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Forum: "Zweifel an der Nachhilfe"
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| Zweifel an der Nachhilfe | | von: brigwan
erstellt: 22.10.2014 06:01:14 |
Hallo zusammen,
Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig gelandet bin, aber vielleicht kann mir die Lehrercommuity ja weiterhelfen.
Mein Sohn hat im letzten Schuljahr sehr viel Ausfall in Mathe gehabt. Von den Mathestunden ist ein gefühltes drittel ausgefallen, ein weiteres drittel waren dann "Vertretungsstunden", wobei auf die Frage nach dem Inhalt immer so Sachen kamen wie "gar nichts" oder "mit unserem Musiklehrer Fußball gespielt", "einen Film geschaut" und dergleichen. Zaghafte Nachfragen bei der Schule wurden mit dem unverblümten Vorwurf der Helikopterelternschaft abgekanzelt ...
Na jedenfalls, das soll hier nicht Thema sein. Vielmehr geht es mir um unsere Eigeninitiative. Denn jetzt hat er einen neuen Lehrer, der anscheinend sehr fordernd ist.
Um den Stoff nachzuholen sprachen wir beim örtlichen Nachhilfeinstitut vor. Die Leiterin wirkte auch sehr überzeugt und überzeugend, schüttete uns mit Erfolgsgeschichten, TÜV-Zeritfikaten und Sparangeboten zu. Gesagt getan, Vertrag gemacht und der Dinge geharrt. Da mein Großer ein notorischer Schweiger ist und der letzte Test auch nicht so doll war, beschloss ich mal ein wenig zu spionieren. Da ich ihn immer persönlich abliefere, wartete ich das (um 12 Minuten verspätete) Eintreffen der Lehrkraft ab. Die Dame, nun ja, machte nicht gerade einen "akademischen" Eindruck, aber man soll ja nicht nach dem Äußeren urteilen. Ich fragte also höflich, ob ich denn einaml Mäuschen spielen dürfte, worauf ich etwas unwirsch an die Leiterin verwiesen wurde. Diese gab dann allerdings ihren Segen.
Die Gruppe bestand aus 5 Schülern, geschätzt Klassen 5, 7, 7, 8, 10. Das Ganze begann ohne ein Wort. 4 Schüler (einchließlich meiner) holten irgendwelche Hausaufgaben und Schulbücher hervor und begannen mehr oder weniger engagiert zu knobeln. Einer tat ersteinmal garnichts. "Hast du keine Hausaufgaben?" - "Nein". Also verschwand die Pädagogin für eine gefühlte viertel Stunde und tauchte mit ein paar kopierten Seiten wieder auf. Auf den Einwand des Schülers, dass er solche Aufgaben noch nie gesehen hatte, hieß es nur "Vesuchs mal trotzdem."
Und so zog sich der Unterricht träge hin. Ab und zu stellten die Schüler Fragen. Ich bin zwar absolut kein Matheass, aber die Äußerungen der Lehrkraft kamen mir alles andere als hilfreich, teilweise richtig merkwürdig vor: "Versuchs eben nochmal.", "Brüche kann man nicht dividieren.", "Du musst dich mehr konzentrieren.", "Sieben Dr e i tel" usw.
Ich wollte dort keine Diskussion anfangen aber ich hatte den Eindruck, dass die Zeit komplett verschenkt war.
Nun mal die Frage in die Runde: Ist das normal? Haben die Lehrer dort noch weniger Bock als an der Schule? Gibt es überhaupt irgendeine Abstimmung zwischen den Schulen und den Nachhilfeeinrichtungen? Und überhaupt, was bleibt mir jetzt noch übrig?
Danke erstmal.
Briggi
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| Das | | von: ivy81
erstellt: 22.10.2014 09:12:41 |
was du da beschreibst, ist keine Nachhilfe, sondern eine weniger gute Hausaufgabenbetreuung. Auch wenn dein Sohn ein "Schweiger" ist, mach ihm bitte klar, dass du wissen musst, wie das so läuft bzw. ob das immer so ist, damit du eingreifen kannst und er nicht da drin seine Zeit vergeudet.
Für bezahlte Nachhilfe in einem Institut sollte die Gruppe nicht aus Schülern mit komplett unterschiedlichem Lernstoff bestehen (Nachhilfe in der Gruppe macht sowieso schon weniger Sinn, als Einzelnachhilfe). Wenigstens grundlegend ähnlich sollte es sein, damit sich die SuS evtl. auch mal gegenseitig helfen können oder bei einer Erklärung für einen anderen selbst auch etwas mitnehmen.
Wenn es organisatorisch nicht anders geht, dann sollte die Lehrkraft sich intensiv um die Einzelnen kümmern und das nicht nur auf Nachfrage. Kopieren sollte unbedingt vor der Stunde passieren, zu Spät kommen geht gar nicht.
