinnvoll und fruchtbar kooperieren könnten. Nach meiner Erfahrung ist dies aber nicht der Fall, was man an der unausrottbaren Aversion vieler Praktiker gegenüber den "Spinnern" von der Uni und der gelegentlichen Scheu von Dozenten vor dem Schulbesuch ablesen kann. Wenn man sich nicht wechselseitig Unwilligkeit und Ignoranz unterstellt, könnte man dem Problem nachspüren, das dieser Situation zugrunde liegt.
Desahlb möchte ich hierzu Erfahrungen aus der Praxis sammeln und mögliche Konzepte (einschließlich meines eigenen) diskutieren. Ganz egoistisch würde ich mich freuen, wenn sich "hier" auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Rhein-Main-Gebiet finden ließen, um möglicherweise die virtuelle Diskussion in praktische Kooperation überführen zu können.
auf Reaktionen wartet ein gespannter
observer |
| Zur Zeit | | von: doris1
erstellt: 17.10.2004 18:30:02 |
haben wir 4 Praktikantinnen (1. Semester) bei uns an der Schule. Viele Kollegen und -innen sehen diese Besuche eher als belastend an, weil einige zusätzliche Personen die schon ohnehin überfüllten Klassenräume verstopfen und sie sich "kontrolliert" fühlen. (??) Aber mal eine andere Frage:Ist es wirklich sinnvoll, schon vor dem eigentlichen Lehramtstudium solche Besuche abzuleisten - ohne Ahnung, ohne irgendein Vorwissen? Nach dem 3./4. Semester finde ich diese praxisbezogene Erfahrung überaus wichtig. Da reicht auch ein "Besuch" des Unterrichts meiner Meinung nach nicht aus, denn danach sollten Gespräche geführt werden. Aber woher die Zeit nehmen? In den sogenannten Fensterstunden vertreten wir ständig Kollegen, die entweder krank bzw.auf Fortbildung sind und freigestellt wird niemand dafür. Um Nachmittagsgespräche reißen sich weder die Studenten noch die Lehrer, die ihre Korrekturzeiten benötigen bzw. ihren Nachmittagsunterricht ableisten müssen.
Die Praktikanten erzählten mir, dass es nach den neuen Richtlinien 3 (!) Praktika während des Studiums gibt. Die Zeiteinteilung obliegt größtenteils den Studierenden selbst.
Diese Zeilen müssten doch Zündstoff für eine Diskussion geben - oder?
P.S. Ich betreue fast jedes Jahr zukünftige Kollegen/innen im Einsatz und weiß, wie zeitintensiv das ist ( alle Arbeiten kontrollieren, nachkorrigieren, etc.....)
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| betreutes Praktikum als Einstieg | | von: palim
erstellt: 17.10.2004 18:58:42 |
An der Uni, an der ich studiert habe, gab es im 1. und 2. Semester jeden Freitag ein 4-stündiges, verpflichtendes Praktikum für alle Lehramtsstudenten (GS/HS), in das man eingeteilt wurde.
Betreut wurde es jeweils von einer Uni-Mentorin und einer Lehrerin.
Dabei gab es zunächst Beobachtungsaufgaben, die man während der einstündigen Hospitation erfüllen musste und die danach besproche wurden.
2 Stunden waren als Seminar organisiert, in dem Unterrichtsplanung, Aufbau, Phasen, Methoden, Didaktiken etc. erklärt, besprochen, ausprobiert wurden.
Nach dieser Vorbereitung waren wir dann selbst dran, zu unterrichten, verstärkt in einem 2-wöchigen Blockpraktikum nach dem 2. Semester.
Da alles in einer Kleingruppe statt fand (8 Personen) und auch meine Mentorinnen einigermaße annehmbar waren, war es ein sehr angenehmes Lernen.
Es hat einen wirklich guten Grundstein gelegt und aus der Studienberatung weiß ich, dass einige Studentinnen gleich im 1. oder 2. Semester gemerkt haben, dass sie nicht ihr ganzes Leben vor einer Klasse stehen möchten.
