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Forum: "Bildungskosten...sind die Lehrer völlig durchgeknallt?"
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| Bildungskosten...sind die Lehrer völlig durchgeknallt? | | von: rhauda
erstellt: 22.08.2005 12:18:11 geändert: 22.08.2005 13:25:56 |
Heute habe ich einmal überschlagen, was ich am Ende für die Schulsachen meiner Tochter ausgegeben habe, die nun in die 5. Klasse des Gymnasiums kommt.
Wenn man einmal von solchen Dingen wie neuer Federmappe und neuer Schultasche absieht (die Grundschulsachen sind nicht mehr cool), sowie den Atlas als langlebiges Gut betrachtet, sind es nur für Verbrauchsmaterialien und Bücherleihgebühr über 130 .
Die Liste der zu besorgenden Dinge hat epische Ausmaße angenommen. Da wird explizit ein Kunststoffradiergummi eingefordert, sowie Bleistifte in 4 verschiedenen Härten PLUS Druckbleistift!
10 verschiedene Mappen, DREI (!!!) verschiedene Blöcke, kariert, liniert, weiß.
ein großes Vokabelheft und ein kleines
ein großes Notenheft und ein kleines
Textmarker in 4 verschiedenen Farben
etc., etc., etc...
Wie Eltern mit wenig Einkommen und mehreren Kindern das alles zu leisten vermögen, ist mir schleierhaft.
Außerdem frage mich ernsthaft, wie wir alle jemals Lesen und Schreiben gelernt haben mit einem Satz Bunstifte und einem Bleistift plus Füller (Filzstifte hatte ich erst in der 5. Klasse). Ich habe fast das Gefühl, dass heute in einigen Schulen die Materialschlacht die ernsthafte Auseinandersetzung mit Bildung ersetzt.
Frage an die Kolleginnen und Kollegen: was tut Ihr, um die Kosten für Eltern möglichst gering zu halten?
....War nur mal so eine Anregung für das kommende Schuljahr.
auf ein gutes neues Schuljahr,
rh
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| War aber doch schon immer so, oder? | | von: sandra20
erstellt: 22.08.2005 15:09:11 |
Also, wenn ich mich an meine eigene Schulzeit erinnere, dann hab ich auch meine Mama stöhnend vor Augen, wenn die Kassiererin den Preis für unsere (hab noch einen Bruder) Schulsachen gehört hat.
Andererseits habe ich noch immer meinen Füller aus der dritten Klasse, die Lineale und ein Druckbleistift aus der 7. Klasse hat es auch überlebt.
Ich denke, dass es nicht wesentlich mehr Dinge sind als früher. Das Zeug ist nur teurer.
Außerdem: Es liegt schon auch an der Großzügigkeit der Eltern!
Wenn ich sehe, dass beim Aufräumen des Kunstsaals East-Pak-Mäppchen mit Staedler-Buntstiften, einem Lamy-Kulli und -Füller der Luxusklasse liegen geblieben sind, ich eine Woche warte, dass es abgeholt wird und sich auch beim Rumfragen nach einer Woche sich auch keiner meldet, dann muss ich mich doch wundern.
Meine Mama hätte mir das schön selber bezahlen lassen, wenn ich so ein wertvolles Stück verschusselt hätte. Ich hätte sehr eifrig gesucht.
Aber den Kids ist nicht bewusst, was sie da "geschenkt bekommen". Ich habe mich über einen neuen Füller noch gefreut. Heutzutage ist der doch kein Geschenk sondern selbstverständlich.
Ich selbst verlange schon viel Material von den Kids, weil ich es für hilfreich und notwendig sehe:
In Deutsch:
Einen linierten Block, einen Ordner mit vier Abteilen, eine Folie und einen Folienstift.
In Kunst:
Flüssigen Klebstoff, Schere, Bleistift, Radiergummi, langes Lineal, Malkasten (!!! keinen Neuen! keinen Doppelstöckigen!!! Grundfarben müssen vorhanden sein!) und DIN A3-Block (in hohen Klassen einen für zwei Schüler.
Für den Notfall (und die gibts meistens) hab ich zwei "Leihmalkästen", die mir gehören und die ich gegen Kaution ausleihe.
Schulmaterial auszugeben ist nie gut. Die Schüler gehen damit völlig unachtsam um. Was ich Reparaturkosten für die Werkzeuge im Werkraum habe, das geht auf keine Kuhhaut...
Das Bewusstsein für den Wert der Dinge fehlt bei zu vielen - auch bei den finanziell nicht so gut Situierten.
Schade...
Sandra
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| Ich denke auch | | von: burzline
erstellt: 22.08.2005 15:55:32 |
dass nun mal in der 5. Klasse verschiedene Dinge angeschafft werden müssen, die dann aber für mehrere Jahre nutzbar sind.
Bei uns ist es aber sogar so, dass für den Kunstunterricht eine pauschale von ca. 10 euro jedes Jahr einzuzahlen ist, wovon der Lehrer dann das Material kauft. Ob das so berechtigt ist, weiß ich nicht so recht. Bisher hat scheinbar noch kein Elternteil protestiert. Aber ich sollte mal als Mathelehrer so eine Pauschale verlangen-das würde wahrscheinlich niemand nachvollziehen können (sicherlich hätte ich ideen wie ich das Geld im unterricht sinvoll verwenden könnte).
