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Forum: "DaF für ein Kind, das Deutsch sprechen, aber nicht schreiben kann"

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DaF für ein Kind, das Deutsch sprechen, aber nicht schreiben kannneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: wishfulthinking Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.06.2017 13:53:25

Ich unterrichte seit kurzem privat ein Kind, das aus dem Ausland zu uns kam. Durch einen deutschsprachigen Elternteil kann es deutsch recht gut sprechen (Probleme bei einzelnen Vokabeln, Kasusendungen, Inversion etc.), sonst recht differenziert, holprig lesen, aber noch gar nicht schreiben.

Ich bin kein Fachkollege Deutsch, mache das fachfremd als Krankenunterricht, das Kind ist schwer krank. Wenn es eingeschult werden könnte, käme es jetzt in die 5. Klasse Gymnasium.

Könnten Kollegen mit Ausbildung / Erfahrung in DaZ mir sagen, wie sie in diesem Fall vorgehen würden? Ich habe mir einen Plan gemacht, der zunächst auf dem Erlernen der Schreibung beruht, weil sie die ja nach Einschulung in allen Fächern braucht, wüsste aber gerne, ob das so sinnvoll ist.

Bin für jede Anregung dankbar.

cheerio

wishfulthinking



Alphabetisierungneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 10.06.2017 00:20:49

Zunächst einmal ist die Frage, ob das Kind in irgendeiner anderen Sprache schreiben kann und wenn, in welcher.

Davon kann man ableiten, ob es ähnliche Buchstaben gibt, ähnlichen Sprachaufbau oder worauf man einen Schwerpunkt legen muss, weil es in der Herkunftssprache anders ist (Stichwort kontrastive Sprachanalyse). Vielleicht könntest du dazu noch etwas ins Forum schreiben.

Dann würde ich mit lautreinen Wörtern beginnen und ausgewählten Buchstaben, die häufig in der dt. Sprache genutzt werden (ERNSTLAPMO ... oder MALIOPE   )

Für den DaZ-Unterricht habe ich im Verlauf des letzten Jahres für Kinder Materialien erstellt, die eine Mischung aus meinen 1. Klasse-Materialien, Leseübungen u.a. sind, immer mit Bildern dabei, damit die Kinder allmählich auch die Wörter erlernen und beim Lesen Bild und Bedeutung verknüpfen können. Vielleicht findest du darüber einen Anfang. Die Materialien stehen bei DaZ und haben inzwischen bei uns den Arbeitstitel "Maliope-Material", hier findest du es über das Schlagwort "Alphabetisierung". Das Material wird auch von anderen Usern mit älteren SuS oder Erwachsenen genutzt.

Wenn dann etliche Buchstaben sitzen und das Kind begabt ist, kann man auch mit anderem Material arbeiten, schneller voran gehen etc.

Da das Kind mündlich weiter ist, kann man außerdem die Schreibübungen mit mündlichen Teilen mischen, das ist abwechslungsreicher und das Kind hat weitere Erfolge, weil es ja vieles auch schon kann. Bei mir ist es so, dass die Kinder mit dem Maliope-Material auch häufig alleine arbeiten, wenn sie in ihren Stammklassen sind, im DaZ-Unterricht sehe ich gel. die AB nach, arbeite aber überwiegend mündlich an Wortschatz und Grammatik.

Wenn du genauer weißt, was das Kind kann/ alleine schafft oder wo es Probleme hat, kann man auch überlegen, ob es eines der DaZ-Hefte, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind, nutzen könnte. Aber da sollte man gezielt auswählen, was sinnvoll ist.

Palim  



Vielen Dank, Palim, neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: wishfulthinking Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 10.06.2017 13:56:04

für die ausführliche Beratung.

Das Kind hat die gesamte Grundschule in Spanien besucht, war eine sehr gute Schülerin, hat auch gut Englisch gelernt (bereits in der Schrift, bereits mit simple past, also tendenziell mehr als unsere Grundschulkinder). Sie kennt die Begriffe Nomen, Adjektiv, Verb etc. und kann auch auf Deutsch Wörter korrekt entsprechend  identifizieren.

Es ist ein intelligentes und eifriges Mädchen, das aber wegen schwerster Krankheit ein Jahr komplett verloren hat, davon das meiste in Kliniken, und einstweilen weiterhin nur ein paar Wochenstunden Hausunterricht bekommen kann. Ziel ist irgendwann die Einschulung in ein dt. Gymnasium, aber das kann noch ein paar Monate dauern. Sie kann sich auf Deutsch sehr gut ausdrücken, macht kleine Fehler, kennt manche Worte nicht, hat Artikel falsch, Probleme mit der Inversion nach bestimmten Worten etc.

Das meiste davon wird sich im Umgang mit Menschen in der deutschsprachigen Umgebung von selber erledigen. Nur das Schreiben eben ...

Sie kann die Buchstaben gut. Ich hatte einen Kloß im Hals, als sie mir ganz stolz sagte: ich kann ein gaaaanz langes deutsches Wort schreiben! Ich sagte: schreib mal auf, und sie schrieb, vollkommen korrekt:

KNOCHENMARKTRANSPLANTATIONSZENTRUM ...

Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du mir ein DaZ Heft oder zwei nennen könntest, das hier infrage käme. Meine Vermutung nach zwei Stunden ist, dass sie die Schreibung schnell lernen wird und ich dann übergehen kann zu dem, was man in der 4. Grundschulklasse oder 5. Klasse  so macht.

Macht es Sinn die Kasus mit ihr zu besprechen und zu bearbeiten, nach welchen Präpositionen welcher Kasus steht und wie die Kasusendungen lauten, oder schleift sich das alles ein, wenn sie erstmal mit ihren Nachbarn und Verwandten hier spielen kann?

Lieben Dank nochmal

wishy



Möglichkeitenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 10.06.2017 14:31:25 geändert: 10.06.2017 14:35:04

Die Kenntnisse sind weitaus mehr, als ich angenommen habe und je in der Förderung hatte, es braucht ja keine Alphabetisierung in lateinischer Schrift.

Auch kann das Kind alles lesen.

Ich würde

zum Lesen:

- Bücher in der Interessenlage des Kindes auswählen, ggf. auf einfacherer Lesestufe (allgemeine Bücherei sollte davon genug haben), ggf. mit Silbenmarkierung, aber die braucht dieses Kind vermutlich nicht.

- das Kind bei Antolin anmelden, dann kann es da Lese-Quiz machen. Das geht selbstständig, wenn das Kind erst einmal weiß, was es soll. Frag in einer Schule, ob du das Kind darüber anmelden kannst.

zum Schreiben:

- das Kind irgendetwas schreiben lassen (selbst und frei) und mir das dann genau ansehen, ob das Kind die Wörter richtig abbildet oder wo Schwierigkeiten liegen (vermutlich s-z-sch, Artikel?, ggf. Pronomen).

Erst im Anschluss würde ich ein Heft auswählen, wobei es möglich wäre, DaZ-Hefte zu nehmen (mir gefallen Jandorf DaZ 1-3 - sehr leicht, Mildenberger "Willkommen in Deutschland I/II ... es gibt jetzt auch Hefte für Jugendliche, natürlich gibt es auch andere Verlage/Hefte) oder Spracharbeitshefte aus der Grundschule (je nach Niveau Klasse 2/3/4) oder Rechtschreibhefte, mit denen gearbeitet werden könnte.

Außerdem könnte man im Internet gucken, ob es etwas auf Englisch-Deutsch oder Spanisch-Deutsch gibt, dass das Kind nutzen kann.



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