Allgemein kann ich übrigens Fortbildungen und Publikationen von Prof. Wartha (PH Karlsruhe) zur Didaktik der Bruchrechnung empfehlen.
Grundtenor einer solchen FoBi:
- Abstrakte Modelle sind keine Zusatzangebote für starke, sondern zwingend erforderlich für schwache SchülerInnen.
- Ohne eine fundierte Grundvorstellung funktioniert gar nichts, darum auf keinen Fall das algorithmische Rechnen in den Vordergrund stellen.
- Die bessere Frage ist darum nicht, "Wie lautet das Ergebnis?", sondern "Wie bist du auf das Ergebnis gekommen? Hättest du es auch anders machen können?"
- Päckchenrechnen (also 100mal denselben Aufgabentyp durchkauen) ist absolut Tabu! Die starken SchülerInnen langweilen sich dabei zu Tode, die Schwachen verfestigen damit nur ihre Fehlvorstellungen und Fehler.
Und ganz konkrete Unterrichtsvorschläge:
- Schüler aktivieren durch selbstdifferenzierende Aufträge, z.B. "Faltet aus einem rechteckigen Zettel jeweils die Brüche 1/2, 1/4, 1/3, 1/5."
- Rechteckige Bruchdarstellungen sind didaktisch den runden vorzuziehen. Pizza und Torte sind zwar anfangs gute alltägliche Beispiele, in der Bruchrechnung sind sie aber hinderlich. An Rechtecken kann man aber die komplette Bruchrechnung, inkl. Punktrechnung, gut erklären.
- Multiplikation als wiederholte Addition ist ebenfalls kein gutes Modell. In der Bruchrechnung führt sie sogar zu komplett falschen Denkmustern. Daher sollte man sie von Beginn an (d.h. in der Grundschule) nicht so einführen, auch wenn es bei ganzen Zahlen so schön plausibel klingt.
- Inhaltsleere Verzierungen auf Arbeitsblättern heißen "Mathematik ist total langweilig, aber als Ausgleich hast du hier wenigstens ein Bild von einem lustigen Marienkäfer."
Prof. Wartha präsentiert die Inhalte so lebendig und voll von Beispielen aus seiner eigenen Arbeit mit Grundschülern und Erwachsenen, dass man sich selbst für so ein "trockenes" Thema begeistern kann. Wer also jemals die Gelegenheit hat, eine solche FoBi zu besuchen, nutzt sie - aber nehmt mir nicht meinen Platz weg