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Forum: "Integration?"
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| . | | von: pieniporo
erstellt: 16.11.2008 10:24:29 |
Wie wäre es mit Deutsch-Nachhilfe, die Schüler übernehmen sozusagen untereinander für schlechte Schüler die Patenschaft und lernen gemeinsam mit diesen die deutsche Sprache, bei den Themen muss es sich ja nicht um schuliche handeln. Lass sie selbstständig in Eigenregie ein zwei Themen festlegen, über die gesprochen werden soll, der andere macht sich Notizen, welche Fehler am häufigsten auftraten, der D könnte dann ja mindestens sagen, ne das heißt so und so, selbst wenn er in der grammatischen Erklärung nicht fit ist. Solche Aktionen verbinden und fördern den Klassen zusammenhalt, lass von den S Lernprotokolle/ Lerntagebücher anfertigen, diese kannst du ja einmal im Monat lesen. Am Ende des Schuljahres kannst du auch eine Note erteilen und es in den Deutschunterricht einfließen lassen. Auch wenn es dir im Moment zu viel Arbeit erscheint, es funktioniert. Ich habe auf diese Art des Tandemlernens ebenfalls meine FS-kenntnisse verbessern können. Viel Spaß |
| Wird es denn besser? | | von: clausine
erstellt: 16.11.2008 12:15:57 |
Auch ich arbeite an einer Schule mit einem hohen Anteil an SchülerInnen mit Migrationshintergrund, überwiegend türkische Wurzeln. Im letzten Jahr haben wir erstmalig Sprachstandserhebungen (Delphin4) durchgeführt, bei denen 60 % der Kinder aus unserem "Schulbezirk" durchgefallen sind. Diese Kinder haben eine sogenannte Sprachförderung bekommen, die aber keineswegs lehrplanmäßig definiert, geschweige denn kontrolliert wird! Jetzt haben wir diese Kinder in der Schulanfängeranmeldung wiedergesehen - viele immer noch mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen!!!!!!
Also, liebe bger, trotz aller tollen Maßnahmen unseres Schulministeriums werden die Probleme, die du schilderst, so bleiben. Es müssen Sprachförderkonzepte her, die greifen und - die Eltern müssen verdonnert werden, ihre Kinder zu diesen Fördermaßnahmen zu schicken (denn auch das wird nicht kontrolliert!).
Clausine |
| Es wird nicht besser! | | von: bger
erstellt: 16.11.2008 12:58:49 |
Ich sehe das wie du, Clausine. Wir haben ja mittlerweile festgestellt, dass wir aus derselben Stadt kommen. Pieniporos Vorschlag klingt schon ganz gut, lässt sich so aber bei uns nicht durchführen.
Wir haben übrigens gar nicht so eine hohe Quote von Kindern mit Migrationshintergrund, offiziell unter 10 %. Das Problem ist hausgemacht - unser Schulleiter setzt die Eingangsklassen nach den abgebenden Grundschulen zusammen. Und da gibt es eine (!), an der deutsche Kinder eine absolute Minderheit sind. Kein Wunder, in der Nähe befindet sich eine katholische Grundschule. Den Rest kannst du dir denken: von vier Parallelklassen haben dann eine oder zwei viele, die anderen fast keine türkischen Kinder. (Die anderen Nationalitäten spielen keine so große Rolle, da die Familien in der Regel integrationswilliger sind!)
Der Quote entsprechend, gibt es dann auch kaum Förderkurse speziell für Migrantenkinder. Ab und an, wenn gerade mal Gelder dafür vorhanden sindk´, über die RAA. |
| . | | von: palim
erstellt: 16.11.2008 13:18:25 |
Bei uns gibt es seit einigen Jahren Sprachförderung vor der Einschulung, die von Lehrkräften der GS durchgeführt werden und für die es tatsächlich auch wirklich zusätzliche Stunden gibt - zwar nicht für die Organisation, aber doch für den Unterricht.
Alle GS werden mehr als 1 Jahr vor der Einschulung in die Schule eingeladen und "getestet". Dafür gibt es ein vorgeschriebenes Verfahren, das man einsetzt (... oder an dem man sich orientiert).
SuS, egal welcher Herkunft, die dabei in ihrer Sprache auffällig sind, werden dann 1 Jahr lang im Kindergarten gefördert - wie gesagt durch eine Lehrkraft - für je 1 Std. pro Kind. Der Unterricht wird dann in kleineren oder größeren Gruppen organisiert.
Wie immer ist auch hier der Unterricht den Fähigkeiten der Lehrkraft und den Umständen entsprechend.
- Fortbildungen gab es so gut wie keine
- Material muss die Schule kaufen oder organisieren
- für unser Bundesland gibt es Empfehlungen, die allerdings alle Schuljahre betreffen, ein Konzept für den Unterricht oder sinnvolle Inhalte überlegt jede Schule oder die einzelnen Lehrkräfte selbst, sie müssen sich aber auch an den Fähigkeiten der Kinder orientieren
- Räume müssen gesucht werden, bei uns gibt es eigentlich weder in der Schule noch im KiGa einen möglichen RAum, also wird die Abstellkammer genutzt, rundum tobt das Freie Spiel im Kindergarten oder vor dem Fenster stehen die Eltern der anderen Kinder, die schon abgeholt werden
- die Eltern sind verpflichtet, die Kinder zu bringen, da es sich um eine schulische Maßnahme handelt, es steht und fällt aber dennoch mit den Eltern und den Lehrern, die laufend eingreifen, wenn SuS unentschuldigt fehlen
- manche Schulen scheitern offensichtlich schon an der Überprüfung und daran, die Stunden schlichtweg einzufordern ... wobei sie dann doch auch die nicht-geförderten Kinder später beschulen müssen
Ich habe diese Sprachförderung einige Jahre durchgeführt. Perfekte Deutschsprecher werden diese Kinder nicht in einem Jahr, manchmal sind sie nicht mal im Kindergarten, sondern werden nur für diese 1 Stunde (am Tag) gebracht.
