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Forum: "Habe für nächstes Jahr eine Klasse bekommen, die mich nicht mag - ersten Eindruck aufbessern?"

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Habe für nächstes Jahr eine Klasse bekommen, die mich nicht mag - ersten Eindruck aufbessern?neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: deermountain Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 12:40:24

Hallo!  Ich bin Referendarin am Gymnasium und grade mit dem ersten Ausbildungsabschnitt fertig. Gestern haben wir erfahren, welche eigenen Klassen wir nächstes Jahr bekommen und als ich auf den Zettel geschaut habe lief es mir eiskalt über den Rücken. Genau die eine Klasse, die ich wirklich, wirklich nicht haben wollte stand auch drauf!

Was ist das Problem? Ich hatte die Klasse ein paar Mal, und glaube ich hab es mir mit ihnen schon ein bisschen verbockt. Es handelt sich um die Englischklasse meiner Mentorin und ich hatte bei ihnen meine ersten paar Stunden im Ref. Hab mich bei einigen von diesen Stunden ziemlich blöd angestellt, weil es halt meine ersten waren. Seitdem ist es in anderen Klassen schon viel besser gelaufen. Meine Mentorin war eine zeitlang krank und dann war ich alleine in der Klasse. Die Schüler haben das als "Vertretung" aufgefasst, meine Mentorin hat aber gesagt ich soll richtigen Unterricht machen - das hat nicht geklappt, die Klasse war praktisch außer Rand und Band. Als ich die "letzte" (dachte ich) Stunde bei ihnen hatte hab ich drei Kreuze gemacht. 

Doch damit nicht genug. Etwa zwei Wochen später kamen ein paar Sechstklässler in der Pause zu mir und haben sich beklagt dass eine Gruppe Siebtklässler sie nie am Tischtennistisch spielen lässt und gemein zu ihnen sind. Ich bin hingegangen und fand die besagte Klasse dort und hab zu ihnen nur gesagt, sie sollen doch die Sechstklässler auch mal spielen lassen. Die Siebte meinte daraufhin, "Als wir so klein waren, waren auch alle gemein zu uns, deshalb sind wir jetzt auch so" und wollten weiterspielen und mich ignorieren. Um sie zur Ruhe zu bringen, damit sie zuhören, habe ich verlangt, dass sie mir den Ball geben. Einer der Jungs wurde daraufhin richtig beleidigt, weil es sein "eigener" Ball und kein Schulball war. Das ganze endete damit, dass ich mit ihm und einem weiteren Redelsführer zum Ko-Rektor gegangen bin und sie eine Strafarbeit bekamen, die sie für völlig unfair hielten. Der Ko-Rektor meinte hinterher zu mir, es wäre besser gewesen, ich hätte das nicht so gemacht. Mir ist das jetzt auch klar - wenn überhaupt, hätte ich zum Klassenlehrer oder meiner Mentorin gehen sollen. Aber in der Hitze des Gefechts ging es daneben. 

Ich vermute mal, dass ein Teil der Klasse mich also absolut nicht leiden kann und teilweise ist es auch meine eigene Schuld. Andererseits gibt es auch Schüler in der Klasse die ganz nett sind und mit denen ich keinen Stress hatte. 

Meine Frage an euch ist jetzt - wie gehe ich nächstes Schuljahr an die Klasse ran? Wie gestalte ich die ersten Stunden? Kann ich den Eindruck, den die Schüler von mir haben nochmal ändern? Werden die überhaupt so nachtragend sein? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass einfach streng sein eine gute Idee ist. 

(Es handelt sich dann nächstes Jahr um eine 8. Klasse, mehr als 2 Drittel Jungs.)

 



Hmneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janne60 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 15:52:47

betrachten wir die Sache mal objektiv, weil von außen und emotional unbelastet:

Du kannst erstmal gar nicht wissen, ob die Klasse dich leiden kann oder nicht.

"Die Klasse" ist kein Block, der nur eine Gefühlsregung hat, sondern eine Gruppe Menschen, die auf 20 unterschiedliche Arten mit ihren Befindlichkeiten in die Schule kommt.

Du kannst die Schüler bzw.  ihre Gefühle weder "kaufen" noch herbeireden noch in irgendeine Richtung manipulieren.

Das Einzige, was bleibt, ist, dass du dich ehrlich als die Person anbietest, die du bist. Nichts wird schlimmer abgestraft als Lehrer, die etwas schauspielern, was sie nicht sind. Streng sein kann man nicht spielen, das ist man aus seiner Autorität heraus.

