ich bin jetzt in meinem vierten Jahr als Schöffin beim Landgericht Hamburg. Meist ist es so, dass es weit weniger Bewerber als freie "Stellen" gibt, vor allem bei den Jugendschöffen, weil die eine pädagogische Ausbildung brauchen, da sie ja eventuell auch Kinder und Jugendliche befragen müssen. Wer sich also bewirbt, hat gute Chancen das Amt auch tatsächlich zu bekommen.
Als Schöffe ist man dem Richter oder den Richtern gleichgestellt, allerdings ist es mir nie passiert, das wir uns über Schuld oder Nichtschuld nicht einig gewesen wären. Das Strafmaß ist festgelegt, man muss also keine Gesetze wälzen, das macht der Richter, Anwalt oder Staatsanwalt, es geht mehr um den gesunden Menschenverstand.
Allerdings muss ich schon zugeben, dass es, Trotz aller Spannung, echt kein leichtes Brot ist. Teilweise werde da schon Sachen verhandelt, die mich nachts nur schwer haben schlafen lassen, vor allem als ich bei einer Jugendschutzkammer war. Und sicher habe ich auch das ein oder andere Mal gedacht, dass ich froh bin, wenn der Angeklagte mich nicht im dunkeln erwischt.
Ausserdem, auch das mit dem "vom Dienst freigestellt" ist so eine Sache, wenn sich eine Verhandlung dann mal über 10 oder 15 Tage hinwegzieht, dann ist das durchaus mal schwierig, weil es dann ja doch irgendwie doppelte Arbeit ist, Vertretungsstunden vorbereiten, damit in der Klasse wenigstens ein bisschen was läuft und dann am Gericht rumsitzen. Das war manches Mal durchaus schwierig, vor allem auch für Kollegen, die dann halt doch schon wieder einspringen müssen, und auch für die Klasse, die zwar keinen ordentlichen Unterricht hat, aber am Ende eben doch die Klassenarbeit schreiben muss.
Ich fand es für mich eine sehr spannende Arbeit aber ich habe mich für die kommende Periode nicht freiwillig wieder gemeldet (was nichts heißt, das letzte Mal wurde ich auch von diesem Ehrenamt überrascht und ablehnen darf man nicht).
Wer es machen will, spannend ist es meist auf jeden Fall (wenn man nicht gerade in der Wirtschaftskammer landet und dann *gähn* stundenlang Steuerakten vorgelesen bekommt).
Dieses Jahr bin ich übrigens beim Staatsschutz, aber die erste Verhandlung lässt noch auf sich warten . Allerdings bin ich mir sicher, dass noch irgendwann ein Farbbeutel in Hamburg fliegt, den ich dann verurteilen darf!
Und meine Schüler fragen mich jedes Mal hartnäckig, wann ich denn jetzt endlich im Fernsehen komme