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Forum: "Was mir so auffiel..."
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| Was mir so auffiel... | | von: rhauda
erstellt: 11.06.2005 22:03:18 |
..als ich einmal eine Suche nach Fachkolleginnen- und kollegen gestartet habe ist, dass unheimlich viele das Fach Kunst haben. Sind das alles Menschen, die das als Fach studiert haben? Das würde mich schon wundern, da es an den Schulen, an denen ich war, so gut wie NIE Kunstfachkräfte gab.
Meine Frage nun an alle, die Kunst unterrichten: wie seid Ihr dazu gekommen?
Ohne jetzt die Qualifikation von irgendjemandem in Frage zu stellen: meine Erfahrung war, dass Kunst ganz häufig das "Füllmaterial" darstellt, sowohl für Klassenlehrer/innen, als auch für die Schulleitung, die noch Stunden unterzubringen hat.
Wie ist es bei euch an der Schule? Habt Ihr als fachfremde Lehrer/innen eigentlich HIlfe?
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| Ich habe auch Kunst studiert | | von: franzy
erstellt: 11.06.2005 23:39:11 |
und wenn ich höre, dass Kunst als Füllmaterial dient, sträuben sich mir die Haare. Ich weiß, dass es oft heißt:"MALEN KANN JEDER", aber ich denke, es gehört mehr dazu.Grundwissen benötigt man auch in diesem Fach. Nicht umsonst gibt es Kunstwerke, die weltbekannt sind. In Paris (z.B.)gibt es Ausstellungen, die das beweisen. Kandinsky, van Gogh, Picasso, Hundertwasser usw. muss man kennenlernen-im Kunstunterricht.Aber......franzy |
| Aus "Versehen" | | von: ishaa
erstellt: 12.06.2005 00:16:14 |
bin ich an dieses Fach gekommen. Am Beginn meiner Lehrertätigkeit war ich an einer Schule, an der es Listen gabe, in die man eintragen musste, wofür man eine Lehrbefähigung besaß und was man sonst noch so meinte zu können und bereit wäre in allen Klassen zu unterrichten und was man (möglichst mit Begründung) auf keinen Fall unterrichten könne. Tja, und ich habe es versäumt, Kunst in die letzte Spalte einzutragen. Schon war ich Kunstlehrerin...
Da ich ein fürchterlich gewissenhafter Mensch bin, habe ich mich auf die Richtlinien gestürzt, Bücherein geplündert, zu Hause gezeichnet, gemalt, gedruckt und Schweißausbrüche gekriegt, wenn die SchülerInnen wissen wollten, was wir denn "danach" machen. Wusste ich doch selber nicht. Hilfe habe ich eigentlich nicht gekriegt. Jetzt nach 10 Jahren fühle ich mich relativ zu Hause in diesem Fach und kann nur feststellen, dass ich wahnsinnig viel gelernt habe, das ich für mich persönlich bereichernd finde. Habe über einen längeren Zeitraum einen Malkurs bei einer Künstlerin besucht und Zeichnen und Malen für mich (wenn ich mir denn mal die Zeit dafür gönne)als der Seele guttuende Tätigkeit entdeckt. Kann mich an meiner jetztigen Schule gut mit einer Fachfrau austauschen und stelle zu meiner Genugtuung fest, dass in letzter Zeit auch ich schon mal Neues entdecke und ausprobiere, das sie dann gerne aufnimmt. Das Entdecken und Erfinden neuer Kunstthemen ist teilweise schon zur Besessenheit geworden.
Die Problematik, die du ansprichst, sehe ich allerdings auch. Viele Kollegen, die Kunst fachfremd unterrichten müssen, haben keine Lust, sich näher damit zu befassen und geben dann so Aufträge wie "Malt mal einen Blumenstrauß mit Wasserfarbe" in Klasse 9 oder 10, hängen anschließend die fertigen Produkte an die Wand und verteilen mal eben Noten nach dem Kriterium "schön" oder "nicht so schön". (Ehrlich gesagt, habe ich früher auch gedacht, dass Kunstnoten so oder so ähnlich zustande kommen.) Wenn ich solche Klassen in Kunst übernehme, ist es oft sehr schwer, zu vermitteln, dass man in Kunst etwas lernen kann (Wer wüsste das besser als ich ), dass Dinge aufeinander aufbauen und dass es ganz konkrete Aufgabenstellungen gibt, die auch bei der Bewertung eine Rolle spielen.
Nachteil an meinem Engagement ist, dass ich jetzt als fitte Kunstlehrerin gelte und dieses Fach dann in den höheren Klassen als einziges Fach in Randstunden unterrichten darf. Das ist an der Hauptschule manchmal etwas mühselig...
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| @ishaa | | von: rhauda
erstellt: 12.06.2005 09:25:02 geändert: 12.06.2005 09:26:16 |
Einige deiner Erfahrungen kann ich durchaus bestätigen.
Gerade was die Bewertung von Kunstarbeiten betrifft, gibt es immer wieder Probleme, wenn ich eine Klasse übernehme von Lehrkräften, die sich als Fachfremde nicht so intensiv mit der Sache auseinandergesetzt haben wie du.
Die Schüler kennen als Noten nur 1,2,3...sie sind nicht in der Lage, ihre Zeit zu managen, geben halbfertige Arbeiten ab und haben nie gelernt, kriterienorientiert zu arbeiten.
Solche Kollegen verderben die Preise und machen das Fach Kunst zu einer Beliebigkeitsveranstaltung.
Ergebnis: Am Anfang gibt es häufiger einmal Elternbeschwerden nach dem Motto "Kunst kann man doch nicht bewerten, das hat doch nur was mit Talent zu tun". Gerade in Schulformen, wo Abschlüsse verteilt werden, suchen sich die Eltern immer das Fach aus, wo sie denken, die meiste Verhandlungsmasse zu haben.
Es bedarf dann immer intensiver Information und sachlicher Auseinandersetzung, um den fachlichen Standpunkt klarzumachen.
Als große Hilfe habenn sich gute Kunstarbeiten bewährt, die mir über die Jahre von SuS überlassen wurden. Die kann man zeigen und den Eltern sagen: "SO kann man auch arbeiten. DAS war eine "zwei". Jezt vergleichen Sie einmal mit dem Bild Ihres Kindes: da wurde dies nicht beachtet, das schlampig ausgeführt, jenes nicht richtig fertiggestellt."
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| Ich finde es unmöglich | | von: schrattelchen
erstellt: 12.07.2005 11:17:31 |
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was manche Lehrer im Kunstunterricht machen. Ich kann mir durchaus vorstellen, wie schwer es ist, für einen Fachfremden sich in das Fach Kunst einzufühlen.
Aber ich habe an manchen Schulen schon gesehen, dass da in fast jeder Stunde Mandals gemalt werden, und die Farben im Farbkasten noch ganz unbenutzt sind. Da könnte ich platzen vor Wut!!!
Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Es gibt doch genügend Literatur und Materialien, um sich auch auf Kunst adäquat vorzubereiten.
Ich kann nicht verstehen, warum mit diesem Fach so lieblos umgegangen wird. Schließlich gibt es hier wohl die besten Möglichkeiten mit allen Sinnen die Welt zu "begreifen".
Ich hoffe, dass ihr alle, die einen solchen Kunstunterricht machen, mit allen Kräften, Vorschlägen und Ideen unterstützt, damit den Schülern nicht so viel an Kreativität und Phantasie verloren geht.
schrattelchen |
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