Meiner Meinung nach bringen Praktikantinnen immer wieder frischen Wind in die Schule (wenn sie nur leidlich engagiert sind). Leider verirrt sich in unsere dörfliche Region selten eine Praktikantin
Palim |
| Vielen Dank | | von: observer
erstellt: 23.10.2004 16:38:15 geändert: 23.10.2004 16:49:38 |
doris1, palim und ninniach
für Eure Beiträge zu meinem Versuch, ein Forum zum Thema Mentorentätigkeit einzurichten.
Ich hatte diese Absicht auch im Forum der 4tea-Senioren Graue Panther mitgeteilt (immerhin haben sich dort 34 teachers mit ca. 86 Beiträgen beteiligt) leider ohne Erfolg. Auf meine Nachfrage habt nur Ihr drei reagiert. Das freut mich, aber es zeigt zugleich, daß dieses Thema offensichtlich nicht unter den Nägeln brennt.
Ganz anders verhält es sich damit bei mir: Ich habe 10 Jahre in Berlin mit der universitären Vorbereitung und anschließenden Betreuung von Praktikanten im sog. Orientierungspraktikum Erfahrungen gesammelt und bin nun das erste Mal hier in Frankfurt ebenfalls damit beschäftigt.
Nicht nur die Lehrerbildungsgesetze, sondern auch die Praktikumsordnungen und die ihnen zugrunde liegenden Vorstellungen und Konzepte unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, ja von Uni zu Uni. Das mag man beklagen, aber so ist die Realität in einer pluralistischen Demokratie (in der DDR war das GANZ anders, versteht sich.).
Das gemeinsame aller dieser Modelle ist das Problem, daß Lehrer heute an der Universität nach dem Modell der klassischen Studienräte (vor allem ihre Fachwissenschaften) studieren. Die Masse der Volksschullehrer wurde bis vor 40 Jahren nicht wissenschaftlich, sondern praktisch ausgebildet: in Präparandenanstalten, Instituten, Akademien oder Päd. Hochschulen.
Von der Universität, die eigentlich der Ort der Wissenschaft und Forschung ist, wird in zunehmendem Maße akademische Beraufsausbildung erwartet. Nur der geringste Teil der Studierenden bildet sich an der Uni zum Nachwuchs für die Wissenschaft selbst. Diese Tendenz hat in den letzten 50 Jahren das Gesicht der Universität und die Realität der Lehre in fast allen Disziplinen grundlegend verändert.
Heute ist für alle Lehrämter das Univsersitätsstudium verpflichtend. Im Zentrum stehen die Fachwissenschaften, an denen sich der spätere Fachunterricht orientiert (und dadurch legitimiert). Aber was man im Fachstudium lernt, kann man in der Schule nicht anwenden! Man wird nicht sagen können, daß z.B. die Hochschulmathematik unmittelbar etwas mit der Schulmathematik zu tun hat und für den Mathematikunterricht nützlich ist. Die Professoren orientieren sich in ihrer Lehre nicht an den von Kultusministerien erlassenen Lehrplänen, sondern nur an den in ihrer Wissenschaftsdisziplin etablierten Standards. Ansonsten sind sie frei in Lehre und Forschung. Das garantiert ihnen das Grundgesetz! Aber Dieser Umstand kann nun schnell in Widerspruch zu den berufsqualifizierenden Anforderungen geraten.
