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Forum: "Unterricht im Zwei-Stunden-Takt"
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| . | | von: ing_08
erstellt: 19.04.2008 02:36:12 geändert: 19.04.2008 02:46:11 |
Guten Abend.
In der Unterstufe waren zu meiner Zeit
Doppelstunden eher unüblich.
Meine Stundentafel sah 1989/90 so aus:
Deutsch: 11
Mathe: 5
Sport: 2
Zeichnen: 1
Musik: 1
Werken: 1
Schulgarten: 1
+ 3 Stunden Deutsch-Ergänzung.
Die 22 (bzw. 25) Wochenstunden wurden dabei
kunterbunt verteilt, keine längeren Blöcke.
Das war kein Problem, da ja eine Klassenlehrerin
den Großteil des Unterrichts erteilte.
(17 von 22 bzw. 20 von 25 Wochenstunden)
Kombinationen wie Deu-Ma-Deu-Ma waren normal.
Unser Klassenzimmer verließen wir nur zum
Fachunterricht in Musik und Zeichnen.
Werken fand in einem eigenen Gebäude gegenüber
des Hauptgebäudes statt; der Schulgarten lag (liegt)
unmittelbar daneben.
Für Sport hatte die POS eine eigene moderne
Turnhalle für die 250 Schüler (Klasse 1 - 10,
jeweils einzügig).
Mit dem Wechsel von der Unterstufe (Grundschule)
in die Mittelstufe (Realschule) nahmen dann
die Doppelstunden zu. Vor allem Deutsch, Mathe
und die Naturwissenschaften wurden in möglichst
konzentrierten Einheiten erteilt.
EXKURS
Meine Physiklehrerin war neben ihrem strengen
Frontalunterricht in Reinstform immer wieder für
reformpädagogische Abwechslung bekannt.
Doppelstunden paßten ihr deswegen gut in den Plan.
So war z.B. Gruppenarbeit desöfteren das Wort der Wahl.
Wir wurden in Zweiergruppen, allerhöchstens
Dreiergruppen, eingeteilt, und mußten für ein
bestimmtes Kapitel verschiedene Aspekte relativ
eigenverantwortlich erschließen.
Die Lehrerin selber blieb im Hintergrund,
stand auf Anfrage als fachliche Hilfe zur Seite,
kontrollierte, ob ordentlich gearbeitet wurde,
schrieb sich Notizen über die Gruppen, und griff
nur ein, wenn eine Truppe sichtlich nicht vorankam.
Die Lehrerin achtete darauf, daß jede Zweiergruppe
aus einem guten Schüler und einem mäßigen Schüler
bestand.
Es galt ein Referat herzuleiten, das von einem
Gruppenmitglied vor der Klasse vorzutragen war.
(auf Zensur)
Das jeweils andere Gruppenmitglied hatte dann
zuhause eine umfangreiche, den Stoff nochmals
vertiefende, schriftliche Abhandlung zu erstellen.
Das schloß oft die Beschäftigung mit ausgeteilten
weiterführenden Fragen ein.
Die Ausarbeitung war grundsätzlich spätestens
eine Woche später abzugeben.
(auf Zensur)
Die Lehrerin erteilte pro Gruppe mindestens
vier Zensuren; für beide Schüler eine Fachzensur,
die sich nach der Durchdringung des Stoffes
und dem intellektuellen Niveau der erschlossenen
Kenntnisse richtete.
(Die Zensur fiel für beide Mitschüler gleich aus,
da es sich ja um Kollektivverantwortung für die
Leistung handelte.)
Des weiteren erging für den Referenten eine Zensur
über den Vortrag, sowie eine Zensur für den Autor
der Abhandlung.
Ab und zu wurde darüber hinaus noch vorbildliches
gemeinschaftliches oder fachliches Handeln benotet,
also bspw. wenn der Gute seinem leistungsschwächeren
Compagnon einen Zusammengang hervorragend nahebrachte,
oder wenn einer bei der praktischen Ausführung
hervorstach.
Die Zensur fiel in den Bereich Mitarbeit.
Umgekehrt konnte natürlich auch negatives
Verhalten entsprechend geahndet werden.
Trotzdem uns die Lehrerin nahelegte, sich
eigenverantwortlich um eine Kopie jeder korrigierten
Abhandlung zu kümmern, teilte sie uns zusätzlich
immer Lernblätter aus, die Wesentliches zusammenfaßten.
So beugte sie der schwankenden Qualität beim
Schriftlichen vor und sicherte für Kurzkontrollen,
Leistungskontrollen und Klassenarbeiten einen
allgemeinen, gleichen Wissensstand für alle.
Die Lehrerin legte konsequent fest, wer in den
immer wieder neu eingeteilten Gruppen das Referat
zu halten hatte und wer die Abhandlung zu
schreiben hatte.
Somit wurde unterbunden, daß permanent die
Guten nach vorne gingen --
jeder mußte 'mal referieren,
jeder mußte 'mal schreiben.
EXKURSENDE
In Einzelstunden wären solche gemeinschaftsbezogenen
Aufgabenstellungen überhaupt nicht möglich gewesen.
Ab der 9. Klasse überwogen dann die Doppelstunden.
Im Hinblick auf die Prüfung nach der 10. konnten so immer
längere Klassenarbeiten zelebriert werden.
Nach meinem Realschulabschluß wechselte ich
an ein Gymnasium in die Oberstufe. Dort gab
es praktisch nur noch Doppelstunden
Obgleich der Stundenplan per Computer berechnet
werden mußte, gelang es der Schulleitung sogar
mitunter, so etwas wie "Schwerpunktunterrichtstage"
einzurichten.
In der 11. Klasse sah mein Mittwoch
bspw. so aus:
Ch
Ch
Bio
Bio
Ma
Ma
Ph
Ph
Ausschließlich Naturwissenschaften (mit Ausnahme
von Mathematik).
Und kaum Zimmerwechsel.
(Zudem in einer vernünftigen Schule die Fachräume
sowieso nebeneinanderliegen, so daß man kaum
zehn Meter weit watscheln muß von Chemie zu Physik.)
Den Lehrern bot sich ein noch größerer Vorteil.
Man war in der Lage, untereinander Doppelstunden
zu verschieben. Lange Klausuren (3 Zeitstunden),
Fachvorträge, Komplexaufgaben, Experimente -
alles keine Hürde.
Mein Mathematiklehrer war auch gleichzeitig
mein Physiklehrer, so daß er bei günstiger
Planung in Absprache und Zustimmung der anderen
Lehrer über 8 Stunden am Stück verfügen konnte!
Fächer mit ungerader Stundenzahl wurden als
Lehrveranstaltung vierzehntägig in Doppelstunde
gehalten.
Über alles also viele Vorteile.
Der Nachteil ist hauptsächlich für Nebenfächer
gegeben. Die fallen nämlich u.U. gleich mehrere
Wochen aus, wenn es gerade den 14tägigen
Rhythmus trifft.
War bei uns allerdings nicht häufig Fall.
Vetretung und Hausaufgaben gibt es ja auch noch
zum Gegensteuern.
Ciao |
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