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Forum: "Rechtschreibstrategien bringen nichts?"
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| Rechtschreibstrategien bringen nichts? | | von: wahlschwedin
erstellt: 06.12.2012 11:17:39 |
Hallo, beim Elternsprechtag meiner Tochter kan wieder zur Sprache, dass sie Probleme mit der Rechtschreibung hat. Die Lehrerin wollte ihr dafür Extraübungen geben. "Rechtschreibstrategien", sagte ich bestätigend, aber daraufhin meinte sie: "Das hat man früher gemacht, aber da hat man gemerkt, dass die nicht so viel bringen."
Hallo? Ich habe mich geschämt, weiterzufragen, weil ich selbst unterrichte und meinen Schülern Rechtschreibstrategien "eintrichtere". Ich habe allerdings erst vor ein paar Monaten als Quereinsteigerin ganz ohne Ausbildung angefangen, bin also pädagogisch auf dem Stand von meiner Schulzeit vor 20-30 Jahren.
Mir persönlich helfen die Strategien aber auch, wenn ich mal bei einem Wort unsicher bin, wie es geschrieben wird, und hier bei 4teachers gibt es dazu ja auch viele ABs und Übungen.
Kann mir jemand erklären, was die Lehrerin meinte? Wir wohnen in Schweden, vielleicht sieht man das in Deutschland ja ganz anders?
Lieben Gruß, Martina |
| Erstmal | | von: janne60
erstellt: 06.12.2012 17:29:33 geändert: 06.12.2012 17:31:47 |
herzlich willkommen hier
und zu deiner Frage:
Ich muss mich schon sehr wundern über diese Aussage der Lehrerin. Ich übe mit meinen Kindern seit jeher RS-Strategien ein, denn die Nummer mit den Lernwörtern hat mir noch nie so recht eingeleuchtet. Lernwörter implementieren irgendwie, dass man die anderen Wörter nicht lernen muss, was ja Quatsch ist. Mittlerweile hat das Einüben von Strategien ja Einzug in unsere Kernlehrpläne gehalten und stellen hier einen Kompetenzbereich dar.
Ich unterscheide im Unterricht zwischen Mitsprechwörtern, Nachdenkwörtern und Merkwörtern. Meinetwegen kann man die Merkwörter auch Lernwörter nennen, denn die muss man in der Tat auswendig wissen. Der überwiegende Teil der Wörter sind aber übers Nachdenken zu erschließen, und wenn ich meine Strategien kenne (z.B. Verlängern, Verwandte suchen, Silben klatschen usw.), bin ich klar im Vorteil bei, wie du schon sagtest, Wörtern, die ich nicht kenne oder die mich verunsichern.
Also, wie MAN das in Deutschland sieht, weiß ich nicht, aber ICH sehe es genau wie du.
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| Neue Erkenntnisse | | von: supermom4
erstellt: 06.12.2012 17:49:12 |
Ich hab' da auch noch nie was von gehört, allerdings muss ich sagen, dass meine persönliche Meinung ein wenig mit der Meinung deiner Lehrerin übereinstimmt.
Rechtschreibstrategien muss man kennen, keine Frage, gerade wenn man unsicher ist. Aber für das "runterschreiben" muss man einfach wissen, wie die Wörter geschrieben werden und da hilft auch das einfach nur schreiben. Der Bewegungsablauf muss drin sein. Ich finde es interessant, dass auch LRS Kinder eigentlich immer Wörter wie "und" richtig schreiben - die Wörter, die sie von der ersten Klasse an immer richtig schreiben üben.
War nicht vor kurzem hier bei 4teachers News die Info, dass man Dinge die man mit der Hand schreibt, sich besser merken kann, als wenn man sie in den Computer einhackt?
Ich erlebe auch bei meinen eigenen Kindern, dass sie viel mehr Übung brauchen (also auch einfach nur schreiben müssen), teilweise, weil sie definitiv visuelle Typen sind. |
| .,. | | von: palim
erstellt: 06.12.2012 17:57:04 |
Ich behaupte, es kommt auf den Fehlerschwerpunkt an.
Es gibt Fehler, die man über Regeln gut vermeiden kann, die man schnell lernen kann und darüber auch schnelle Erfolge möglich sind. z.B. Auslautverhärtung, Großschreibung von Nomen, von Wörtern mit -heit, -keit etc., Ableitungen jeglicher Art.
Es gibt andere Fehler, die über das Erlernen von Regeln gar nicht zu vermeiden sind. Die werden meist Merkwörter genannt. Dazu gehören auch die kleinen Wörter, die häufig verwendet aber eben auch häufig falsch geschrieben werden. Für mich gehört z.B. auch "und" dazu.
Und dann gibt es noch Fehler, zu denen es zwar Regeln gibt, die viele SchülerInnen allerdings gar nicht begreifen oder nachvollziehen können. Zu diesen würde ich Doppelkonsonanten zählen, da man von dem Erkennen kurzer und langer betonter Vokale abhänigig ist. Und DAZU gibt es auch Erkenntnisse, dass manche Menschen diesen Unterschied nicht hören können, weshalb ihnen genau bei diesem Aspekt auch Regeln nicht helfen, da sie diese ja nicht umsetzen können.
Ich hätte ja aus reiner Neugierde gefragt, wie sie zu dieser Annahme gekommen ist bzw. von welcher Forschung sie gelesen hätte, die dir entgangen ist.
Palim |
| Vielen Dank für eure Bestätigung | | von: wahlschwedin
erstellt: 07.12.2012 10:05:29 |
Ja, es war dumm, nicht nachzufragen, aber ich habe mich halt geschämt, weil ich ja selbst unterrichte und dieses Halbjahr voll auf Rechtschreibstrategien gesetzt habe, da meine Schüler wirklich gar keine kannten (und man das gemerkt hat). Ich bin ganz plötzlich in den Lehrerberuf hineingeworfen geworden und habe keine einzige wissenschaftliche Studie in diesem Bereich gelesen, das war mir schlichtweg peinlich. Aber bei nächster Gelegenheit werde ich noch einmal nachfragen.
Vielen Dank euch allen, ihr habt mich in meiner Ansicht bestätigt. Wenn doch noch jemand eine Studie findet, lese ich diese gern.
Meine Tochter ist 11 (5. Klasse), und ich unterrichte sie sogar selbst, aber nur in Deutsch, im Schwedischen fühle ich mich nicht kompetent. Außerdem füchte ich, sie würde sich schlichtweg weigern, wenn ich jetzt noch mehr "Schulaufgaben" von ihr verlangen würde.
Aber wenn jemand Tipps für Rechtschreibspiele für dieses Alter hat, bin ich ganz Ohr. Galgenmännchen spielen sie z.B. sehr gerne.
Gruß aus dem eiskalten Schweden!
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