Im Kern könnte man als Anspruch der Fachstudien formulieren: Die künftigen Lehrer müssen die Spezifik des Gegenstandes ihrer Disziplin, deren grundlegende Erkenntnisleistungen (als historischen Prozeß und als gegenwärtige Resultate) sowie die hier üblichen wesentlichen Arbeitsmethoden kennen und VERSTEHEN. Der Rest ist Philosophie, Allgemeinbildung und systematische Reflexion der Handlungsprobleme des künftigen Lehrberufs. Dieser Rest ist im Studium Gegenstand dessen, was an der Berliner Humboldt-Uni Erziehungswissenschaft und eine andere Sozialwissenschaft genannt wurde und verpflichtend war (EWI + Päd.Psych oder Soziologie oder Politologie oder Philosophie). An der Frankfurter Uni werden die Fachstudien ergänzt durch die sog. vier Grundwissenschaften (EWI, SOZ., POL, Päd.Psych), von denen man im Grundstudium alle belegen muß und im Hauptstudium zwei auswählen muß.
Der Anteil Pädagogik (+ Sowi) und Fachdidaktik in den Lehrämtern variiert ebenfalls zwischen den Ländern aber zusätzlich noch einmal zwischen den unterschiedlichen Lehrämtern, so als ob ein Gymnasiallehrer weniger EWI etc. bräuchte und eine Grundschullehrein weniger Wissenschaft. Das geht auf ein antiquiertes Wissenschaftsverständnis zurück, dem zufolge noch zwischen harten und weichen Fächern, echten und unechten, würdigen und unwürdigen unterscheiden wird. Ein Echo dieser Sichtweise klingt noch in der Unterscheidung von Haupt- und Nebenfächern an der Schule nach.
So viel zu Inhalt und Organisationsform des wissenschaftlichen Lehramtsstudiums. Wie alle anderen berufsqualifizierenden Studiengänge kommt auch das Lehramtstudium nicht ohne unmittelbare Konfrontationen mit der späteren Berufspraxis aus. Deshalb sind Praktika unverzichtbar und vom Staat, der die Lehrerausbildung wie das gesamte Schulwesen beaufsichtigt, vorgeschrieben. Aber auch hinsichtlich Anzahl, Dauer und inhaltlichen Gestaltung der Praktika gibt es zwischen Ländern, Universitäten und den beteiligten (betreuenden) Disziplinen erhebliche Unterschiede.
Ich persönlich interessiere mich für das, was man Erst- und Wiederbegegnung mit der Schule und dem Unterricht nennen könnte. (In Frankfurt läuft das unter dem Titel schulpraktische Studien). Dazu wäre eine enge Kooperation von Hochschuldozenten und Mentoren an den Schulen nötig. Doch eine solche Kooperation ist aus den unterschiedlichsten Gründen nicht der Normalfall. Genau aus diesem Grund habe ich bei 4tea das Forum eröffnet. Vielleicht finden sich hier ja mögliche Mentorinnen und Mentoren aus dem Rhein-Main-Gebiet, die an einer solchen engeren Kooperation interessiert sind.
Im Prinzip müssten die Lehrerinnen und Lehrer ihre professionelle Verpflichtung zur praktischen Betreuung des Berufsnachwuchses wie selbstverständlich wahrnehmen; ähnlich wie gestandene Ärzte an den Uni-Kliniken ganz selbstverständlich Medizinstudenten im Praktikum betreuen. Doch kaum eine Uni kann sich Klinik- oder Labor-Schulen leisten, und die gestandenen Lehrer haben ihr Bindung zur Universität verloren. Dafür hat schon das Referendariat und die (wissenschaftsfeindliche) Dogmatik der Studien-Seminare gesorgt! So kommt es, daß Lehrer(innen) diese Aufgabe ablehnen.
