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Forum: "Gretchenfrage zur Rechtschreibreform"
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| @miro | | von: oblong
erstellt: 01.04.2006 21:15:35 |
Ich denke, dass es vielleicht einmal einen Ministerialbeamten gab, der Staatssekretär werden wollte.
Eines Tages, nach einem üppigen Mittagsmahl, als er seiner Sekretärin gesagt hatte, er sei in den nächsten zwei Stunden auf einer dringenden Dienstbesprechung, begab es sich, dass er eine Eingebung hatte.
Es war die erste, seit er ins feste Beamtenverhältnis übernommen worden war,und es traf ihn wie ein Blitz: Initiiere eine Rechtschreibreform!
Und so geschah es. Nichts konnte seinen Plänen widerstehen: Weder Kultusministerkonferenz noch Vernunft oder der Widerstand von Schriftstellern, Lehrern oder Schülern.
Seit diesem Ereignis herrscht Zwietracht, wie sie durch Pandora bewirkt wurde - stärker als im Dorf des Asterix.
Und wenn dieser Ministeriale, der nicht nur zum Staatssekretär befördert wurde, sondern noch viel höher aufstieg, nicht gestorben ist, dann streiten sie heute noch. |
| Lockerung? | | von: isabelhn
erstellt: 02.04.2006 09:54:02 |
Ich denke schon, dass Rechtschreibung weiterhin wichtig bleibt und auch bleiben sollte. Allerdings bin ich selber eine der Gebeutelten (Abitur 97, d. h. wir haben zwar die neue Rechtschreibung in der Schule noch gestreift, aber durften weiterhin nach der alten schreiben).
Für mich persönlich habe ich einiges übernommen aber mir nicht jede neue Regel angeeignet.
Ich würde also auch im Unterricht einen großen Bogen um absolute Spitzfindigkeiten machen.
Warum sollen die Schüler eigentlich orthografisch richtig schreiben?
Geht es bei den Hauptschülern hauptsächlich um Bewerbungsschreiben, haben die zukünftigen Studenten ja sowieso die Autokorrektur in Word.
D. h. für mich: Grundlagen sind wichtig, der Grundwortschatz muss sitzen, aber es wird in keinem Fall ein schlechtes Bild für einen Bewerber abgeben, wenn er eislaufen (jetzt wieder erlaubt) Eis laufen schreibt, weil er das vor kurzem noch so gelernt hat.
ICh gehe eher davon aus, dass sich hier die Grenzen etwas aufweichen, dass also in diesen Fällen die Norm allmählich gelockert wird und nicht mehr so dogmatisch angesehen wird.
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| @wabami | | von: oblong
erstellt: 02.04.2006 10:47:16 |
Erst wenn du die eingekleideten Aufgaben in Mathe bei deinen Schülern endgültig streichen musst, weil du nicht mehr verstehen kannst, was sie schreiben, wirst du wohl merken, dass Rechtschreibung mehr ist als das beliebige Aneinanderfügen von Zeichen!
Der Stil ist die Physiognomie des Geistes, sagt Ludwig Thoma. Wenn man deinen Beitrag betrachtet, dann wird klar: wen das Problem nicht betrifft, der kann schnell zynische und vereinfachte Vorschläge machen.
Wollte ich auf gleicher Ebene argumentieren, dann könnte ich dir einige Vorschläge zur Vereinfachung des Informatikunterrichts machen...
@isabelhn
Die Erwartungen an die Rechtschreibung sind durch die aktuelle Arbeitsmarktlage und hohes Perfektionistengehabe sicherlich weit heraufgeschraubt worden; das Ziel der Rechtschreibung, vernünftig und klar miteinander zu kommunizieren und eigene Gefühle und Gedanken angemessen ausdrücken zu können sollte aber nicht vorschnell aufgegeben werden, auch wenn völlig unübersichtliche Regulierungswut oft den Blick fürs Natürliche verstellt. Auch Grund- und Hauptschüler sollten an die Teilnahme an Komunikationsprozessen herangeführt werden, die ein schlichtes Verstehen von Umgangsformen und ein Wissen um Grundregeln einschließen. Wir sollten nicht vorschnell durch Verzicht auf solche Bemühungen junge Menschen sozial ausklammern - auch wenn es aus guter Absicht heraus geschieht. |
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