Rechtlich kenne ich mich nicht aus, aber schau deinen Vertrag noch einmal genau an und kündige evtl. fristlos mit der Begründung, dass das Institut seinen Teil des Vertrages nicht erfüllt. Versuche (evtl mit Hilfe eines Flugblattes) an höheren Schulen, höheren Klassen eurer Schule, Uni etc. eine geeignete Einzelnachhilfe für deinen Sohn zu organisieren. Da fahrt ihr mit Sicherheit besser. |
| Also, | | von: osna91
erstellt: 22.10.2014 11:09:47 |
was du beschreibst klingt nach einem Nachhilfeinstitut, bei dem dessen eine Freundin von mir während ihres (Lehramts)Studiums mal gearbeitet hat (auf der anderen Seite als Lehrkraft halt) und sie hat ihren Arbeitsvertrag nach nur acht Wochen gekündigt, weil sie meinte, dass seinen keine Arbeitsbedingungen (auch für die SuS nicht).
Ich an deiner Stelle würde den Vertrag auch möglichst zeitnah kündigen, vielleicht findet sich ja irgendwie was in den Statuten des Insitituts, was du verwenden kannst?
Ich gebe persönlich auch Nachhilfe, allerdings privat, und lege viel Wert darauf, dass ich den Eltern regelmäßig einen Überblick über das Gelernte gebe und bei gravierdenden Problemen auch versuche, mit der Fachlehrkraft in Kontatk zu treten.
Vielleicht findet sich auch in eurer Umgebung (Uni-Nähe?) ein Student, der deinem Sohn privat Nachhilfe geben kann? Oder du fragst bei der Schulleitung/Sekretatiat/Fachlehrer... nach, ob ein Schüler aus einem höheren Mathe-Kurs an NH Interesse hat. Meist du hast du bei den privaten NH-Lehrern einen besseren Überblick und eingige sind auch bereit, zu Hause (bei dir) zu unterrichten.
Mehr kann ich dir dabei leider auch gerade nicht helfen.
LG,
osna |
| nicht normal.. | | von: july4590
erstellt: 22.10.2014 14:37:16 |
Hallo erstmal :)
Also grundsätzlich denke ich, dass das so in einer Nachhilfe nicht normal ist. Auch kann man den Lehrern nicht vorwerfen, dass sie noch weniger Bock haben als die Lehrer in der Schule. Wahrscheinlich hast du einfach Pech bei der Auswahl des Nachhilfeinstituts oder sogar nur der dort zuständigen Lehrkraft gehabt. Ich gebe selbst seit Jahren Nachhilfe bei einem bekannten Institut und weiß daher, wie unterschiedlich die Betreuung je nach Lehrer sein kann.
Oft arbeiten dort nicht nur Lehramtsstudenten, sondern auch Studierende anderer Fächer. Meist ist das einzige was zu diesem Job qualifiziert das Abitur.
Mein Vorschlag daher: Sprich das Problem mit der dortigen Leitung an und versuch, den Vertrag schnellstmöglich zu kündigen. Vielleicht kannst du online oder in einer Zeitung eine Anzeige schalten und einen Nachhilfelehrer mit entsprechenden Qualifikationen suchen. Gibt es in deiner Nähe eine Uni, würde ich fragen ob ich dort im Fachbereich Mathe einen Aushang aufhängen dürfte. Hast du jemanden gefunden, achte darauf, dass du regelmäßig Rückmeldung vom Nachhilfelehrer bekommst und sprich auch mit deinem Sohn. Dem muss nämlich klar sein, dass ihm ein Nachhilfelehrer nur dann helfen kann, wenn er mitarbeitet und auch wirklich sagt, wo er Probleme hat. Wenn er den Lehrer mag, wird es da aber sicher keine Probleme geben. :)
Und was die Schule betrifft kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen: Frag den Mathelehrer, wo dein Sohn noch nacharbeiten kann/muss.
LG :) |
| genau so | | von: amann
erstellt: 22.10.2014 18:17:41 geändert: 22.10.2014 18:24:13 |
lief es auch bei mir vor 15 Jahren, als ich vor dem Referendariat bei einem Nachhilfe-Institut arbeitete, nur dass ich keine unwirschen Antworten gab und meine Blätter VOR der Unterrichtsstunde kopiert hatte. Ich lief von einem zum nächsten, versuchte in 30 Sek. herauszufinden, was das jeweilige Kind brauchte, und ihm irgendeine Hilfe zu geben. Die Betreuer werden hineingeworfen, haben keinerlei Informationen und müssen hoffen, dass die Kinder überhaupt arbeiten wollen. Meine wollten es zur Hälfte ungern.