Der Dienstherr müsste dieses Engagement besser honorieren, doch das ist in Zeiten knapper Kassen ein Wunschtraum. Betreuungszahlen von 8 Studenten sind paradiesisch aber illusorisch, weil das den Bedarf an universitären Mitarbeitern in die Höhe treiben würde. Aber an den Unis wird auch gespart. Ich habe zur Zeit eine Gruppe von 30 Studierenden, die ich auf ihr erstes Praktikum vorbereite und mit denen ich im kommenden Semester eine Nachbereitungsveranstaltung durchführe. Wir sind also auf die Kooperationsbereitschaft von Mentorinnen und Mentoren vor Ort angewiesen. Nun habe ich aber präzise Vorstellungen davon, wie an den Schulen die Mentoren bestimmt werden: man wird keine Kollegen nehmen, die selbst Schwierigkeiten haben, dann gibt es Leute, die so überlastet sind, daß man sie schonen muß. Übrig bleiben die wenigen, die sich nicht wehren oder die sich als Mentoren bewährt haben. In Hessen bekommen Mentoren eine geringfügige Aufwandsentschädigung, aber das nützt wenig, wenn der Schultag verplant und die Nachmittagsstunden tabu sind.
So sind jene Student(inn)en am besten beraten, die sich schnell ins Kollegium integrieren, selbständig in der Schule Kontakte suchen und ihr Arbeitsprogramm abarbeiten. Das setzt aber zumindest die Bereitschaft und Offenheit des Kollegiums voraus. Leider werden Praktikanten zu oft als Aushilfslehrer missbraucht. Das ist zwar heilsam im Sinne von Praxisschock, führt aber oftmals dazu, daß Praktikanten sich verheizt oder abgeschreckt fühlen und im Seminar nur noch das Disziplin-Problem diskutieren wollen. So als wäre die Schule eine Dressuranstalt und keine Bildungsstätte.
Wenn es hinreichendes Interesse gibt, würde ich in einer nächsten Runde gern darüber diskutieren, WAS nach Eurer Meinung Praktikanten sinnvoll in der Schule, im Unterricht tun könnten (außer sofort zu unterrichten, denn dazu ist das fachdidaktisch orientierte Unterrichtspraktikum da).
Danke für Eure Geduld mit meinem langen Text.
Seid herzlich gegrüßt
von
observer
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| Genau diese... | | von: ninniach
erstellt: 23.10.2004 21:06:50 |
Schulpraktischen Studien habe ich auch durchlaufen. Es fand zwar in meinem ersten Praktikum keine direkte Kooperation zwischen Mentorin und Betreuer statt, aber das ganze hat doch für mein Empfinden ganz gut geklappt.
In der Vorbereitung haben wir uns in erster Linie mit der schriftlichen Unterrichtsvorbereitung und den 12 Grundformen des Lernens (Aebli) beschäftigt. Jeder hat ein Referat gehalten und eine praktische Übung zu seinem Thema mit dem Seminar durchgeführt. Das Seminar war leider keine angenehme Gruppe, aber das nur am Rande, weil es mir jetzt wieder einfiel.
Dann kam das Praktikum mit viel Hospitationen, einigen Unterrichtsversuchen und Besuch vom Betreuer (gelernt habe ich: versprich nie vorschnell einer Klasse, dass jeder drankommt).
Die Nachbereitung fand teilweise schon begleitend während des Praktikums statt, was ich sehr gut fand, weil man die Gelegenheit hatte, sich auszutauschen.
Dass es da in erster Linie auch um Disziplinprobleme ging, ist wohl sicher berechtigt. Denn bei uns war es damals Pflicht, einige Unterrichtsstunden abzuleisten, und da hat es bei einigen eben ziemlich auf den Nägeln gebrannt. Ich denke, das ist ganz normal und berechtigt, denn gerade bei den ersten Erfahrungen mit Schule "von der anderen Seite" geht es nunmal nicht nur um irgendwelche Inhalte aus dem Seminar, sondern vielmehr darum, ob man denn überhaupt die richtige Berufswahl getroffen hat. Und man sitzt irgendwie so zwischen den Stühlen, weil man vielleicht das Gefühl bekommt, es ist das Richtige oder das Falsche, aber so ganz sicher sein kann man sich noch nicht, weil man ja in diesen fünf Wochen nur so einen kurzen Ausschnitt sieht und weiß, dass es eben auch nur das ist.
