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Forum: "Bezugnehmend auf das Forum "... Nachschriften..." zum Thema Diktat"
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| Bezugnehmend auf das Forum "... Nachschriften..." zum Thema Diktat | | von: caldeirao
erstellt: 15.10.2019 15:18:02 geändert: 15.10.2019 15:18:28 |
https://www.4teachers.de/?action=showtopic&dir_id=7318&topic_id=38430 In dem Forum ging es abweichend auch um das Dikteschreiben. Wie richtig angemahnt wurde, hatte der Foreneröffner/in eine andere Intension. Deshalb möchte ich die Diskussion darüber hierher verlagern. amann wünschte sich mehr Diktate zur besseren Rs-Leistung. Palim meinte, dass weniger Diktate, nicht heißt, dass man nicht die Rs übe. Lehrer002 meinte, dass sich hier eine Diskussion nicht lohnt. Denn gerade im Rechtschreibunterricht gilt: Viele Wege führen nach Rom. Diktat hin oder her. In Brandenburg haben wir jetzt wegen der schlechten RS-Leistungen das 5-Punkte Programm, https://mbjs.brandenburg.de/media_fast/6288/159-18-anhang_5-punkte-programm_verbesserung_lesen_und_schreiben.16571765.pdf wo alle Schulen fürchterlich stöhnen. Nicht weil nun endlich wieder daran gedacht wird, dass eine angemessene Rs ein Bildungsziel sein sollte, sondern weil aus der jahrelangen Vernachlässigung und schlechter didaktischer und methodischer Vorgaben (man sehe sich nur die Bücher dazu an) katastrophale Grundkenntnisse da sind, die nun auf einmal weggezaubert werden sollen und SuS für jahrelange Missstände nun ihren Kopf herhalten sollen. Es war jahrelang egal, ob etwas richtig oder falsch geschrieben wurde. Ich wurde teilweise angegangen, weil ich kritisiert habe, dass Plakate mit wichtigen Merkregeln oder den Regeln für die Klasse gravierende Rs-Fehler enthielten und ich meinte, man solle die berichtigen. Nun wird darüber diskutiert, ob ich in meiner Facharbeit eine Note schlechter geben soll, wenn zu viele Fehler drin sind. Außerdem müssen die Kinder eine Berichtigung der Rs-Fehler anfertigen. Ich frage mich, wer das kontrollieren soll. Außerdem soll ich alle Rs-Fehler anstreichen. Da kann ich bei einem Drittel das Lineal nehmen und alles Rot unterstreichen- sehr motivierend und für alle Seiten hilfreich. Ich habe nichts gegen Fehler anstreichen, aber doch bitte sinnvoll. Ich habe es übrigens schon vor dem 5-Punkte-Programm gemacht, habe aber die nächste Stufe der Entwicklung gedacht. Aus meiner Sicht sind für das Erlernen 3 Schritte wichtig: 1. Das Erlernen der entsprechenden Rs-Regel (Theorie) 2. Das konkrete Anwenden auf den Wortschatz durch vielfältige Übungen. 3. Das Anwenden der Regel im freien Schreiben Meistens (damit meine ich die Bücher- es gibt sicherlich solche und solche LuL, aber eben auch genug, die sich mehr oder weniger ans Buch halten) wird 1. getan und 2. angerissen. Damit lernen die Kinder das nicht. Ein Rs-Thema soll in ein übergreifendes Thema eingebetet werden. Damit wird es dann mal eine Stunde beleuchtet. Es gehört in den 2. Schritt eine Trainingsphase und die ist natürlich (für die meisten) langweilig, stupide und wenig spannend. Das ist beim derzeitigen Unterrichten völlig verpöhnt. |
| In den Grundschulen liegt es meiner | | von: lehrer002
erstellt: 15.10.2019 18:44:22 |