Erschreckend finde ich zudem, dass es zur HÄlfte auch deutsche Kinder sind, die dort gefördert werden.
Außerdem bekomme ich die Wut, wenn Kinder aus manchen Kindergartengruppen mit erheblichen Sprachfehlern kommen, die (nicht alle!) Erzieherinnen sich aber davor scheuen, die Familie mal zum Logopäden zu schicken oder wenn Ärzte die Überprüfung oder Therapie ablehen, weil es nicht in ihr Budget passt und sie der Meinung sind, das Kind sei ohnehin zu dumm, das bedürfe keiner Förderung.
Und trotzdem:
Man kann den Kindern wohl kaum einen Vorwurf machen.
Es ist ein Unding, wenn diese Kinder möglichst zügig aus dem Regelschulsystem entfernt werden ... denn häufig mangelt es ihnen an der Sprache aber nicht an anderen Fähigkeiten.
Es ist mir unverständlich, warum die Förderung für diese (und auch für viele andere SuS) so wenig unterstützt wird mit Unterrichtsstunden und Maßnahmen, denn sie würden ja schließlich allen zu Gute kommen.
Innerhalb einer Klasse diese sprachlichen Entwicklungen zu stützen finde ich auch schwierig, trotz aller Differenzierungsmaßnahmen, die mir einfallen und die ich umsetzen kann.
Auch meine Ideen scheitern mal an den Umständen, daran, dass ich nicht genug Augen und Hände habe und vor allem daran, dass mir häufig die Zeit fehlt.
Für die Zusammensetzung von Klassen finde ich übrigens den besten Vorschlag bisher: Die beteiligten Lehrer, die diese Klassen übernehmen sollen, setzen sich gemeinsam an einen Tisch und teilen die Klassen möglichst gerecht ein - unter Berücksichtigung verschiedenster Aspekte, und losen erst DANACH, wer welche Klasse unterrichten wird.
Palim |
| @bger | | von: frauschnabel
erstellt: 16.11.2008 14:02:08 |
ich hab von 26 SuS nur 6 Deutsche bei mir sitzen und "quäle" mich im Schriftlichen wie im Mündlichen auch immer wieder mit solchen kryptischen Sätzen.
Das Problem ist oft, dass die Eltern dem Deutschen nicht mächtig sind und zu Hause kein Deutsch gesprochen wird, oder sie beherrschen eben so viel wie man braucht um hier gut "durchzukommen"!
Im mündlichen Bereich habe ich mir angewöhnt, die SuS sofort zu verbessern, in dem ich den Satz einfach richtig wiederhole und i.d.R wiederholen die SuS schon von sich aus noch einmal die korrigierte Version. Manchmal merke ich jedoch auch, dass die SuS es sich eigentlich nur einfach machen, denn sie beherrschen die korrekte Form, wenn sie einfach mal kurz nachdenken würden, in diesem Falle, schriftlich als auch mündlich, fordere ich auf, den Satz noch einmal richtig zu formulieren, das dauert alles ein wenig, aber der Erfolg stellt sich recht bald ein.
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| Förderung und Elternhaus | | von: bger
erstellt: 16.11.2008 15:02:32 |
Ich denke, es kristallisieren sich bei allen Beiträgen in etwa die gleichen zwei Kernprobleme heraus: 1. es gibt in allen Bundesländern irgendwelche Förderprogramme und/oder Sprachtests, aber es fehlt an Mitteln, Räumen, Konzepten, was auch immer. Vermutlich soll es überall möglichst perfekt zum Nulltarif gehen.
2. Die Elternhäuser! Wenn die türkischen Kinder in ihrer Umgebung kaum Deutsch hören, nicht in den Kindergarten gehen, die Eltern sich nicht in der Pflicht sehen, kann die Schule nicht für alle Versäumnisse aufkommen!
Das mag jetzt türkenfeindlich klingen, ist aber nicht so, sondern eher provokativ gemeint: Gerade bei ihnen erlebe ich eine Art Mitnahmementalität. Die Kinder werden in der Schule abgegeben und die Schule hat dann dafür zu sorgen, dass die Deutsch lernen, erzogen werden, einen Schulabschluss machen, einen Job bekommen usw. Das geht manchmal so weit, dass Eltern nicht einsehen, warum sie ihr (leicht im Sportunterricht) verletztes Kind selbst zum Arzt bringen sollen - dafür ist doch schließlich die Schule verantwortlich!
Natürlich müssen wir den Kindern die Möglichkeit geben, ihr Deutsch zu verbessern, aber Leute, die hier leben, müssen auch einsehen, dass sie ihrem Kind von sich aus mehr Integrationsmöglichkeiten geben müssen!
Ich hoffe, nicht einen Sturm der Entrüstung heraufbeschworen zu haben! |
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