Statt "streng sein" könntest du dir vornehmen "freundlich, aber bestimmt" aufzutreten. Du hast einen Lehrauftrag zu erfüllen und du hast auf Einhaltung von Regeln zu achten. Ob du dich um Tischtennisbälle zu kümmern hast, weiß ich nicht, hier geht es ja schon ins Eingemachte: Den sozialen Umgang miteinander. Vielleicht gibt es hier Anknüpfungspunkte für dich und die Klasse: Wie wollen wir den Umgang miteinander gestalten, wie können die Schüler lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, wie schlichten wir einen Streit usw.

Aus deiner ganzen Schilderung lese ich Angst heraus. Vielleicht täusche ich mich da, aber falls es so wäre, würde ich erstmal daran gehen, zu ergründen, was dir Angst macht. Schüler haben untrügliche Antennen dafür, wenn der Lehrer selbst in seiner Persönlichkeit nicht aufgeräumt ist, und sie zeigen es dem Lehrer mit ungebührlichem Verhalten.

Sie merken auch, wenn deine Zugewandtheit nicht echt ist, oder wenn deine Grundhaltung ihnen gegenüber nicht positiv ist.

Drum wäre meine Empfehlung an dieser Stelle: Horche in dich selbst hinein und überprüfe deine innere Haltung, statt zu überlegen, mit welchen "Tricks" du die Klasse herumkriegen könntest.

 



gut erkanntneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: deermountain Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 16:41:06

Hi Janne, jep, hast du richtig erkannt, Angst spielt da eine Rolle. Vielleicht ist das auch schon die Antwort auf meine Frage - nicht so defensiv denken, nicht erwarten, dass die Schüler mir eine zweite Chance geben, sondern selbst den Jungs nochmal so unvoreingenommen wie möglich begegnen. 

 

 



.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janne60 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 20:48:33

Es geht ja außerdem auch gar nicht darum, dass hier einer dem anderen Chancen einräumt. Wo kämen wir denn da hin? Dann würde ja mein Lebensglück von anderen Menschen abhängen, am Ende noch von Schülern (oder von so manchen Eltern - dann könnte ich mir ja gleich nen Strick nehmen)

Du kannst allenfalls dir selbst Chancen geben:

Die Chance, jeden Tag gute Arbeit abzuliefern.

Die Chance, den freundlichen Umgang mit deiner Klasse zu pflegen.

Die Chance, deine Schüler zu wertschätzen und ernst zu nehmen.

usw.

Versuche nicht, dich  in die Köpfe deiner Schüler hineinzudenken, das bringts nicht. Ein 8. - Klässler braucht keinen Lehrer, der ihm seine Denke spiegelt, sondern jemanden, auf den er sich getrost verlassen kann (damit meine ich jemanden, der die Regeln kennt und darauf achtet, dass sie eingehalten werden, bis hin zu Konsequenzen bei Regelverstößen, denn das Austesten der Grenzen ist auch in diesem Alter noch sehr beliebt).

Du schaffst das ganz sicher!  



sagen, was man willneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: palim Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 21:52:55

Vor allem solltest du dich davon frei machen, ob die SuS dich mögen oder nicht, weil du deinen Aufgaben nachgehst.

Regeln, die du als LuL durchsetzen musst, sind Regeln. Da geht es nicht darum, ob die SuS dich daraufhin mögen oder nicht.

Warte die ersten Stunden ab, erkläre, was du erwartest

... und wenn du dann nach einigen Stunden immer noch denkst, es gäbe da eine Schieflage, kannst du ansprechen, was du wahrnimmst oder erwartest.

Palim



Auf alle Fälleneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rosagestreift Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 22:18:32

solltest du so sein wie du bist und nicht irgendwen vorspielen, den SuS mögen könnten. Janne hat schon ganz viel gesagt, wie freundlicher Umgang und wertschätzen. Lass dich vor allem nicht zu negativen Pauschalaussagen gegenüber der Klasse "verführen." Wertschätzen finde ich mit am Wichtigsten. SuS merken auch, wenn man sie mag und es gut meint. Mir geht es manchmal so, dass ich SuS, die ich "nur vom Sehen" kenne ganz furchterbar finde und wenn es dann meine SuS sind, ist das dann auf einmal ganz anders. Ich weiß, dass du die schon kennst. Aber vllt. nochmal die Uhr auf Anfang stellen, für beide Seiten. 8. Klasse ist natürlich auch nicht ganz einfach... Versuche, Ihnen neutral zu begegnen, ohne zu denken "die mögen mich nicht."

Aber...ich glaube, du bist nicht die Einzige hier, die diese Gedanken schon mal im Kopf hatte.  



It's not about like or dislike...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: mordent Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 23:24:01

... Natürlich ist das leichter gesagt als getan, aber in deiner ersten Stunde in der Klasse würde ich das sagen, was man eben so sagt... Da es neben dem "Hallo" und "Mein Name ist Frau XY" erstmal um "Wir brauchen das Buch, das Workbook, zwei Hefte/Hefter..." und "Wir schreiben x Arbeiten, y Tests usw."

