Angeregt von janne in einem anderen Forum: Hier ist Platz für Geschichten von Ost und West.

Ich fange gleich einmal an:

Wenige Tage nach dem Mauerfall in einem Lebensmittel-Supermarkt in West-Berlin konnte ich folgendes Gespräch hinter mir an der Kasse belauschen.

A: Siehst du die Dinger?

B: Ja, kenne ich aber nicht!

A: Sind das Kartolfeln? Solche habe ich noch nie gesehen!

B: Kartoffeln für 0,39 DM das Stück - die spinnen doch....

Man vermutete noch minutenlang weiter über die Art, den Namen und

die Herkunft des Dingsda.

Irgendwann drehte ich mich um und klärte die beiden auf - es waren Kiwis,

die an der Kasse zum Sonderpreis angeboten wurden. 

Ich werde dieses Gespräch nicht vergessen, zeigte es doch deutlich, wie wir

West-Berliner schon damals verwöhnt waren. 

für mich fällt das unter die Kategorie nette Erinnerungen 

Dann zieht meine Geschichte gleich mal um aus dem anderen Forum hierher:

Ich berichte als Westkind, das viel  Ost-Verwandtschaft hatte, darunter einen Onkel bei der Post, der mir als Briefmarkensammler immer tolle Sondermarken schickte, mit Stanniolpapier im Umschlag wegen der Durchleuchtung und mit gefälschtem Absender, das fand ich immer sehr aufregend.

Ich habe noch zu tiefsten Ostzeiten Schachbücher und -uhren verkauft, die ich in Ungarn beim, Schachturnier kennengelernt habe und das Geld wurde mir in einer Tafel Schokolade verpackt geschickt. Von dem Geld habe ich mir goldene Eheringe gekauft. Die habe ich immer noch, nur geheiratet habe ich nie.

Übrigens habe ich denen aus Ungarn eine Karte mitgegeben, die sie aus dem Westen an eine Tratschtante beim Studium schicken sollte. Gesagt hat sie leider nie etwas.

an meine schwer asthmakranke Tante, die als Rentnerin zu DDR-Zeiten endlich in den Westen und uns besuchen kommen konnte, die immer übel stinkende "Zigaretten" rauchen musste, was dort damals das wirksamste Medikament sein sollte. Unser Hausarzt verschrieb ihr westliche Tabletten, die sie dann stets erfolgreich in ihrem üppigen BH versteckte. Außerdem erinnere ich mich daran, dass sie immer ganz viele Becher Sahne in einem Einkaufsnetz mitnahm. Das war wohl erlaubt.

Eine der Lieblingsgeschichten meiner Tante war: Sie war in den 70ern zu Besuch bei der Ostverwandtschaft, die "natürlich" linientreu und unbescholten dort lebten (alle guckten heimlich Westfernsehen, so die Antenne es zuließ, aber keiner durfte es zugeben). Bei einem Spaziergang mit Cousinen, Nichten und Neffen und Hund tobte der kleine Neffe mit dem Hund voraus und rief plötzlich laut und begeistert: "Ein Prachtkerl dank Chappi! Ein Prachtkerl dank Chappi!" Allen blieb das Herz stehen vor Schreck und man beeilte sich, das Kind zum Schweigen zu bringen 

Ein Jahr vor dem Mauerfall wurde unser Altbau-Mietshaus in Berlin (West) saniert, um mehr Miete abgreifen zu können. Wir hatten eine wunderbare Mietergemeinschaft, die sich über die "stummen" Handwerker nur wundern konnte. Wir entdeckten dann, dass diese morgens in einem verschlossenen Bus zur Arbeit gebracht wurden und abends in dem selben wieder "abtransportiert" wurden.

Erst ganz langsam fassten sie Vertrauen zu uns und erzählten, dass sie aus der damaligen DDR kamen und eigentlich keinen Kontakt zu uns haben dürften. Im Laufe der Zeit wurden die Gespräche intensiver und wir verwöhnten "unsere" Bauarbeiter mit Kaffee, Schokolade etc. 
Irgendwann kam die Frage, ob wir Plastiktüten übrig hätten. (Damals gab es ja noch in fast allen Geschäften diese Dinger,) Beliebt waren die vom KaDeWe und anderen bekannten Geschäften. Diese wurden dann sorgfältig unter die Arbeitsklamotten gepackt und erfreuten die Familien der Bauarbeiter, die dann damit einkaufen gehen konnten.

Neben vielen Kleinigkeiten des täglichen Lebens war der größte Gegenstand, den sie nach Ost-Berlin schmuggelten - ein Kühlschrank!

Eines Tages kam morgens kein Bus mehr ....