Meinung nach aber in einigen BL mit daran, dass man nicht überall Mathe und Deutsch studieren muss, nachher aber beides unterrichten. Ich finde fachfremden Unterricht in der GS an sich zwar sehr gut, aber Mathe und Deutsch sind so komplex in der Didaktik - da kann man sich nicht einmal halbwegs einarbeiten. Dementsprechend sind dann auch die RS-Leistungen der SuS. |
| Zeitmangel | | von: palim
erstellt: 15.10.2019 20:03:36 |
Ich finde gut, dass du das Thema ausgelagert hast, @caldeirao. In etlichen BL sind zusätzlich zu den sonstigen Vorgaben Handreichungen zu Rechtschreibung herausgegeben worden. In NDS hat man nun in etwa 500 Seiten, nach denen man sich richten soll, wenn man die Bildungsstandards, die für uns alle gelten und auch die Vorgaben für verschiedene Förederschwerpunkte mitrechnet, da man inklusive Klassen unterrichtet. Zusätzlich gibt es mehr Themen und Themenbereiche, die man berücksichtigen muss, z. B. sehr vieles aus dem Bereich Sprechen und Zuhören, Medien (nicht nur Erzählungen, sondern eine stärkere Betonung von Sachtexten und nicht literarischen Formen, auch Hörbeiträge uvm, neue Medien auch, erheblich mehr Anfordeungen für Vorträge, Präsentationen etc. Es gibt ständig wechselnde Vorgaben für die Leistungserhebung, in denen Neuerungen Eingang finden, damit sie verpflichtend sind und beachtet werden, Ähnliches wurde zuvor über VERA zu erreichen versucht. In keinem Fall glaube ich, dass es daran liegt, dass man nicht D oder nicht Ma studiert hat. Ich kenne nur vereinzelt Lehrkräfte, die sich nicht einarbeiten, sondern sich in der GS auf studierte Fächer berufen, statt dessen sind alle in Fachkonferenzen beteiligt, informiert und interessiert.
Was du erzählst, dass RS wenig oder nicht beachtet wurde, kenne ich auch nicht. Vielleicht wurde in den letzten Jahren weniger darum gestritten, ob ein vergessener i-Punkt als halber oder ganzer Fehler zu werten sei, darum wurden Fehler aber dennoch angestrichen, angemahnt, verbessert. Die Abkehr von Diktaten erfolgte zuneigenden Zeit, als diese bei etlichen SuS trotz wöchentlicher "Nachschriften" (im Sinne von geübten Diktaten) kaum Erfolg zeigten. Die Differenzierung 7nd Individualisierung wurde zu der Zeit erhöht und man wollte über Alternativen weniger SuS frustrieren, die trotz Übens, aber mangels entsprechender Vorkenntnisse schlechte Leistungen erbrachten. Aus diese Überlegung heraus kümmerte man sich mehr um die Vorkenntnisse, Übungen zu phonologischen Bewusstheit und zu Wahrnehmung, und gab den Regeln und Stategien mehr Gewicht, weshalb silbenbasierte und morphologische Übungen im Unterricht und dann auch in den Lehrwerken aufgegriffen wurden und Strategien, z.B. unter FRESCH bekannt, erarbeitet und angewandt werden. In meinem BL betonen die neuen Curricula und Vorgaben dies weiterhin, neben allem anderen soll nun ein Wortschatz trainiert werden, da hat man wohl von BY abgeschrieben, allerdings den Teil mit der Methodik weggelassen. Dies geht zu Lasten anderer Textproduktionen, meiner Meinung nach wurde da gekürzt, auch wenn vieles weiter aufgeführt ist. Mit dem Wissen um geringere Vorkenntnisse hinsichtlich des Verhaltens an sich, das in Schule benötigt wird (Konzentration, Aufmerksamkeit, Anstrengungsbereitschaft, Selbsttätigkeit), hinsichtlich der Wahrnehmungsleistungen, hinsichtlich der Motorik etc. bräuchte man erheblich mehr Zeit, zunächst einmal Grundfähigkeiten (neben o.g. hier speziell Prinzip der