Neutrale Fakten, die mit Mögen oder Hassen gar nichts zu tun haben.

Wenn es dann um mündliche Noten geht, würde ich nur erwähnen, wann du was wie bewertest, kein Strafenregister usw. Wenn dann die ersten Situationen auftauchen, die du doch ahnden musst, gilt immernoch: Über die Note und die Elterngespräche kriegt man die meisten Schüler. Wen man da nicht kriegt, der hat möglicherweise insgesamt seine Probleme.

Ich hatte auch schon schwierigere Klassen. Da habe ich nach etlichen Wochen eben ganz konsequent 6er im Mündlichen verteilt und eine Still- oder Partnerarbeit genutzt, um nur einige Schüler/innen zu mir auf den Gang zu rufen und ihnen unter jeweils vier Augen mitzuteilen, dass ich dieses und jenes Verhalten nicht dulde und eben jetzt schon zwei 6er verteilt habe. Wenn sich die weiterhin ansammeln, hilft es auch nur bedingt, sich in einzelnen Stunden mal besser zu benehmen und mitzumachen, um das wieder auszugleichen...

Wichtig ist hier natürlich, sich nicht emotional herausfordern zu lassen. "Ich finde es ja schade, aber wenn das dein Weg ist, stehe ich dir auch nicht im Weg", sage ich dann und lasse ihn/sie dann für sich entscheiden.

Ich kenne eigentlich keine/n Schüler/in, der/die sich danach nicht gebessert hätte. Aber wenn jemand wirklich seine Linie beibehält, mache ich eben im vollen Umfang Gebrauch von meiner pädagogischen Freiheit...



@mordent:neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: rosagestreift Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 28.07.2017 23:59:33

Das mit den schlechten mündlichen Noten wäre für mich kein Weg. Aber ich arbeite in der Grundschule, habe die gleichen Schüler 5 oder 6 Stunden am Tag und nicht in der Woche. Da möchte ich versuchen, anders mit ihnen auszukommen, als über Notendruck. Vielleicht kann man das auch nicht so vergleichen und vllt. ist die Beziehung der LuL in weiterführenden Schulen "distanzierter."



.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: feul Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 29.07.2017 08:54:28

auch ich hab vor vielen jahren mal angefangen und vor so manchen klassen bzw einzelnen schülern "respekt" gehabt, weil ich ähnlich dachte, wie du. dann begeht man oft den fehler, dass man den schüler zB in pausen nicht anspricht oder in andren situationen aus dem weg geht.

viel einfacher ist es, bei gelegenheiten, die nichts mit dem unterricht zu tun haben, ein paar persönliche worte zu wechseln, eine neutrale beziehung aufzubauen. da zeigt sich oft, dass der- oder diejenige auch ganz anders sein kann und das hilft dann auch im unterricht.

 

und nochwas: ich hab die erfahrung gemacht, dass inzwischen die schüler der 7. schulstufe schwieriger sind als dann in der achten. früher war das anders  



Aller Anfang ist (manchmal) schwer...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: galadriel Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 09.08.2017 16:53:27

 Ich denke du darfst dich da einfach gar nicht verrückt machen (lassen).

Jeder wird mal Klassen oder Kurse haben, wo es nicht so gut klappt, oder die Stimmung schwierig ist etc.
Das liegt ind er Regel aber an vielen Einzelheiten, die zusammenkommen und nicht nur an einer Person oder Gruppe.
Du wirst im nächsten Jahr bestimmt Fehler machen und vermutlich kannst du auch nicht ganz unvoreingenommen da hinein gehen, aber tröste dich: das geht uns allen auch nach vielen Jahren Berufspraxis doch auch immer wieder so. Wir sind in 1. Linie Menschen und in 2. Linie Lehrer.

Nutze das aus, fang ganz locker an, lass die Kinder ein bisschen erzählen und ihre Erwartungen äußern und schau was du davon aufgreifen kannst.
Lobe vielleicht genau einen der "schwierigen Jungs" mal deutlich vor der KLasse, auch wenn der Beitrag vielleicht nicht der beste aller Zeiten war.

und vor allem: verstelle dich nicht! Schüler dürfen auch mal wissen, wann dir etwas richtig gegen den Strich geht und genau so wenn du etwas amüsant findest.
Finde für dich und für deinen Unterricht Rituale und Methoden, die zu DEINEM Lehrstil passen und vielleicht nicht in den gängigen Unterrichtsmethodik-Büchern stehen.

Das wird schon alles klappen. Du kannst aus jeder Situation nur lernen, egal ob gut oder schlecht. Ich glaube man wird nie ein "fertiger" Lehrer sein. Jeder Tag ist neu, jedes Jahr anders.

Und im Zweifelsfall: hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitemachen!



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