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Forum: "Klippert"
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| Ich denke, die Wahrheit liegt - wie immer - in der Mitte. | | von: hesse
erstellt: 07.08.2006 18:50:48 |
Klippert hat gute Anregungen, und nur weil der Zeitgeist sich wieder mal dreht, wird das, was er vertritt, nicht automatisch obsolet.
Außerdem plädiert er ja nicht nur für möglichst viel Handlungsorientierung, so nach dem Motto: "Schüler müssen immer machen." Ihm ist auch klar, daß viele Lehrer vor lauter Handlungsorientierung die Schüler aus dem Blick verlieren. Sie übersehen nämlich, daß Schüler diese Kompetenzen erst mühselig erlernen müssen (Jede/r von uns ist doch schon mal mit einer Gruppenarbeit eingebrochen; wir kennen doch alle das Phänomen "Ich geh' nicht vor, ich hab' ja geschrieben").
Vor allem aber verteufelt er nicht den Frontaluntericht, der auch seine Berechtigung hat! Er verlangt nämlich etwas, was Schüler sehr oft heute nicht mehr können: Konzentriert, also aktiv zuhören!
Von daher verwendet er ja einen erweiterten Lernbegriff. Teamfähigkeit bedeutet für ihn dabei auch die Kompetenz zu besitzen zuzuhören. Er nennt das "sozial-kommunikatives Lernen".
Wichtig sollte sein, daß wir als Lehrer uns überlegen, was für Schüler unsere Zielgruppe sind, und wie wir sie am besten erreichen.
Und etwas selbst zu erfahren bzw. herauszufinden, macht Schülern ja auch am ehesten Spaß (und bleibt hängen). Und wir müssen uns für die geeignete, d.h. effektive und motivierende Methode entscheiden, egal, ob Klippert "in" oder "out" ist! Das bleibt so!
LG
Hesse |
| Mehr Schüleraktivität | | von: ishaa
erstellt: 07.08.2006 19:48:20 |
Wir haben bei uns an der HS eine stark an Klippert ausgerichtete Methodenwoche gehabt. Nachmittags haben wir Lehrer geklippert, gemeinsam den nächsten Vormittag vorbereitet, dann mit den Schülern etc.
Ich finde vieles an den Methoden genial. Die Kritik, die in dem link von balou(Danke dafür!) rüberkommt(ich hab' ihn nur überflogen), scheint mir doch sehr auf einen Gymnasialunterricht wie ich ihn von früher kenne als eigentliches Ziel von Schule ausgerichtet. Vertiefende, lange Auseinandersetzung mit anspruchsvollen Texten findet an der HS eh' nicht statt. Aber die Fähigkeit, einen kurzen Sachtext so zu strukturieren, dass ich in der Lage bin, die Kernpunkte herauszuschreiben, und zwar so, dass ich anhand weniger Punkte den Inhalt dieses Textes auch nach einigen Tagen noch wiedergeben kann, das brauchen unsere Schüler, im Unterricht und in der Ausbildung, und das können sie mit Klippert hervorragend lernen.
Ich schreib einfach mal auf, was ich als positiv bei der konkreten Anwendung erfahre:
- Alle SchülerInnen sind gefragt und gefordert, die ganze Zeit! Niemand hat die Chance abzutauchen, sich wegzuträumen.
- Die Zusammenarbeit mit anderen wird enorm gefördert, Zusammenstellung bei Partner- und Gruppenarbeit wird oft ausgelost.
- Es sind viel mehr Kompetenzen gefragt als im "Frontalunterricht". Einzelne kommen ganz anders rüber, weil Fähigkeiten zum Tragen kommen, die sonst gar nicht so gefragt sind.
- Als Lehrer habe ich zu Hause evtl. mehr Arbeit, aber während des Unterrichts bin ich stark entlastet und habe viel mehr Gelegenheit, Schüler zu beobachten und einzelnen zu helfen.
- Viele SchülerInnen geben als Rückmeldung: "Anstrengender, aber interessanter. Die Stunden gehen immer so schnell 'rum." Die, die stöhnen, geben oft zu, dass sie Stunden vorziehen, in denen vorne einer was erzählt und sie unter der Bank Briefchen schreiben oder vom letzten Wochenende träumen.
- Störungen gibt's viel seltener. Jeder hat zu tun und zwar konkret und klar strukturiert.
Wenn Klipperts Textbeispiele kritisiert werden, so vergisst man, dass es halt nur Beispiele sind.
Vom Lehrer erfordert Klippern eine klar strukturierte Unterrichtsvorbereitung, manchmal habe ich das Gefühl, dass das einigen Kollegen zu zeitaufwendig ist... Wenn ich mir anschaue, wie viele Stunden einfach verlabert werden, krieg' ich die Krätze.
Und wenn ich mir im letzten Schuljahr angeschaut habe, wie schließlich auch die allerschüchternsten SchülerInnen, wenn sie ausgelost wurden, relativ souverän vor die Klasse traten und die Ergebnisse ihrer Gruppe präsentierten, dann dachte ich schon, dass sie für ihr Leben und die Zeit nach der Schule was Wichtiges gelernt haben.
Natürlich kann man nicht die ganze Zeit durchgehend klippern, aber so vieles lässt sich immer mal wieder einbauen.
So, hoffentlich war das jetzt nicht zuviel.
Gruß von ishaa |
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