Schrift, Motorik, genaues Hören) zu üben und zu festigen, da dies für die RS-Leistungen unabdingbar ist. Solange das nicht berücksichtigt wird, der D-Unterricht vollgestopft, die Unterrichtszeit aber nicht verlängert wird und Fördermöglichkeiten zum Sparen und wegen des Lehrermangels gestrichen werden, kann man nicht erwarten, dass die SuS die RS schneller erlernen. Da helfen keine weiteren Handreichungen und schon gar nicht weitere Aufgaben, die in die Kollegien getragen werden (gemeint sind auszuarbeitende Konzepte, Dokumentationen etc.) |
| Ich bin auch nicht der Meinung, dass | | von: lehrer002
erstellt: 15.10.2019 20:33:47 |
es nicht mehr notwendig ist, sich einzuarbeiten und fortzubilden, wenn man Deutsch bzw. Mathe studiert hat. Falls das missverständlich gewesen sein sollte. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, dass es wahnsinnig schiwerig ist, die o.g. Fächer fachfremd zu erteilen, auch wenn es viele Kollegen gibt, die damit gut klarkommen. Bei denen, denen das - verständlicherweise - schwerer fällt, sieht man jedoch die Konsequenzen im Unterricht. etwas OT: Meiner Meinung nach sollte daher in allen BL Grundschullehramt mit Mathe und Deutsch studiert werden und einem dritten (und evtl. vierten Fach) nach Wahl. Aber klar, es gibt immer Leute, die das auch fachfremd gut wuppen. Ich glaube aber, dass selbst die sich auch selbst im Unterricht wohler fühlen würden, wenn sie das Fach studiert hätten. Für alle weiteren Fächer finde ich die Regelungen sehr gut, dass man sie fachfremd bzw. mit entsprechender Qualifikation (E, Sp, Sw) unterrichten darf, weil es das Klassenlehrerprinzip unterstützt. Ansonsten kann ich @palim nur zustimmen. Rechtschreibunterricht muss in erster Linie zielgerichtet stattfinden und gründlich. |
| schriftliches Ausdrucksvermögen | | von: fruusch
erstellt: 15.10.2019 21:49:56 |
ist in diesem digitalen Zeitalter, in dem persönliche Kommunikation immer mehr in Textform stattfindet, eine Kernkompetenz. Dazu gehört natürlich auch eine angemessene Rechtschreibung. Meine eigene Tochter geht jetzt in die 4. Klasse. Wenn ich ihre Deutsch-Tests lese, dann sind dort alle RS-Fehler markiert, aber nicht alle werden als Fehler gezählt, sondern nur die in sog. "Lernwörtern". Die meisten der nicht gezählten Fehler sind klare Regelfehler (Dehnungs-h, Konsonantenverdopplung...), also vermeidbar. Ich persönlich würde die RS meiner Tochter als unteres Mittelmaß bewerten, dabei gehört sie zu den Besten der Klasse. Sie schreibt gern und formuliert auch gut, macht aber in meinen Augen viel zu viele vermeidbare Fehler. Wenn ich sie darauf hinweise, rollt sie genervt mit den Augen. Als Lehrer der Sekundarstufe sehe ich die Konsequenzen. Ich habe hier am Gymnasium wirklich viele Schüler, die sich schriftlich nur sehr schwer ausdrücken können, auch wenn sie sonst intelligent sind. Das geht so weit, dass ich teilweise aufgrund von eklatanten Lücken in RS, Grammatik und Satzbau ihre Texte nur schwer oder gar nicht lesen kann. Im Laufe der letzten 10 Jahre ist dieses Phänomen sogar größer geworden. Doch woran liegt das? Wenn ich sehe, welche Anstrengungen die Klassenlehrerin meiner Tochter unternimmt, um den Kindern das Schreiben von Texten beizubringen, dann kann ich ihr und ihrem Unterricht schwer die Schuld daran geben. Meine Tochter ist darüber hinaus ein