Ich finde 1:1-Privatnachhilfe in den meisten Fällen besser. Ausnahme mag sein, wenn ein Institut sehr gut organisiert ist und fertiges Material hat wie z.B. die Studienkreis-Bücher (gibt es die noch?). Wer sofort einen bindenden Vertrag schreiben will, wäre für mich verdächtig ...
Abstimmung zwischen Schule und Nachhilfe? Nicht oft. Ich würde sagen: organisieren Sie es! Bitten sie den Lehrer, einige zentrale Punkte zum Üben zu nennen, geben Sie das Ihrem Kind mit. Wenn die Nachhilfe-Lehrer etwas taugen, freuen sie sich darüber. |
| Man | | von: klexel
erstellt: 22.10.2014 21:31:52 geändert: 22.10.2014 21:32:34 |
darf Nachhilfeinstitute sicher nicht über einen Kamm scheren - aber zumindest mit der 'Schülerhilfe' habe ich oft schlechte Erfahrungen gemacht.
Immer wieder habe ich beobachtet, dass den Schülern nicht gezielt geholfen wurde im Sinne von erklären und üben und wiederholen, sondern dort wurden die Lehrermaterialien der Englischbücher, die wir im Unterricht benutzen, einfach kopiert und die Vorschläge für Klassenarbeiten den Schülern vorher zum Üben ausgehändigt.
Sicher kann man als Lehrer in vielen fächern seine Arbeiten selber konzipieren, dann ist das Risiko nicht so groß. Aber in Fremdsprachen geht das nicht so einfach, weil sehr oft vom Verlag zur Verfügung gestellte Hörtexte benutzt werden müssen, um dazu Übungen zu machen - oder es gibt bestimmt Bildergeschichten o.ä.
Diese Texte können wir nicht selber erstellen und die Bildgeschichten nicht selber malen.
So ist es mir zwei mal passiert, dass ein Schüler offen während der Arbeit zugegeben hat, die Übungen schon gemacht zu haben.
Ist das Sinn der Nachhilfe?
Ich habe mich mal in einem der Institute daraufhin beschwert, aber die haben mich nur ausgelacht. Die sind dort wirklich immer nur den bequemsten Weg gegangen: kopieren und machen lassen, das wars.
Sehr seriös, das alles.
Kontakt mit den Lehrern haben die nie aufgenommen.
Ich habe meine 'Eltern' immer gewarnt, dort ihr Geld zum Fenster rauszuschmeißen.
Es gibt wirklich gute Nachhilfeinstitute - aber auch hier kann man keine Wunder erwarten, wenn man nur über den Preis geht. |
| Mein Kommentar: | | von: siebengscheit
erstellt: 23.10.2014 10:52:32 |
Als erstes: Die Schilderungen von brigwan gehen mir runter wie Öl . Aus meiner 'dunklen' Vergangenheit beim S...s, sowohl als Lehrkraft wie auch als Leitung, kann ich diese Schilderungen nur bestätigen.
- Ich freue mich sehr, dass ich mit meinem kleinen unabhängigen Institut, völlig 'gegen den Strom' arbeite. Generell unterrichten wir im Einzelunterricht über 60 Minuten und (@klexel) es liegt nicht nur am Preis - nicht alles was teuer ist, ist auch gut und was erschwinglich ist, muss nicht schlecht sein!
- Kontakt zu den Lehrern der öffentlichen Schule wird von meinen Lehrkräften und mir als Leitung immer gewünscht, allerdings haben wir oft den Eindruck, dass bei uns genau umgekehrt, das von mitzekatze beschriebene Verhalten zutrifft.
- Seriöse Nachhilfe (ob privat oder Institut) spricht sich durch Mundpropaganda - auch unter Schülerkreisen - herum. Wir machen ganz wenig Werbung und sind fast ausgebucht.
- Seriöse Nachhilfe gibt es nicht in Sonderangeboten oder zu Dumpingpreisen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen.
- Seriöse Nachhilfeinstitute gewähren einen schnellen *Ausstieg*, z. B. zum Monatsende.
Nachhilfe ist ein Thema, dass man wirklich kontrovers diskutieren kann. Für mich und meine Lehrkräfte ist immer wichtig, dass der Schüler und seine Probleme im Vordergrund stehen und nicht die betriebswirtschaftliche Seite deshalb werde ich auch nicht reich .
Ich kann brigwan nur raten, schnellstmöglich den Vertrag aufzulösen, was bei längerfristigen Verträgen schwierig sein wird, weil die Institutsleitung von der Zentrale in dieser Hinsicht *gefesselt* werden und man sicher auf Einhaltung des Vertrages pochen wird. Jedoch würde ich die Beschwerden an die Zentrale weiterleiten.
Desweiteren sollte man sich bei Freunden, Mitschülern oder anderen Eltern umhören. Vielleicht findet sich so ein/eine kompetente(r Nachhilfelehrer/in.
LG
7gescheit |
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