Ich stimme aber auch zu, dass manche Kinder (gerade bei der wiedermal entbrannten Diskussion um schwere Ranzen) viel zu viel Zeug bekommen und mit sich rumschleppen: 2 proppe volle Federmappen mit x Gelstiften, dicke Pappmappen für die Hefter,...
In Thüringen gibt es seit diesem Schuljahr nun auch eine Pauschale für das AUSLEIHEN von Büchern. Natürlich muss ich als Lehrer, dann auch wissen, wer denn nun das Geld bezahlt hat. Denn wenn nicht, darf der Schüler nicht mal in das ausgeliehene Buch des Nachbar gucken, oder so.
Ohje... bin gespannt auf den Schulbeginn.
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| als mutter - / - als lehrerin | | von: edlerverein
erstellt: 22.08.2005 17:10:38 geändert: 22.08.2005 17:12:43 |
Als mutter ärgere ich mich auch manchmal, ich kenne es auch, das allein für kunst für ein kind 13 euro fällig sind.
Als lehrerin sage ich in Elterngesprächen : ich höre selten eltern über die kosten von
- markenklamotten für tochter und sohn
- dauerwelle und strähnchen der töcher
- pc-hochrüstung des nachwuchses
- handy- und elektronik-kosten der kinder
- taschengeldansprüche bei schulfahrten und ausflügen
- kino-und kneipenkosten der heranwachsenden
- kostspielige hobbies
- fast food
schimpfen. Ich wundere mich oft nur, wieviel geld (auch entgegen meiner taschengeldempfehlung bei ausflügen) da ist und unter die leute gebracht wird.
Über kosten, die im bildungssektor anfallen, schimpft man viel eher, da schaut man viel eher hin, als wenn das kind mal rasch für das wochenende was braucht, "nur ins kino und dann noch ne pizza mit freunden" - was auch für den stellenwert von bildung in der öffentlichen meinung spricht. Wenn die schulsachen, die angeschafft werden, nicht in der ecke liegen, kann ich die kröte der kosten schon schlucken. Wenn nicht: wie viele klamotten werden angeschafft und dann nie getragen, weil die beste freundin sie nicht cool fand, wie viele haarfarben werden ausprobiert und gleich wieder übertönt, wie rasch ist pc-software nicht mehr interessant ...
(merkt ihr was? ich hab zwei teenager und nen grundschulpimpf ...)
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| Ketzer | | von: brigitte62
erstellt: 22.08.2005 20:06:24 |
Ich finde ja auch, dass wir Lehrer unsere Fächer manchmal/oft sehr überbewerten. Denn seien wir ehrlich - am Ende des Schuljahres (spätestens) landen die so superordentlich sortierten Arbeitsblätter im Papiermüll. Wer glaubt wirklich, dass die Schüler sich das noch einmal anschauen. Ich finde, wir sollten viel genauer überdenken, was wir alles kopieren, was davon wirklich wert ist aufbewahrt zu werden und wo man auch sagen kann geübt - erledigt - weg. Das schöne Ordnen und Sortieren könnte man dann vielleicht in Themenbüchern üben.
Meine Grundschüler (1. Klasse) brauchen derzeit - 2 Hefter, ein dickes unliniertes Buch und die Federtasche mit Normaler Ausstattung. Alles andere Tonpapier, Kleber, Wachsmalstifte, Knete, Tuschkästen etc., was die Sache so schön teuer wird, haben wir einige Male für die gesamte Klasse angeschafft. Das braucht eigentlich nicht jeder für sich alleine. Vielleicht ist auch Schonung von Ressourcen dabei einige Gedanken wert. |
| Meine Schüler | | von: cath1
erstellt: 22.08.2005 20:07:12 |
brauchen vom ersten Schultag an, keine Hefte (egal für welches Fach) kaufen. Ich habe sie ausreichend gesponsort bekommen, weil unsere Drogerie sie nicht mehr verkaufen durfte, da sie mit DM ausgepreist waren. auch Hausaufgabenhefte organisiere ich, zum Bsp. gibt CMA oder joe clever kostenlos diese aus.Nun sind sie 3.Klasse und genießen immer noch den Vorzug, ihre Hefte von mir zu bekommen, sobald eins davon voll ist. Lineale (30 cm) und Dreiecke habe ich in den letzten Jahren immer gesammelt, wenn sie liegengeblieben sind - und KEINEM!??- gehörten. Mittlerweile liegen sie im Klassenraum zur Ausleihe, für jedes Kind griffbereit. Dass diese Klasse nicht umsichtig damit umgeht, habe ich allerdings noch nicht festgestellt. Auch Faserstifte findet man nur in den Grundfarben in den Federmappen. ich kaufte eine 100er Packung für 3 - auch hier kann jeder zugreifen und steckt dann den Stift zurück. Solch eine Packung reicht für ein Schuljahr bei ca. 20 Kindern.
Ich denke, mit diesen Materialien zum Nulltarif kann ich den Geldbeutel der Eltern etwas entlasten, obwohl auch ich bei manchen Dingen (neue Software, Haar färben, Markensachen, ... wie schon oben aufgeführt) den Kopf schütteln kann.
Schaut doch mal, ob ihr als Lehrer nicht auch Sponsoren für die kleinen Dinge des Schulalltages findet.
VG und einen guten Start ins neue Schuljahr sowohl beruflich als auch privat wünscht euch Cath |
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