Bücherwurm und verschlingt derzeit ein Buch nach dem anderen, an mangelnder Übung im Lesen kann es also auch nicht liegen. Digitale Kommunikation wie Whatsapp macht sie noch nicht, also ebenfalls Fehlanzeige. Sie ist wissbegierig, lernfreudig, sie kennt die RS-Regeln und kann sie auswendig runterbeten, aber beim Schreiben beachtet sie sie einfach zu wenig. Liegt es also ausschließlich daran, dass die meisten RS-Fehler nicht gewertet werden? Zählt RS darum für Grundschüler weniger? Und wären benotete Diktate, bei denen wirklich jeder RS Fehler gewertet wird, eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken? Wenn ich mich an meine eigene Grundschulzeit zurück erinnere, dann wurde damals von Anfang an rigoros auf korrekte RS geachtet. Das war natürlich auch nicht gut, weil es die schwächeren Schüler gewaltig benachteiligte und ihnen die Chance nahm, jemals Freude am Schreiben zu entwickeln. Stattdessen hagelte es ab der zweiten Klasse schlechte Noten und erzeugte damit jede Menge Frust. Mir hat es jedoch genützt, so dass ich in der 4. Klasse in allen Deutschtests im kompletten Schuljahr zusammen auf genau einen einzigen RS-Fehler kam. Wo liegt der goldene Mittelweg? Gibt es ihn überhaupt? Oder brauchen wir noch mehr Differenzierung - RS-Drill für die einen, Schreiben nach Gehör für die anderen, noch mehr überforderte GS-Lehrer dazwischen? |
| Das Problem ist | | von: caldeirao
erstellt: 16.10.2019 11:14:35 |
wie Palim schreibt, die Zeit. Zuviele Aufgaben, ob das Themen im RLP sind oder mit der Überfrachtung von Aufgaben für die Lehrkräfte. Das Tischtuch passt nicht auf den Tisch und zu dem, der am lautesten schreit, wird es hingezogen. In Brandenburg zumindest stand in den letzten Jahren das freie Schreiben im Mittelpunkt. Auf Rs kam es da nicht an. Das Ergebnis haben wir nun, dass selbst leistungsstarke SuS eine katastrophale Rs haben. Nun haben wir den Auftrag, alle Rs-Fehler anzustreichen. Nun frage ich mich, wie ich in der 1. und 2. Klasse freie Texte schreiben lassen soll. Soll ich dem Kind seine Geschichte rot unterstreichen und noch einmal in perfekter Rs hinschreiben? Da frage ich mich tatsächlich nach dem Sinn. 1. dauert das ewig in der Korrektur und 2. ist das sehr motivierend für das Kind. Oder würde es nicht tatsächlich Sinn machen mir 3 Wörter gemessen an der Stufe der nächsten Entwicklung heraussuchen und diese berichtigen lassen???? Eine andere Idee wäre aus meiner Sicht, dass es an den Schulen ein Thema des Monats gibt und hier besonders von ALLEN Fachlehrern drauf geachtet wird. Dann könnten sich Regeln einschleifen. Aber welchen Sinn macht das, wenn ich als FachlehrerIn alle Fehler anstreiche, die Wörter richtig hinschreibe und dann berichtigen lasse. Genau das ist in der Diskussion. Da frage ich mich, wie lange ich da korrigieren soll und wie viel zeit ich in die Kontrolle der Berichtigung investieren soll. Da geht auch für die SuS irre viel Lernzeit verloren. Dann brauche ich mein Fach nicht mehr zu unterrichten. Außerdem bin ich mir dann auch ganz sicher, dass einige Rs-schwache Kinder, mir keine Antwort mehr hinschreiben, damit sie nicht so viel berichtigen müssen. Ich glaube das ein weiteres Problem für eine gute Rs ist, dass heute die Akzeptanz von Regeln und Autoritäten im Alltag rapide abgenommen hat. Und da hat es ein regelintensives Fach natürlich auch schwer. |
