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Forum: "Diktate"
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| Newsletter des Stolz-Verlags pro Diktat | | von: 95i
erstellt: 21.09.2006 14:15:29 |
Diktate sind vor Jahren als unmodern in den Mottenschrank der Pädagogik abgelegt worden. Als Ersatzmäntelchen gegen orthographische Erkältung dienen seither Rechtschreibspiele aller Art. Dagegen mag man nicht viel sagen: Ist es ja ganz unterhaltsam, Kreuzworträtsel zum s-Laut ausfüllen zu lassen oder Buchstabenverdreher zu suchen. Es mag sicherlich auch der Konzentration dienen, und dem logischen Denken. Aber: lernen unsere Kinder dabei das richtige Schreiben im Zusammenhang? Wir erwarten ja auch nicht, dass einer das Autofahren kann, weil er jahrelang die Hupe drücken durfte, den Scheibenwischer betätigte und den Blinker setzte. Was man können will, muss man tun.
Schreiben lernt man nur durch Schreiben. Und richtiges Schreiben lernt man durch Lesen richtiger Texte und Schreiben richtiger Texte. Bei allem fröhlichen und schönen Spielen dürfen wir das nicht vergessen.
Zu Hause haben Eltern immer schon mit den Kindern Diktate geübt. Dabei gab es zuweilen auch heftige Niederschläge. Und neben dem zerknitterten Schreibpapier türmten sich feuchte Schneebälle. Der Teufel soll doch diese dumme Rechtschreibung holen! Wir würden sie gern abschaffen, aber: wollen wir in Zukunft auch bei der Zeitungslektüre rätseln: „Was heißt das?"
Nein, so weit lassen wir es nicht kommen. Wir holen den alten „Diktatmantel" aus dem Schrank. Die Mottenlöcher übersehen wir großzügig. Wir ziehen ihn an und gehen jeden Tag ein paar Meter damit auf und ab. Wir üben das richtige Schreiben ohne Druck und Stress - fünf Minuten täglich. Das geht in trockenem Klima, und es winken Erfolge, ohne die es nun einmal für uns Menschen keinen Sinn hat, sich anzustrengen.
Diktate bewirken gemeinhin mehr Positives, als man denkt.
- logisches Denken
- Durchhaltevermögen
- Konzentrationsfähigkeit
- Zuhörbereitschaft
- Genauigkeit und Sorgfalt
Also „diktateln" wir! Wir tun es ohne schlechtes Gewissen und mit fröhlicher Zuversicht. Diese überträgt sich auf unsere Kinder, und wir werden feststellen, dass diese sogar Freude daran haben, Texte möglichst fehlerfrei zu Papier zu bringen - damit - tja, damit man es eben LESEN KANN!
Karin Pfeiffer
Ich find die Argumentation gut. |
| @95i | | von: brigitte62
erstellt: 22.09.2006 16:35:29 |
Irre ich mich oder fehlt in der Liste der Fähigkeiten, die durch Diktatschreiben gefördert werden, die Rechtschreibfähigkeit?
Konzentrationsvermögen, Ausdauer etc. kann ich auch in anderen Übungen fördern.
Für mich ist es immer wieder ein Phänomen, dass Schüler, die Wörter, die sie ausdauernd für ein Diktat geübt haben, in ihren freien Texten anschließend wieder falsch scheiben ????
Ich verwende die Zeit, die ich für das Vorbereiten und Auswerten von Diktaten verwende, für Rechtschreibübungen.
Dabei fällt mir allerdings gerade auf: Ich möchte einen Unterschied machen zwischen Diktaten als eine von vielen Übungsformen und dem Diktat als Klassenarbeit. Gegen letzteres bin ich, ersteres hat durchaus seine Berechtigung, allerdings in geringerem Umfang als häufig praktiziert.
Ganz großartig finde ich, dass wir in Berlin in der Schulanfangsphase gar keine Klassenarbeiten mehr schreiben müssen. Das trägt der Tatsache Rechnung, dass die Kinder vor allem am Anfang einfach ganz viel Zeit zum Lernen brauchen. |
| @ stumpel | | von: oblong
erstellt: 22.09.2006 18:55:43 |
Wer selbst schlechte Erfahrungen mit dem Diktat gemacht hat, ist natürlich zu Recht kritisch. Darin verstehe ich dich, stumpel.
Ich mag keine großen didaktischen Exkurse bei 4t; nur so viel möchte ich dir entgegnen:
Aus einer Laune meines Chefs heraus hatte ich eine Klasse von der 5. bis zur 8.Klasse einschließlich - das ist sicherlich kein Idealfall.
Ich habe in dieser (durchaus leistungsstarken)Klasse es geschafft, dass ein Schüler, der in der 5.Klasse 18-28 Fehler im Diktat hatte, auf 5-8 Fehler herunterkam: systematisches Lernen von Regeln, Bezüge zwischen Diktaten und Grammatikunterricht, Verbesserung durch Wiederholung der Regeln, Rückmeldungen und Tipps unter dem Diktat, usw.: Diktate können die Rechtschreibung deutlich verbessern. (Sie müssen es aber nicht, und das hängt auch von vielen Faktoren ab, die teilweise beschämend für Lehrer und Schule sind).
Meine Erfahrung: Wenn Schüler spüren, dass der Lehrer ihnen helfen will und mit ihnen den Weg geht, dann ist die Frage nach dem Diktat zweitrangig. Punkt.
Liebe Grüße,
oblong |
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