Mehr gebracht hätte es (jetzt aus meiner heutigen Sicht gesehen), wenn dieses ganze Praktikum unter irgendeinem bestimmten Thema gestanden hätte. Das war bei uns zwar mit der Vorbereitung so, aber dann ist es leider irgendwie auseinandergebröckelt. Ich meine jetzt konkret zum Beispiel ein Thema wie: Offene Unterrichtsformen. Die könnte man im Seminar vorher bearbeiten, gemeinsam Beobachtungsaufträge für die Hospitation an der Schule erarbeiten, die Unterrichtsversuche sollten damit zusammenhängen und in Bezug darauf reflektiert werden und schließlich könnte jeder etwas von seinen eigenen ERfahrungen und Beobachtung zum Thema in die Nachbereitung mit einbringen. DAS klingt irgendwie rund für mich und das würde ich sinnvoll finden.
Zum zweiten Praktikum möchte ich lieber nichts sagen. Das lief von der Schule her ganz toll, aber die Betreuung fürchterlich. |
| erschreckend | | von: palim
erstellt: 23.10.2004 21:35:45 |
Es ist schon erschreckend, wenn man überlegt, dass viele Studenten erst im Hauptstudium die Schule von innen sehen bzw. im Referendariat merken, was besser gewesen wäre.
Du fragst, was Studentinnen im Unterricht machen könnten.
Im ersten Praktikum (auch SPS bei uns) hatten wir zunächst Beobachtungsaufgaben. Allerdings habe ich festgestellt, dass man viel genauer beobachtet, wenn man selbst schon unterrichtet hat, da man sich dann erst fragt: wie macht ein Lehrer eigentlich... wie reagieren Schüler auf ...
So gesehen finde ich es auch gut, wenn Studenten auch bald unterrichten können, was - bei allem Verständnis für die Schulen und die mangelnden Vertretungsreserven - kein Ausbeuten sein soll.
Wir haben schon im 1. Semester eine Stunde im Team unterrichtet. Auch später war oft Teamarbeit angesagt - im Referendariat (und oft auch jetzt) habe ich genau diesen Austausch vermisst. Eine Stunde gemeinsam zu planen oder die eigene Planung zu diskutieren, andere Möglichkeiten zu überdenken etc., das hilft, die Vielfalt der Möglichkeiten zu entdecken und eigene Wege zu finden.
Die Mentoren der Uni waren Dozenten oder ehemalige Lehrerinnen und offensichtlich gab es auch Vorgaben, aber es hat - wie du schon sagst - jeder nach seinem eigenen Anspruch verfahren.
UND: von einem späteren Praktikum weiß ich, dass dort die Dozenten einfach zugeteilt wurden und ein Physik-Dozent dann Deutschstunden in Grundschulklassen gesehen hat. Bei mir war es eine Sprachwissenschaftlerin, die eine Deutschstunde sah - immerhin.
Von den Besprechungen erinnere ich, dass sie mal mit und mal ohne Lehrerinnen, aber stets mit den Mentoren der Uni abgehalten wurden. Ein Mal war es so, dass die Klasse jede Woche still beschäftigt wurde und wir im Gruppenraum mit der Lehrerin gemeinsam die Stunde und andere Themen besprachen. Es hat geklappt, aber aus heutiger Sicht weiß ich, dass es kein guter Zustand ist.
Erstaunlich ist, wie viele Lehrerinnen dort bereit waren, immer wieder Praktikantinnen aufzunehmen. Das Stadtgebiet war für das SPS und die Fachpraktika eingeteilt (semesterbegleitend und 2 Wochen Blockpraktikum), die Schulen außerhalb des Stadtgebietes erhielten die Studenten für das 6wöchige Allgemeine Schul-Praktikum - als Studentin musste man sich etwas einfallen lassen, wie man die 40 km bis zu dem Dorf überbrückte oder ob man für 6 Wochen auf das Dorf ziehen wollte.