| Schwerpunkte | | von: palim
erstellt: 16.10.2019 12:29:35 |
In welchen Fächern - außer Deutsch - hättest du denn viele Korrekturen? Ich habe eine RS-Berichtigung schon in SU eingefordert, statt einer inhaltlichen Berichtigung. Wir haben Aufgaben und Antworten im Unterricht besprochen, die Berichtigung bestand dann aber aus einer Rechtschreib-Korrektur, weil ich fand, dass es notwendig war - als Fachlehrkraft in SU, die SuS nehmen das hin. Häufig korrigiere ich Arbeiten (SU,D) dann mit 2 Farben - eine Farbe für den Inhalt/ das was für die Notengebung zählt, die andere Farbe für die RS, da die SuS es sonst nicht auseinanderhalten können und tatsächlich einige aus Sorge vor RS-Fehlern nichts schreiben. So bekomme ich den Inhalt, die RS-Korrektur können sie dann trotzdem machen. Dabei auf evtl. Lernwörter zu achten, fände ich für mich persönlich anstrengend und insgesamt weit weniger zielführend. Für Freies Schreiben bzw. angeleitetes und Aufsätze muss man sich gut überlegen, was man möchte. Klassisch und auch hier noch immer recht verbreitet sind Vorschriften, die dann korrigiert und erneut abgeschrieben werden. Auch da ist zu überlegen, ob das mit jedem Text erfolgen muss, weil die Korrektur zu Lasten weiterer Texte gehen kann. Andererseits ist es nicht verkehrt, einen Text zu überarbeiten, zu korrigieren, sich ggf. sogar mehrfach um den gleichen Text Gedanken zu machen (Textüberarbeitung als Aufgabenformat). In Klasse 1 muss man m.E. ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl an den Tag legen. Ich korrigiere JEDES Wort, das abgeschrieben ist, hinsichtlich der Rechtschreibung UND der Schrift. Da bin ich akribisch. Es kostet Stunden beim Nachgucken. Alles ist mit Bleistift geschrieben und mein Radiergummi manchmal sehr fleißig, im schlimmsten Fall wird die komplette Seite des Schreiblernheftes neu kopiert und noch mal geschrieben (wirkt manchmal Wunder). Das, was die Kinder frei schreiben, lasse ich zu Beginn so stehen, schreibe aber die richtigen Wörter oben drüber. So kann es jeder andere auch lesen und die Kinder bekommen einen Eindruck, das manche Wörter anders geschrieben werden, als sie es gehört haben. Mehr nicht. Ich habe es auf dem Elternabend erklärt, warum das so ist. Bei Aufgaben, bei denen es ums Verschriften von Wörtern geht, achte ich in Klasse 1 sehr auf die alphabetische Strategie, es gibt Hinweise (hör noch einmal genau hin) und Anleitungen, wie man zu einem guten Ergebnis kommen kann. Außerdem ist es gut, diese Sachen zur Diagnose zu nehmen und schon gezielt dort zu arbeiten, wo die Wahrnehmung noch nicht stimmt (Silben, Anlaute etc. ... da haben wir schon etliches an Förderung hinter uns, während andere in der Zeit sehr schöne eigene Texte geschrieben haben). Richtiges Abschreiben und Rechtschreiben bekommt jetzt Anfang Klasse 2 einen Schwerpunkt. Meiner Meinung nach kommen die wirklichen Rechtschreibfehler ohnehin erst, wenn die Lesefähigkeit so gut ist, dass die SuS fließender Lesen und eben nicht mehr Buchstabe für Buchstabe abmalen, also irgendwann in Klasse 2 oder 3. Fruuschs Ausführungen fand ich gut. Aufgefallen ist mir aber auch, dass er meint, bestimmte Regeln seien doch klar und die Fehler vermeidbar: Es ist ein Prozess, die Regeln beim Schreiben selbst anzuwenden ... und dies unterbindet gleichzeitig den Schreibfluss und