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Forum: "Schlechtes Gewissen wegen Frontalunterricht????"
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| Schlechtes Gewissen wegen Frontalunterricht???? | | von: pasqualina
erstellt: 06.02.2014 15:28:07 |
Liebes Deutsch- Forum,
ich habe mich schon einmal an euch gewandt um einen Tipp für eine klassische Lektüre in der 10. Klasse zu bekommen.
Ich habe viele sehr gute Vorschläge bekommen und mich letztendlich für die Räuber von Schiller entschieden.
DANKE dafür!
Eigentlich ist es in dieser Klasse so, dass ich nur Frontalunterricht machen kann (in diesem Fall: Szene lesen, Fragen beantworten,Antworten besprechen, nächste Szene usw. , ansonsten "kommt nicht viel dabei ´rum"). Bisher durfte die Klasse die Fragen/ Aufgaben in Gruppen bearbeiten, mit dem Ergebnis, dass in einigen Gruppen nur Unsinn gemacht wurde. Antworten zu einer komplexen Frage waren manchmal nur sehr oberflächlich bearbeitet. Mein EInwand, dass einige Teilaspekte der Aufgabenstellung nicht berücksichtigt wurde, beindruckt keinen! Bei der heutigen Hausaufgabenabfrage (Szene lesen, Inhalt kurz zusammenfassen) konnte mir niemand Fragen zu der Szene beantworten.
Mein Problem: Bei unserem 67 Minuten Takt kann ich doch nicht nur nach dem Motto Lesen in Stillarbeit- Frage in Stillarbeit beantworten- Besprechen- Lesen- arbeiten?
Auch Partnerarbeit ist schwierig, jede Form von Interaktivität wird zum Quatschen benutzt.
Bisher hat sich mir dieses Problem auch nicht gestellt, da ich in den meisten Klassen kreativer arbeiten konnte.
Vielleicht hat jemand eine Idee....
Danke,
Pasqualina |
| Ein paar Tipps | | von: comk
erstellt: 06.02.2014 19:55:58 |
Hallo,
ich bin zwar keine Deutschlehrerin (Englisch), aber trotzdem gebe ich mal meinen Senf dazu.
Wenn Du sagst, GA klappt nicht, dann hilft nur üben. Dazu würde ich auf jeden Fall erst einmal zurück auf Partnerarbeit gehen.
Mache die Aufgaben dabei recht kleinschrittig - das stellt sicher, dass nicht zu viel Zeit zum quatschen bleibt.
Bestehe darauf, dass Ergebnisse schriftlich festgehalten werden.
Von diesen sammelst du dann immer einige (nach Zufallsprinzip, z. B. losen) ein und benotest sie!
das könntest du über die Einheit der Lektüre machen, sodass am Ende jeder Schüler eine zusätzliche Note bekommt.
das macht zwar viel Arbeit, aber viellicht zieht es, wenn die SuS merken, dass Du konsequent am Ball bleibst?
Am Rande: Solche Schüler würde ich zum Arbeiten NICHT auf den Gang lassen - wer nicht vernünftig arbeitet, muss unter Aufsicht in der Klasse bleiben.
Grundsätzlich zur Lektürearbeit:
Vielleicht gibt es auch schönere Möglichkeiten, als immer nur einzelne Fragen zu Szenen zu stellen?
Ich meine es nicht böse, aber das klingt offen gestanden etwas öde.
Überrasche die Schüler doch mal mit kreativen Aufgaben: Sie sollen einen Zeitungsartikel über die Ereignisse im Drama schreiben, einzelne Szenen kurz vorspielen, ein Standbild bauen, dass Beziehungen zwsichen Charakteren zeigt, Bilder zu Szenen zuordnen (da findet man doch bestimmt etwas zu den Räubern?),....
Das würde mir spontan einfallen.
Versuch es mit einer Mischung aus Abwechslung aber auch eine gesunde Portion von Druck, vielleicht hilft das.