Generell war es so, dass man in den ersten 2 Semestern das "Rüstzeug" bekam, um Unterricht planen zu können. Rahmenrichtlinen, Stufungen des Unterrichts, Methoden ... alles wurde nach und nach angesprochen und auch Unterrichtsentwürfe wurden zerpflückt und geschrieben.
Im Referendariat habe ich schnell festgestellt, dass diese Themen an etlichen Unis gar keine Beachtung gefunden hatten.
Sicher, das Referendariat soll die Praxis besonders beleuchten, aber dennoch ist es sinnvoll, gleich im ersten Semester zu erfahren, was einen erwartet und wofür man FAchwissenschaften und EWIs studiert.
Offensichtlich ist es so, dass du vor dem eigentlichen Praktikum die Studentinnen vorbereitest. Mir fiel es vorab immer sehr schwer, die Schüler einzuschätzen - wie weit sind sie, was können sie, wie schnell lösen sie bestimmte Aufgaben (bei rolf sträuben sich jetzt die Haare, aber für einen 45 min- Unterricht ist sowas eben sehr entscheidend)
Vorab ist es meiner Meinung aber erheblich leichter, Ziele zu verstehen und zu überlegen, wie man diese Ziele erreicht: was man genau vermitteln will, was man dafür bedenken muss, welche Grundlagen vorhanden sein müssen, welche Materialien dienlich sein müssen.
Solche Überlegungen fördern meiner Meinung nach, dass man sich später nicht einfach ein Schulbuch nimmt und damit arbeitet, sondern dass man kritischer mit dem vorhandenen Material umgeht und auch gewillt ist, seine eigenen Vorstellungen und Materialien zu entwickeln.
Möglich fände ich auch, dass die Studentinnen bestimmte Themen wählen oder sich selbst schulische Themen suchen, die in der Nachbereitung als Diskussions- oder Arbeitsgrundlage dienen können. Im 6wöchigen Praktikum mussten wir auch eine derartige Ausarbeitung leisten, bei uns war es damals die Sonderschul-Überprüfung von 2 Schülern, die in unsere Praktkumszeit fiel. Denkbar wären ja aber auch viele andere Themen, die für die weitere Unterrichtsplanung oder - durchführung notwendig sind. Und wenn man es nicht frei stellen möchte, kann man eine Absprache der Themen einfordern oder Themen vorgeben.
Ich wünsche dir sehr viel Erfolg auf der Suche nach Mentorinnen, die mit dem von dir beschriebenen Selbstverständnis Praktikantinnen aufnehmen. Das entspricht auch meiner Vorstellung - wofür man aber in vielen Kollegien nur Kopfschütteln erntet.
Zur Auswahl im übrigen: Bei uns wird immer die Lehrerin ausgesucht, die am geeignetsten scheint - ärgerlich ist manchmal, dass sich auf diese Weise bestimmte Lehrer nie eignen und sich noch weniger engagieren.
Palim |
| Nachtrag @ninniach | | von: palim
erstellt: 23.10.2004 21:45:08 |
Die Idee mit dem Thema finde ich gut, das muss aber auf die Schule bzw. Lehrerin abgestimmt sein.
In einer Klasse, die eine strukturierte, eng-arbeitende Lehrerin hat, kann man wohl kaum Erstsemster-Studis mit Offenen Unterricht "loslassen". Das könnte sehr nach hinten losgehen.
Ich weiß noch, wie sehr einige Referendarinnen damals gekämpft haben, weil sie gerne offene Unterrichtsformen probiert hätten, die Lehrerin aber überhaupt nicht dafür zu haben war und hinterrücks auch noch die Schüler manipulierte. Offene Unterrichtsformen bedürfen eben bei Schülern schon guter Vorbereitung.
Außerdem muss es ja für alle Seiten erträglich laufen, denn sonst werden die Lehrerinnen schnell einen Rückzieher machen und keine Studentinnen mehr nehmen - das wäre auch nicht gut.
Doch auch mein Grundgedanke ist, dass man vorab Themen hat, um die es gehen soll.
Palim |
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