damit wieder den Inhalt. Darum kann es sinnvoll sein, die SuS auf Korrekturen eigener Texte zu trainieren und dies auch mal 1-2 Tage später zu machen, da sie dann mehr Abstand haben. SuS, die keine Probleme mit der RS haben, brauchen das kaum. Das liegt aber nicht am guten Üben, sondern an der guten Wahrnehmung. Für alle anderen ist es mühsam und es braucht seine Zeit. Gerade das Wahrnehmen von Vokallängen ist für manche SuS kaum machbar, entsprechend schwierig sind für sie Regeln, die darauf aufbauen. Seine Beobachtungen zur Ausdrucksfähigkeit decken sich mit meinen, es ist mühsam, da Kinder zu kein-Wort- oder ein-Wort-Sätzen tendieren und die Erwachsenen um sie herum auch gerne springen, sobald die Kinder mit der Wimper zucken. Das fällt bei sehr vielen Kindern auf, in meinen Klassen haben zudem Störungen (AVWS, Sprachschwierigeiten, Dysgrammatismus etc.) zugenommen, sicherlich nicht nur, weil ich geschulter bin und mir es eher auffällt oder das Einzugsgebiet entsprechend ist. |
| @palim | | von: caldeirao
erstellt: 16.10.2019 17:17:52 |
ich gebe dir voll und ganz Recht. Viele Dinge sehe ich auch so. Und ich habe auch schon im Fachunterricht, Fehler angestrichen, richtig drübergeschrieben oder eine Berichtigung anfertigen lassen. Ich bleibe aber der Meinung, dass diese Korrektur und Berichtigung nur Sinn macht, wenn man die Stufe der nächsten Entwicklung berücksichtigt. Wie viel Sinn das Berichtigen des Textes in Klasse 1 macht, wage ich nicht zu beurteilen. Dein Argument leuchtet mir ein. Was das saubere und richtige Abschreiben betrifft, hast Du meine 100%-ige Zustimmung. Das sollen sie von Anfang an lernen. Was deine Frage betrifft, so soll die Korrektur und Berichtigung in allen Fächern erfolgen, auch beispielsweise in Sport oder Kunst. Nun kann man die Kirche auch im Dorf lassen, aber mich betrifft das in Klasse 6 in Naturwissenschaften schon. Da habe ich Arbeiten, die sind weit mehr als eine A4-Seite auf Karopapier. Bei einigen würde ich da schon 10-15 min dran sitzen und ich wüsste, es wäre für die Katz, weil es viel zu viel ist. Ich habe für mich beschlossen, diese Anweisung bis zu meiner 1. Abmahnung zu ignorieren und da unser Chef eh keinen A... in der Hose hat, wird das nicht passieren. |
| .... | | von: ysnp
erstellt: 16.10.2019 18:04:30 geändert: 16.10.2019 18:11:23 |
Ich gebe dir Recht, palim. Nun hat in meinem Bundesland die Rechtschreibung immer eine große Rolle gespielt - auch in den letzten Lehrplänen. Allerdings haben wir auch viel von der neuen Rechtschreibdidaktik mitbekommen und stundenlange Fortbildungen dafür besucht. Federführend waren im letzten Lehrplan Ute Steinleitner und das Ehepaar Röbe. Aktuell haben wir einen ganz guten Lehrplan, was die Rechtschreibung betrifft. Er berücksichtigt das silbische Prinzip, das grammatische Prinzip, die Rechtschreibphänomene, die Rechtschreibentwicklung, die Wörterbucharbeit und arbeitet zusätzlich mit einem Grundwortschatz. In unserem Lehrplan sind zu Recht Grammatikthemen und Rechtschreibthemen und dem Oberthema "Sprachgebrauch und Sprache untersuchen und reflektieren" zusammengefasst. Diktate spielen für die Rechtschreibentwicklung nur eine untergeordnete Rolle. Ein Unterrichtswerk hat diese Gedanken gut umsgesetzt: "Das Auer Sprachbuch" mit seinen Zusatzmaterialien u.a. aus der Feder von Ehepaar Röbe. Besonders