Viel Erfolg! |
| amann hat recht, finde ich | | von: lupenrein
erstellt: 06.02.2014 22:27:09 geändert: 06.02.2014 22:29:13 |
Wenn ich mir so meine SuS in der Gesamtschule (Ruhrgebiet, hoher Migrantenateil, hoher Anteil aus sogenannten "prekären Verhältnissen"), so ansehe, hilft ein ordentlich gemachter Frontalunterricht zum Einstieg und zur Zusammenfassung mit hohem Anteil an Schüler-Arbeitsphasen (Mathematik) schon weiter.
Meine Erfahrung mit dieser Klientel:
Manche SuS wollen/können nur alleine, manchen liegt die Partnerarbeit, manchen eher die Gruppe - auch im 10. Jahrgang-.
Ich empfehle, Gudjons dazu zu lesen. Dann hält sich das mit dem schlechten Gewissen wegen des Frontalunterrichts in Grenzen. (die Referendare hier müssen leider manchmal die Faust in der Tasche ballen und das tun, was der Fachleiter erwartet. Das Ref. ist aber irgendwann vorbei, und dann wollt ihr psychisch gesund euer Lehrerleben überstehen)
Entscheidend ist n. E. auch hier das wichtigste Gebot von Meyer:
Den Anteil an Schüler-Aktivität so hoch wie möglich zu schrauben - aber nicht im Flur mit Beinchen setzen -
Arbeit außerhalb des Klassenraums lasse ich in Übungsstunden zu, wenn sich Gruppen auf unterschiedliche Dinge vorbereiten.
Aber ohne Kontrolle läuft da auch nichts... so iss Läbbe... |
| Ausschluss von der Gruppenarbeit | | von: fruusch
erstellt: 09.02.2014 12:22:55 |
halte ich für eine schlechte Idee. Was willst du damit erreichen?
- Es hindert sie nicht daran, weiterhin deinen Unterricht zu stören.
- Der fehlende Austausch mit der Gruppe wird auch ihren Lernerfolg verringern.
- Die Motivation, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen, wird gegen Null sinken und dort auch bleiben.
Damit erreichst du für einen Teil der Klasse weder deine didaktischen noch deine methodischen Lernziele. Außerdem setzt du damit die Sozialform Gruppenarbeit als "Belohnung" ein und den Auschluss davon als "Strafe", was dem Prinzip dieser Unterrichtsform IMHO komplett widerspricht.
Deine Schüler müssen - auch wenn sie schon in Klasse 10 sind - offensichtlich den Umgang mit der Sozialform Gruppenarbeit erst lernen. Das braucht viel Geduld, aber auch ein gewisses Maß an Strenge und Konsequenz von deiner Seite. Zwing sie sanft dazu, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, zB indem du ihnen mitteilst, dass das Ergebnis ihrer Arbeit benotet wird. Gib ihnen methodische Hilfestellungen - wie verhalte ich mich in einer Gruppenarbeitsphase, damit das Ganze _für mich persönlich_ zum Erfolg wird? Eine gute Lektüre zu diesem Thema ist zB das Buch von Wolfgang Mattes "Methoden für den Unterricht". Da ist das Ganze sowohl aus der Sicht des Lehrers, aber auch aus der Sicht von Schülern beschrieben.
Die Diskussion "Die beiden..." würde ich gar nicht erst führen. Es ist deine Aufgabe, zu beobachten, wer was macht und wer nicht, und damit auch deine Aufgabe, dies zu bewerten. Natürlich kannst du mit deiner Beobachtung und Bewertung falsch liegen (zB wenn die Hauptarbeit eines Schülers darin bestand, zu Hause die abschließende Präsentation der Gruppe vorzubereiten), dann haben die Schüler natürlich ein Recht zu protestieren und dir zu beweisen, dass sie tatsächlich etwas getan haben. Aber auf solche Denunziationen, wie du sie angesprochen hast, würde ich mich nicht einlassen, dadurch lässt du dich nur manipulieren. Und wenn Schüler erst einmal herausgefunden haben, dass sie deine Notengebung manipulieren können, dann kannst du in dieser Klasse das Thema "faire und transparente Benotung" abhaken.
HTH,
hbeilmann |
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