Kafkas berühmter «Brief an den Vater» aus dem Jahr 1919 gibt Aufschluss über die familiäre Situation. Der folgende Auszug stammt aus: "Er, Prosa von Franz Kafka". Frankfurt am Main 1968. Vielleicht hilft das weiter...
"Ich war ein ängstliches Kind; trotzdem war ich gewiß auch störrisch, wie Kinder sind; gewiß verwöhnte mich die Mutter auch, aber ich kann nicht glauben, daß ich besonders schwer lenkbar war, ich kann nicht glauben, daß ein freundliches Wort, ein stilles Bei-der-Hand-Nehmen, ein guter Blick mir nicht alles hätten abfordern können, was man wollte. Nun bist Du ja im Grunde ein gütiger und weicher Mensch [...], aber nicht jedes Kind hat die Ausdauer und Unerschrockenheit, so lange zu suchen, bis es zu der Güte kommt. Du kannst ein Kind nur so behandeln, wie Du eben selbst geschaffen bist, mit Kraft, Lärm und Jähzorn, und in diesem Falle schien Dir das auch noch überdies deshalb sehr gut geeignet, weil Du einen kräftigen mutigen Jungen in mir aufziehen wolltest." (a.a.O., S. 138 f.)
Dort findet sich auch:
"Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar." (a.a.O., S. 196)