sinnvoll ist, dass das Buch mit vielen Elementen der FRESCH Methode arbeitet und zudem bei den Wortarten und Satzgliedern die Montessori Symbole benutzt. Für uns an der Grundschule ist die Rechtschreibung Unterrichtsprinzip. D.h., wir erinnern und kontrollieren ständig, ob die Schüler richtig abschreiben (dazu gibt es die Abschreibregeln) und schauen auf so auf die Rechtschreibung. Meine Erfahrung in diesem Bereich: Mit der Zeit hat man die Schüler schon ganz gut auf die Rechtschreibung sensibilisiert und sie fragen nach oder gucken selbst bei unsicheren Wörtern im Wörterbuch nach. Bei uns hat jeder Schüler selbstverständlich ein Wörterbuch. Wenn Kinder mehrere Abschreibfehler machen, fehlt ihnen oft das Bewusstsein, dass man auf die richtige Schreibweise achten soll. Wenn man aber den Kindern am Anfang vermittelt, dass es in vielen Bereichen egal ist, wie sie schreiben, dann bekommt man diese Einstellung kaum mehr raus, weil sie ja einmal legitim war. Natürlich machen auch meine Schüler vermeidbare Fehler. Sie werden aber dann entsprechend darauf hingewiesen oder üben diese Wörter - falls diese nicht drin sind - in ihrer individuellen Rechtschreibkartei. Ein Beispiel für eine gute Entwicklung: Am Anfang des 3. Schuljahres machen viele meiner frisch übernommenen Schüler beim Beantworten zu Fragen zu einem Lesetext viele Fehler- die Wörter können sie eigentlich noch nicht auswendig schreiben. Nachdem ich sie darauf hinweise, dass viele Wörter, die sie benutzen in der richtigen Schreibweise im Lesetext stehen und ich sie immer wieder auf die richtige Rechtschreibung aufmerksam mache, wird das immer besser. Nach einem Jahr merkt man da insgesamt Riesenfortschritte. Dinge mit Rechtschreibfehlern, die nicht verbessert sind, hänge ich nicht auf. Wenn die Schüler Plakate erstellen, achten sie auf die Rechtschreibung, fragen nach oder verbessern es, wenn ich etwas sehe. Ich bin nicht der Meinung, dass sich ein falsch geschriebenes Wort nicht einprägt, was vor 20 Jahren in der neuen Rechtschreibdidaktik behauptet wurde. Ein mehrfach falsch geschriebenes Wort verhindert bei den Schülern ein Rechtschreibgefühl und ein Schüler, der eher ein "Augentyp" ist, bei dem prägt sich sehr wohl etwas ein. Wenn man die Kinder kreuz und quer schreiben lässt und sie nur im Rechtschreibunterricht richtig schreiben sollen, dann gibt es Schwierigkeiten in der Entwicklung eines Rechtschreibgefühls. Wenn man in möglichst vielen schriftlichen Aufzeichnungen auf die Rechtschreibung achtet, dann erspart man sich manche Übungsstunde in Bezug auf die Rechtschreibung. Alles, was richtig aufgeschrieben ist, übt. Natürlich ersetzt das nicht den Rechtschreibunterricht, wie auch viel lesen nicht das Befassen mit den Rechtschreibphänomenen ersetzt. |
| @yspn | | von: caldeirao
erstellt: 17.10.2019 09:40:36 |
Danke für deinen Beitrag. Das entspricht auch genau meinen Vorstellungen. Die beiden Literatuthinweise habe ich mir notiert. Nun bin ich keine D-Lehrerin, so dass ich mich mit den führenden DidaktikerInnen für Rs nicht intensiv beschäftigt habe. Rs-Lernen ist ein Prozess, der von Beginn an richtig gelehrt werden muss. Das ist in Brandenburg nicht passiert und nun will man das Kind mit dem Bade ausschütten. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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